Clara Zetkin 19201227 Klar, rückhaltlos und offen zur III. Internationale bekennen

Clara Zetkin: Klar, rückhaltlos und offen zur III. Internationale bekennen

(27. Dezember 1920)

Rede auf XVIII. Parteitag der Sozialistischen Partei Frankreichs in Tours

[Stenographischer Bericht des XVIII. Parteitages der Sozialistischen Partei Frankreichs vom 25. bis 30. Dezember 1920 in Tours. (Übersetzung.) Nach Ausgewählte Reden und Schriften, Band II, S. 316-325]

Liebe Genossinnen und Genossen! Liebe Freunde! Ich danke euch auf das herzlichste für den brüderlichen Empfang, den ihr mir bereitet habt. Ich nehme euren Beifall jedoch keinesfalls für meine bescheidene Person in Anspruch, sondern sehe darin nur den Ausdruck eurer Sympathie für die kommunistische Idee und für die internationale Revolution, der wir alle dienen wollen.

Ich bitte euch im Voraus um Entschuldigung, wenn ich in meiner Rede eure schöne Sprache verhunze. Ich bin ganz sicher, dass euer Herz mir verzeihen wird, weil ihr trotz allem die Sprache meines Herzens erkennen werdet, die Sprache des internationalen revolutionären Kommunismus.

Liebe Genossinnen und Genossen! Ich bin hierher gekommen in Ausübung des mir vom Exekutivkomitee der III Internationale anvertrauten Mandats. Ich habe dazu nur einige Minuten zur Verfügung, da eure Regierung mich daran hindert, es in vollem Umfang zu tun. Ich habe mich trotzdem nicht abhalten lassen, persönlich hierher zu kommen, weil ich euch zeigen mochte, was revolutionäre Überzeugung gegen kleinliche Polizeischikanen einer kapitalistischen und konterrevolutionären Regierung vermag. (Anhaltender Beifall.)

Liebe Genossinnen und Genossen! Liebe Freunde! Ich überbringe euch die besten Wünsche der Exekutive der III. Internationale für das Gelingen der Arbeit eures Parteitages. Die Exekutive ist sich der großen historischen Bedeutung, die diesem Parteitag zukommt, bewusst. Ich verknüpfe mit den Grüßen der Internationale die herzlichsten und brüderlichsten Grüße der Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands und — ich kann sagen — der kommunistischen Parteien aller Länder. Aber ich möchte noch mehr sagen: Diese Grüße widerspiegeln die Gedanken und Gefühle aller wirklich revolutionären Proletarier, die mit uns sind. Nicht nur die kommunistischen Arbeiter, sondern alle revolutionären Kämpfer in allen Ländern blicken mit gespannter Aufmerksamkeit auf die Diskussionen und vor allem auf die Entscheidungen eures Parteitages.

Dies tun aber auch die ehemaligen Mehrheitler, die Scheidemänner, die Renaudel und Sembat aller Länder. Und das gilt auch für die Zentristen in allen Ländern. Sie warten mit Spannung auf eure Beschlüsse, weil das Urteil, das ihr hier über die Politik der Mehrheitler und über die sozialdemokratische Politik überhaupt fällen werdet, die Verurteilung dieser Politiker in allen Ländern und vor allem in Frankreich selbst bedeuten wird. Darin liegt die große Bedeutung der Entscheidungen, die ihr treffen werdet. Hier auf diesem Parteitag wird nicht Geschichte geschrieben, sondern Geschichte gemacht. Euer Parteitag ist ein lebendiges Stück Geschichte, ein Stück Fleisch und Blut der proletarischen Revolution, die kommen muss, um die Befreiung des Proletariats aller Länder zu vollziehen.

Damit euer Parteitag dieses gewaltige geschichtliche Werk verwirkliche, ist es notwendig, dass ihr eine Trennung vollzieht, uni zur Einheit zu gelangen. Ihr müsst euch von der Vergangenheit trennen, von der reformistischen, opportunistischen Politik der Mehrheitler und der Zentristen, von ihrer opportunistischen und konterrevolutionären Phraseologie und Ideologie, von der Phraseologie der Sozialpatrioten auf der einen Seite und der Sozialpazifisten auf der anderen Seite. Ihr müsst anstelle dieser Politik die unverfälschte, revolutionäre Politik und den proletarischen Klassenkampf setzen.

