Clara Zetkin 19260311 Massenarbeit und Frauen

Clara Zetkin: Massenarbeit und Frauen

(11. März 1926, Rede in der 17. Sitzung der Erweiterten Exekutive der Komintern)

[Protokoll. Erweiterte Exekutive der Kommunistischen Internationale Moskau, 17. Februar — 12. März 1926. Hamburg-Berlin 1926, S. 544-550]

KLARA ZETKIN: Genossen und Genossinnen! Gestatten sie mir, dass ich einige Ausführungen zu der von uns beantragten Änderung der Resolution, betreffend die Heranziehung der Frauen zu den Massenaktionen, mache. Wir, die wir dieses Amendement gestellt haben, sind der Ansicht, dass in der vorliegenden Fassung der Resolution nicht genügend scharf und nicht genügend nachdrücklich zum Ausdruck gekommen ist, dass die Erfassung und Mobilisierung der breitesten Frauenmassen eine so wichtige, ja oft eine so ausschlaggebende Angelegenheit ist, dass sie ganz besondere Beachtung verdient. Wir sind der Ansicht, dass der Heranziehung der breitesten Frauenmassen bei allen Formen, bei allen Methoden der Massenmobilisierung die größte Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, und dass namentlich die Parteien der Kommunistischen Internationale — in Russland geschieht das schon — dass alle unsere nationalen Sektionen nicht genug Energie aufwenden können, um bei jeder Art und bei jeder Form der Massenaktion auch breiteste Frauenmassen heranzuziehen. Es steht fest, dass gerade bei Massenaktionen und Massenorganisationen, wie sie die Resolution ins Auge nimmt, breite Frauenmassen, die heute unsere Parteien leider noch nicht erfasst haben, sehr wertvolle Dienste leisten können. Fragen sie z. B. die Internationale Arbeiterhilfe, oder die Internationale Rote Hilfe, von welch großer Bedeutung die aktivste Mitarbeit der Frauen in diesen Massenorganisationen ist. Wer einen Einblick in die Tätigkeit dieser Massenorganisationen gewonnen hat, andererseits auch in das wachsende Bedürfnis breiter Frauenmassen, sich sozial zu betätigen, bei gleichzeitiger Zurückschreckung, in die politischen Organisationen zu gehen, schon den politischen Kampf zu führen, der weiß auch, dass durch eine energische, konsequente, organisierte Betätigung unserer Parteien auf diesem Gebiet noch unendlich große, jetzt leider untätige Frauenmassen für die Aktionen des Proletariats, für den revolutionären Klassenkampf gewonnen und in die Schlachtreihe gegen die Bourgeoisie eingegliedert werden können.

Ich glaube, dass wohl alle Delegationen mit der von uns vorgeschlagenen Betonung des allgemeinen Standpunktes einverstanden sein können.

Weiter besteht zwischen dem Text der Kommission und unserem Antrag ein Unterschied insofern: Der Text der Kommission weist nur auf die Notwendigkeit hin, das Frauendelegiertensystem mit aller Energie aufzubauen. Er spricht nicht von der Ausnutzung anderer Formen der Frauenorganisation. Wir sind durchaus damit einverstanden, dass in dem gegebenen Zusammenhang des Frauendelegiertensystems gedacht wird, und dass die Parteien verpflichtet werden, mit allem Nachdruck für die Vorbereitung und Durchführung, für größte Aktionsmöglichkeiten des Frauendelegiertensystems einzutreten. Wenn das bis jetzt nicht in größerem Umfange geschehen ist, so ist das wahrlich nicht die Schuld des Internationalen Frauensekretariats oder der Genossinnen in den einzelnen Ländern. Wir haben kaum ein Zirkular an die nationalen Frauensekretariate der Bruderparteien hinausgehen lassen, wir haben kaum eine Ausarbeitung über die Formen und Methoden der Organisierung der Frauenmassen gemacht, ohne dass wir nicht das Frauendelegiertensystem in den Mittelpunkt unserer Ratschläge, unserer Anweisungen gestellt hätten. In jeder Sitzung, bei allen Tagungen, wo wir uns mit der Frage — der Organisierung und Schulung der Frauenmassen beschäftigt haben, haben wir den Wert des Frauendelegiertensystems hervorgehoben. Wir haben betont, dass das Frauendelegiertensystem nicht nur den Vorzug hat, dass es breite Frauenmassen mobilisiert und in dauernde Berührung und Verbindung mit der Kommunistischen Partei bringt. Nein, Genossen, es hat noch eine andere außerordentlich wertvolle Wirkung. Das System ist eine Hochschule der politischen und sozialen kollektiven Arbeit für die Frauen‚ und es kann als solche Hochschule kaum hoch genug geschätzt werden. Gewiss, es war unsere Pflicht, darauf hinzuweisen, dass auf Grund der bestehenden konkreten Verhältnisse das Frauendelegiertensystem außerhalb der Sowjetunion nicht rein mechanisch übertragen werden könne, sondern den gegebenen konkreten Verhältnissen angepasst werden muss. Wir durften unseren Blick vor den vielen Schwierigkeiten für die Parteien und die Genossinnen bei der Durchführung des Systems in den noch kapitalistischen Ländern nicht verschließen. Wir haben wohl gesagt, dass diese Schwierigkeiten da sind, dass wir ihr Vorhandensein anerkennen, dass sie aber keineswegs von der Durchführung des Systems abschrecken dürfen. Sie sollen umgekehrt uns anspornen, alle konkreten Verhältnisse zu prüfen und mit höchster Energie dafür zu kämpfen, dass alle wirtschaftlichen, politischen und sozialen Hindernisse gegen die Durchführung dieses wertvollen Systems überwunden werden.

