Clara Zetkin 19230130 Schlusswort zum Bericht über den Vierten Weltkongress

Clara Zetkin: Schlusswort zum Bericht über den Vierten Weltkongress

(30. Januar 1923)

[Bericht über die Verhandlungen des III. (8.) Parteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen Internationale). Abgehalten in Leipzig vom 28. Januar bis 1. Februar 1923. Herausgegeben von der Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands. Berlin 1923, S. 293-298]

Clara Zetkin: Wenn die Kraft der Stimmenmittel gleichbedeutend wäre mit der Kraft von Argumenten, und wenn die kühne Behauptung angeblicher Tatsachen gleichbedeutend wäre mit wirklichen Tatsachen, dann hätte Genossin Fischer mit ihren Darlegungen recht. Ich muss aber erklären, dass ich durchaus nicht von ihren Ausführungen überzeugt worden bin. Genossin Fischer hat den Streit auf ein falsches Gleis geschoben. Sie hat behauptet: wir auf der Linken haben über die geschichtliche Perspektive eine Auffassung, die uns von Euch, ihr opportunistisch angewandelten Sünder, grundsätzlich unterscheidet. Leider ist es das Geheimnis ihres Busens geblieben, worin dieser Unterschied der geschichtlichen Perspektive besteht und vor allem, welche Folgen sie daraus zieht. Denn ich muss das eine hier feststellen, dass betreffs der geschichtlichen Perspektive ich bis jetzt noch keinen Unterschied entdecken konnte. Es herrscht Übereinstimmung, dass die weltwirtschaftliche und weltpolitische Situation objektiv revolutionär ist, dass der Klassenkampf des Proletariats nicht in ununterbrochenem Siegeslauf vorwärts stürmt, dass er vielmehr vorwärts geht zwischen Niederlagen und Siegen, dass die Verwirklichung seines Zieles Jahre, ja vielleicht Jahrzehnte fordert. Das hat zudem schon lange vor uns ein Größerer als wir alle gesagt: Karl Marx in seinem 8. Brumaire. Aber um was es sich jetzt handelt, ist: Welche Schlussfolgerungen ziehen die Genossin Fischer und die ihre Auffassung teilenden Genossen aus der Tatsache, dass die Weltrevolution nicht in dem gleichen Tempo vorwärts gestürmt ist, wie in den Novembertagen 1917, als die russische Revolution trotzig kühn ihr Haupt erhob. Unzweifelhaft ist der Gang der Revolution in ein langsameres Tempo geraten. Die Bourgeoisie, in ihrer Klassenherrschaft befestigt und unterstützt von den reformistischen Arbeiterführern, ist dazu übergegangen, ihre Klassenherrschaft zur Blutigen Klassendiktatur zuzuspitzen. Im Faschismus tritt das zutage. Welche Nutzanwendung haben wir, hat das Proletariat daraus zu ziehen?

