Bemerkungen zum Programmentwurf der Kommission

Bemerkungen zum Programmentwurf der Kommission

Text Martows

Bemerkungen Lenins

I. Die Entwicklung des internationalen Austausches hat eine so innige Verbindung zwischen allen Völkern der zivilisierten Welt hergestellt, dass die große Freiheitsbewegung des Proletariats international werden musste und es bereits seit langem geworden ist.


II. Darum sehen die russischen Sozialdemokraten ihre Partei als einen Truppenteil der Weltarmee des Proletariats an, als einen Teil der internationalen Sozialdemokratie; sie verfolgen dasselbe Endziel, wie die Sozialdemokraten aller anderen Länder.

Der Stil müsste gereinigt werden: „sehen an"?A

Dieses „wie" ist nicht russisch. Stilistisch ist der Satz ungeschickt. „Sie verfolgen dasselbe Endziel, das die Sozialdemokraten aller anderen Länder anstreben", oder so ähnlich.

III. Dieses Endziel wird bestimmt durch den Charakter und den Verlauf der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft.

Durch den Charakter" – rate ich wegzulassen, weil es überflüssige Worte sind. Das Endziel wird bestimmt durch den Verlauf und nicht durch jene Abarten dieses allgemeinen „Verlaufes", die erklärt werden durch den Begriff: „Der Charakter der Entwicklung". Folglich sind es überflüssige und nicht ganz genaue Worte.

Diese Gesellschaft ist gekennzeichnet durch die Herrschaft der Warenproduktion in kapitalistischen Produktionsverhältnissen, d. h. dadurch, dass der wichtigste und bedeutendste Teil der Konsumtionsmittel für den Absatz auf dem Innen- oder dem Weltmarkt produziert wird, und dass der wichtigste und bedeutendste

Warum nur „der Konsumtionsmittel"? Und die Produktionsmittel? Besser wäre „der Produkte" usw.

Diese Worte „auf dem Innen- oder dem Weltmarkt" müssen meines Erachtens gestrichen werden. Sie sind eine überflüssige Wiederholung.

Teil der Mittel der Produktion und der Zirkulation dieser Konsumtionsmittel – der Waren –

Diese Worte („dieser Konsumtionsmittel") müssten gestrichen werden. Nicht nur die Konsumtionsmittel sind Waren.

einer ihrer Zahl nach verhältnismäßig kleinen

(Anstatt „verhältnismäßig kleinen" vielleicht „verschwindend kleinen", denn die Worte „der wichtigste und bedeutendste Teil" sind ja schon eine Einschränkung. Aber das ist nicht wichtig.)

Klasse von Menschen gehört, während die gewaltige Mehrheit der Bevölkerung zu einem Teil aus Leuten besteht, die gar keine Produktions- und Zirkulationsmittel haben (Proletarier), zum anderen Teil aus Leuten,

Es müsste hinzugefügt werden (nach „Klasse von Menschen"): „den Kapitalisten und Grundbesitzern". Sonst wird es abstrakt, was besonders in Hinblick auf die nachher folgenden „Bauern und Kustari" nicht am Platze ist.

Und der Zirkulation" muss weggelassen werden: der Proletarier reinsten Wassers kann „Zirkulationsmittel", die gegen Konsumtionsmittel eingetauscht werden, haben und hat sie auch.

die nur sehr unbedeutende Produktionsmittel zur Verfügung haben, die ihnen ihre Existenz nicht sichern (verschiedene Schichten der Kleinproduzenten, zum Beispiel die Kleinbauern und die Kustari).

Der Stil müsste gereinigt werden! „Die Produktionsmittel" sichern (?) die Existenz.

All diese Leute sind durch ihre wirtschaftliche Lage gezwungen, ihre Arbeitskraft auf die Dauer oder periodisch zu verkaufen, d. h. sich den Besitzern der Produktions- und Zirkulationsmittel als Lohnarbeiter zu verdingen und durch ihre Arbeit deren Einkommen zu schaffen.


IV. Die Herrschaft der kapitalistischen Produktionsverhältnisse dehnt sich immer mehr aus, in dem Maße, wie die unaufhörliche Vervollkommnung der Technik, die die wirtschaftliche Bedeutung der Großbetriebe erhöht, die kleinen selbständigen Produzenten verdrängt, d. h. eine relative Verringerung ihrer Zahl hervorruft, indem sie einen Teil von ihnen in Proletarier verwandelt, die Rolle der übrigen im sozial-ökonomischen Leben herabsetzt und sie mitunter in eine mehr oder weniger offene, mehr oder weniger schwer lastende Abhängigkeit von den Großunternehmern stellt.