Wir haben zur Durchführung dieses Systems Ansätze gehabt, so in Deutschland in verschiedenen Städten bei der großen Teuerungsbewegung in der Form der Frauenausschüsse, der Teuerungsausschüsse, so in Thüringen, wo in Gera Arbeiterinnen-Delegiertenversammlungen und Ausschüsse in Funktion getreten sind, so in Berlin, wo Ansätze zur Durchführung des Delegiertensystems unter den Handarbeiterinnen geschaffen wurden. Leider sind alle diese Ansätze in Deutschland zusammengebrochen. Nicht durch die Untätigkeit der arbeitenden Genossinnen, auch nicht infolge ihrer Blindheit, ihres konservativen Sinns gegen die Durchführung einer neuen Form zur Erweckung und Organisierung der Frauen, der Arbeiterinnen insbesondere. Nein, sondern dadurch, dass die Zentrale Fischer-Maslow die Arbeit unter den Frauen überhaupt in geradezu strafwürdiger Weise vernachlässigt hat, so dass auch auf diesem Gebiet so ziemlich alles zusammengebrochen ist, was schon vorhanden war.

Genossen, was wir allerdings betont haben und auch heute noch unterstreichen, ist die Tatsache, dass, so wichtig und wertvoll das Frauendelegiertensystem ist, so notwendig es uns dünkt, dass die größte Energie an seine Durchführung gesetzt werden muss, so ist dieses System doch nicht die einzige Form, unter der wir die werktätigen Frauenmassen erfassen können, in dauernde Verbindung mit der Partei, unter ihren ständigen Einfluss bringen und sie politisch und sozial erziehen. Wir sind der Meinung, dass wir alle Formen, alle Möglichkeiten ausnützen müssen, um die Frauenmassen zu sammeln. Eine solche Möglichkeit ist auch dadurch gegeben, dass Frauenorganisationen bestehen. Ein Teil von ihnen steht tatsächlich heute schon als sympathisierende Organisation der Kommunistischen Partei sehr nahe, Wir haben in den Vereinigten Staaten den “Working Women‘s Council”; wir haben in Kanada die “Federation of Women Labor Leagues”; wir haben in England die “Working Women‘s Guilds”; wir haben in Norwegen Müttervereine und Kameradschaftsklubs in den Fabriken; wir haben in Frankreich seit vorigem Jahr die “Freundinnen der Ouvrière”, des Frauenorgans der Kommunistischen Partei, eine Organisation, der gegen 6000 Arbeiterinnen beigetreten sind. Eine stattliche Zahl, wenn man die schwache organisatorische Neigung der Franzosen und erst recht der Französinnen berücksichtigt. Wir haben in Frankreich ebenfalls die “Komitees der Mütter und Witwen der Kriegsopfer”; wir haben in Deutschland in jüngster Zeit den “Roten Frauen- und Mädchenbund.” Wir sind überzeugt, dass wir an diesen Tatsachen nicht vorbeigehen können. Es entstehen und bestehen Sonderorganisationen mit uns sympathisierender werktätiger Frauen. Ich habe eine sehr wichtige Erscheinung vergessen. In Italien sind unter der Herrschaft des Faschismus Organisationen sympathisierender Frauen in verschiedenen großen Industriezentren ins Leben getreten.

