Vandervelde, Emile (1866-1938): seit 1885 in der Arbeiterpartei Belgiens, jahrelang Vorsitzender der Zweiten Internationale und Minister in Koalitionsregierungen mit Bürgerlichen Vandervelde,
Emile (geb. 1866) – Führer
der belgischen sozialistischen Partei und Vorsitzender des
Exekutivkomitees der II. Internationale. Von Beruf Rechtsanwalt und
Professor. Seit 1894 Mitglied der Abgeordnetenkammer; 1900–1914
Vorsitzender des Internationalen Sozialistischen Büros der II.
Internationale. Bereits vor dem Kriege einer der eifrigsten Vertreter
des europäischen Reformismus und Opportunismus und Gegner der
revolutionären Kampfmethoden. Während des Krieges war er der erste
Führer der II. Internationale, der in eine Koalitionsregierung
eintrat. Im September 1914 wandte er sich als Minister in einem im
Verein mit dem russischen Botschafter Fürst Kudaschow verfassten
Brief an die sozialdemokratische Fraktion der IV. Duma mit dem
Appell, den Kampf gegen den Zarismus einzustellen und den Krieg gegen
das preußische „Junkertum" zu unterstützen. 1917 unternahm
er mit Albert Thomas und anderen Sozialpatrioten eine Reise nach
Russland, um für die Fortsetzung des Krieges zu agitieren. 1919
unterzeichnete er als Vertreter Belgiens den Vertrag von Versailles.
1922 stand er bei der Moskauer Gerichtsverhandlung gegen die
Mitglieder des Zentralkomitees der rechten Sozialrevolutionäre
an der Spitze der Verteidigung. 1925 war er Mitglied der
Koalitionsregierung der Klerikalen und Sozialisten; 1926-27 Mitglied
des Kabinetts Jaspar. [Band 12] Führer der belgischen sozialistischen Partei,
Revisionist; in der Vorkriegszeit lange Jahre Vorsitzender des
Internationalen Sozialistischen Büros. Bei Ausbruch des Weltkrieges
trat er in die belgische bürgerliche Regierung ein, wo er
verschiedene Portefeuilles inne hatte (Kriegs-, Innen-,
Justizministerium; letzteres behielt er bis 1921) 1914 richtete er
einen Brief an die russischen Arbeiter, in dem er sie aufforderte,
den Krieg zu unterstützen und um des Sieges willen den Kampf gegen
den Zarismus einzustellen; dieser Brief, von der russischen
Bourgeoisie jubelnd begrüßt, wurde von den russischen Arbeitern mit
allgemeiner Verachtung aufgenommen. 1917 kam er mit Albert Thomas und
anderen Sozialpatrioten der Ententeländer nach Russland, um die
russischen Arbeiter und Soldaten zur Fortsetzung des Krieges zu
überreden. 1922 kam er wieder nach Moskau, diesmal als Verteidiger
im bekannten Prozess gegen die Mitglieder des Zentralkomitees der
Sozialrevolutionäre vor dem Obersten Revolutionstribunal. Seit 1925
ist V. belgischer Minister des Äußeren. [Band 20] Vandervelde, Émile (geboren im Jahre 1866) ist ein belgischer rechter Sozialist, einer der Führer der II. Internationale. In der Zeit des Krieges war er einer der extremsten Sozialchauvinisten. Vandervelde ist ein eifriger Gegner Sowjetrusslands und reiste speziell im Jahre 1922 nach Moskau, um als Verteidiger im Prozess der rechten SRler aufzutreten. [Trotzki, Sotschinenija, Band 8, Anm. 7] |
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