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Veröffentlichung der Geheimverträge

Die historische Bedeutung der Veröffentlichung der Geheimverträge wurde im Leitartikel der Prawda zu diesem Thema deutlich hervorgehoben:

Die russische Revolution korrigiert ihre Fehler und wieder kommt ihre enorme internationale Bedeutung wieder. Die Veröffentlichung der Geheimverträge hat der gesamten internationalen Bourgeoisie einen tödlichen Schlag versetzt. Die Enthüllung schmutziger bürgerlicher Geheimnisse ist ein feierlicher Sieg des gesamten internationalen Proletariats. Seit Jahrhunderten beging der bürgerliche Schweinehund Verbrechen. Beim siegreichen Marsch der russischen Revolution fühlt er: das Gericht naht, das Gericht des revolutionären Bewusstseins des Proletariats, das Urteil der proletarischen Strafe.“

Die antisowjetische Presse wählte wie nach Absprache die taktische Position, den geringen Wert der veröffentlichten Verträge und ihre Bedeutung lange vor der Veröffentlichung bewusst hervorzuheben.

Nowaja Schisn" gibt am 12. November unter dem kreischenden Titel „Benefiz L. D. Trotzkis" die folgende Zusammenfassung der Antworten der Presse auf die Veröffentlichung der Geheimverträge:

Der „Djen" sagt: „Die von Trotzki veröffentlichten Dokumente berichten nichts Neues. Die größte Sensation – der Vertrag mit Frankreich zum linken Rheinufer – wurde bereits von Michaelis enthüllt, und es wurde damals klargestellt, dass dieser Vertrag seine Kraft eingebüßt habe und dass Tereschtschenko durch ihn nicht gebunden sei.“

Diese Aussage kommt im Allgemeinen der Wahrheit nahe. Aber wenn der „Djen“ „leidenschaftlich" behauptet, dass „alle Dokumente, die von Tereschtschenko unterschrieben werden, kein Körnchen Imperialismus enthalten", „dass die diplomatischen Geheimdokumente erwiesen, dass sie nicht 'nen Appel und 'n Ei wert seien“, dann müssen diese Anschuldigungen dem Bereich wütender, aber weit von der Wahrheit entfernter der polemischer Angriffe zugeordnet werden. Allerdings kann die „Enthüllung von Geheimnissen" den „sozialistischen" „Djen" auch nicht lächeln lassen ...

Die „Rabotschaja Gaseta“ (Organ der Menschewiki, Hrsg.) findet auch, dass „wir nichts Neues aus den veröffentlichten Dokumenten gelernt haben". Die „RG" behauptet, dass „die Geheimabmachungen eines der kriegführenden Länder ohne Zustimmung der alliierten Demokratien" zu veröffentlichen, „den Imperialisten der anderen Seite dienen" würde.

Snamja Truda" (die Zeitung der Linken Sozialrevolutionäre) glaubt, dass die veröffentlichten Dokumente „nichts Neues für die Massen sagen werden, weil in der Vergangenheit niemand über die „Ziele“ getäuscht wurde“ und fasst zusammen: „Die Veröffentlichung von Geheimverträgen kann nicht als „Ereignis“ betrachtet werden – nicht als staatlich-politischer Akt, sondern nur als Wahlwerbung, berechnet für eine unaufgeklärte Masse."

Die Zeitungen, die diese gute Miene zum bösen Spiel machten, konnten die wirkliche Bedeutung der Politik der imperialistischen Diplomatie nicht immer verbergen.

So schrieb etwa R. Grigorjew in dem Artikel „Mit offenem Vorhang" im „Nowaja Schisn":

Die Veröffentlichung offizieller Dokumente, die die Einschätzung der wahren Ziele und der Ursachen des Kriegsgemetzels bestätigt, wurde trotz dem Geheul von bürgerlichen Chauvinisten und Sozialpatrioten von den Internationalisten aller Länder stets propagiert und hat eine enorme politische und moralische Bedeutung. Die Wirkung der Veröffentlichung der Geheimverträge wird dadurch sehr vermindert, dass sie nur auf der einen Seite stattfindet und daher von der feindlichen Koalition für ihre eigennützigen imperialistischen Zielen benutzt werden kann und ihr eine gute Trumpfkarte für die Selbstrechtfertigung vor den eigenen Volksmassen gibt. um sie zu gewinnen, Auf diese zweifellose Gefahr weist auch L. Trotzki in der „Notiz" hin, die die Veröffentlichung der Dokumente begleitet: Er tröstet sich nur: „Wenn sich das deutsche Proletariat auf revolutionärem Weg den Zugang zu den Geheimnisse seiner Regierungskanzleien öffnen wird, wird es aus ihnen Dokumente hervorholen, die hinter denen, die wir veröffentlichen, in keiner Weise zurückbleiben.“

Der Schleier, der über der Geheimdiplomatie enthüllt wurde, enthüllte die ganze Kriminalität, den Zynismus und die Heuchelei der imperialistischen Regierungen, die die Völker in den Krieg gebracht hatten, die alle fortgeschrittenen Nationen in Europa zwang, ihr Blut zu vergießen, und die Vernichtung und Zerstörung der Menschheit unermesslich verlängerte im Namen der Interessen einer kleinen Handvoll Könige der Schwerindustrie und Finanzoligarchie ...“ (Nr. 178 vom 11. November). [Trotzki, Sotschinenija 3.2]

Die Veröffentlichung der Geheimverträge, die die Bolschewiki während der gesamten Dauer der Herrschaft der Provisorischen Regierung vergeblich angestrebt hatten, begann kurz nach der Oktoberrevolution. Geheime diplomatische Dokumente des Außenministeriums wurden Ende 1917 und Anfang 1918 in der Iswestija und der Prawda veröffentlicht und vom Volkskommissariat für Auswärtige Angelegenheiten in separaten Broschüren unter dem Titel „Sammlung geheimer Dokumente aus den Archiven des ehemaligen Außenministeriums" herausgegeben. Die erste solche Sammlung wurde im Dezember 1917 veröffentlicht.

Die veröffentlichten Materialien enthüllten den imperialistischen Charakter des Krieges und die aggressiven Pläne der zaristischen Regierung und ihrer „Verbündeten". [Trotzki, Sotschinenija 17.1]

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