All die genannten Organisationen stehen in fester ideologischer Verbindung, zum Teil auch in organisatorischer Verbindung, mit der Kommunistischen Partei der betreffenden Länder und greifen mit ihrer Tätigkeit außerordentlich weit über den Kreis der Frauen hinaus, den wir durch die Parteiarbeit erfassen können.

Nun ist es unser Grundsatz, Genossen und Genossinnen, und den müssen wir festhalten, dass in der Partei selbst und in den Gewerkschaften Männer und Frauen zusammen organisiert werden, als gleichberechtigte, gleich verpflichtete, gleich gewertete Kampfesgefährten. Aber trotz dieses Grundsatzes, für dessen Durchführung wir wie bisher weiter wirken müssen, kommen wir an einer Tatsache nicht vorüber, nämlich, dass in den breitesten Frauenmassen in steigendem Maße der Drang nach Organisierung erwacht, dass jedoch gleichzeitig noch eine große Scheu gegen den Beitritt zu irgendeiner politischen Partei, insbesondere aber zur Kommunistischen Partei vorhanden ist. Diese Scheu muss durch soziale, politische Erziehung überwunden werden. Die letzte Wurzel der Erscheinung haben wir in der geistigen Eigenart der Frau zu sehen, die sich aus ihrer langen Isolierung, aus ihrer Absperrung von dem allgemeinen sozialen Leben, aus ihrer Minderberechtigung, ja Mutlosigkeit usw. ergibt. Das ist eine Einstellung, die sich letzten Endes zu einer ganz bürgerlichen Ideologie entwickelt. Mit diesen Faktoren müssen wir aber rechnen. Das heißt nicht, dass wir uns ihnen beugen. Aber wir müssen, wenn wir die werktätigen Frauenmassen gewinnen wollen, sie nehmen, wie sie sind und müssen sie von dort aus weiterführen bis zu uns.

Die Erfahrung zeigt — ich kann es mit Ziffern aus jedem einzelnen Lande belegen — dass, je tiefer eine Organisation oder Bewegung in die werktätigen Massen eindringt, je breitere Massen sie erfasst, um so stärker ist der Drang der Frauen zur Beteiligung und er äußert sich in dem Entstehen von Nurfrauenorganisationen. In England, diesem Musterland der Organisation, hat z. B. die Labour Party, die von allen Parteien die meisten weiblichen Organisierten zählt — wenigstens innerhalb der Arbeiterbewegung — in ihren Frauensektionen rund 200.000 Mitglieder. In den Arbeiterinnengewerkschaften sind dagegen rund 800.000 Frauen zusammengeschlossen. Also eine weit größere Zahl. Dazu kommen in den Genossenschaften, die in England auch breiteste Massen erfassen, eine größere Zahl organisierter tätiger Frauen, von denen die aktivsten in den Frauengenossenschaftsgilden zusammengeschlossen sind, die rund 80.000 Mitglieder zählen, Die gleiche Erscheinung in Schweden, Norwegen, Deutschland, in allen kapitalistischen Ländern, auch vor allen Dingen in den Vereinigten Staaten.

Genossen und Genossinnen, dazu dürfen wir das eine nicht vergessen, was für die Erfassung der Frauenmassen von Bedeutung ist, von größter Wichtigkeit für den Kampf zur Eroberung der breitesten Frauenmassen — es ist nicht übertrieben, wenn ich sage — von Millionen Frauen. Heute sind diese Frauenmillionen überwiegend in rein bürgerlichen, in den schärfsten gegnerischen Organisationen zusammengeschlossen. Wir müssen den Kampf um die Seele, um den Geist, um das Herz, uni die Energie, die Tat dieser Frauen aufnehmen. Deshalb können wir nicht mit einer vornehm-grundsätzlichen Handbewegung an den Nur-Frauenorganisationen vorübergehen, sondern wir müssen danach streben, dass wir durch unsere Fraktionen in ihnen arbeiten, um die wachsenden organisierten Frauenmassen an uns zu reißen. Zu diesem Zwecke müssen wir die bestehenden Frauenorganisationen ausnützen.

Es herrscht vielfach die Auffassung, dass die Ausnutzung solcher Organisationen, dass unsere Arbeit in solchen Organisationen im Widerspruch stehe zu den Richtlinien der zweiten Frauenkonferenz und des 3. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale. Sie haben in aller Schärfe die Gemeinschaft der politischen und gewerkschaftlichen Organisierung von Frauen und Männern betont und sagen, dass auch von anderen Arten besonderer Frauenorganisationen abzusehen ist.

