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Clara Zetkin 19230314 25 Jahre bolschewistische Partei

Clara Zetkin: 25 Jahre bolschewistische Partei

[Die Rote Fahne (Berlin), Nr. 61 vom 14. März 1923. Nach Für die Sowjetmacht. Artikel, Reden und Briefe 1917-1933, S. 300-310]

Der aufrechte Achtundvierziger Johann Jacoby, der, angewidert von dem tiefen Verfall der bürgerlichen Demokratie in Deutschland, sich der jungen, schwer um ihre Existenz ringenden Sozialdemokratie anschloss, hat den viel zitierten Ausspruch getan: „Die Gründung der kleinsten Arbeiterorganisation ist wichtiger als die Schlacht von Sadowa."1 Er fasste in diesem lapidaren Satz die Erkenntnis zusammen von der weltumwälzenden geschichtlichen Mission des modernen Proletariats. Mutatis mutandis trifft dieser Satz in seinem tiefsten Sinne auf die Gründung der bolschewistischen Partei zu. Sie ist von größter weltgeschichtlicher Bedeutung geworden, sie ist ein heute noch fortwirkendes, lebendiges Stück Weltgeschichte. In ihr kam der aus klarem Wissen um die Triebkräfte, die Gesetze, das Ziel der gesellschaftlichen Entwicklung geborene bewusste, entschlossene Wille zum Ausdruck, das Proletariat müsse der wichtigste, ausschlaggebende Träger der Revolution in Russland werden. Ein kühner Gedanke und ein kühner Wille.

Mehr als in den andern großen Staaten Europas galt in dem noch wenig vom Kapitalismus umgepflügten Riesenreiche, dass das Proletariat, das alles sein sollte, damals nichts war. Vereinzelt noch und im Großen und Ganzen unzusammenhängend waren die Bekundungen des gewaltigen historischen Lebens, das in ihm schlummerte und schöpferisch-gesellschaftliche Kraft werden sollte. In weiter Ferne schien die proletarische Revolution zu stehen, die den Kapitalismus zu überwinden hatte: Nächstes Ziel und nächste Aufgabe schien die bürgerliche Revolution zur Niederzwingung des Zarismus. Nicht die Klasse des Proletariats – so hörte man zumeist – müsse an ihm den Richtspruch der Geschichte vollstrecken. Die Überwältigung des Zarismus werde vielmehr das Werk „aller gesunden, fortschrittlichen, revolutionären Kräfte der Gesellschaft" sein. Diese Kräfte besaßen aber bereits in den Sozialrevolutionären ihre radikalste Vertretung, Orientierung und Organisation. Die glorreiche Ahne der Sozialrevolutionäre war die Narodnaja Wolja, ihre Kerntruppe und Führung stellte die Intelligenz. Neben ihnen hatten sich, dem nämlichen revolutionären Mutterschoß der Narodnaja Wolja entsprossen, marxistisch gerichtete Sozialdemokraten entwickelt, die das Schwergewicht ihres Wirkens unter die industrielle Arbeiterschaft verlegten. Das Bewusstsein ihrer Aufgabe drängte die Sozialdemokraten zu ideologischer Einheitlichkeit, zu organisatorischer Sammlung. Vieljährige theoretische Kämpfe zwischen Sozialdemokraten und Sozialrevolutionären, zwischen Marxisten und Antimarxisten verschiedener Schattierung, zwischen einzelnen Gruppen und Organisationen der einen und der anderen Richtung waren vorausgegangen, als sich vor 25 Jahren die orthodoxen Marxisten in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands zusammenschlossen. Die Geistesschlachten, die die Gründung vorbereiteten und begleiteten, wurden mit größter Erbitterung, Zähigkeit und Leidenschaft geführt. Den Sozialdemokraten trug der unvergessliche Plechanow das Banner des Marxismus voran. Er hat es so tief, so fest in den Boden gerammt, dass es unerschüttert stand, beschützt und verteidigt von den Bolschewiki, als er selbst es später im Stich ließ.

