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Jogiches, Leo

Jogiches, Leo (1867-1919) – In Wilna geboren. Schon als Gymnasiast Teilnehmer an der revolutionären Bewegung. 1888 wegen sozialistischer Agitation unter den Arbeitern verhaftet. 1890 ging er nach der Schweiz, wo er zusammen mit B. Kritschewski, Rjasanow und Parvus die „Sozialdemokratische Bibliothek" (russisch) herausgab. Dann wandte er sich mehr der polnischen Bewegung zu. 1893 gründete er mit Rosa Luxemburg, Marchlewski (Karski) u. a. die Sozialdemokratische Partei Polens und Litauens, deren Zentralkomitee er dauernd angehörte und deren eigentlicher organisatorischer Leiter er war. Während der russischen Revolution von 1905 kämpfte er aktiv in Russisch-Polen. Im Februar 1906 wurde er in Warschau verhaftet und zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Ein Jahr später gelang ihm die Flucht aus dem Zuchthaus. Auf dem Kongress der russischen Sozialdemokratie in London 1907 kämpfte er zusammen mit den Bolschewiki gegen die Menschewiki und kam als Vertreter der polnischen Partei in das Zentralkomitee der russischen Gesamtpartei. 1910 siedelte er nach Berlin über und nahm mit Rosa Luxemburg an den Kämpfen gegen den Opportunismus und das von Kautsky geführte „marxistische Zentrum" der deutschen Sozialdemokratie teil. Im Kriege war er Mitbegründer und organisatorischer Leiter des Spartakusbundes und Herausgeber der „Spartakusbriefe". Nach dem Januarstreik 1918 wurde er in Berlin verhaftet. Am 9. November 1918 befreit, übernahm er sofort die organisatorische Leitung des Spartakusbundes, dann der Kommunistischen Partei. Während der Märzkämpfe 1919 wurde er verhaftet und am 10. März vom Wachtmeister (später Oberleutnant) Tamschik im Kriminalgefängnis Moabit „auf der Flucht" erschossen.

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