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Kautsky, Karl

Kautsky, Karl (1854-1938) wandte sich unter dem Einfluss der revolutionären Pariser Kommune 1871 sozialistischen Ideen zu und wurde 1874 Sozialdemokrat. 1883 gründete er die „Neue Zeit", die er bis 1917 leitete. Dies, seine Schriften, die von ihm verfassten programmatischen Dokumente der Sozialdemokratie brachten ihn dem Ruf ein, der führende Theoretiker des Marxismus zu sein. Jahrelang bekämpfte er reformistische Ideen. Höhepunkt dieser Phase war seine Schrift „Der Weg zur Macht" 1909. Seit 1910 lieferte er zunehmend pseudomarxistische Begründungen für die Politik des Parteivorstands und geriet dadurch immer wieder in Konflikt mit den Parteilinken um Rosa Luxemburg. 1916 geriet er in Konflikt mit den Kriegsunterstützungspolitik des Parteivorstands und schloss sich 1917 der USPD an. Er war von Anfang an ein wütender Gegner der russischen Oktoberrevolution. Er stand auf dem rechten Flügel der USPD und kehrte zur SPD zurück, erlangte aber seinen alten Einfluss nie wieder (die SPD hatte keine große Verwendung mehr für „marxistische“ Theorie).

Kautsky, Karl (geb. 1854) Deutscher Sozialdemokrat, einer der bedeutendsten Theoretiker des Marxismus in der Epoche der Zweiten Internationale, Nationalökonom, Historiker. Begann seine wissenschaftliche Tätigkeit unter der unmittelbaren Leitung von Engels. Von 1887 ab war er Redakteur der wissenschaftlichen marxistischen Zeitschrift „Neue Zeit". Gehörte vor dem Kriege dem linken Flügel des Marxismus an und bekämpfte den Revisionismus. Noch im Jahre 1909 stand K. in seiner Arbeit „Der Weg zur Macht" auf dem Boden des revolutionären Marxismus. Zu Beginn des imperialistischen Krieges nahm er eine schwankende Stellung ein zwischen den Internationalisten und den Vaterlandsverteidigern. Er sank allmählich zum Reformismus hinab und zur Preisgabe seiner früheren orthodoxen Ansichten. Nach der Oktoberrevolution bekämpfte er das Sowjetsystem und verteidigte die Demokratie und den Parlamentarismus. Siehe die Arbeit W. I. Lenins aus dem Jahre 1918: „Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky". [Band 4]

