Clara Zetkin 19220100 Der Internationale Kommunistische Frauentag 1922

Clara Zetkin: Der Internationale Kommunistische Frauentag

[„Die Kommunistische Fraueninternationale“, 2. Jahrgang, Heft 1/2, Januar/Februar 1922, S. 379-384]

Begeisterungsstürme begrüßtem den Antrag unserer bulgarischen Genossinnen und den Beschluss der Zweiten Internationalen Konferenz der Kommunistinnen zu Moskau, den Internationalen Frauentag einheitlich am 8. März abzuhalten, an dem die russischen Genossinnen ihn begehen. Hoch schlugen die Herzen, weithin flog der Blick, und der Wille reckte sich fest, kühn empor. Die Erinnerung flammte hinreißend auf, dass es die Riesendemonstration der Petersburger Proletarierinnen für Frieden und Freiheit gewesen, die am 8. März 1917 die russische Revolution eingeleitet hat. Die Erkenntnis und das Wollen der 82 Vertreterinnen kommunistischer Frauen von 28 Nationalitäten ballte sich zu einer einzigen großen Entschlossenheit zusammen. Unser heutiger Internationaler Frauentag muss ein gewaltiges Bekenntnis breitester Massen zum Kommunismus werden, ein unwiderstehlicher Kampfaufruf wider die bürgerliche Ordnung und für die Machteroberung durch das Proletariat. Er muss beweisen, dass wir Kommunistinnen nicht bloß wollen, sondern auch können, handeln können. Nun gilt es, unseren stillen, aber bindenden Eidschwur einzulösen, den Willen als Tat lebendig zu machen.

Die geschichtliche Stunde verpflichtet uns dazu.. Was die Kapitalisten der einzelnen Länder national begonnen, das setzen sie international fort. Das Bemühen, die durch den Weltkrieg und seine Auswirkungen aus den Fugen gerissene, verfallende kapitalistische Wirtschaft wieder aufzurichten und für ewige Zeiten zu befestigen. Nicht etwa Dank der Säfte und Kräfte des eigenen geschichtlichen Lebens dieser Wirtschaft. Nein! Lediglich auf Kosten der blutigen Ausbeutung und härtesten Knechtung des Proletariats, des schaffenden Volks.

Die Bourgeoisie alter Länder hat während ihres imperialistischen Kriegs und in den Jahren seither bewiesen, dass ihr weder die Fähigkeit noch der Wille eignet, die märchenhaften Produktionskräfte und Produktivmittel, die sich unter ihrer Herrschaft entwickelt haben, zum Wohle der Gesamtheit zu verwalten, zu leiten. Sie kann sie nur noch durch den Jammer von Krisen und die Verbrechen von Kriegen lähmen, brachlegen, auf Vernichtung und Zerstörung richten. Der Kapitalismus vermag nicht, sich aus den Flammen und der Asche des Weltkriegs verjüngt zu neuem Leben zu erheben, dem Vogel Phönix der Sage gleich. Er ist ohnmächtig, auch nur das Chaos zu bändigen, das er geschaffen; er ist erst recht ohnmächtig, neues, höheres, materielles und kulturelles Dasein für alle aus den Ruinen erblühen zu lassen. Er kann nur noch „fortwursteln“, mit dem Ergebnis, eine Minderheit von Millionären in Milliardären zu verwandeln. Satte an Brot und Kultur in Übersättigte, Müßiggänger und Tändler mit wissenschaftlichen, künstlerischen und sozialen Werten in vergeudende Degenerierte.

Diese Entwicklung dem Abgrund zu, vermögen die Zusammenkünfte der zünftigen Diplomaten, Politiker, Industrieherzöge und Finanzkönige mit ihrem Geraune und Gewisper; mit ihren lügnerischen Verträgen unter sich und ihren geballten Fäusten gegen die Werktätigen nicht zu wenden. Sie bleibt auch Wirklichkeit trotz der Prophezeiungen von Revolutionsmüden und Revolutionsfeigen, die am geschichtlichen Horizonte nichts anderes dämmern sehen, als eine Wiedergeburt des Kapitalismus und seiner Ordnung. Wie niemand seinen Schatten überspringen kann, also ist der Kapitalismus außerstande, sich über die Schranken seines Wesens zu schwingen. Seine bewunderte und gerühmte „Anpassungsfähigkeit“ an höhere Organisationsformen zerbricht an seinem harten Wesenskern als individuelle, anarchische Profitwirtschaft. Die geschichtliche Uhr des Kapitalismus ist abgelaufen. Er muss dem Sozialismus, dem Kommunismus weichen, für den er im eigenen Schoße die Vorbedingungen erzeugt hat.