Für uns Sozialdemokraten außerhalb Russlands, die wir uns mit der revolutionären Bewegung dort international verbunden fühlten, sie mit glühender Seele als unsere eigene Sache miterlebten, für uns waren jene theoretischen Meinungskämpfe ein Born der Erquickung, Anregung, Klärung und Vertiefung, Meisterschulen gedanklicher revolutionärer Fechtkunst. In den Jahren der Evolution, die für unser revolutionäres Empfinden dahin zu schleichen, ja stillzustehen schienen, haben wir von den Russen theoretisch vieles und viel gelernt, wie wir in den stürmischen Zeiten der Revolution für Theorie und Praxis von ihnen viel und vieles lernten. Mit hellem Jubel begrüßten wir die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in dem Bewusstsein ihrer sehr großen nationalen und internationalen Bedeutung. Wie so oft hat die Wirklichkeit alles Hoffen und Träumen bei weitem übertroffen. Die Erwartungen, die wir an die Gründung der neuen, revolutionären Klassenkampfpartei knüpften, sind in einem Maße erfüllt worden, das die Phantasiebegabtesten unter uns nicht zu prophezeien gewagt hätten. Unter wilden Stürmen innerer und äußerer Entwicklung; in heißem, bitterem Ringen von Bruder mit Bruder um grundsätzliche Erkenntnis, taktische Zweckmäßigkeit, organisatorische Festigkeit; in den opferreichen Schlachten mit Zarismus und Kapitalismus ward, wuchs und wirkte sie. Lebenslust war ihr unablässige Arbeit an sich selbst – als der bewussten Dienerin und Helferin sich empor ringenden höheren gesellschaftlichen Seins –, war ihr ebenso unablässiger Kampf zur Überwindung der Widerstände, der Feinde, die diese neue Entfaltung bedrohten. Die Vorkämpfer und Anhänger der Partei gingen in die entsetzlichsten Kerker des Zarismus, in Sibiriens unwirtlichste Winkel, ins ungastliche Exil, sie gingen zum Galgen. Sie wanderten schmerzgetränkte, abwegige Pfade von Irrungen und Wirrungen, und manchem erprobten Waffen- und Zielgenossen dünkte ihr Weg zu schmal, zu steil, ja völlig aussichtslos. Absplitterungen und Spaltungen blieben der Partei nicht erspart. Doch den Blick unverrückt dem leuchtenden Preis zugewandt, hielt sie trotz allem die große einheitliche Linie ihres Wesens und ihres Handelns fest. Was sie gelegentlich an Zahl und Umfang verlor, das ersetzte sie verhältnismäßig rasch, weil sie an ideologischer Klarheit und Reife, an organisatorischer Geschlossenheit, an revolutionärer Energie und Kampfkraft gewann. Von der Narodnaja Wolja trägt die Partei das Kostbarste im Blute, das diese zu vererben hatte. Glühende revolutionäre Leidenschaft, nie zu entmutigende Entschlossenheit und Kühnheit, grenzenlos verzehrende Hingabe. Und als sich ihre Wege von denen Plechanows trennten, blieb ihr der überreiche, heute noch nicht voll ausgewertete Schatz wissenschaftlicher, theoretischer Erkenntnisse über die Bedingungen und Zusammenhänge des sozialen Werdens unserer Zeit, den dieser scharfsinnige Denker von umfassender, glänzender Bildung angehäuft hat, blieb ihren Führern von ihm das zur anderen Natur gewordene Bedürfnis nach kritischer Durchleuchtung und Durchdenkung alles gesellschaftlichen Studien und Erfahrensstoffes, dazu die Schulung in der sicheren Handhabung der marxistischen Methode. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands, nach der Abspaltung des rechten Flügels bekannt als die Partei der Bolschewiki, wurde so mehr, bedeutsameres als bloß eine Partei des revolutionären proletarischen Klassenkampfes in Russland. Sie bildete sich heraus zu der revolutionären proletarischen Klassenkampfpartei schlechthin, zu der einzigen sozialistischen Partei, die diesen stolzen Ehrentitel mit Fug und Recht führen darf, seitdem die Menschewiki sich mehr und mehr zwischen den beweglichen Sandhügeln der Wanderdünen reformistischer, bürgerlich-demokratischer Theorie und Praxis verirren. Sie erhob sich damit von einer führenden Partei des russischen Proletariats in der Revolution zu der Führerin, der einzigen zieltreuen und wegsicheren Führerin des russischen Proletariats, der russischen Revolution. Die proletarische Revolution Russlands, die den ersten Arbeiter-und-Bauern-Staat schuf, ist das strenge welthistorische Examen darüber, dass die bolschewistische Partei gelernt hat, Geschichte zu verstehen, und dass sie täglich bei Kampf und Aufbau lernt, „Geschichte zu machen", „die Welt zu verändern", indem sie bewusst gesellschaftzerstörend und gesellschaftschaffend wirkt. Glänzend ist ihre unsterbliche Ruhmestat, Führerin des russischen Proletariats zur Eroberung der politischen Macht und zur Aufrichtung seiner Diktatur gewesen zu sein, das kommunistische Ziel der proletarischen Revolution nicht bloß eindeutig proklamiert, sondern auch seine Verwirklichung mit ungestümer Kühnheit in Angriff genommen zu haben. Nicht minder gewaltig und unsterblich aber ist ihr weiteres Werk: die Verteidigung, Behauptung und Befestigung des Sowjetstaats im furchtbaren Kampfe mit der nationalen und internationalen Gegenrevolution, mit all den feindlichen Gewalten, die sich in den auf heimischem Boden gegebenen historischen Bedingungen der Diktatur des Proletariats und dem Kommunismus entgegen stemmen. Mir deucht sogar, dass dieses graue, unscheinbare Werk von Tag zu Tag während fünf Jahren, dass dieses so viel missverstandene und geschmähte Werk vielleicht schwerer ist als die todesmutige Eroberung der Staatsmacht. Es stellt die Partei der Bolschewiki, der Kommunisten, vor die riesenhafteste, die weitest tragende Aufgabe, es fordert stündlich ein Höchstmaß tiefschürfenden Verständnisses für das Nahe und das Ferne, für das, was ist, und das, was werden soll, ein Höchstmaß nie ermattender, unzerbrechlicher Tatkraft und selbstverleugnender Hingabe.