? („indem sie verwandelt")


Vom Kapital" – nicht nur von den Großunternehmern.

V. Dieselbe Vervollkommnung der Technik, die einen Teil der kleinen selbständigen Produzenten in Proletarier verwandelt, führt zu einem noch größeren Angebot von Arbeitskraft und gibt den Unternehmern die Möglichkeit, im Prozess der Warenproduktion und -zirkulation in immer größerem Umfang Frauen- und Kinderarbeit zu verwenden. Und da andererseits derselbe Prozess der Vervollkommnung der Technik (der Maschinen) zu einer relativen Verringerung des Bedarfs der Unternehmer an lebendiger Arbeitskraft führt, so bleibt notgedrungen die Nachfrage nach Arbeitskraft hinter ihrem Angebot zurück, und infolgedessen steigt die Abhängigkeit der Lohnarbeit vom Kapital und ihre Ausbeutung durch das Kapital. Der der Arbeiterklasse zufallende Teil des gesellschaftlichen Gesamteinkommens, das durch ihre Arbeit geschaffen wird, wird immer geringer.

Diese Worte müsste man weglassen, weil sie eine überflüssige Wiederholung des Gedankens sind, der schon in der vorhergehenden These enthalten ist.

Überhaupt zeigt § V besonders deutlich den allgemeinen Mangel des Entwurfs: Längen und eine unerwünschte Breite der Darlegung. Übrigens: das ruft das hervor, was Engels in der Kritik des Erfurter Programmentwurfs „schiefe Nebenbedeutung" nennt1. Zum Beispiel hat es den Anschein, als wäre die steigende Anwendung von Frauen- und Kinderarbeit nur durch die „Verwandlung" der kleinen selbständigen Produzenten in Proletarier bedingt, das ist aber nicht so, das kommt auch vor einer solchen „Verwandlung" vor.

Der Beginn des § V ist eine überflüssige Wiederholung.

VI. Eine solche Lage der Dinge innerhalb der bürgerlichen Ges –

Hier fehlt etwas.

Die Überproduktion, die mehr oder weniger scharfe industrielle Krisen hervorruft, denen mehr oder weniger langwierige Perioden industriellen Stillstands folgen, ist die unvermeidliche Folge des Wachstums der Produktivkräfte in dem Zustand der Produktionsanarchie, der für die Warenproduktion charakteristisch ist, und in den der heutigen Gesellschaft eigenen kapitalistischen Produktionsverhältnissen. Die Krisen und die Perioden industriellen Stillstands machen die Lage der kleinen selbständigen Produzenten noch schwieriger, führen noch rascher zur relativen, an verschiedenen Orten sogar zur absoluten Verschlechterung der Lage des Proletariats.





Wieder eine Wiederholung!! Das genügt nicht. Sie „machen die Lage" nicht nur „noch schwieriger", sondern ruinieren geradezu die Massen.

Der erste Teil des § VI würde viel gewinnen, wenn man ihn kürzte.

VII. Die Vervollkommnung der Technik, die die Erhöhung der Produktivität der Arbeit und das Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums bedeutet, bedingt somit in der bürgerlichen Gesellschaft das Anwachsen der sozialen Ungleichheit, die Vergrößerung des Abstandes zwischen Besitzenden und Besitzlosen, die Zunahme der Unsicherheit der Existenz, das Anwachsen der Arbeitslosigkeit und jedes Elends.




Das Anwachsen jedes Elends" – diese meinem Entwurf entnommene Fassung ist nicht sehr glücklich. Vom Anwachsen des Elends habe ich nicht gesprochen. „Jedes" umfasst auch das „absolute". Der Hinweis auf das Elend der Massen müsste darum etwas anders gemacht werden.

VIII. Aber in dem Maße, wie all diese, der kapitalistischen Produktionsweise eigenen Widersprüche wachsen und sich entwickeln, wächst auch die Unzufriedenheit der werktätigen und ausgebeuteten Masse mit der bestehenden Ordnung der Dinge und verschärft sich der Kampf ihres führenden Vertreters, des Proletariats, gegen die Verteidiger dieser Ordnung.

