Clara Zetkin: Brief an N. K. Krupskaja

[Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, NL 5. Nach Für die Sowjetmacht. Artikel, Reden und Briefe 1917-1933, S. 473 f.]

Moskau, Hotel Metropol, Z. 205 d.22. IV. 1932

Teuerste Nadeshda Konstantinowna!

Heute ist Lenins Geburtstag. Meine Gefühle und Gedanken sind beherrscht von stärkster, nie verlöschender Dankbarkeit für das Unvergängliche, das der überragende, große revolutionäre Führer und große, gütige Mensch dem Weltproletariat und uns allen gegeben hat, die wir für dessen Befreiung kämpfen. Nie will ich vergessen, wie viel und entscheidend Lenin mir persönlich durch sein Werk und seine Freundschaft vorwärts geholfen hat zu tieferer, klarerer Erkenntnis und folgerichtigem Handeln. Ich will mich nicht unterkriegen lassen durch die unheilbare Trauer, dass wir ihn so früh, viel zu früh verloren und dass er in diesen schwierigen geschichtlichen Stunden nicht unter uns ist. Theorie und Praxis waren ja bei Lenin nie starre Formeln, vielmehr lebendigstes, sich fortentwickelndes Leben, so dass er der Vorwärtsstürmende, Wegweisende sein konnte, ohne den festen, sicheren Boden unter den Füßen zu verlieren. Ich will mich durch die Freude stärken, dass Lenin war und was er durch Lehre und Beispiel war und wirkte.

Aufrichtig verehrte und geliebte Freundin und Kampfgenossin, im Geiste bin ich heute ganz mit Ihnen und den Schwestern Maria und Anna Ujinitschna. Ich bitte, die beiden meiner treuen Freundschaft zu versichern.

Liebe, liebe Nadeshda Konstantinowna, ich umarme Sie, die treue, nie versagende Lebens- und Kampfgenossin des Unsterblichen, in inniger, fester Verbundenheit und Freundschaft.

Ihre Clara Zetkin