Was die bolschewistische Partei in den Lehr- und Wanderjahren unter dem Zarismus, was sie in den Meisterjahren der Revolutionszeit geworden ist, das reicht über die „nationalen Wände" hinaus. Auch international ist sie zu überragender Bedeutung emporgestiegen, sie ist nicht eine revolutionäre, eine sozialistische Partei neben anderen, sondern die führende Partei der revolutionären Vorhut des Weltproletariats. Die Kommunistische Partei Russlands ist Schöpferin, wegweisende und tragende Kraft der III. Internationale, die das revolutionäre Gewissen der Ausgebeuteten und Unterdrückten aller Länder ist, die starke, mahnende und rufende Stimme, der tatverlangende. Willen, die sich sammelnde und organisierende Kampfesmacht der proletarischen Revolution. Unbestritten wertvoll und nicht zu missen ist, was jede einzelne nationale Sektion der Kommunistischen Internationale zu deren Entwicklung und Kraftentfaltung beisteuert. Jedoch keine einzige von allen kann wie die Kommunistische Partei Russlands die Erfahrungen einer revolutionären Vergangenheit und einer revolutionären Gegenwart in den Schmelztiegel werfen, aus dem unsere Theorie und Taktik hervorgeht. Das Gekläff bürgerlicher und reformistischer Antibolschewisten gegen „Moskaus Diktat" und „Sinowjews2 Knute" ist unfreiwillige Anerkennung der lebendigen internationalen Kraft und Bedeutung der Partei. Das Vierteljahrhundert bolschewistischer Existenz und bolschewistischen Kampfes ist ein Heldengedicht, wenn auch nicht alle Verse tadellos rein reimen, mancher metrische Fuß hinkt und die und jene Einzelepisode Bedenken, Kritik, Widerspruch hervorruft. Es ist und bleibt ein Heldengedicht, mag auch seine raue Größe den Beckmessern einer Revolution nach weisen, festen Regeln auf die zünftigen Nerven fallen.

