Kerenski,
Alexander Fjodorowitsch,
1882-1970, Sozialrevolutionär, zwischendurch Chef der Trudowiki,
einer Partei zwischen Sozialrevolutionären und Kadetten, Anwalt,
März 1917 als einziger nichtbürgerlicher Minister in provisorischer
Regierung, Mai Kriegsminister, Juli Ministerpräsident, durch
Oktoberrevolution vertrieben. Das folgende halbe Jahrhundert verbrachte er im Exil in Frankreich und ab 1940 den USA. Kerenski,
A. F. (geb. 1881) – Rechtsanwalt,
erlangte als Verteidiger in politischen Prozessen Berühmtheit; wurde
von der Stadt Wolsk, Gouvernement Saratow, in die IV. Reichsduma
gewählt, wo er sich der Fraktion der Trudowiki anschloss. Seit
Kriegsausbruch Sozialchauvinist. In der „historischen" Sitzung
der Reichsduma am 26. Juli (8. August) 1914 trat er mit einer
patriotischen Deklaration der Fraktion der Trudowiki auf. Nach der
Februar-Revolution Justizminister der Provisorischen Regierung. Nach
dem Rücktritt Gutschkows
übernahm er das Kriegs- und Marineministerium. Auf Verlangen der
alliierten Regierungen unternahm er die Juni-Offensive, die mit einem
vollständigen Misserfolg endete. Nach Unterdrückung der
Juli-Bewegung des Petrograder Proletariats Premierminister mehrerer
einander schnell abwechselnder Koalitionsregierungen. Nach dem
missglückten Marsch des Generals Kerenski
auf Petrograd wird K. Oberbefehlshaber aller militärischen
Streitkräfte, ist aber ohne reale Macht. Als Minister, dann
Premierminister und Oberbefehlshaber macht K. eine opportunistische
Politik und sinkt allmählich von der Revolution zur Gegenrevolution
und zum Bonapartismus herab. Die Oktober-Revolution fegte die
Koalitionsregierung Kerenskis weg. Sein neuerlicher Versuch, an der
Front eine Stütze zu gewinnen, und sein Marsch gegen Petrograd
endete mit der Niederlage in Gatschina und der Flucht ins Ausland. [Band 18] Rechtsanwalt.
Wurde bekannt als Verteidiger in politischen Prozessen. Später
Abgeordneter der IV. Reichsduma. Er war Sozialrevolutionär, schloss
sich aber in der Duma den Trudowiki an und wurde Führer der
Fraktion. Während des Krieges Sozialpatriot. Nach der
Februarrevolution stellvertretender Vorsitzender des Petersburger
Arbeiterrates, trat trotz des gegenteiligen Beschlusses des
Exekutivkomitees als Justizminister in die bürgerliche Provisorische
Regierung ein. Nach dem Rücktritt Gutschkows übernahm er das
Kriegsministerium. Auf Betreiben der imperialistischen Regierungen
jagte er die kriegsmüde Armee in die Junioffensive, die mit einer
vollständigen Niederlage endete. Nach den Julidemonstrationen des
Petersburger Proletariats, der mit Waffengewalt unterdrückt wurden,
Ministerpräsident einer Reihe von Koalitionsregierungen, die
einander blitzschnell ablösten. K. ernannte den General Kornilow zum
Oberbefehlshaber, führte die Todesstrafe au der Front wieder ein.
Nach dem misslungenen Putsch des Generals Kornilow wurde K.
Oberkommandierender der Armee, aber ohne reale Macht. Als Minister
und später Ministerpräsident und Oberkommandierender betrieb er
eine Politik des Paktierens mit den Kräften der Gegenrevolution. Die
Oktoberrevolution fegte die Regierung Kerenski hinweg. Sein Versuch,
sich von neuem auf die Front zu stützen und einen Feldzug gegen
Petersburg zu organisieren, scheiterte. Er wurde bei Gatschina
geschlagen und musste flüchten; lebt gegenwärtig im Auslande. [Band 20] |
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