Genossin Fischer hat die Folgerungen gezogen, die von einem Teil der Kommunisten gezogen wurden, noch ehe die kommunistische Internationale auf ihrem III. Weltkongress die Lage mit aller Klarheit aufgezeigt hat. Der Kongress fasste sie in ihrer Anwendung auf die Praxis zusammen, indem er die Offensivtheorie ablehnte. Genosse Kleine hat bereits gesagt, dass von der radikalen Opposition die Offensivtheorie mit all ihren praktischen Konsequenzen wieder aufgenommen und in die Massen zu tragen versucht wird. Genossin Fischer beklagte sich, dass man sch hier persönlich gegen sie wende. Wenn ich die Genossin Fischer öfter nenne, als es mir angenehm ist, so handelt es sich hier nicht um sie als Person, sondern als Exponentin einer bestimmten Richtung. Es gilt kritisch Stellung zu nehmen zu der Auffassung der Genossin Fischer und der Politik, die sie und ihre Gesinnungsgenossen der KPD aufnötigen und aufdrängen wollen. Genossin Fischer hat den Tatbestand auch dadurch vollständig verwischt, wenn sie erklärt, es geht in den Auseinandersetzungen innerhalb der KPD um die 21 Bedingungen, die der II. Kommunistische Weltkongress beschlossen hat. Der in den Bedingungen angelegte Kampf gegen den Opportunismus ist nicht gleichbedeutend mit den Auseinandersetzungen der beiden Tendenzen in der deutschen Kommunistischen Partei. Wer von uns hat wohl die 21 Bedingungen des Weltkongresses verletzt, die uns von den Reformisten scheiden sollten? Wenn irgend jemand sie verletzt hat, so die Genossin Fischer und ihre Freunde. (Beifall.) Und das durch ihre fortgesetzten Bestrebungen, sich der Kontrolle, der Disziplin der Partei zu entziehen, und innerhalb der Partei eine eigene Fraktion mit eigener Organisation zu bilden. Genossin Fischer beruft sich auf die Äußerung des Genossen Sinowjew, dass mit aller Schärfe der Kampf gegen den Opportunismus, wie er in den Reihen breiter Arbeitermassen außerhalb der KPD vorhanden ist, gegen den Opportunismus, wie er praktiziert wird von den Führern der reformistischen Arbeiterparteien und der Gewerkschaften, gegen den Opportunismus, wie geschichtliches Erbteil unserer französischen, tschechoslowakischen, norwegischen Bruderpartei ist und erst recht der Sozialistischen Partei Italiens, die ihren Anschluss an die KI vollzog. Aber die Wortführerin der Linken ist mit Eleganz darüber hinweg geglitten, dass die Situation in Deutschland ganz anders liegt. Sicherlich, wenn wir gefahrdrohende opportunistische Tendenzen sehen, so müsse wir den Kampf dagegen jederzeit mit Entschiedenheit aufnehmen. Das ist glatte Selbstverständlichkeit. Der Beweis dafür, dass das gescheht, ist wohl zur Genüge erbracht durch die Stellungnahme gegen die KAG und die Friesländerei, durch die Einstimmigkeit, mit der jene opportunistischen Elemente vor die Tür der Partei gesetzt worden sind.

Wie können die “Radikalen” angesichts dieser Tatsachen das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, in Deutschland allein die opportunistischen Gefahren zu erkennen und zu bekämpfen? Sie schaffen sich einen Wechselbalg von Opportunismus eigens zu dem Zweck, ihn verprügeln zu können, um ihre radikalen Tugenden hell leuchten zu lassen. Denn in ihren Aktionen, ihrer Betätigung, haben die Opponenten diese Tugend bis jetzt noch nicht bewiesen. Ich erinnere daran, wie glänzend diese Tugenden versagt haben, als es sich darum handelte, die durch die Verhandlungen der internationalen “Neunerkommission” geschaffene Situation zum Aufbau der proletarischen Einheitsfront auszunutzen. Ich erinnere daran, wie der Anlauf, der damals genommen war, um eine Betriebsrätebewegung einzuleiten, von der radikalen Richtung in Berlin geradezu sabotiert worden ist. Nach dem Abbruch der Verhandlungen mit den reformistischen Internationalen und dem Auffliegen der Neunerkommission hatten wir die Betriebsräte, die sich in Berlin und in wichtigen Industriezentren des Reiches hinter die Kommission gestellt hatten, zu einer Konferenz in Berlin aufgefordert. Diese Konferenz wurde von den radikalen Berliner Führern sabotiert mit der Motivierung, man könne den Arbeitern nicht zumuten, am Himmelfahrtstag an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen! Das ist Ihre revolutionäre, radikale Erziehung, Genossin Fischer! Die Betriebsräte, die damals aus dem Rheinland, aus Sachsen und Mitteldeutschland zur Konferenz gekommen waren, irrten umher, ohne dass sich auch nur jemand von der Berliner Organisation um sie gekümmert hätte. Demonstrativ sind die radikalen Berliner Führer der Veranstaltung ferngeblieben. (Zuruf: Unerhört!) Mit all der Bescheidenheit, die ich von Ihrem leuchtenden Vorbilde gelernt habe, Genossin Fischer, stelle ich fest, dass wir opportunistisches Gesindel, die wir uns nach Ihrer radikalen Meinung durch die Verhandlungen mit den reformistischen Führern hatten “einwickeln” lassen, nicht die Rücksicht auf den Himmelfahrtstag kannten. Und wie war es am 9. April, als eine riesige internationale Demonstrationsversammlung stattfand? Sie war von Ihrer Seite nicht vorbereitet worden. Und wurde sie etwa ausgenützt, um die Forderungen des revolutionären Proletariats in der gegebenen Situation zu erheben und zu unterstützen? Die Resolution, die bei dieser Demonstration von der Berliner Bezirksleitung vorgelegt wurde, erhob lediglich eine einzige Forderung, nämlich die Freilassung der politischen Gefangenen, insbesondere des Genossen Maslow. (Zurufe: Hört! Hört!) Das war eine Resolution, die zum Inhalt, dem Ziel dieser internationalen Demonstration passte wie die Faust aufs Auge, die aber offenbar der “radikalen” politischen Einsicht entsprach. (Zurufe.)