Diese Gewissheit ist nicht ein seliger Glaube, vielmehr eine unerschütterliche wissenschaftlich begründete Erkenntnis von den sozialen Tatsachen, Zusammenhängen und Entwicklungsgesetzen. Inmitten der furchtbaren Nöte und schweren Kämpfe dieser Zeit wird sie dem internationalen Kommunistischen Frauentag tragende Kraft und zündende, werbende, die Massen erfassende Begeisterung geben. Sie wird den in ihm aufblitzenden, ihn beherrschenden stahlharten Willen von Millionen schmieden, kämpfend den Kapitalismus zu überwinden und dem Kommunismus den Weg zu brechen. Denn erst dieser Wille und nur dieser Wille stößt den Kapitalismus in die Grube, dessen Verwesungsprozess die Luft mit sozialen giftigen Fäulnisbazillen und eklem Pesthauch erfüllt. Fehlt dieser tat- und hingebungsbereite Wille, so kann der Kapitalismus — obschon geschichtlich gerichtet — weitervegetieren. Den Preis dafür zahlen die von ihm ausgebeuteten und unterdrückten Lohn- und Gehaltssklaven, zahlen die bewucherten und beherrschten schaffenden Bevölkerungsschichten außerhalb des Klüngels der Junker, Schwerindustrieller, Börsenfürsten und ihren illegitimen, doch natürlichen Brüder: der Schieber und Wucherer. Und dieser Preis wird mit Blut und Tränen als zermalmendes Elend, als das Verderben und Sterben ganzer Proletarierheere in der Geschichte verzeichnet sein.

Dess alles waren sich die Kommunistinnen bewusst, als sie in Moskau ihren Beschluss über den Internationalen Frauentag fassten, Dess sind sie sich mit erhöhter Klarheit und gesteigerter Entschlusskraft heute bewusst, wo sie zu dieser Kundgebung rüsten. Auch der internationale Kommunistische Frauentag muss eine Antwort geben auf die Schicksalsfrage, die verantwortungs- und opferschwer und doch. hoffnungs- und segensreich vor den Männern und Frauen des schaffenden Volks aller Länder steht: geduldiges, demütiges Abfinden mit dem schmutz und bluttriefenden Kapitalismus oder entschlossener, unerbittlicher Kampf zu seiner Vernichtung? Die Antwort auf diese Frage muss klipp und klar, ohne Drehen und Deuteln mit Wenn und Aber, sein, und Millionen von Frauen und Männer müssen sie geben.

Die Befreiung der Arbeiter kann nur das Werk der Arbeiterklasse selbst sein. Dieses riesigste und fruchtbarste Werk der Geschichte kann jedoch von ihr nun und nimmer vollbracht werden, wenn sie nach den Geschlechtern in zwei Hälften auseinander gerissen ist. Wie die Männer und Frauen des Proletariats in einer Leib und Seele erdrückenden Lebensnot geeint sind, so muss sie auch glühender Hass gegen den Kapitalismus einen, vertrauensstarker, wagemutiger Kampfeswille zur Revolution. Der internationale Kommunistische Frauentag darf in keinem Lande und in keinem Orte nur eine Frauenveranstaltung bleiben, er muss allüberall der Willensausdruck und das Werk der ganzen Kommunistischen Partei sein. Diese muss mit all ihrer materiellen und moralischen Kraft unseren Frauentag tragen. Das macht der Charakter, der Inhalt, das Ziel unseres Frauentags, wie das Wesen jeder Partei der Dritten internationale zur ebenso selbstverständlichen, als unabweisbaren Notwendigkeit.

