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Wladimir I. Lenin 19210228 Rede in der Plenarsitzung des Moskauer Sowjets der Arbeiter- und Bauerndeputierten

Wladimir I. Lenin: Rede in der Plenarsitzung des Moskauer Sowjets

der Arbeiter- und Bauerndeputierten1

28. Februar 1921

[„Prawda“ Nr. 46, 2. März 1921. Nach Sämtliche Werke, Band 26, Moskau 1940, S. 217-230]

Bevor ich zur Frage der inneren Lage übergehe, die natürlich großes Interesse und große Beunruhigung hervorruft, bitte ich mir zu erlauben, nur auf die Hauptneuigkeiten der internationalen Politik kurz einzugehen. Von diesen Neuigkeiten will ich, um kurz zu sein, nur drei herausgreifen. Die erste ist die, dass hier bei uns in Moskau eine Konferenz mit den türkischen Delegierten begonnen hat. Diese Tatsache muss man ganz besonders begrüßen, weil für die unmittelbare Führung von Verhandlungen zwischen uns und der Delegation der türkischen Regierung eine Unmenge von Hindernissen vorhanden war. Wir sind überzeugt, dass jetzt, wo wir die Möglichkeit bekommen, die Verhandlungen hier zu Ende zu führen, eine außerordentlich feste Grundlage geschaffen werden wird zur Annäherung und Freundschaft, und das wird natürlich nicht durch diplomatische Manöver erreicht werden (in dieser Beziehung sind unsere Gegner viel stärker als wir, und wir scheuen uns nicht, das anzuerkennen), sondern dadurch, dass beide Völker durch die imperialistischen Staaten in den letzten Jahren ungeheuer, unerhört viel zu leiden hatten. Einer der Vorredner sprach hier von der Schädlichkeit der Isolierung (Absonderung) von den imperialistischen Ländern. Aber wenn der Wolf sich auf das Schaf stürzt, so hat es natürlich keinen Sinn, dem Schaf zu sagen, es solle sich nicht vom Wolf isolieren. Wenn die Völker des Ostens bisher gegenüber dem imperialistischen Wolf nur Schäfchen waren, so hat Sowjetrussland als erstes Land gezeigt, dass es trotz seiner unerhörten militärischen Schwäche nicht so leicht ist, mit Krallen und Zähnen gegen Sowjetrussland vorzugehen. Dieses Beispiel Sowjetrusslands hat sehr viele Völker angesteckt, sogar unabhängig davon, ob sie mit den „bolschewistischen Einflüsterern“ sympathisieren oder nicht. Über diese „Einflüsterer“ spricht man in der ganzen Welt sehr viel, und man bezeichnet uns sogar als bösartige Einflüsterer gegenüber der Türkei. Nun, wir konnten natürlich bisher auf diesem Gebiet nichts tun, und dennoch ist es den türkischen Arbeitern und Bauern gelungen zu zeigen, dass der Widerstand der heutigen Völker gegen die Raubpolitik eine Sache ist, mit der man rechnen muss, und dass die Ausräubung, zu der die imperialistischen Regierungen die Türkei verurteilt hatten, einen Widerstand auslöste, der die mächtigsten imperialistischen Staaten veranlasst hat, die Finger davon zu lassen. Das ist ein Umstand, der uns veranlasst, diese Unterhandlungen mit der türkischen Regierung für eine sehr große Errungenschaft zu halten. Wir führen keinerlei Ränke im Schilde. Wir wissen, dass diese Verhandlungen in einem sehr bescheidenen Rahmen vor sich gehen werden, aber sie sind insofern wichtig, als die Annäherung der werktätigen Massen der Arbeiter und Bauern aller Völker, trotz der verzweifelten Widerstände, immer weiter vorwärts schreitet, und das darf bei der Einschätzung unserer jetzigen Schwierigkeiten nicht vergessen werden.