Gewiss, Genossen, Radek hat ganz recht: Es gibt zurzeit in Deutschland keine “linke Gefahr” in dem Sinne, dass wir mit irgendwelchen “Putschen” rechnen müssten Aber es gibt eine andere “linke Gefahr”, und das st die des hohlen Wortradikalismus (Zurufe: sehr gut!), der die Aktivität der Partei fürchtet und vermindert. Er erschwert, ja verhindert, dass die Partei in einem ruhigen sachlichen Meinungsaustausch eine scharfe, feste Linie ihrer politischen Einstellung und ihres politischen Handels festlegt. Das ist eine Gefahr! Und neben ihr steht eine andere: die Passivität. (Zuruf: Sehr richtig!) Genossin Fischer hat sich für ihre Stellungnahme auf einige ihrer Kritik zustimmende Äußerungen des Genossen Sinowjew und anderer berufen. Es handelt sich dabei um die Konstatierung von Mängeln und Fehlern der Partei, über die sich die erdrückende Mehrheit der Partei völlig klar war. Der Beipflichtung zu dieser Kritik an einzelnen Mängeln der Partei steht die Ablehnung der “radikalen” Auffassung als Ganzes, als ungerechtfertigte Übertreibung der Mängel gegenüber. Genosse Bucharin erklärte ausdrücklich: Im Einzelnen richtig, im Ganzen eine Übertreibung. Solche Tatsachen sind nicht zu verschweigen.

Gegen die Zentrale ist der Vorwurf erhoben worden, sie wolle die Gegensätze verschleiern. Sie teile aus “Gerechtigkeit” nach rechts und links Schläge aus und sage: vertragt Euch. Wie passt denn diese Darstellung zu der anderen Legende, dass die Zentrale eine Pogromhetze gegen die Linken betreibt? Wie passt das zu der Behauptung, dass die Zentrale darauf hinarbeite, die Linke nicht zu Wort kommen zu lassen? Es ist wahr, dass die Zentrale noch manche Schwächen zeigt, aber dass sie im Kampf gegen den Opportunismus versagt hätte, stimmt durchaus nicht. Es ist auch nicht richtig, wenn behauptet worden ist, der Genosse Thalheimer wolle die Arbeiterregierung zu einem integrierenden Teil unserer Grundsätze machen. Es ist niemandem von uns eingefallen, die Arbeiterregierung als eine absolut zwingende Notwendigkeit hinzustellen. Jeder von uns hat betont, die Arbeiterregierung ist nur eine geschichtliche Möglichkeit. Nur unter bestimmten geschichtlichen Bedingungen kann sie zu einer Notwendigkeit werden, was von Fall zu Fall konkret zu prüfen ist.

Charakteristisch dafür, wie von der Opposition mit den Tatsachen umgesprungen wird, ist folgender Vorgang. Auf dem Zentralausschuss wurde von der Opposition die Auffassung vertreten, dass die Bewaffnung der Arbeiter die wichtigste, entscheidende Vorbedingung für das Zustandekommen einer Arbeiterregierung sei, an der sich Kommunisten beteiligen könnten. Was aber steht in der Resolution des IV. Weltkongresses? Die wichtigste Aufgabe der Arbeiterregierung ist die Bewaffnung der Arbeiterklasse. Es kann aber etwas nicht gleichzeitig wichtigste Aufgabe und Vorbedingung sein. Vorbedingung würde bedeuten, dass die Bewaffnung der Arbeiterklasse schon vor dem Zustandekommen der Arbeiterregierung durchgeführt ist. Die Stellungnahme der Opposition zeigt ein völlig unmarxistisches Denken. Ob, unter welchen Bedingungen und wie lange eine Arbeiterregierung bestehen kann, welche Rolle dabei die Bewaffnung der Arbeiterklasse spielt, das wird abhängen von dem Kräfteverhältnis zwischen der organisierten kämpfenden Arbeiterklasse und der Bourgeoisie. So hat der IV. Weltkongress durchaus nicht jede Arbeiterregierung schlankweg abgelehnt, die aus den Kämpfen hervorgegangen ist, ob mit oder ohne die Bewaffnung der Arbeiter, allerdings stets unter der Voraussetzung, dass im Proletariat eine so starke revolutionäre Gärung und Bewegung vorhanden sein müsse, dass sie zu einer solchen Verschiebung im Kräfteverhältnis zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat führt, die eine Arbeiterregierung möglich macht. Arbeiterpolitik zu treiben ist die Existenzberechtigung der Arbeiterregierung und dazu gehört Macht, Macht und nochmals Macht. Es tut Not, Klarheit zu schaffen, was eigentlich die Opposition will, was sie von uns trennt. Klarheit verlangt auch der linke Flügel oder was sich so nennt. Unsere grundsätzliche und taktische Einstellung ist bekannt, es ist die des IV. Weltkongresses. Schafft also Eurerseits Klarheit. Schreibt Eure Grundsätze nieder, sprecht Eure Auffassung aus, damit jeder weiß, was Ihr eigentlich wollt.