Wie ist das reiche, mächtige geschichtliche Leben der bolschewistischen Partei geworden? Welches sind die sprudelnden Quellen ihrer Kraft, die sich bei Arbeit und Kampf täglich verzehrt, um sich täglich zu verjüngen? Und das in einer Epoche, wo der Sturm und Drang der Revolution den Jahren das Werk von Jahrzehnten, von Jahrhunderten unerbittlich abzwingt. Gewiss! Die bolschewistische Partei kann mit Goethes Prometheus auf die Frage antworten:

Hat nicht mich zum Manne geschmiedet

Die allmächtige Zeit

Und das ewige Schicksal,

Meine Herrn und deine?"3

Die allmächtige Zeit und das ewige Schicksal", selbstverständlich konkret geschichtlich aufgefasst und nicht mystisch. Die objektiven und subjektiven Bedingungen sind bekannt, die den Charakter der Partei geprägt, ihre Entwicklung bestimmt, ihre großen Führer geschaffen haben. Allein, bei der Bewertung dieser Bedingungen bleibt häufig ein Umstand im Schatten, der meines Dafürhaltens mehr als mancher andere dazu beigetragen hat, das Wesen der Partei und ihre beispiellosen Leistungen herauszubilden. Es ist die bewusste, planmäßige Erziehung zu Pflichterfüllung, zu Pflichttreue. Ungleich den meisten, wenn nicht allen anderen nationalen Sektionen der Kommunistischen Internationale, kennt die bolschewistische Partei keine „nichts als zahlende Mitglieder". Jedes Mitglied muss aktiv sein, muss Festgelegtes leisten, sei es agitatorisch, propagandistisch, organisatorisch oder sonstwie. Die Partei duldet kein bloßes Lippenbekenntnis, sie heischt von jedem und unter jeden Bedingungen tätige, wirkende Überzeugung. Das ist eine der stärksten Wurzeln ihres blühenden, unverwüstlichen Lebens, ihrer allzeit bereiten, erstaunlichen Stoß- und Tragkraft.

Die weitreichende fruchtbare Bedeutung dieses Wesenszuges kam mir voll zum Bewusstsein, als auf unserem letzten Weltkongress Genossin Krupskaja, die Fleisch und Blut gewordene bolschewistische Tradition, ihr Referat zur Frage der politischen Bildung und Erziehung hielt. Lenin hat bekanntlich von den Anfängen der Partei an nachdrücklichst die pflichtgemäße Aktivität jedes einzelnen Mitgliedes gefordert. Er kämpfte dafür, dass der zweite Kongress der russischen Sozialdemokraten 1903 diese Forderung zum Gesetz der Partei erhob und nahm dafür die Spaltung zwischen Bolschewiki und Menschewiki in Kauf. Was Martow vorschlug, genügte ihm nicht: nämlich, dass jedes Mitglied das Programm der Partei anerkenne und unter ihrer Führung tätig sei. Lenin vertrat die Auffassung, es müsse mit der Annahme des Programms die strikte Verpflichtung zu bestimmter Arbeit in der Organisation verknüpft sein. Martow und seine Freunde erblickten in der „einengenden Formel" Sektierergeist und Abschnürung der Partei von den Massen. Lenin und seine Gesinnungsgenossen werteten sie als Mittel, durch höchste Aktivität jedes einzelnen Mitgliedes höchste Aktivität der Partei zu entfalten und dieser dadurch die Kraft zu sichern, Massen zu erfassen, zu halten, zu schulen und zu bewusster Betätigung emporzuheben.

Die geheischte Bewährung jedes Parteimitgliedes bei festgesetzter Pflichtleistung scheint ein Gebot der Not in einer Zeit schwerster illegaler Parteiexistenz, [in der] schon jede Zusammenkunft mit Arbeitern zur Verhaftung führen konnte, zur Niederbüttelung durch die Kosaken, zu härtesten Verfolgungen. Jedoch es steckt mehr in ihr als der Zwang äußerer Umstände allein. Im schlichten Gewand einer Organisationsbestimmung zeigt sich die hohe Einschätzung der subjektiven Kräfte geschichtlichen Geschehens, des bewussten, planmäßigen Zusammenwirkens einzelner, vieler zu einem einheitlichen, zielgebenden Willen. Lenin kündete sich mit seiner Wertung dieser subjektiven, moralischen Faktoren als der große revolutionäre Realpolitiker an, zu dem er herangewachsen ist. Sein Scharfblick erkannte neben den objektiven Riesengewalten der gesellschaftlichen Entwicklung die Millionen zwerghaft dünkender menschlicher Einzelwillen, die weltgestaltende Göttermacht erhalten, wenn sie sich zum bewussten Massenwillen zusammenballen. Zu solchem Ziel muss das sozialistische Bekenntnis jedes Einzelnen jeden Tag sich zu Arbeit, Tat verkörpern. Der Sozialismus darf nicht bloß zu erkämpfendes Zukunftsland sein, er muss in der Partei als Gegenwartserzieher walten. Die Geschichte hat Lenin recht gegeben.