Der zweite Umstand, der erwähnt werden muss, wenn von der internationalen Lage gesprochen wird, ist der Stand der Friedensverhandlungen in Riga. Ihr wisst, dass wir, um einen auch nur halbwegs dauerhaften Frieden zu schließen, in Bezug auf alle Staaten, die früher zum Russischen Reich gehörten, die meisten Zugeständnisse machen. Das Ist verständlich, denn eine der Hauptkräfte, die den Hass gegen die Imperialisten erzeugt und die Völker gegen sie zusammenschweißt, ist die Unterdrückung der Nationalitäten, und man wird wenige Staaten in der Welt finden, die in dieser Hinsicht so viel auf dem Kerbholz haben, wie das alte Russische Reich und die bürgerliche Republik Kerenskis, der Menschewiki und der Sozialrevolutionäre im Bunde mit der Bourgeoisie. Das ist der Grund, warum wir gerade diesen Staaten gegenüber am nachgiebigsten sind und auf solche Friedensbedingungen eingehen, derentwegen einige Sozialrevolutionäre uns schier als Tolstojaner beschimpfen. Uns lassen diese Vorwürfe sehr kalt, weil wir gegenüber diesen Staaten die größte Nachgiebigkeit an den Tag legen müssen, um dort das jahrhundertealte Misstrauen zu zerstreuen, das durch die frühere Unterdrückung erzeugt wurde, und den Grund zu legen für ein Bündnis der Arbeiter und Bauern der verschiedenen Nationen, die einst durch den Zarismus und die russischen Gutsbesitzer gemeinsam zu leiden hatten und jetzt durch den Imperialismus zu leiden haben. In Bezug auf Polen wurde diese Politik am meisten von den russischen Weißgardisten, den Sozialrevolutionären und den Menschewiki durchkreuzt, die „Pressefreiheit“, „Redefreiheit“ und sonstige herrliche „Freiheiten“ haben, neben der außerordentlichen Freiheit der französischen und anderen Kapitalisten, die sich den größeren Teil Polens frei aufgekauft und dort in größter Freiheit ihre Agitation entfaltet haben, um Polen in einen Krieg gegen uns hineinzuziehen. Jetzt sind alle Anstrengungen der Kapitalisten darauf gerichtet, den nunmehr geschlossenen Frieden zu sprengen. Eine der Bedingungen, aus denen zu erklären ist, warum wir unsere Armee nicht so demobilisieren können, wie wir es möchten, besteht darin, dass wir mit dem Krieg in einem viel größeren Ausmaß rechnen müssen, als manche glauben. Wer da behauptet, dass wir nicht so viele Kräfte dem Militärwesen zu widmen brauchten, ist im Irrtum. Im Irrtum, weil unsere Feinde jetzt Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um einen endgültigen Frieden mit Polen, mit dem wir schon einen Vorfrieden unterzeichnet haben, zu vereiteln. In der letzten Zeit haben sich diese Verhandlungen in die Länge gezogen. Und obwohl es vor einigen Wochen so weit gekommen war, dass man eine ernste Krise dieser Verhandlungen befürchten musste, haben wir in der letzten Zeit beschlossen, einige weitere Zugeständnisse zu machen, nicht deshalb, weil wir das für gerecht, sondern deshalb, weil wir es für wichtig hielten, die Intrigen der russischen Weißgardisten, der Sozialrevolutionäre und der Menschewiki in Warschau sowie der Imperialisten der Entente zu durchkreuzen, die besonders bemüht sind, den Frieden zu verhindern. Der Frieden ist noch nicht unterzeichnet, aber ich kann sagen, dass wir das Recht haben, sehr optimistisch zu sein in der Hinsicht, dass in der nächsten Zeit der Frieden unterzeichnet werden und dass es uns gelingen wird, die Intrigen gegen den Abschluss des Friedens zu vereiteln. Ich glaube, dass wir alle über diesen Umstand sehr froh sein werden, obwohl das nur eine Annahme ist. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Und deswegen werden wir keinen Augenblick lang und um kein Jota unsere Streitkräfte verringern oder schwächen, werden aber gleichzeitig auch nicht davor zurückscheuen, dem bürgerlichen Polen etwas mehr Zugeständnisse zu machen, um nur die Arbeiter und Bauern Polens von der Entente loszureißen und ihnen zu beweisen, dass die Arbeiter- und Bauernmacht sich mit nationalem Hader nicht abgibt. Einen solchen Frieden werden wir sogar um den Preis von Opfern verfechten, die nicht immer leicht sein werden.