Die Parteieinheit, die ihr gegenwärtig habt, ist keine Festung, die eure Kraft im Kampfe gegen den Feind verzehnfacht. Diese Parteieinheit ist nicht einmal ein wohl gebautes Haus, das euch die Annehmlichkeiten eines begrenzten häuslichen Lebens zur Durchführung von Reformarbeiten bietet. Sie ist ein Gebäude mit Sprüngen und Rissen, ein zusammenbrechender Bau, in dem unsere Schritte nach vorwärts durch die Trümmer der Vergangenheit aufgehalten werden. Sie ist ein Haus, in dem die Rechte die Linke ersticken will und die Linke die Rechte an die Kette zu legen sucht. Ihr könnt darin keine politische Tätigkeit entfalten, weder die einen noch die anderen. Ihr hindert euch gegenseitig am Weiterschreiten, eure Politik bleibt fruchtlos und kommt nicht von der Stelle. Um vorwärts zu schreiten, braucht ihr die zuverlässige Einheit einer zentralisierten und straff disziplinierten Partei. Um diese Einheit zu erreichen, müsst ihr offen und ehrlich der III. Internationale beitreten, müsst ihr euren Willen, eine revolutionäre Politik zu betreiben anstatt einer Politik der Kompromisse und der Schande, einer Politik des Renegatentums, der Schwäche und der Schwankungen, in klarer und unzweideutiger Weise zum Ausdruck bringen. Ihr müsst euch klar, rückhaltlos und offen zur III. Internationale bekennen, und zwar nicht nur zu ihren Prinzipien und ihrer Taktik, sondern auch zu ihren Bedingungen. (Beifall von vielen Seiten.)

Diese Bedingungen sind notwendig, um eine einheitliche Partei zu bilden. Man muss der alten Politik der zwei Richtungen, die rechts von den Kommunisten stehen, für immer Adieu sagen. Diese Trennung ist, obwohl sie schmerzhaft für euch sein mag, unbedingt notwendig. Man muss sich von den Vertretern der alten Politik trennen, die sich noch immer an die Idee klammern, das Werk der Befreiung der Arbeiterklasse gemeinsam mit der Bourgeoisie, der so genannten demokratischen Bourgeoisie, vollbringen zu können. Ihr könnt nicht mit diesen Leuten gehen, da ihr den gefährlichen Charakter dieses bürgerlichen Blendwerks durchschaut habt.

Die Demokratie ist die beste Stütze der zugrunde gehenden bürgerlichen Klassen. Diese Demokratie beginnt sich bereits auf ökonomischem und politischem Gebiet zu entlarven, während das Proletariat noch die Ketten des Kapitalismus trägt. Ihr wisst doch, dass die Diktatur des Proletariats von der Bourgeoisie nicht nur verleumdet wird, sondern mit allen Mitteln der Gewalt, mit allen Kräften, über die die blutbesudelte Diktatur der Bourgeoisie noch verfügt, bekämpft wird? Darum müssen wir der Kraft — Kraft, der Gewalt — Gewalt entgegenstellen. Alle unsere Anstrengungen im Parlament werden stets durch die Kugeln und Maschinengewehre der Bourgeoisie zunichte gemacht werden. Darum müssen wir zum revolutionären Kampf übergehen, um die politische Macht zu erobern. Und wenn ihr die politische Macht erobern wollt, so könnt ihr nicht Hand in Hand gehen mir den Verteidigern einer Politik des Verrats und der Schwäche. Wenn ihr zusammen mit der III. Internationale zum gemeinsamen revolutionären Werk schreiten wollt, so könnt ihr nicht den Politikern folgen, die nach Bern gegangen sind und dort die ungeheuerliche Dummheit begingen, die Gründung einer II. Internationale in die Wege zu leiten, und die jetzt diese Dummheit durch ein abscheuliches und unverzeihliches Verbrechen krönen wollen, nämlich durch die Bildung einer Internationale, die in Opposition zur III., zur Kommunistischen Internationale, steht.

