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Wladimir I. Lenin 19051000 Ein sozialdemokratisches Liebchen

Wladimir I. Lenin: Ein sozialdemokratisches Liebchen1

[Geschrieben im Oktober 1905. Zum ersten Mal veröffentlicht 1926 im „Leninski Sbornik", Nr. 5. Nach Sämtliche Werke, Band 8, Wien-Berlin 1931, S. 338]

Der vom „Oswoboschdjenije" begrüßte Genosse Starowjer fährt in der neuen „Iskra" fort, seine Sünden zu bereuen, die er (aus Unverstand) durch die Mitarbeit an der alten „Iskra" begangen hat. Genosse Starowjer gleicht sehr der Heldin der Erzählung Tschechows „Das Liebchen". Das Liebchen lebte zuerst mit einem Theaterleiter, und da pflegte sie zu sagen: Ich und Wanitschka inszenieren ernste Theaterstücke. Nachher lebte sie mit einem Holzhändler, und da sagte sie: Ich und Wassitschka sind empört über die hohen Holztarife. Schließlich lebte sie mit einem Tierarzt, und da sagte sie: Ich und Kolitschka kurieren Pferde. So auch Genosse Starowjer. „Ich und Lenin" haben auf Martynow geschimpft. „Ich und Martynow" schimpfen auf Lenin. Teures sozialdemokratisches Liebchen! In wessen Umarmungen wirst du dich wohl morgen befinden?

1 Den unmittelbaren Anlass zu dieser Notiz Lenins bildete ein Feuilleton von A. N. Potressow (Starowjer), das in Nr. 111 der „Iskra" vom 27. September/7. Oktober 1905 unter der Überschrift „Unsere Unglücksfälle" erschienen war. Potressow hielt hier Rückschau auf die Periode der alten „Iskra" und warf dabei die Frage auf, „wie" er und die übrigen Mitredakteure der „Iskra" Lenin „neben sich dulden konnten". In Nr. 69/70 des „Oswoboschdjenije" vom 7./20. Mai 1905 hieß es unter der Überschrift „Aus der russischen Auslandspresse" über Potressow: „Starowjer, einer der talentvollsten Literaten unserer Sozialdemokratie im Auslande, ein aufrichtiger und scharfsinniger Schriftsteller, deckt die psychologischen Wurzeln des Zwiespalts in der sozialdemokratischen Partei auf."

Den Ausdruck „Liebchen" verwendet Lenin zu dieser Zeit auch in dem Entwurf zu einem Artikel gegen Plechanow, der aber ungeschrieben blieb, zur Charakterisierung der Unbeständigkeit Plechanows.

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