Aber, Genossen und Genossinnen, lesen Sie die in Betracht kommende Resolution, so finden Sie das eine! Entsprechend der zur Zeit der Konferenz herrschenden Auffassung in der Kommunistischen Internationale war unsere ganze Arbeit unter den Frauenmassen auf den unmittelbaren Kampf um die Eroberung der Macht eingestellt. Unsere Arbeit unter den Frauenmassen zielte darauf ab, Kämpferinnenscharen zu gewinnen. Auch jetzt dürfen wir unsere Arbeit jeder Art für die Partei unter den Frauen nicht um ein Jota vernachlässigen und abschwächen, dürfen nicht in der Energie nachlassen, in der Partei und in den Gewerkschaften die Frauen, namentlich die Arbeiterinnen, zu organisieren. Wir müssen aber auch daneben der Situation entsprechend die Arbeit mit aller Energie aufnehmen für die Eroberung und Schulung der breitesten Frauenmassen, die noch nicht für die Partei zu gewinnen sind. Die Notwendigkeit kommt ja zum Ausdruck in der Entwicklung des Frauendelegiertensystems, das letzten Endes auch eine lose Art der Frauenorganisation ist, ferner vor allen Dingen in dem Bestehen der mohammedanischen Frauenklubs in den Ostländern. Man sagt zwar, diese mohammedanischen Frauenklubs sind etwas ganz anderes als Frauenorganisationen. Die Delegiertinnenkonferenzen sind keine Organisation. Genossen und Genossinnen, ich halte das für eine eigentümliche Logik. Genau so wie man sagt: Der Elefant hat Stoßzähne und einen Rüssel, er ist ein Säugetier. Der Löwe hat keine Stoßzähne und keinen Rüssel, er ist ergo kein Säugetier. Ich kann grundsätzlich in der Bewertung keinen Unterschied machen zwischen der Mütterorganisation, wie sie in Norwegen mit aller Treue, mit aller Grundsatzfestigkeit für die Durchdringung der Frauen mit kommunistischen Ideen arbeitet, und dem Frauendelegiertinnensystem. Auf Grund des Studiums der Verhältnisse und der Erfahrungen, die man mit der Entwicklung der Arbeit unter den Frauen in der Sowjetunion gemacht hat, haben wir wiederholt unsere Parteien darauf hingewiesen, dass die Durchführung des Frauen-Delegiertensystems mit aller Energie und großer Gewissenhaftigkeit vorbereitet werden muss, durch die Bildung von Gruppen, von Zirkeln, von Klubs, von kleinen Organisationen der verschiedensten Art in den Betrieben.

Genossen und Genossinnen! Ich erblicke in den werktätigen Frauenorganisationen, wie sie heute bestehen, sich entwickeln, aufzublühen beginnen, ein Zeichen unseres wachsenden Einflusses. Ich sehe in diesen Organisationen auch eine Vorbereitungsstufe für die Schaffung des Frauen-Delegiertensystems. Denn die Fragen, die durch die Frauenorganisationen zur Debatte und Behandlung gestellt, die Forderungen, die von ihnen erhoben werden, die Durchführung kraftvoller Aktionen, die nur in Gemeinschaft mit der Kommunistischen Partei, nur unter ihrer Führung möglich ist; all diese Betätigung legt es den Organisationen sehr nahe, in Verbindung mit ihren Aktionen Frauendelegierte wählen zu lassen, Frauendelegierte, die die Forderungen und Aktionen der Frauenorganisationen in weitere Kreise tragen, größere Frauenmassen zusammenfassen und sie praktisch in Verbindung mit der Kommunistischen Partei bringen und damit für den revolutionären Kampfeswillen nutzbar machen.