Ich will die Aufmerksamkeit des Parteitages noch auf eine wichtige Frage hinweisen. Sie zeigt, wie ungeheuer revolutionär die Weltlage ist. Die Völker des Orients erwachen und stellen sich zum revolutionären Kampf. Zum Teil allerdings noch in nationalen Bewegungen, aber doch zum Kampf. Der IV. Weltkongress war so “opportunistisch”, zu beschließen, dass in solchen Fällen die Kommunistische Internationale und ihre Sektionen auch national-revolutionäre Bewegungen zu unterstützen hätten. Entsprechend der Auffassung des “Kommunistischen Manifestes”, dass die Kommunisten an der Seite der Bourgeoisie kämpfen, so lange die Bourgeoisie revolutionär vorgeht. Wenn jetzt in Indien, in Ägypten, in Irland breite Volksmassen mit der Bourgeoisie zusammen in nationalen Kämpfen gegen den kapitalistischen Imperialismus vorstoßen, so werden wir sie unterstützen. Selbstverständlich ohne dabei im Geringsten unsere Pflicht zu vergessen, bei sozialen Kämpfen zwischen der Bourgeoisie und den Ausgebeuteten volle Solidarität mit den Ausgebeuteten zu üben, und auch in jenen Ländern kommunistische Parteien und Gewerkschaften, oder wenigstens Zellen zu solchen zu schaffen. Die Tatsache des Erwachens der Völker des Ostens ist von der größten revolutionären Bedeutung. Sie sagt uns, dass der Weltkapitalismus, dass namentlich der englische Kapitalismus das letzte Reservoir seiner Macht zur Ausbeutung und Knechtung des Proletariats verliert. Aus den Kolonial- und Halbkolonialländern erpresste er die Mittel, um gelegentlich das Proletariat in der Heimat mit Konzessionen abspeisen korrumpieren und nasführen zu können. Der Kapitalismus ist mehr und mehr außerstande — das zeigt uns zumal die Situation in Deutschland—, seine Lohnsklaven noch entsprechend ihrem gewohnheitsmäßigen standard of life ernähren zu können. Seine Uhr ist abgelaufen, er steht vor dem Schlusse seiner Existenz. Unsere Aufgabe als Kommunisten ist es, das Proletariat zu erwecken, zu sammeln, zu organisieren und zu schulen, damit es endlich seine geschichtliche Mission erfüllt: den Kapitalismus in die Grube stößt und den Kommunismus aufrichtet. Die Kommunistische Partei muss das Gewissen, die belebende Kraft des Proletariats werden. Sie muss ihm als Führerin vorangehen, einig, geschlossen, in fester ideologischer und organisatorischer Gemeinschaft mit der Kommunistischen Internationale. Jede Kritik unserer Auffassung und unserer Aktionen muss uns als eine Quelle der Anregung und der Selbstverständigung willkommen sein. Aber es gibt auch eine Kritik, die zersetzt und lähmt. Auch Genosse Radek hat sich gegen solche Kritik gewendet, indem er zu den Ausführungen der Genossin Fischer erklärte: ihr macht nicht nur auf die Gefahren aufmerksam, nein, Ihr ergreift die Hand und zerrt daran, dass sie unfähig ist, zu kämpfen. Eine Kritik, die uns vorwärts treibt, muss eine feste, klare grundsätzliche Einstellung zur Basis haben. Ich wiederhole gegenüber der Opposition: eure Kritik ist unfruchtbar und entartet. Eure Kritik, Eure Einstellung gleicht einem dürren Baum. In dem es manchmal gewaltig klappert und rauscht, wenn von Osten her ein scharfer Wind durch die abgestorbenen Äste fährt. Aber alles Brausen und alles Klappern kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Zweige dürr sind und keine Spur von Grün zeigen. Die Opposition hat keine Steigerung der Aktionsfähigkeit der Partei gebracht. Die Kommunistische Partei Deutschlands als Ganzes hat ihr Leben und ihre Lebenskraft bewiesen. Gewiss ist sie noch weit entfernt von dem Ideal, das wir von ihr in uns tragen und das sie verwirklichen muss. Sie ist noch nicht, was sie sein muss, damit sie auf der Höhe ihrer Aufgabe als Glied der Kommunistischen Internationale steht. Aber Ihr, die Ihr um jeden Preis “links” sein wollt, tragt einen Teil Verantwortlichkeit dafür, dass ihr organisatorisches Gefüge und ihre ideologische Einstellung vieles zu wünschen übrig lässt und vor allen Dingen ihre Aktivität noch nicht größer ist.