Diese Internationale ist nichts anderes als ein heuchlerisches Manöver, um die Wege zur Rückkehr in die II. Internationale zu ebnen.

Genossinnen und Genossen! Ihr müsst wählen! Ihr müsst euch klar und entschieden von allen politischen Richtungen trennen, die das Proletariat weiter in den ausgefahrenen Gleisen der alten Politik der Kompromisse und des Opportunismus festhalten wollen. Ihr müsst euch andererseits national und international mit allen revolutionären kommunistischen Elementen vereinigen, nicht nur auf dem Boden Frankreichs, sondern auch jenseits der französischen Grenzen. Das ist eine absolute Notwendigkeit. Das französische Proletariat darf sich nicht unter der Herrschaft des Kapitalismus in die Barbarei zurückführen lassen. Es muss vorwärts schreiten zur Eroberung der Macht, denn alle Ereignisse zeigen, dass das wirtschaftliche Leben hypokratische Züge des Kapitalismus trägt.

Andererseits seht ihr dieselbe Unfähigkeit des kapitalistischen Staates, die Gesellschaft, die gesellschaftliche Ordnung, auf neuen Grundlagen wiederherzustellen. Um eine Wiedergeburt des ökonomischen und gesellschaftlichen Lebens zu erreichen, müsst ihr das Volk, die Arbeiter, in die Internationale führen, müsst ihr die Expropriation der Expropriateure durchführen. Nur um diesen Preis können die ungeheuerlichen Verbrechen des Krieges ihre Sühne finden.

Liebe Freunde! Dieses Ziel kann nur durch den revolutionären Kampf erreicht werden. Die Geschichte zeigt uns nicht einen einzigen Fall einer herrschenden Ausbeuterklasse, die freiwillig auf die Macht verzichtet hätte.

Es gibt kein Beispiel einer herrschenden Ausbeuterklasse, die freiwillig die Macht aus ihren Händen gegeben hätte. Die französische Bourgeoisie ist nicht durch Reden zur Macht gelangt und hat sich nicht durch Reden an der Macht erhalten. Nein! Es waren die an den Grenzen und notfalls auch im Innern des Landes gegen alle Armeen Europas kämpfenden Heere der Sansculotten, die die politische Freiheit und die Macht der Bourgeoisie in Frankreich begründet haben.

Das Proletariat muss die Lehren aus der Geschichte ziehen, die inzwischen durch die ruhmreiche russische Revolution bestätigt wurden. Ihr wisst, dass die Geschichte dem französischen Proletariat die Mission übertragen hat, nicht nur seine eigene Befreiung durchzuführen, sondern auch den Lauf der Revolution in Deutschland zu beschleunigen. Liebe Genossinnen und Genossen! In Deutschland besteht gegenwärtig eine solche Lage, dass der Kapitalismus dort die Hoffnung verliert, mit der Revolution, sei es durch List und Betrug, sei es durch gewaltsame Mittel unter Einsatz seiner militärischen Kräfte, fertig zu werden. Er setzt alle seine Hoffnungen auf die Unterstützung, die der französische Kapitalismus ihm gewähren will. Der deutsche Kapitalismus hofft, mit der proletarischen Revolution zu Rande zu kommen, indem er seinen Frieden mit dem französischen Imperialismus und den konterrevolutionären Kräften schließt.

Liebe Freunde! Die Unterstützung des kämpfenden Arbeiterdeutschlands durch das französische Proletariat, das damit die ruhmreichen Traditionen seiner revolutionären Kämpfe fortführen würde, erhält darum eine gewaltige Bedeutung.

Es ist nicht — das wisst ihr — die deutsche Bourgeoisie, die die Lasten des Versailler Vertrages trägt, eines Vertrages, der mit Eisen und Blut geschrieben wurde: es ist die Arbeiterklasse.