Dürften wir alle vergessen, dass wir Kommunisten sind? Kommunismus verpflichtet! Für uns ist im Ringen mit dem kapitalistischen Ungeheuer, ist bei Arbeit und Kampf für den weiten, sonnendurchfluteten Bau des Kommunismus, darinnen alle in höchster Menschlichkeit ihr Heim finden werden, Frauensache auch Männersache, ebenso wie im Kampfe für volle Menschlichkeit für uns Männersache auch Frauensache ist. Vor unserem Denken und Wollen steht die eine millionenköpfige, große Gemeinschaft aller Ausgebeuteten, Geknechteten, Leidbebürdeten und Zertretenen, steht das eine große, erhabene gemeinschaftliche Ziel, das den Kampf heischt. Hie Arbeit und ihr Recht, dort Kapital und seine Macht! Hie das Proletariat, das nach voller Menschlichkeit dürstet, dort die Bourgeoisie, die nach Gold und Gewalt giert! Hie Sozialismus, Kommunismus, der Menschen als Kulturschöpfer und Kulturgenießende zu vollen, glücklichen Menschen macht, dort Kapitalismus, der Menschen als Profitware beschmutzt, erniedrigt, krüppelt, zerstampft! In dieser Überzeugung will der Internationale Frauentag breiteste Massen im Zeichen des Kommunismus zum Kampfe sammeln. Männer und Frauen unterschiedslos! Das Gedenken der glorreichen Tat der Petersburger Arbeiterinnen vom 8. März soll über unseren Frauentag wehen, einem leuchtenden Banner gleich, das Wegweisung gibt und den Mut befeuert. Jedoch als Werbeakt für die Kommunistische Partei jedes Landes für den Kommunismus, die Dritte internationale wird er sich auf die Woche vom 5. bis 12. März ausdehnen. Denn er soll den Funken der Gedanken, daran die befreiende Tat sich entzündet, bis in die Tiefe und die kleinen, abgelegenen Winkel der Bevölkerungsschichten tragen, deren Menschentum der Kapitalismus in seine Profitmühle zermalmt.

Dieses Ziel im Auge wird unsere Kundgebung mit eiserner Stimme von dem reden, was ungezählte Frauenherzen bewegt, ungezählter Frauen Schicksal ist. Von unermüdlichem Fleiß und bitterer Armut, von verzehrenden Sorgen und düsterem Elend; von verweigertem Recht und unstillbarer, heißer Sehnsucht, von brutaler, tückischer Herrengewalt und unbeugsamem, trotzigkühnem Revolutionswillen der Ausgeplünderten und Kleinen. Heftet sich der Kapitalismus nicht von grauendem Morgen bis in die tiefe Nacht an die Fersen der schaffenden Frau, um auch aus ihrem Mark und Blut — und gerade aus ihm oft mit verdoppelter Grausamkeit und Gewissenlosigkeit — die Reichtümer herauszupressen, mit denen es die Kosten seines Weltkriegsverbrechens und seiner verbrecherischen Fortexistenz bezahlen will?

Teuerung zu Wucher verschärft und Steuerausplünderung reißen ihr und den Ihren den Bissen trockenen Brotes vom Munde. Ihr Verdienst oder der des Mannes sinkt, und keine Geschicklichkeit, keine Tüchtigkeit schützt gegen Arbeitslosigkeit. Der Arbeitstag wird verlängert, die Arbeitslast, Arbeitspein und Arbeitsgefahr wächst. Das Unternehmertum vernichtet frech, herausfordernd unter Beihilfe seines Staats die dürftigen Anfänge des gesetzlichen Schutzes der erwerbenden Proletarierinnen, der Kinder, der halbflüggen Töchter und Söhne des schaffenden Volks. Der ausbeutende Kapitalist will sich auf dem Markt behaupten und begehrt fetteren Profit. Fühllos tritt er alle Rücksicht darauf unter die Füße, dass die Berufstätige, dass die Hausfrau des Fabriklers, Angestellten, Beamten, Handwerkers, Kleinbauern Weib, Mutter, Mensch ist. Und hinter dem „heiligen Goldhunger“ des einzelnen Kapitalisten steht heute aufpeitschend das Bewusstsein der ganzen Kapitalistenklasse, dass es um Sein oder Nichtsein ihrer Ausbeutungs- und Herrschaftsgewalt geht.

