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Wladimir I. Lenin 19060921 Über die Partisanenaktion der PPS

Wladimir I. Lenin: Über die Partisanenaktion der PPS1

[Proletarij" Nr. 3, 21. (8.) September 1906. Nach Sämtliche Werke, Band 10, Wien-Berlin 1930, S. 93]

Unser Einigungsparteitag hat zweifellos jede „Expropriation" entschieden abgelehnt, so dass in dieser Hinsicht die PPS sich ganz zu Unrecht auf die SDAPR beruft. Ebenso wenig unterliegt es einem Zweifel, dass die PPS, als sie die „Aktion" vom 15. (2.) August organisierte, weder die Frage der Zweckmäßigkeit dieser Aktion sich vorgelegt noch mit der Stimmung der breiten Massen oder mit den Bedingungen der Arbeiterbewegung gerechnet hat. Es ist offenkundig, dass allen diesen Umständen Rechnung getragen werden muss, was auch im bolschewistischen Entwurf der Resolution über die Partisanenaktionen in einem besonderen Punkte betont wird. Zu verurteilen ist nach unserer Ansicht die Entstellung der Taktik der Partisanenaktionen, die sich die PPS hat zuschulden kommen lassen, nicht aber diese „Taktik" überhaupt. Solche Partisanenaktionen, wie die Demolierung der Schwarzhunderter-Teestube „Twer"2 durch die Petersburger Arbeiter im vorigen Jahre, würden unsere Genossen von der SDP sicherlich gutheißen.

1 Die Notiz „Über die Partisanenaktion der PPS" (Überschrift von der Redaktion der Werke), ist eine Vorbemerkung Lenins zu dem im „Proletarij" Nr. 3 vom 21. (8.) September 1906 gebrachten Artikel „Aus Polen". In dem Artikel wird von dem Partisanenstreich der PPS Mitteilung gemacht, die sich zu ihrer Rechtfertigung auf die Resolution des 4. Parteitages der SDAPR berief. Auf die Frage: „Ist eine derartige, von einer Arbeiterpartei praktizierte Taktik vom Standpunkte der Sozialdemokratie zu rechtfertigen?" – antwortete der Verfasser des Artikels: „Die Sozialdemokratie Polens und Litauens antwortete auf diese Frage verneinend und ging daran, diese Taktik auf das Allerenergischste zu bekämpfen". Der bolschewistische Entwurf der Resolution über „Die Partisanenkampfaktion", auf den sich Lenin bezieht, ist in den Beilagen zum IX. Band der [Sämtlichen] Werke Lenins [auf Deutsch nicht erschienen] abgedruckt.

2 Lenin meint das gegen die in Petersburg hinter dem Narwa-Stadttor gelegene Teestube „Twer" verübte Dynamitattentat. In dieser Teestube fanden häufig Versammlungen der Schwarzen-Hundert-Leute statt, die dort ihre Mitglieder unter den örtlichen Arbeitern warben und sich mit Bespitzelung und Auslieferung der „unzuverlässigen" Arbeiter an die Polizei befassten. Das Dynamitattentat wurde von revolutionär gesinnten Arbeitern am 9. Februar (27. Januar) 1906 unternommen, wobei 18 Menschen zu Schaden kamen (zwei wurden getötet), darunter ein führender, zu den Schwärzen-Hundert gehörender Arbeiter.

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