§ VIII zeigt die hartnäckige Weigerung der Kommission, die genaue und unzweideutige Bedingung einzuhalten, die ihr gleich bei ihrer „Geburt" gestellt worden ist. Auf Grund dieser Bedingung muss man einen Satz einschieben (was die Kommission in § X auch getan hat), wobei vorher nur vom Klassenkampf des Proletariats die Rede sein darf. Diese Forderung, die im Aussöhnungsvertrag klar zum Ausdruck gekommen ist, hat die Kommission nicht erfüllt, und mir steht das Recht zu, auf ihre Erfüllung zu bestehen.

Vor dem, was am Ende des § X gesagt ist, ist es falsch, von der Unzufriedenheit der ganzen werktätigen Masse im Allgemeinen zu sprechen und das Proletariat ihren „führenden Vertreter" zu nennen, denn das ist nur unter der Bedingung richtig, die am Ende des § X zum Ausdruck gebracht ist. Das Bedingte gibt die Kommission für etwas Unbedingtes aus. Die Halbheit des Kleinproduzenten, sein halbreaktionäres Wesen hat die Kommission durch nichts zum Ausdruck gebracht: das ist ganz unzulässig. Jetzt ist es so, dass die Möglichkeit, diesen Kleinproduzenten (oder einen Teil dieser Schicht) unter den prinzipiellen „Verteidigern dieser Ordnung" (derselbe Satz in § VIII!) zu finden, vollkommen vergessen ist!! Diese Möglichkeit wird aber sehr oft vor unseren Augen zur Wirklichkeit.

Um das Recht zu haben, von der Bewegung des Proletariats zu sprechen, von seinem Klassenkampf und sogar von seiner Klassendiktatur, ist es unbedingt notwendig, zunächst diese eine Klasse abzusondern und erst dann etwas über ihre Rolle als Vertreterin hinzuzufügen. So aber entsteht im Entwurf ein Mangel an Zusammenhang. § VIII ist streng logisch weder mit der Fortsetzung (warum denn nicht die „Diktatur der werktätigen Masse"??) verkettet noch mit dem Anfang (wenn sich alle sozialen Widersprüche verschärfen, so bedeutet das, dass sich der Kampf zweier Klassen immer mehr verschärft, das aber zu sagen, hat die Kommission vergessen!!). Der Zusammenhang ist nicht vorhanden.

Gleichzeitig schafft die Vervollkommnung der Technik, die den Arbeitsprozess innerhalb der Werkstatt vergesellschaftet und die Produktion konzentriert, immer rascher die Möglichkeit der sozialen Revolution, des Endziels der gesamten Tätigkeit der internationalen Sozialdemokratie, der bewussten Trägerin der Klassenbewegung des Proletariats.

Die Vergesellschaftung der Arbeit beschränkt sich lange nicht auf das, was innerhalb der Werkstatt vor sich geht: Diese Stelle muss verbessert werden.

+ „und Notwendigkeit" (der sozialen Revolution).

Klassenbewegung des Proletariats", siehe zum Vergleich § XIII.

IX. Diese soziale Revolution wird in der Beseitigung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse und ihrer Ablösung durch die sozialistischen bestehen, das heißt in der Expropriierung der Ausbeuter zum Zwecke der Übergabe der Mittel der Produktion und Zirkulation in gesellschaftliches Eigentum, ferner in der planmäßigen Organisierung des gesellschaftlichen Produktionsprozesses zur Befriedigung der Bedürfnisse sowohl der gesamten Gesellschaft als auch ihrer einzelnen Mitglieder. Die Erreichung dieses Zieles wird die ganze unterdrückte Menschheit befreien, denn sie wird allen Arten der Ausbeutung eines Teils der Gesellschaft durch den anderen ein Ende setzen.

?? („Beseitigung").



Das ist ungenau. So „befriedigt" auch der Kapitalismus, aber nicht alle Mitglieder der Gesellschaft und nicht in gleicher Weise.

Meine Einwände habe ich bereits gegen § VIII dargelegt.

X. Um seine soziale Revolution zu vollbringen, muss das Proletariat die politische Gewalt (die Klassendiktatur) erobern, die es zum Herrn der Lage machen und ihm helfen wird, alle Hindernisse niederzukämpfen. Das Proletariat, das sich zu diesem Zweck zu einer selbständigen politischen Partei organisiert, die sich allen bürgerlichen Parteien entgegenstellt.

? („Klassendiktatur").