Daher Mittel in verschwenderischer Fülle, um diese Gewalt mit Bajonetten und Maschinengewehren zu stützen und zu schützen. Hingegen Bettelarmut, wenn es sich um soziale Fürsorge für Mutter und Kind handelt, um gesellschaftliche Einrichtungen und Maßnahmen, die das Los der von doppelter und dreifacher Pflichtbürde zermürbten Hausfrau und Mutter zu erleichtern vermöchten. Daher im Namen der Demokratie Vorrecht und politische Machtstärkung für die Reichen, auch wenn sie als Drohnen die Gesellschaft ärmen. Hingegen Vorenthaltung politischen und sozialen Rechts für die werktätigen Frauen, die mit Hand und Hirn Mehrerinnen des Wohlstands, der Kultur der Gesellschaft sind. Von den Ketten der Geschlechtssklaverei gefesselt fällt der werktätigen Frau ihr Los, als Opfer der kapitalistischen Klassensklaverei. Und wenn sie trotzdem wider diese Sklaverei zu meutern wagt, wenn ihr Klassenbruder sich wider sie erhebt, so sucht die bürgerliche Gesellschaft, den Tod im Nacken, Hilfe und Rettung bei dem weißen Terror ihrer Klassenjustiz und dem roten Terror ihrer Klassenarmee.

So sind die Auswirkungen des ablebenden und sich verzweifelt gegen das Sterben wehrenden Kapitalismus, die die Losungen unseres Frauentags diktieren. Beginnend mit der Forderung sofortiger und durchgreifender Maßnahmen zur Verbilligung und Sicherung des Lebensbedarfs bis zu derjenigen der Kontrolle der Wirtschaft durch die frei gewählten Räte der Werktätigen, ohne Unterschied des Geschlechts. Angefangen mit dem Begehren vollen politischen, sozialen Frauenrechts, wir Samen sozialen Frauenschutzes und ausklingend mit dem Ruf nach der uneingeschränkten Amnestie für alle revolutionären Kämpfer und Kämpferinnen. Je nach den gegebenen geschichtlichen Umständen in jedem einzelnen Lande die eine oder andere proletarische Lebensnot und Forderung als Ausgangspunkt oder besonders stark betont. In allen Ländern aber die Einzelforderungen zusammengeballt zum kraftvollen, siegessicheren Kampfeswillen für die Eroberung der Staatsmacht durch das Proletariat und die Aufrichtung seiner Diktatur in der Räteordnung. In den Ländern der Besiegten und der Sieger, wie der so genannten Neutralen, züchtigt heute der Kapitalismus nicht mehr mit den Peitschen seiner Blütezeit, sondern mit den Skorpionen seines Verfalls. Die Leiden der Schaffenden einer Nation werden die Pein der anderen. Daraus erwächst und erstarkt die internationale revolutionäre Kampfesentschlossenheit und das internationale revolutionäre Kampfesziel: Nieder mit dem Minotaurus, dem Menschenfresser! Unser Kommunistischer Frauentag muss dessen Zeuge und Förderer sein.

Die internationale Solidarität der Ausgesogenen und Unterdrückten aller Länder heischt gegenwärtig gebieterisch ihren besonderen, greifbaren Ausdruck. Selbstverleugnende, entbehrungsfreudige brüderliche Hilfe für die Hungernden, Todbedrohten in Sowjet Russland, entschlossenen Kampf für die Freiheit, die Existenz Sowjetrusslands. Die lmperialisten Frankreichs und Englands verlangen als Kriegsbeute einen Riesenanteil der Schätze, die die Kapitalisten Deutschlands den Proletariern abzwingen. Zur Entschädigung wollen sie die Stinnes und Rathenau Teil haben lassen an der geplanten Ausplünderung und Zerfleischung Sowjetrusslands. Das soll eine unerschöpfliche Ausbeutungskolonie des Weltkapitalismus werden unter deutschen Fronvögten. Der tödliche Hass gegen den einzigen Proletarierstaat der Welt stachelt aufs höchste die Gold- und Machtgier, den Lebenshunger der internationalen Ausbeutersippe. Darf dieser Staat leben, darf er seine jungen Kräfte entfalten, wenn der krachende und berstende Bau des Weitkapitalismus nur noch mit dem Schweiß und Blut von Millionen Elendgeweihter zementiert, mit den Gebeinen vernichteter Geschlechter gestützt werden kann? Ist nicht seine bloße Existenz eine nie verstummende Mahnung an die Versklavten, ihr Joch von den wunden Schultern und den zerschundenen Seelen zu werfen?

