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Clara Zetkin 19130916 Organisierte und Unorganisierte

Clara Zetkin: Organisierte und Unorganisierte

(16. September 1913)

[Protokoll über die Verhandlungen des Parteitags der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, abgehalten in Jena vom 14. bis 20. September 1913, S. 336]

Ich habe zu erklären, dass Genosse Scheidemann falsch berichtet worden ist, wenn ihm gesagt wurde, nach meiner Auffassung trennen nur das Mitgliedsbuch die Organisierten von den Unorganisierten. Ich habe erklärt, die Krise, die Arbeitslosigkeit beweise, dass nicht eine feste Mauer, sondern gleichsam nur ein dünnes Blättchen Papier Organisierte und Unorganisierte trennt. Was ich nicht hinzufügte, was aber jeder verstehen konnte, war dieses: dass die Organisierten im Handumdrehen durch die Notlage in Unorganisierte verwandelt werden können. Zweitens nahm Genosse Scheidemann Bezug auf meine Ausführungen in einer Mitgliederversammlung in Steglitz. Dort waren von vielen Diskussionsrednern Vorwürfe gegen die Beamten der Partie und Gewerkschaften erhoben wurden. Vorwürfe, die meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt waren. Angesichts dieser Ausführungen nahm ich Bezug auf als Wort Bebels, dass die Proletarier die demokratische Tugend des Misstrauens über müssten. Ich fügte aber hinzu: hütet Euch, Euren Beauftragten mit einem persönlichen Misstrauen zu begegnen, das sie nicht verdienen. Setzt Eure Lust zur Selbstbestimmung in anderer Weise durch. Lernt, seid tätig und bleibt alle Zeit ein mitbestimmender und mit entscheidender Faktor im Leben der Organisation. Ich habe nicht mit einem Wort in der Versammlung in der “Neuen Welt” irgendwie geringschätzig über die Massen gesprochen. Wenn ich es für notwendig hielt, in jener Versammlung zu betonen, dass angesichts der Redereien von der “revolutionären Waffe” des Gebärstreiks die Durchdringung der Massen mit sozialistischer Erkenntnis notwendig sei, weil wir schweren Kämpfen entgegengehen, so bin ich jetzt, in diesem Augenblick, mehr als je der Überzeugung. Die “Leipziger Volkszeitung” meldet, dass in Gegenwart des sächsischen Königs und des Ministers die Vertreter des Verbandes der Industriellen ein Zuchthausgesetz gefordert haben, und dass der König ihnen versicherte, “die Ziele des Verbandes würden sich immer mit Tatkraft durchsetzen”.

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