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Skeptizismus LW

Skeptizismus eine Richtung in der idealistischen Philosophie, die die Möglichkeit der Erkenntnis der objektiven Realität in Zweifel stellt. In der Geschichte der Philosophie spielte der Skeptizismus eine unterschiedliche Rolle, je nachdem, wessen Klasseninteressen er jeweils zum Ausdruck brachte. Als besondere philosophische Schule entstand der Skeptizismus im 4./3. Jahrhundert v. u. Z., zur Zeit der Krise der Sklavenhaltergesellschaft im alten Griechenland; sein Begründer war Pyrrhon, seine bekanntesten Vertreter Aenesidemus und Sextus Empiricus. Die Anhänger des antiken Skeptizismus zogen aus sensualistischen Voraussetzungen agnostizistische Schlussfolgerungen. Die Skeptiker verabsolutierten die Subjektivität der Empfindungen und verlangten, man solle sich irgendwelcher bestimmten Urteile über die Dinge enthalten; sie waren der Meinung, dass der Mensch die Grenzen seiner Empfindungen nicht zu überschreiten und nicht zu bestimmen vermöge, welche von ihnen wahr sind. Der Verzicht auf Erkenntnis, so lehrten sie, führt zur Gleichgültigkeit den Dingen gegenüber, zur Befreiung von Zweifeln und zur Erreichung eines unerschütterlichen Seelenzustandes („Ataraxie"). Der antike Skeptizismus war gegen die materialistische Linie in der Entwicklung der Philosophie gerichtet.

In der Renaissance benutzten die französischen Philosophen Michel Montaigne, Pierre Charron und Pierre Bayle den Skeptizismus zum Kampf gegen die mittelalterliche Scholastik und gegen die Kirche. Bayle „bereitete", nach Marx' Worten, „nicht nur dem Materialismus und der Philosophie des gesunden Menschenverstandes ihre Aufnahme in Frankreich durch die skeptische Auflösung der Metaphysik vor. Er kündete die atheistische Gesellschaft…" Blaise Pascals Skeptizismus dagegen ist gegen die rationelle Erkenntnis gerichtet und gelangt zu einer gefühlsbedingten Verteidigung der christlichen Religion.

Im 18. Jahrhundert feiert der Skeptizismus seine Auferstehung im Agnostizismus David Humes und Immanuel Kants, und ein Versuch der Modernisierung des antiken Skeptizismus wird von Gottlob Ernst Schulze (Aenesidem-Schulze) unternommen. Zum Unterschied vom antiken Skeptizismus behauptet der moderne Skeptizismus mit aller Bestimmtheit die Unmöglichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis. Der Argumentation des Skeptizismus bedienten sich die Machisten, die Neukantianer und sonstige idealistische philosophische Schulen Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. W. I. Lenin nannte den in Mode gekommenen bürgerlichen Skeptizismus „tote und tötende Scholastik" und zeigte, dass sein Klasseninhalt zum Ausdruck kommt im „Verzweifeln an der Möglichkeit, die Gegenwart wissenschaftlich zu analysieren", im „Verzicht auf die Wissenschaft", im „Bestreben, auf alle Verallgemeinerungen zu pfeifen, sich vor allen ,Gesetzen' der geschichtlichen Entwicklung zu verstecken …" In der bürgerlichen Philosophie der Gegenwart dient der Skeptizismus dem Kampf gegen die konsequente dialektisch-materialistische Weltanschauung.

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