Die Arbeiter und Bauern Sowjetrusslands haben in heldischem Kampf und in stillem Martyrium Unsterbliches geleistet. Alles vom Bürgerkrieg zerwühlt, von inneren Feinden gehetzt war ihr Staat außerstande, in vier kurzen Jahren die Sündenerbschaft des Zarismus und Kapitalismus zu tilgen und dazu die rückständige wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung von Jahrhunderten nachzuholen. Und ihm gebrach, was den Aufbau neuen, vollkommeneren Lebens erleichtert und beschleunigt hätte. Das Hand-in-Hand-Arbeiten mit anderen proletarischen Staaten, in denen die soziale Revolution schöpferische Riesenkräfte entfesselte. Sowjetrussland war gezwungen, in Konzessionspolitik wieder mit dem Kapitalismus zu handeln und zu wandeln, den es ausrotten will. Nicht als bittere Frucht der „schweren Fehler“ seiner führenden Revolutionspartei, vielmehr durch die Schuld der Proletarier anderer Länder — allen voran Deutschlands —‚ die ihre Freiheit nicht zu denken, nicht zu erkämpfen wagten.

Der in Sowjetrussland zugelassene Kapitalismus muss der gut bezahlte Diener des Proletariats und seiner Republik bleiben, er darf nun und nimmer zum befehlenden Herrn, zum Herrscher werden. Noch ist die Macht den Sowjets, und sie muss ihnen bleiben. Proletarier der ganzen Welt, begleicht euren russischen Brüdern und Schwestern eure große Schuld! Und ihr, schaffende Frauen der ganzen Welt, tut desgleichen! Ist nicht Sowjetrussland der einzige Staat, der Frauenwirken auf allen Gebieten ruft und anerkennt, die Mutterschaft sozial schützt und wertet, in dem das Weib gleich verpflichtete und gleichberechtigte Bürgerin ist? Hände weg von Sowjetrussland! Die Bahn frei für Sowjetrussland! Tatkräftige Förderung Sowjetrusslands! So muss es von unserem Internationalen Frauentag vielsprachig über die Welt brausen, ein Schlachtruf gegen die beutelauernde Bourgeoisie aller kapitalistischen Länder.

Die internationalen Korrespondentinnen der Genossinnen, der Kommunistischen Parteien vieler europäischen Länder haben in gemeinsamer Konferenz mit der Vertreterin des Frauensekretariats der Dritten Internationale über die Durchführung des Frauentags beraten. Sie waren sich in ihren Beschlüssen eins mit der Exekutive der Kommunistischen Internationale. Es kann, es darf nicht fehlen, dass die Kommunistische Partei jeden Landes ihre volle Kraft an den Erfolg unserer Kundgebung setzt.

Der Internationale Kommunistische Frauentag beginnt am 5. März, an Rosa Luxemburgs Geburtstag. Das Lebenswerk und das Lebensbeispiel der unerschrockenen, genialen Revolutionärin, deren Leib Mörderhände zerstörten, deren Geist unsterblich unter uns wohnt, wird uns voranglänzen, eine richtungweisende Feuersäule. Das Spiel des Zufalls fügt es, dass am 8. März, an dem 1917 Frauenhände die Sturmglocke der russischen Revolution zogen, in Genua die Abgeordneten der kapitalistischen Mächte zusammentreten, um die Welt wieder in kapitalistisches Gleichgewicht zu bringen. Der Demonstration der internationalen Gegenrevolution muss die Willenskundgebung, die entschiedene Kampfaufnahme des internationalen Proletariats die Antwort geben. Und in dessen revolutionärer Einheitsfront in den vordersten Reihen zu kämpfen, wird Ehre und Glück der Frauen sein. Ihr Internationaler Tag muss eine starke Kraft der proletarischen Schilderhebung gegen den konterrevolutionären Schacher der Kapitalgewaltigen und ihrer politischen Lakaien bilden. Frauen haben dem Christentum den Weg zur Gleichberechtigung und Macht bahnen helfen. Frauen haben am 5. und 6. Oktober 1789 den König und die Nationalversammlung aus Versailles nach Paris zurückgeführt, im Leichenzug der absoluten Monarchie, des feudalen Staats, im Triumphzug der Revolution. Frauen haben am 18. März 1871 den Raub der Geschütze des Pariser Volks durch Thiers Weißgardisten verhindert und das Signal zur Kommune gegeben. Unsere schwere Zeit, in der es für die Proletarier aller Länder um die Freiheit, um das nackte Leben selbst geht, unsere große Zeit, in der sich Weltreaktion und Weltrevolution zu entscheidenden Waffengängen anschicken, darf kein kleines Frauengeschlecht finden, keine Illusionen, aber auch kein zagender Kleinmut! Rüsten wir für den Kampf! Gehen wir ernst und kühn in den Kampf!

Clara Zetkin.

Kommentare