? („niederzukämpfen").

die sich allen bürgerlichen Parteien entgegenstellt" – also auch den kleinbürgerlichen Parteien, nicht wahr?? Aber von den Kleinbürgern sind doch die meisten „Werktätige und Ausgebeutete". Das ist nicht logisch.

ruft in seine Reihen alle übrigen Schichten der unter der kapitalistischen Ausbeutung leidenden Bevölkerung

Die Sozialdemokratie organisiert und ruft. „Das Proletariat… ruft in seine (!) Reihen" – ganz unmöglich!2

und hofft auf ihre Unterstützung, soweit sie die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage in der gegenwärtigen Gesellschaft erkennen und sich auf den Standpunkt des Proletariats stellen.

Die Worte „und hofft auf ihre Unterstützung" müssen weggelassen werden. Sie sind überflüssig (wenn man ruft, dann hofft man) und haben eine schiefe Nebenbedeutung. Das Proletariat ruft diejenigen, die erkennen, – soweit sie erkennen, das genügt.3

XI. Die Partei des kämpfenden Proletariats, die Sozialdemokratie, spielt eine führende Rolle in allen Äußerungen seines Klassenkampfes, sie enthüllt vor der ganzen werktätigen und ausgebeuteten Masse den unversöhnlichen Gegensatz zwischen den Interessen der Ausbeuter und den Interessen der Ausgebeuteten und macht ihr die geschichtliche Bedeutung und die notwendigen Bedingungen der bevorstehenden sozialen Revolution klar.

Die Unversöhnlichkeit ihrer Interessen mit dem Bestehen des Kapitalismus", oder eine ähnliche Korrektur. Nicht alle Werktätigen befinden sich in einer solchen Lage, dass ihre „Interessen" in einem „unversöhnlichen" Gegensatz zu den Interessen der Ausbeuter ständen. Der werktätige Bauer hat irgend etwas, einiges, a/n, was ihn mit dem Agrarier verbindet. Man muss sich allgemeiner ausdrücken, umfassender, sonst ergibt sich eine Unrichtigkeit und man verfällt in die Phrase.

XII. Aber trotz der Einheit ihres gemeinsamen Endzieles, die bestimmt wird durch die Herrschaft der gleichen Produktionsweise in der ganzen zivilisierten Welt, stellen sich die Sozialdemokraten der verschiedenen Länder nicht dieselben nächsten Aufgaben, und zwar sowohl weil diese Produktionsweise nicht überall in gleichem Maße entwickelt ist, als auch weil ihre Entwicklung sich in den verschiedenen Ländern in verschiedenen sozialpolitischen Verhältnissen vollzieht.





§ XII – der Schluss. Man muss den Versuch machen, ihn zu kürzen. Es wäre sehr nützlich, wenn dieser Paragraph etwas abmagerte. Könnte man nicht durch: „nationale Besonderheiten" oder etwas ähnliches zehn Worte in zwei zusammenziehen?

XIII. In Russland begegnet man noch auf Schritt und Tritt neben dem Kapitalismus, der das Gebiet seiner Herrschaft rasch erweitert und immer mehr zur vorherrschenden Produktionsweise wird, Überresten unserer alten, vorkapitalistischen Gesellschaftsordnung, die auf der Knechtung der werktätigen Massen durch die Gutsbesitzer, den Staat oder das Staatsoberhaupt beruhte. Diese Überreste halten die Entwicklung der Produktionskräfte in höchstem Maße auf, lassen die allseitige Entwicklung des Klassenkampfes des Proletariats nicht zu, drücken das Lebensniveau der werktätigen Bevölkerung herab, erzeugen die asiatisch-barbarischen Formen des Ruins und des Niederganges der viele Millionen zählenden Bauernschaft und halten das ganze Volk in Unwissenheit, Rechtlosigkeit und Unterdrückung.

§ XIII – der Anfang. Ich danke ergebenst für den winzig kleinen Schritt in meiner Richtung. Aber der Stil! Ojel Oje!




Klassenkampf des Proletariats", siehe zum Vergleich § VIII.

? Stil („die asiatisch-barbarischen Formen des Ruins")!


§ XIII der Schluss. Es wäre wünschenswert, zu verbessern: ich habe schon vorgeschlagen, wie (meine Verbesserungen zu meinem Entwurf) , denn sonst … „die barbarische Form des Ruins und des Niedergangs"… ?

XIV. Der zaristische Absolutismus, das bedeutendste aller Überbleibsel unserer auf Leibeigenschaft beruhenden Gesellschaftsordnung und die mächtigste Stütze dieser ganzen Barbarei, ist ganz unvereinbar mit der politischen und bürgerlichen Freiheit, die in den vorgeschrittenen Ländern der kapitalistischen Produktion bereits seit langem als ihre natürliche rechtliche Ergänzung besteht. Schon seinem Wesen nach muss er jede soziale Bewegung unterdrücken und notgedrungen der schlimmste Feind aller freiheitlichen Bestrebungen des Proletariats sein.

