Clara Zetkin 19140728 Demonstration gegen den Krieg

Clara Zetkin: Demonstration gegen den Krieg

(Resolution der Landesversammlung der Sozialdemokraten Württembergs)

[“Vorwärts” vom 28. Juli 1914. Nach Ausgewählte Reden und Schriften, Band I, S. 619 f.]

Die gegenwärtig drohende Kriegsgefahr kann jederzeit in das gräuelvollste Völkermorden verwandelt werden. Angesichts dieser ernsten Lage erinnert die Landesversammlung der Sozialdemokraten Württembergs die werktätigen Massen daran, dass die Besitzenden und Herrschenden — insofern sie nicht unmittelbar oder mittelbar Kriegsinteressenten und Kriegshetzer sind — sich zum mindesten als ohnmächtig erweisen, den Frieden und die Wohlfahrt der Völker zu wahren. Sie mahnt diese Massen daran, dass die kraftvolle und rücksichtslose Betätigung ihres Brüderlichkeitsgefühls mit den Ausgebeuteten aller Länder und ihres unerschütterlichen Friedenswillens die einzige sichere Bürgschaft dafür ist, dass die frivole Hetze kriegslüsterner Cliquen und Schichten keinen Weltbrand entzündet.

Die Vertreter der Sozialdemokraten Württembergs geloben, die Massen auf dem Boden des revolutionären Klassenkampfes zu sammeln und zu schulen, damit sie bereit seien, opferfreudig ihre volle wirtschaftliche und politische Macht zur Aufrechterhaltung des Friedens einzusetzen. Sie begrüßen das heldenhafte revolutionäre Proletariat Russlands, das aufs Neue im Kampf für das wirtschaftliche und politische Recht der Ausgebeuteten die Waffe des Massenstreiks erprobt. Sie begrüßen es als einen starken Hort des Friedens in dieser verhängnisschweren Zeit. Indem das russische Proletariat durch den Massenstreik den Zarismus, einen der gewissenlosesten Kriegstreiber, lähmt, beweist es durch die Tat, welch starke Macht eine kühne, opferbereite Arbeiterklasse in dem Kampf für Freiheit und Frieden einzusetzen vermag.

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