Die dritte internationale Frage sind die Ereignisse im Kaukasus. Dort sind in der letzten Zeit weitreichende Ereignisse vor sich gegangen, deren Einzelheiten uns augenblicklich nicht bekannt sind, die aber dem Wesen nach darauf hinauslaufen, dass wir an der Schwelle eines großen Krieges stehen. Der Konflikt zwischen Armenien und Georgien musste uns unbedingt alarmieren. Diese Ereignisse haben dazu geführt, dass der armenisch-georgische Krieg in einen Aufstand umschlug, an dem sich auch ein gewisser Teil russischer Truppen beteiligte. Und das endete damit, dass die Pläne der armenischen Bourgeoisie gegen uns, bisher wenigstens, sich gegen sie selbst gewendet haben, und zwar so, dass in Tiflis nach den letzten Meldungen, die noch nicht überprüft sind, sich eine Sowjetregierung gebildet hat. Wir wissen, dass der Aufstand in Armenien gerade in jener neutralen Zone begonnen hat, die zwischen Georgien und Armenien liegt und die Georgien mit Erlaubnis der Ententeimperialisten besetzt hatte. Die Menschewiki, insbesondere die georgischen Menschewiki, haben sich daran gewöhnt, wenn sie Betrachtungen über den Schaden der Isolierung von den westlichen Ländern anstellen, dies so zu verstehen, dass sie ihr Vertrauen in die Ententeimperialisten setzen, denn diese seien stärker als alle. Dass aber die führenden Kapitalisten am schlimmsten betrügen, vergessen manche Weißgardisten, denn sie denken: was bedeuten Armenien, die armenischen Bauern usw., was bedeutet die verwüstete Sowjetrepublik im Vergleich zu allen vereinigten imperialistischen Staaten der Welt? Die führenden Kapitalisten sind die Kulturkräfte der ganzen Welt: richten wir uns nach ihnen! So versuchen die georgischen Menschewiki, das unsaubere Geschäft der Verteidigung der Kapitalisten zu rechtfertigen. In den Händen der georgischen Menschewiki lag der Schlüssel für die Lebensmittelversorgung der armenischen Bauern über die eine Eisenbahnlinie…