Die strenge Erziehung zu Pflichtbewusstsein und Pflichterfüllung hat nicht nur eine Elite revolutionärer Kämpfer herangebildet, vielmehr eine ganze revolutionäre Elitepartei. Sie hat die Entwicklung der bolschewistischen Partei zur kommunistischen Massenorganisation gefördert, denn sie schuf neben einem glänzenden Generalstab Tausende erprobter, fähiger Unterführer und eine Gefolgschaft tätiger Zehntausender. Qualität entstand in der Quantität, und diese Qualität wirkte sich aus zu engster Verbindung der Partei mit den proletarischen Massen wie als eiserne Disziplin in den eigenen Reihen. In der Tat! Die Selbstverständlichkeit gewordene Pflichterfüllung aller Parteimitglieder erweitert stetig den Parteieinfluss, den Kreis der „Sympathisierenden", aus dem sich neue Kämpferscharen rekrutieren. Sie lässt einen Wechselstrom frischen, bereichernden Lebens zwischen der Partei und den Massen hin und her fluten. Sie gibt der Partei selbst eine Atmosphäre der Gleichheit zwischen Führern und Geführten in der Treue und Hingabe an ihr Werk. Von oben nach unten wirkt liebevolle Wertung auch des Kleinen und Kleinsten, das in seiner Unentbehrlichkeit für das Große gewürdigt wird. Von unten nach oben steigt brüderliches Vertrauen zur Führung und Entscheidung empor, die Freude am geschätzten Tun. Jeder einzelne hat als Pflichterfüllender Gelegenheit, seine Fähigkeiten kennenzulernen, zu entwickeln, zu beweisen. So schafft und erzieht sich die Partei den Nachwuchs, den der verzehrende Dienst der Revolution heischt. So ist sie die große Hochschule jener allumfassenden sozialen Solidarität, in der das schwierige, viel verschlungene Problem des Verhältnisses zwischen Einzelpersönlichkeit und Gesamtheit seine Lösung findet. So sichert sie sich Gegenwartskraft und schöpferisches, sieghaftes Zukunftsleben. Da [der] Partei der Wille und die Fähigkeit eignete, die proletarische Revolution als Kampf für die Eroberung der politischen Macht zu organisieren, wird auch das gewaltige Werk gelingen, in selbstverleugnender, zäher Arbeit den Aufbau Sowjetrusslands zum Kommunismus zu organisieren.

Ein Vierteljahrhundert bolschewistischen Kampfes war genug, das russische Proletariat zu der titanenhaften Willenstat der Revolution zu befähigen, das moskowitische Zarenreich „jung zu hämmern" in den ersten proletarischen Rätestaat der Welt, den Feudalismus völlig zu zermalmen, die Klassenherrschaft der Bourgeoisie zu brechen, die ersten Quadern des kommunistischen Gesellschaftsbaus zusammenzufügen und den Arbeitern die Macht zu seiner Vollendung zu sichern. Es war genug, die Welt des Kapitalismus bis in ihre Tiefen zu erschüttern. Es war genug, den Proletariern, den Ausgebeuteten aller Länder ein unvergängliches Beispiel revolutionärer Größe zu geben. Das Weltproletariat kann der Partei der russischen Revolution nur durch ein Monument danken, das ihrer historischen Leistung würdig ist: durch die seinerseits weitergeführte Weltrevolution.

1 Siehe Gesammelte Schriften und Reden von Dr. Johann Jacoby, Zweiter Teil, Hamburg 1877, S. 354. Das Zitat lautet: „Die Gründung des kleinsten Arbeitervereins wird für den künftigen Kulturhistoriker von größerem Wert sein – als der Schlachttag von Sadowa."

2 G. J. Sinowjew war 1919-1926 Vorsitzender der Kommunistischen Internationale.

3 Goethes Werke in zwölf Bänden, 1. Bd., Berlin/Weimar 1966, S. 60.

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