Genossen und Genossinnen! Wir müssen uns politisch, geistig mit der Opposition auseinandersetzen, das ist ein Teil der Parteientwicklung. Die Mehrheit der Kommunistischen Partei Deutschlands muss aber auch ohne den Segen derer vorwärts schreiten, die zur Fraktionsbildung drängen. Sie wird an Reife und Kraft zunehmen in treuer Arbeit, in den sich steigernden Kämpfen von Tag zu Tag, in immer engerer Verbindung mit den Massen, von denen Eure Taktik, Ihr radikal sein Wollenden, und Eure Einstellung zur Kommunistischen Partei trennt. (Lebhafter Widerspruch und lebhafte Zurufe.) Zu dieser Aufgabe möchte ich Sie zurückrufen. Lernen wir von dem IV. Weltkongress der Kommunistischen Internationale. Halten wir fest, dass der Kongress den Parteien die Notwendigkeit in Erinnerung gebracht hat, die 21 Bedingungen mit aller Schärfe durchzuführen. Dass er aber ebenso fest, ebenso klar und nachdrücklich die grundsätzlichen, die taktischen Richtlinien des III. Weltkongresses bestätigte. Gerade die grundsätzliche und taktische Auffassung des III. Weltkongresses ist die Grundlage für unsere Stellung zu all den praktischen Aufgaben, die der Kommunistischen Internationale zugewiesen worden sind. Suchen wir mit aller Kraft diese Aufgabe zu erfüllen. Erkennen wir, was in der gegenwärtigen Situation not tut: Gesteigerte Aktivität als Ausfluss gesteigerter Klarheit. Damit verträgt sich schlecht, dass einige Genossen fortwährend untersuchen, ob vielleicht irgendwo ein Stäubchen an unserer Rüstung, an unserer Waffe haftet. Es kommt darauf an, die Waffe mit aller Wucht, mit aller Zielklarheit gegen den Feind zu richten, gegen die Weltbourgeoisie, gegen die deutsche Bourgeoisie. Setzen wir jeder einzelne und die Partei als Gesamtheit die ganze Kraft an die Erfüllung der Aufgaben, die der IV. Kongress uns entsprechend der Weltlage und augenblicklichen Situation in Deutschland zugewiesen hat. Die Kommunistische Partei kämpft für die proletarische Einheitsfront, kämpft in der proletarischen Einheitsfront! Sie kämpft für die Arbeiterregierung als einen Schritt vorwärts zur Eroberung der Staatsgewalt durch das Proletariat, als einen Schritt vorwärts zur Aufrichtung seiner Diktatur als einen Schritt vorwärts zur Weltrevolution. (Stürmischer Beifall.)

Stolzenburg (Vorsitzender): Ich glaube, den Gefühlen, die diesen Parteitag beherrschen, Rechnung zu tragen wenn ich Sie auffordere, mit mir einzustimmen in den Ruf: Unsere unerschrockene Vorkämpferin, Genossin Clara Zetkin, und die deutsche Revolution, sie leben hoch. (Der Parteitag stimmt begeistert in ein dreifaches Hoch ein.)

Clara Zetkin: Genossen und Genossinnen: Ihr habt mit Eurem Hoch nicht nach meinem Herzen gehandelt, ich lasse das nur insofern gelten, als Euer Ruf geheißen hat: es lebe der energischste, der nie verzichtende Kampf für die Befreiung des deutschen Proletariats und für die Befreiung des Weltproletariats!

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