Ich habe vorhin bei meinen Ausführungen über den Wert des Frauen-Delegiertensystems vergessen, noch eins hervorzuheben. Meiner Auffassung nach ist gerade dieses System ein treffliches Mittel, um unter die Frauen zu dringen, um die Frauen zusammenzufassen, die nicht als Arbeiterinnen oder Angestellte im Betrieb zusammengeballt sind. Ein treffliches Mittel also zur Erfassung, zur politischen Erziehung der Heimarbeiterinnen, der proletarischen und auch kleinbürgerlichen Hausfrauen, der Landarbeiterinnen und Kleinbäuerinnen. Der Aufbau und die tief und weit fassende Tätigkeit des Frauen-Delegiertensystems können in der wirksamsten Weise vorbereitet werden auch durch die Entwicklung von sympathisierenden Frauenorganisationen. Es ist eine irrtümliche Behauptung, dass diese Organisationen lediglich eine Reminiszenz an die alte Sozialdemokratie seien, von reformistischen Tendenzen beherrscht. Ich glaube, alle Mitglieder unseres Roten Frauen- und Mädchenbundes in Deutschland würden sich durch solche Einschätzung beleidigt fühlen. Gewiss, 75 Prozent von ihnen sind Parteilose. Sie sind jedoch schon soweit aufgeklärt und von den kommunistischen Ideen beeinflusst, dass sie nach ihrer Einstellung zum öffentlichen Leben, zu den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Erscheinungen, auf dem Boden des Klassenkampfes stehen und in Wahrheit und Tat zu den Kommunisten gehören. Die organisatorische Form allein macht es nicht. Gewiss, sie kann von höchster Bedeutung sein, aber was ist das Entscheidende? Zweckmäßigkeit doch nur in dem Sinne, um den Inhalt, den Geist, das Wesen unserer geschichtlichen Auffassung, unseres Kampfes zum Ausdruck zu bringen. Das Wesen all dieser außerparteilichen Frauenorganisationen soll sein, einen immer weiteren, einen immer breiter werdenden Kreis von sympathisierenden, werktätigen Frauenmassen um die Kommunistische Partei in den verschiedenen Ländern zu schaffen. Der Geist, der Sinn, der Inhalt dieser Frauenorganisation, das dürft ihr, Genossen, glauben, ist auf den Kommunismus gerichtet. Gewiss, zuerst überwiegend nur gefühlsmäßig, instinktiv. Aber zum Teufel, wir könnten uns doch schlafen legen, wenn diese großen Massen schon in ihrer Erkenntnis, Willensrichtung und Tat bewusste Kommunisten wären. Das ist Aufgabe der Kommunistischen Partei, ist Aufgabe der von ihr beauftragten Genossen und Genossinnen, den kommunistischen Wesensinhalt, die kommunistische Erkenntnis, den kommunistischen Willen und die kommunistische Tat in diese Frauenorganisationen zu tragen und zur entscheidenden, revolutionierenden Geltung zu bringen.

Ich möchte dringend bitten, diese Angelegenheit als eine vermeintliche “Nur-Frauenangelegenheit” nicht zu unterschätzen. Es gibt für uns keine “Nur-Frauenangelegenheit”. Und ganz gleich, ob es hier der Form nach “Nur-Frauenorganisationen” gibt, so handelt es sich um eine allgemeine soziale Angelegenheit, um eine revolutionäre Angelegenheit. Denn das Proletariat kann nie ohne diese breiten Frauenmassen siegen, geschweige denn gegen sie. Wollen wir fortfahren, diese breiten Frauenmassen den Reformisten, den bürgerlichen Gegnern, den Todfeinden des Proletariats zu überlassen? Nein, und tausendmal nein! Wir müssen diese breiten Frauenmassen erobern, und wir müssen dazu alle Formen, alle Arten der Organisation, der gebotenen Gelegenheiten und Mittel ausnützen. Selbstverständlich unter der einen Voraussetzung, dass diese Gelegenheiten nicht zum Anlass werden dürfen, um von der kommunistischen Linie abzugleiten und Rechts- oder Links-Tänzchen zu machen. Nein, alle Wege, Formen und Arten unserer Betätigung unter den Frauenmassen müssen wir ausnutzen in der zielklarsten ideologischen Erkenntnis als Kommunisten. Natürlich müssen die politisch, ideologisch gewonnenen Frauenmassen mit uns verbunden werden und bleiben durch die vollkommensten organisatorischen Maßnahmen, die wir kennen.

Genossen und Genossinnen, vergessen wir nicht, welche ungeheure Reserve des revolutionären Klassenkampfes in Gestalt dieser breiten werktätigen Frauenmassen noch vorhanden ist. Eine Reserve, von der mehr noch als von den rückständigen Männern das Wort gilt, das Karl Marx seinem 18. Brumaire vorangestellt hat, nämlich, dass die Tradition der vergangenen Geschlechter wie ein Alp auf den Gehirnen lastet. Deshalb müssen wir die energischste Arbeit aufwenden, um diesen Alp von den breiten Frauenmassen abzuwälzen und diese ins Lager der Revolution zu führen. Die einzelne Frau mag euch als unbeachtlich erscheinen, aber übersehen wir nicht, dass die einzelnen zu Millionen gehören, Teile von Millionen sind, und dass diese Millionen und aber Millionen Frauen ein soziales Meer bilden, das, wenn es aufgepeitscht wird, wenn es sich bewegt, ein entscheidender Teil der Kraft ist, die in der Weltrevolution die bürgerliche Gesellschaft verschlingt. (Beifall.)

Kommentare