Darum stellt sich die russische Sozialdemokratie zur nächsten Aufgabe den Sturz des Zaren-Absolutismus und seine Ablösung durch die Republik auf der Grundlage einer demokratischen Verfassung, die … usw.




? Stil („Produktion").

? Stil („er").

Das geht nicht („jede soziale Bewegung"). Nicht jede: Bimetallismus und Präraffaelitismus sind auch „soziale Bewegungen". Das muss verbessert werden.

Die natürliche rechtliche Ergänzung" ist ein sehr unglücklicher Ausdruck für einen richtigen Gedanken. Die „ Natürlichkeit' der Freiheit für den Kapitalismus wird kompliziert durch 1001 sozialhistorische Faktoren, was das Wort „natürlich" nicht zum Ausdruck bringt. Und es riecht, es stinkt nach Liberalismus. Man müsste etwa sagen, dass der Absolutismus durch die ganze Entwicklung des Kapitalismus, der notgedrungen die bürgerliche und politische Freiheit erfordert, um die komplizierenden Interessen zum Ausdruck zu bringen, unvermeidlich zum Tode verurteilt ist, oder so ähnlich, mit einem Wort, man muss den Gedanken der Unvermeidlichkeit zum Ausdruck bringen, ohne dadurch das Missverständnis hervorzurufen, dass man diese Unvermeidlichkeit für „natürlich" hält.

Im Großen und Ganzen überzeugt man sich immer mehr, je mehr man über den Entwurf der Kommission nachdenkt, dass er sozusagen unverdaut ist. Ich wage es zu prophezeien, dass diese Eigenschaft des Entwurfs viele Einwände, und zwar gerechte Einwände, gegen uns hervorrufen wird, wenn wir ihn in dieser Form veröffentlichen. Alle werden sehen, dass er nur „zusammengeflickt" ist.

Wenn schon der liebe Herrgott uns für unsere Sünden gestraft hat mit der Notwendigkeit, einen „Zwitter"-Entwurf zu verfassen, so muss man wenigstens alle Anstrengungen machen, um die traurigen Folgen dieser Tatsache zu verringern. Vollkommen unrecht haben darum diejenigen, die sich vor allem leiten lassen von dem Wunsch, „möglichst rasch fertig zu werden": man kann sicher sein, dass jetzt, bei einem solchen Stand der Dinge, die Eilfertigkeit nur Schlimmes zur Folge haben und unser Redaktionsentwurf unbefriedigend sein wird. Es ist nicht wichtig, dass er unbedingt in Nr. 4 der „Sarja" veröffentlicht wird: veröffentlichen wir ihn in Nr. 5 und geben wir ihn in einem Sonderdruck vor dem Erscheinen der Nr. 5 heraus. Unter dieser Bedingung wird die Verspätung um etwa einen Monat der Partei nicht im geringsten schaden. Und es wird wirklich besser sein, wenn die hohe Kommission die Sache noch einmal gut durcharbeitet, überlegt, verdaut und uns dann ihren eigenen nicht zusammengeflickten, sondern einheitlichen Entwurf gibt. Ich wiederhole noch einmal: wenn diese Aufgabe unerfüllbar ist, dann wird es für die Sache weit nützlicher sein, zum Plan zweier Entwürfe zurückzukehren (und wir werden diesen Plan sehr gut durchführen können, ohne uns irgendwie „genieren" zu müssen: Plechanow veröffentlicht den Entwurf mit seiner Unterschrift in der „Sarja", ich – irgendwo anders, in Genf, als x, y, z).

Ich richte an das hohe Kollegium ehrerbietigst das Gesuch, „alle Umstände der Sache" aufmerksam zu prüfen …

12. IV. 02, im Zuge: ich bitte wegen der schlechten Schrift um Entschuldigung. Wenn ich Zeit haben werde, so werde ich noch einmal und deutlicher schreiben.

Geschrieben am 12. April 1902

A Das Fragezeichen bedeutet den Wunsch nach stilistischen Verbesserungen.

1 „Schiefe Nebenbedeutung" bei Lenin deutsch. Die Red.

2 „Ganz unmöglich" bei Lenin deutsch. Die Red.

3 „Schiefe Nebenbedeutung" und „das genügt" bei Lenin deutsch. Die Red.

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