1. Der Kampf der städtischen Arbeiter

1. Der Kampf der städtischen Arbeiter

Viele Bauern haben wahrscheinlich schon von den Arbeiterunruhen in den Städten gehört. Manche von ihnen sind selber in den Hauptstädten und in den Fabriken gewesen und haben die dortigen Revolten, wie die Polizei sie nennt, gesehen. Andere kennen Arbeiter, die an Unruhen teilgenommen haben und von den Behörden aufs Land verbannt worden sind. Dritten sind Arbeiterflugblätter und Broschüren, die von dem Kampf der Arbeiter handeln, in die Hände gefallen. Die Vierten haben einfach Erzählungen erfahrener Leute über die Vorgänge in den Städten gehört.

Früher revoltierten nur die Studenten, jetzt aber haben sich in allen großen Städten Tausende und Abertausende von Arbeitern erhoben. Am häufigsten kämpfen sie gegen die Unternehmer, gegen die Fabrikherren, die Kapitalisten. Die Arbeiter veranstalten Streiks, sie stellen alle zusammen die Arbeit in der Fabrik ein und fordern Lohnerhöhung, sie fordern, dass man sie nicht elf, nicht zehn, sondern nur acht Stunden täglich arbeiten lasse. Die Arbeiter fordern noch allerhand andere Erleichterungen im Leben des Arbeitsmannes. Sie wollen: bessere Einrichtung der Werkstätten und Anbringung von Schutzvorrichtungen an den Maschinen, damit die Arbeiter nicht zu Krüppeln gemacht werden; Schulen für ihre Kinder; Krankenhäuser, wo die Kranken die notwendige Hilfe finden; menschliche Behausungen, nicht Hundehütten für die Arbeiter.

Die Polizei mischt sich in den Kampf der Arbeiter ein. Die Polizei ergreift die Arbeiter, wirft sie ins Gefängnis, verbannt sie ohne Gerichtsverfahren in ihre Heimat und sogar nach Sibirien.

Die Regierung verbietet durch Gesetze Streiks und Arbeiterversammlungen. Aber die Arbeiter führen einen Kampf auch gegen die Polizei und gegen die Regierung. Die Arbeiter sagen: lange genug haben wir, die Millionen des Arbeitervolkes, unsere Rücken gekrümmt! Lange genug haben wir für die Reichen gearbeitet und sind selber Bettler geblieben! Wir wollen uns vereinigen, wir wollen alle Arbeiter in einem großen Arbeiterbund (der Arbeiterpartei) vereinigen und zusammen ein besseres Leben erkämpfen. Wir wollen einen neuen, einen besseren Aufbau der Gesellschaft erringen: in dieser neuen, besseren Gesellschaft darf es weder Reiche noch Arme geben, alle müssen an der Arbeit teilnehmen. Nicht ein Häuflein Reicher, sondern alle Werktätigen müssen die Früchte der gemeinsamen Arbeit genießen. Die Maschinen und andere Vervollkommnungen müssen die Arbeit aller erleichtern und nicht Wenige auf Kosten von Millionen und Dutzenden von Millionen bereichern. Die neue, bessere Gesellschaft heißt sozialistische Gesellschaft. Die Lehre, die von dieser Gesellschaft handelt, heißt Sozialismus. Die Vereinigungen der Arbeiter zum Kampfe um diese bessere Gestaltung der Gesellschaft heißen sozialdemokratische Parteien. Solche Parteien bestehen öffentlich fast in allen Ländern (mit Ausnahme von Russland und der Türkei) und unsere Arbeiter haben zusammen mit den Sozialisten aus gebildeten Kreisen ebenfalls eine solche Partei gebildet: die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands.

Die Regierung verfolgt sie, aber die Partei besteht im Geheimen trotz allen Verboten, sie gibt Zeitungen und Broschüren heraus und gründet geheime Verbände. Aber die Arbeiter versammeln sich nicht nur in geheimen Versammlungen, sie gehen auch in Haufen auf die Straße und entfalten Fahnen mit der Aufschrift: „Es lebe der achtstündige Arbeitstag, es lebe die Freiheit, es lebe der Sozialismus!" Die Regierung verfolgt dafür die Arbeiter mit größter Wut. Sie schickt sogar Truppen, damit diese auf die Arbeiter schießen. Die russischen Soldaten haben in Jaroslawl und Petersburg, in Riga, in Rostow am Don, in Slatoust russische Arbeiter getötet.

Aber die Arbeiter geben nicht nach. Sie setzen den Kampf fort. Sie sagen: keine Verfolgungen, weder Gefängnis noch Verbannung, weder Zuchthaus noch Tod können uns einschüchtern. Unsere Sache ist eine gerechte Sache. Wir kämpfen für die Freiheit und für das Glück aller, die arbeiten. Wir kämpfen für die Befreiung vieler Millionen des Volkes von Gewalt, Unterdrückung und Elend. Die Arbeiter werden immer zielbewusster. Die Zahl der Sozialdemokraten wächst in allen Ländern rasch an. Wir werden siegen – trotz allen Verfolgungen.

Die Dorfarmut muss sich darüber im Klaren sein, wer diese Sozialdemokraten sind, was sie wollen, und wie man auf dem Lande vorzugehen hat, um ihnen im Kampf um die Freiheit des Volkes zu helfen.

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