Solange der Kapitalismus in Deutschland die Macht besitzt, wird er alle Lasten auf das Proletariat abwälzen. Das deutsche Proletariat erwartet daher keine Revision dieses Vertrages von Seiten des deutschen Kapitalismus, noch von der Gnade des französischen, englischen oder eines anderen Kapitalismus. Es erwartet auch keinesfalls die Revision dieses Vertrages durch einen Revanchekrieg, wovon einige nationalbolschewistische1 Narren träumen. Allein die riesenhafte Hand des revolutionären Proletariats, sei es in Frankreich, sei es in Deutschland, wird diesen Vertrag zunichte machen und einen Pakt der Menschlichkeit, der Brüderlichkeit und der revolutionären Solidarität der beiden Völker errichten.

Ihr wisst, dass die deutschen Arbeiter bereit sind und es für ihre heilige Pflicht halten, ihre Anstrengungen mit denen der revolutionären Arbeiter und Bauern Frankreichs zu vereinen, um das durch unerhörte, barbarische Handlungen verwüstete Nordfrankreich und Belgien wiederaufzubauen doch lehnen sie es ab, ihren Beitrag zu diesem Werk zu leisten, nur um die Taschen einer Handvoll von Profitschluckern, von Millionären und Milliardären diesseits und jenseits des Rheins zu füllen.

Sie wollen dieses heilige Werk der Wiedergutmachung Hand in Hand mit dem französischen Proletariat leisten.

Die Kriegsverbrechen haben die schönsten historischen Kulturdenkmäler, wie die schönen Architekturmonumente von Reims und anderen Städten, zerstört oder fast zerstört. Doch die Vereinigung des Genies der beiden Nationen wird in Zukunft ein weit dauerhafteres Werk schaffen, das alle Kathedralen der Welt übertreffen wird, so schön sie auch immer sein mögen. Diese Vereinigung wird ein großartiges und festes Gebäude errichten, den glanzvollen Tempel der kommunistischen Gesellschaft, in der es keine Ausbeuter und keine Ausgebeuteten, keine Herren und keine Sklaven, sondern nur noch Werktätige geben wird, die freien Herzens am Wohlstand und an der Kultur der Menschheit arbeiten.

Bei dieser Gelegenheit, liebe Genossinnen und Genossen, möchte ich euch noch eines sagen: Ich verurteile die Verbrechen der deutschen Invasion in Belgien und Nordfrankreich. Doch hat es mich erstaunt, dass gerade die Personen, die nicht genug Worte finden konnten, um diese Verbrechen zu brandmarken, sich in allen Sprachen ausschwiegen, als die weißpolnischen Horden die alte Kathedrale in Kiew zerstörten, die ein historisches und künstlerisches Monument von ebenso großem Wert ist wie die Kathedrale von Reims für die französische Kultur und Kunst. Vergesst es nicht, dass dies mit Hilfe des französischen Goldes und dank der Unterstützung geschehen ist, die die ”Demokratie” den Horden des weißen Polens wie allen Denikins und Koltschaks gewährt hat.

Gewiss! Ihr werdet euch klar und deutlich von der Politik der Vergangenheit trennen, euch auf den revolutionären Boden des Klassenkampfes stellen, um eure historische Aufgabe zu erfüllen: Das ist wahr! Das ist notwendig! Ihr werdet durch eure revolutionäre Aktion die französischen Kapitalisten und Imperialisten hindern, die Konterrevolutionäre aller Länder gegen das einzige Land der Revolution, gegen Russland, zu sammeln.

Man erzählt euch, das bolschewistische Russland wolle den Krieg. O nein! Das revolutionäre Russland will nichts als Frieden. Russland weiß, was für ein Unglück es ist, dass es durch die Schuld der Konterrevolutionäre aller Länder — von den französischen Konterrevolutionären bis zu den deutschen — gezwungen ist, seine besten Kräfte in militärischen Aktionen zu vergeuden, anstatt sie zum Aufbau seiner Gesellschaftsordnung, einer besseren, gerechteren und kulturell höher stehenden gesellschaftlichen Ordnung, zu verwenden.

Jahrelang litt das revolutionäre Russland durch die Schuld eurer Regierungen und eurer Staatsmänner grausame Not. Es wurde von den lebensnotwendigen Quellen seiner Volkswirtschaft abgetrennt. Es wurde allen Verbrechen der Konterrevolution ausgeliefert. Die Armeen von Judenitsch, von Koltschak, von Denikin, von Wrangel haben sich in Russland aufgeführt wie die ”harmlosen” deutschen Armeen, die die Invasion Belgiens und Nordfrankreichs durchführten. Sie haben dort dieselben Verbrechen begangen.

