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Wiener Programm der österreichischen Sozialdemokratie

Auf dem Brünner Parteitag im Jahre 1899 kam die österreichische Sozialdemokratie zu der Erkenntnis, dass es notwendig sei, das alte „Hainfelder" Parteiprogramm (von 1888) entsprechend den veränderten Kampfbedingungen der österreichischen Arbeiterklasse zu revidieren und gab einer speziellen Kommission (V. Adler, Daszyński, Ellenbogen u. a.) den Auftrag, den Entwurf eines neuen Programms auszuarbeiten. Dieser neue Entwurf wurde im Wesentlichen von Adler ausgearbeitet, der die früheren Kampflosungen der Sozialdemokratie milderte und abschwächte. Er wurde im August 1901 veröffentlicht und rief eine Reihe von kritischen Entgegnungen und Hinweisen auf im Entwurf zugelassene Zugeständnisse an das Bernsteinianertum hervor. Einen Artikel über den Programmentwurf veröffentlichte auch Karl Kautsky in der „Neuen Zeit" („Die Revision des Programms der Sozialdemokratie in Österreich", „Die Neue Zeit" Nr. 3, 19. Oktober 1901, S. 68–82). Kautsky verglich den alten und den neuen Text des Programms und trat für die Beibehaltung des grundsätzlichen Teils des Hainfelder Programms ein, mit der Begründung, dass dieser die Ansichten der Sozialdemokratie über den allgemeinen Verlauf des historischen Prozesses und die Aufgaben der Arbeiterklasse vollständiger und richtiger zum Ausdruck bringe. Adler erklärte sich mit diesem Vorschlag nicht einverstanden, und das neue Programm wurde auf dem Wiener Parteitag (2.–6. November 1901) mit einigen kleinen von der Programmkommission des Parteitages, der auch Kautsky angehörte, beantragten Abänderungen angenommen.

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