Wladimir I. Lenin: Eine zornige Antwort

[„Proletarij", Nr. 20, 27. September/10. Oktober 1905. Nach Lenin, Sämtliche Werke, Band 8, Wien-Berlin 1931, S. 362 f.]

Unser Artikel „Die Theorie der Selbstentstehung" („Proletarij". Nr. 16) hat eine höchst zornige Antwort des Bund¹ hervorgerufen. Sein eigener Vorrat an zornigen Worten reichte sogar nicht aus und er machte noch bei Plechanow, dem bekannten Gegner der groben Polemik, eine Anleihe. Worum handelt es sich? Worüber ärgert sich der Bund? Darüber, dass wir einerseits die Möglichkeit der Ironie im Lobe des Bund an die Adresse der „Iskra" zugelassen, anderseits aber die Solidarität des Bund mit der „Iskra" in einer ganzen Reihe von Punkten verspottet haben. Diese Zwiespältigkeit wälzt der Bund auf uns ab, wobei er uns der Taschenspielerei usw. beschuldigt und unsere ganze Analyse der zweifellos nicht ironischen und ebenso zweifellos unrichtigen Argumente des Bund mit völligem Schweigen übergeht. Weshalb hat der Bund diese Analyse des Wesens der Frage, die er selbst aufgerollt hat, mit Schweigen übergangen? Weil aus dieser Analyse die Zwiespältigkeit der Stellung des Bund selbst zutage tritt, der sich einerseits von der iskristischen „Duma"-Taktik losgesagt, anderseits aber in der ernstesten Weise eine Reihe iskristischer Fehler nachgeahmt hat. Was der erzürnte Bund durch unsere Heuchelei erklären will, erklärt sich in der Tat durch die zweideutige Stellung des Bund in der Frage, ob wir die Losung der Einberufung der konstituierenden Versammlung durch eine provisorische revolutionäre Regierung, oder durch den Zaren, oder durch die Reichsduma, oder aber ob wir die Losung der Selbstentstehung dieser konstituierenden Versammlung aufstellen sollen. Wir haben gezeigt, dass der Bund in dieser Frage in Verwirrung geraten ist. Der Bund hat darauf bis heute noch keine direkte Antwort gegeben. Und wenn jetzt der Bund darüber schimpft, dass wir ihm den Spiegel gezeigt haben, so antworten wir darauf mit dem Sprichwort: „Man soll nicht dem Spiegel Vorwürfe machen, wenn …"