Das russische Proletariat ist jedoch trotz aller Leiden fest entschlossen, sich durch den Hunger und die Kälte nicht beugen zu lassen und den revolutionären Kampf bis zum Ende zu führen. Das ist eine großartige Tatsache, darin liegt die gewaltige Bedeutung des heroischen und qualvollen Kampfes, den das russische Proletariat fortsetzt. Der revolutionäre Kampf muss fortgesetzt werden, nicht nur um Sowjetrussland zu retten. Wir müssen die Revolution unterstützen, bis unsere Brüder auch in Deutschland, in Frankreich, in England — überall zur Revolution, zu ihrer völligen Befreiung, schreiten.

Die russischen Proletarier ertragen das Martyrium nicht apathisch, wie man euch das erzählt — das sind Legenden —‚ sondern mit vollem Willen. Ihr Wille ist ein bewusster, revolutionärer Wille, ein Wille, der ganz und gar internationalistischer Art ist: Er beruht auf dem Glauben an die Solidarität aller Ausgebeuteten der ganzen Welt.

Wenn man gesehen hat, mit welcher überschäumenden Begeisterung die russischen Arbeiter das Ideal des proletarischen Internationalismus in sich aufgenommen haben, so fühlt man sich erniedrigt und beschämt gegenüber diesen einfachen Menschen, wenn man daran denkt, dass die Arbeiter Deutschlands, Frankreichs und Englands bis jetzt ihre revolutionäre Pflicht noch nicht erfüllt haben. (Beifall.)

Liebe Freunde! Noch ist es Zeit für die Arbeiterklasse in Frankreich sowie für die Arbeiterklasse in Deutschland, nicht noch einmal die russische Revolution im Stiche zu lassen. Die Konterrevolutionäre aller Länder bereiten unter der Führung der französischen Imperialisten eine neue Serie von Kriegen gegen das revolutionäre Russland vor. Die Proletarier aller Länder müssen mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln, mit legalen und wenn notwendig mit illegalen Mitteln, die russische Revolution verteidigen; sie verteidigen damit zugleich ihre eigene Revolution.

Liebe Freunde! Euer Kongress kann die Vorarbeiten für die Durchführung dieses heiligen internationalen Zusammenschlusses vollbringen, indem er eine einheitliche kommunistische, zentralisierte, disziplinierte Partei bildet, die für immer jeden Kompromiss mit den alten politischen Parteien zurückweist.

Ihr müsst neue Menschen werden. Wir brauchen keine Lippenbekenntnisse zur III. Internationale. Der Kommunismus verpflichtet die französischen Proletarier, die Revolution nicht bloß auf dem Papier durchzuführen, er verlangt revolutionäre Taten.

Genossen! Es ist die Aufgabe eures Parteitages, diese Partei zu bilden und sie ohne Hintergedanken und ohne Einschränkung um das Banner der III. Internationale zu scharen.

Das französische Proletariat ist bisher durch die Politik des Verrats und der Schwäche in den Hintergrund der Revolution gedrängt worden. Es ist Zeit, dass es sich an die Seite des russischen Proletariats stellt.

Schließt euch national und international mit der III. Internationale zusammen!

Es lebe der Parteitag von Tours, der dieses revolutionäre Werk vollbringen wird!

Es lebe das französische revolutionäre Proletariat!

Es lebe das kommunistische Proletariat aller Länder!

Es lebe die russische Revolution!

Es lebe die proletarische Revolution, die die kapitalistische Welt zerstören und den Weg für den Aufstieg unseres Kommunismus frei machen wird!

(Die Delegierten erheben sich von den Sitzen, bereiten Clara Zetkin eine stürmische Ovation und singen die Internationale.)

1 Die Hamburger Gruppe um Lauffenberg und Wolffheim, die sich von der KAPD abgespalten hatte, wollte einen ”revolutionären” Krieg gegen den Versailler Vertrag führen und glaubte, die Kapitalisten würden aus Patriotismus zu diesem Zweck der Arbeiterklasse die Macht aushändigen.

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