Niemand wird die Geduld aufbringen, die Telegramme, Erklärungen und Proteste zu lesen, die wir aus diesem Anlass mit Georgien austauschten. Wenn wir einen Friedensvertrag mit Georgien gehabt hätten, dann hätten wir die Sache möglichst in die Länge ziehen müssen. Aber stellt euch vor, die armenische Bauernschaft fasste den Vertrag anders auf, und das Ende war, dass Anfang Februar ein schrecklicher Aufstand ausbrach, der sich mit überraschender Schnelligkeit ausbreitete und nicht allein die armenische Bevölkerung ergriff. Die Nachrichten von dort trafen nur unter Schwierigkeiten ein, und die letzte Meldung, die wir bekamen, hat unsere Vermutung gerechtfertigt. Wir wissen wohl, dass die georgische Bourgeoisie und die georgischen Menschewiki sich nicht auf die werktätigen Massen stützen, sondern auf die Kapitalisten ihres Landes. Diese Kapitalisten suchen einen Vorwand zum Streit, um militärische Operationen anzufangen. Aber wir haben drei Jahre lang unsere Sache auf etwas gesetzt und werden sie bis zum letzten Atemzug auf dasselbe setzen, nämlich auf die werktätigen Massen, und seien es auch die Massen eines rückständigen und unterdrückten Landes. Und' letzten Endes, wie vorsichtig wir auch sein mögen, wie sehr wir auch unsere Kräfte zur Stärkung der Roten Armee anspannen mögen, wir werden alles daran setzen, um den Brand zu löschen, der im Kaukasus ausgebrochen ist. Und was wir im Westen zu zeigen vermocht haben – nämlich, dass dort, wo die Sowjetmacht besteht, kein Platz für nationale Unterdrückung ist –, das werden wir auch im Osten zeigen. Davon hängt schließlich der ganze Kampf ab. Und letzten Endes wird die Macht der Arbeiter und Bauern sich als stärker und größer erweisen denn die kapitalistische Macht, weil die Zahl der Arbeiter und Bauern viel größer ist als die der Kapitalisten.2

Nach diesen Bemerkungen über die Außenpolitik gehe ich zur Innenpolitik über. Ich habe leider das Referat, das Genosse Brjuchanow hier gehalten hat, nicht ganz hören können. Ihr habt schon von ihm alle Einzelheiten erfahren und genaue Informationen erhalten, und ich brauche sie selbstverständlich nicht wieder anzuführen. Ich wollte auf die Hauptsache eingehen, auf das, was uns vielleicht die Ursachen unserer entsetzlichen Krise zeigen wird. Wir werden uns eine Aufgabe stellen müssen, zu deren Bewältigung wir einen bestimmten Weg wählen werden. Dieser Weg ist da, wir haben ihn gefunden, aber wir besitzen noch nicht die Kraft, um diesen Weg so beharrlich, so systematisch zu gehen, wie es die entstandenen schwierigen Verhältnisse erfordern, die wir nach dem Kriege als Erbschaft übernommen haben. Bei uns herrscht große Armut in allen Dingen, aber wir sind trotzdem nicht mehr verarmt als die Arbeiter Wiens. Die Arbeiter von Wien sterben dahin, hungern, ihre Kinder sterben ebenfalls dahin, hungern, aber sie haben die Hauptsache nicht, die wir haben: sie haben nicht die Hoffnung. Sie sterben, unterdrückt vom Kapitalismus, sie befinden sich in einer Lage, dass sie Opfer bringen, aber nicht so, wie wir. Wir bringen Opfer um des Krieges willen, den wir der ganzen kapitalistischen Welt erklärt haben. Das ist der Unterschied zwischen der Lage, in der sich die Arbeiter Petrograds und Moskaus befinden, und der Lage der Wiener Arbeiter. Jetzt, im Frühjahr, haben sich unsere Ernährungsleiden abermals verschärft, obwohl wir etwas früher eine Besserung der Ernährungslage wahrnahmen. Hier ist es passiert, dass unsere Rechnung nicht richtig war. Als der Plan der Ablieferungspflicht der Produkte aufgestellt war, zeigte uns der Erfolg die Möglichkeit einer Besserung. Das Volk war so ausgehungert, dass man seine Lage um jeden Preis bessern musste. Man musste nicht nur helfen, sondern musste gerade eine Besserung bringen. Wir haben nicht in Rechnung gestellt, dass, wenn wir es momentan gut machen, wir es zum Schluss schwer haben werden. Und das war der Fehler, der dazu führte, dass wir heute vor einer Lebensmittelkrise stehen. Denselben Fehler haben wir auch auf einem anderen Gebiet gemacht. Wir haben einen solchen Fehler im Krieg mit Polen begangen, und genau denselben Fehler haben wir auch in der Frage des Brennstoffs gemacht. Die Arbeiten zur Versorgung mit Lebensmitteln, die Beschaffung von Brennstoffen, Kohle, Erdöl und von Holz sind verschiedenartige Arbeitsgebiete, und auf allen drei Gebieten haben wir die gleichen Fehler gemacht. Hungernd und frierend haben wir unsere Kräfte überschätzt und nicht richtig berechnet. Wir haben nicht in Rechnung gestellt, dass wir unsere Vorräte auf einmal verausgabten. Wir haben die Vorräte, die bei uns vorhanden waren, nicht berechnet und haben für den Notfall nichts zurückbehalten. Das ist überhaupt eine einfache Regel, und diese Regel ist jedem Bauern in seiner unkomplizierten, gewöhnlichen Wirtschaft verständlich. Aber im Staatsmaßstab befanden wir uns die ganze Zeit hindurch in einer solchen Lage: wer redet da von Vorräten – wenn wir nur den heutigen Tag durchkommen. Und als wir zum ersten Mal diesen Vorrat hatten und vom praktischen Standpunkt an die Sache herangehen sollten, waren wir nicht einmal imstande, es so einzurichten, dass wir für den Notfall diesen Vorrat behielten.