Bedeutender Theoretiker des Marxismus der Epoche der II. Internationale, Ökonom und Historiker. Trat 1874 der österreichischen Sozialdemokratie bei und gehörte dem unter Führung von Most und anderen stehenden halbanarchistischen Flügel an. Zum Marxisten wurde er unter dem unmittelbaren Einfluss von Marx und Engels. Zur Zeit des Sozialistengesetzes (1878–1890) Mitarbeiter des Züricher illegalen Organs der deutschen Sozialdemokratie „Der Sozialdemokrat". 1883 begründete er die „Neue Zeit", deren Redakteur er bis 1917 blieb. In den 90er Jahren schrieb er eine Reihe marxistischer Werke („Die Agrarfrage" u. a.). 1898 trat er nach bedeutenden Schwankungen gegen Bernsteins Revisionismus auf („Anti-Bernstein"). Aber bereits in seinen Schriften aus dieser Periode sind viele unbefriedigende Äußerungen und Abweichungen vom Marxismus enthalten (in der Frage der Dialektik, in Bezug auf die proletarische Diktatur, die versöhnliche Haltung gegenüber Machs Philosophie). In der Einschätzung der Revolution von 1905 stand er den Bolschewiki näher als den Menschewiki. Anfang 1909 vertrat er in der Schrift „Der Weg zur Macht" im Allgemeinen noch marxistische Auffassungen, doch seit dieser Zeit gewinnen die opportunistischen, zentristischen Tendenzen, die bei Kautsky stets stark waren, in seiner gesamten politischen und theoretischen Tätigkeit die Oberhand. Er wird im Westen zum prominentesten Vertreter des „Zentrums", das eine der Abarten des Opportunismus ist. Während des Krieges bricht K. endgültig mit dem Marxismus und bemäntelt dabei den tatsächlichen Chauvinismus seiner Stellung mit internationalistischen Redensarten. Er war einer der Begründer der USPD und stand nachher auf dem rechten Flügel derselben. Nach der Oktoberrevolution wandte er sich gegen das Sowjetsystem und verfocht die „reine Demokratie" und den Parlamentarismus. Nach der Novemberrevolution trat er als Staatssekretär des Äußern in die erste Regierung Ebert-Scheidemann ein, betrieb eine Politik knechtischer Unterwürfigkeit gegenüber der Entente und suchte die Wiederaufnahme der Beziehungen zu Sowjetrussland in jeder Weise zu hemmen. Auf der Berner Konferenz der II. Internationale trat er mit größter Feindseligkeit gegen Sowjetrussland auf. Mitbegründer der Wiener (2½) Internationale. 1922 förderte er ihre Rückkehr zur II. Internationale. In seinen letzten Arbeiten und insbesondere in dem zweibändigen Werk „Die materialistische Geschichtsauffassung" (1927) treibt Kautsky die Prostituierung des Marxismus bis zu den äußersten Grenzen. Als einer der erbittertsten Feinde der Sowjetunion verkündet Kautsky offen den Krieg und die Intervention gegen die Sowjetunion, insbesondere in der Broschüre „Der Bolschewismus in der Sackgasse" (1930). Siehe über Kautsky die Broschüre Lenins „Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky". [Band 12]

Deutscher Sozialdemokrat, führender Theoretiker der Epoche der II. Internationale, Ökonomist und Historiker. Seine wissenschaftliche Tätigkeit begann er unter unmittelbarer Leitung von Fr. Engels. Seit 1883 Redakteur des wissenschaftlichen Organs der deutschen Sozialdemokratie, der „Neuen Zeit". Kämpfte als solcher gegen den Revisionismus. Noch in seiner Schrift „Der Weg zur Macht" (1909) steht K. auf dem Boden des revolutionären Marxismus. Seit 1910 jedoch, als die Auseinandersetzungen mit den „Linksradikalen" unter Führung von Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Clara Zetkin u. a. begannen, trat bei K. immer ausgeprägter seine „zentristische" Position hervor. In den entscheidenden Fragen (Massenstreik, Imperialismus usw.) nahm er eine zwitterhafte, vermittelnde Stellung ein. Am Anfang des imperialistischen Krieges 1914 nimmt K. einen schwankenden Standpunkt ein, um sich dann endgültig dem Reformismus anzuschließen bis zur völligen Verleugnung aller seiner früheren revolutionären Behauptungen. Sehr charakteristisch für ihn ist folgender Satz aus seiner 1923 geschriebenen „Autobiographie". In einer Rückschau auf seine Stellung zu dem einst bitter bekämpftenBernstein sagt K.: „Im Kriege haben wir uns wiedergefunden. Jeder von uns bewahrte seine theoretische Eigenart, aber in unserem praktischen Tun waren wir nun fast immer einig." – Mit einer ins krankhafte überschlagenden Wut bekämpft K. aber die revolutionäre Erhebung in Russland und die Sowjetmacht. Keine Lüge, keine Verleumdung war ihm zu niedrig, um sie nicht den russischen Revolutionären anzuhängen, so dass sogar die besonneneren seiner menschewistischen Freunde von solcher Kampfesart abrückten. Wohl selten hat sich ein Politiker so gewandelt, hat das, was er einst selbst gelehrt hatte, so gehässig verfolgt und als Irrwahn preisgegeben! Seine philosophische Grundeinstellung dokumentierte K., als er noch Marxist war, in der 1906 erschienenen kleinen Schrift: „Ethik und materialistische Geschichtsauffassung". Von seinen zahlreichen andern Werken seien erwähnt: „Thomas More und seine Utopie" (1888); „Vorläufer des Neuern Sozialismus" (1894 ff..); „Die Agrarfrage" (1899); „Ursprung des Christentums " (1908) u. v. a. [Band 13]

Seit Ende der 70er Jahre Sozialdemokrat. Begann seine wissenschaftliche Tätigkeit als Marxist unter der unmittelbaren Leitung von Fr. Engelsund stand bis zu dessen Tode unter seinem Einfluss. 1883 gründete er die „Neue Zeit", die er bis 1917 leitete. K. ist Verfasser des Erfurter Programms der deutschen Sozialdemokratie. In der Blüteperiode der II. Internationale war er deren führender Theoretiker. Besonders stark war sein Anteil an der Bekämpfung der reformistischen Ideen. In den Fragen der russischen Revolution von 1905 vertrat er fast ohne Einschränkung den bolschewistischen Standpunkt, er erklärte sich sogar für den bewaffneten Aufstand. Bis 1909 ging er mit der äußersten Linken in der II. Internationale zusammen, wie seine Schrift „Der Weg zur Macht" bewies. Seit 1910 erniedrigte er – wie Rosa Luxemburg sagte – die marxistische Theorie zur feilen Dirne der Parteivorstandspolitik, indem er den Abbruch des Wahlrechtskampfes und 1912 das Stichwahlabkommen mit den Freisinnigen zu rechtfertigen versuchte. Er erfand eine Ermattungsstrategie der Sozialdemokratie, leugnete die Unvermeidlichkeit des Imperialismus und propagierte die Abrüstung und internationale Schiedsgerichte als Kampfmittel gegen den Krieg. In diesen und anderen Fragen kam er nunmehr in Konflikt mit den von Rosa Luxemburg, Clara Zetkin und Franz Mehring geführten Linksradikalen. Er wurde das theoretische Haupt des Zentrismus, für dessen pseudomarxistische Ideen sich freilich schon in den früheren Arbeiten Kautskys starke Ansätze finden. Seine zentristische Politik führte er während des Weltkrieges fort, wobei er sich mit wachsender Wucht gegen die revolutionäre Richtung in der internationalen Arbeiterbewegung wandte. Nach Abschluss des Krieges erklärte er alle Differenzen innerhalb der deutschen Sozialdemokratie für erledigt und besonders unter dem Wüten des Noske-Terrors betrieb er die Einigung zwischen USP und SPD. Als sich der USP-Parteitag im Frühjahr 1919 bedingungsweise für die Diktatur des Proletariats erklärte, kehrte K. zur SPD zurück. Der einst gefeierte revolutionäre Theoretiker von internationalem Ruf ist zum offenen Konterrevolutionär geworden, der mit allen Mitteln der Demagogie seinen Gesinnungswandel zu verdecken sucht. Mit giftigem Hass, mit Lüge und Verleumdung betreibt er besonders die Hetze gegen Sowjetrussland in einer Weise, die sogar die Führer der Menschewiki veranlasste, von ihm abzurücken. [Band 20]

Gegenwärtig vertritt er in Theorie und Praxis nicht nur die Auffassungen des einst von ihm so bekämpften Revisionismus, sondern ist der Wortführer der reaktionären, aggressiven Politik gegen die Sowjetunion, die er seit 1920, wo er das menschewistische Georgien zu verherrlichen begann, anzugreifen nicht aufgehört hat. Er vertritt den Standpunkt der Befürwortung einer ausländischen Intervention gegen die Sowjetunion. Seine völlige Abkehr vom orthodoxen Marxismus bekundet er in einem mehrbändigen Werk „Der historische Materialismus". [Band 19, Schluss]

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