Im Krieg mit Polen hatten wir eine energische, kühne Rote Armee, aber wir rückten etwas weiter vor als nötig war, bis an die Tore von Warschau, und dann zogen wir uns fast unmittelbar bis Minsk zurück. Dasselbe passierte bei uns auch mit der Lebensmittelversorgung. Gewiss, wir sind aus dem Krieg als Sieger hervorgegangen. Wir haben im Jahre 1920 den polnischen Gutsbesitzern und der Bourgeoisie Frieden unter Bedingungen angeboten, die für sie günstiger waren als diejenigen, die sie jetzt haben. Sie haben eine Lehre erhalten, und alle Welt hat eine Lehre erhalten, wie sie früher niemand erwartet hat. Wenn wir über unsere Lage reden, so sagen wir die Wahrheit, so übertreiben wir eher etwas nach der schlechten Seite hin. Im April 1920 erklärten wir: mit dem Verkehrswesen geht es abwärts, es fehlt an Lebensmitteln. Das haben wir offen in unseren Zeitungen geschrieben, das haben wir in tausenden Versammlungen in den besten Sälen Moskaus und Petrograds gesagt. Die Spione Europas beeilten sich, das telegraphisch weiterzumelden, und drüben rieb man sich die Hände: „Drauflos, ihr Polen, seht, wie schlecht es ihnen geht, wir werden sie bald kleinkriegen.“ Wir aber sagten die Wahrheit und übertrieben manchmal nach der schlechten Seite hin. Mögen die Arbeiter und Bauern wissen, dass die Schwierigkeiten nicht zu Ende sind. Und als die polnische Armee unter Aufsicht der französischen, englischen und anderen Spezialisten und Instrukteure mit deren Kapital, mit deren Ausrüstung auszog, wurde sie geschlagen. Und jetzt, da wir erklären, dass es uns schlecht geht, da die letzte eingetroffene Meldung besagt, dass die ganze bürgerliche Presse, vom „Ende der Sowjetmacht“ schreibt, da sogar Tschernow erklärt hat, dass sie zweifellos stürzen wird, jetzt sagen wir: „Schreit soviel ihr könnt, dafür habt ihr ja die Freiheit der Presse mit dem Geld der Kapitalisten. Von dieser Freiheit habt ihr übergenug. Wir aber werden uns keineswegs scheuen, die traurige Wahrheit zu sagen.“ Jawohl, in diesem Frühjahr hat sich die Lage wiederum verschlechtert, und jetzt sind unsere Zeitungen voller Feststellungen, dass die Lage schlecht ist. Aber versucht nur, ihr Kapitalisten da drüben, ihr Menschewiki, Sozialrevolutionäre, Semjonowleute oder wie ihr alle heißt, versucht nur, daraus etwas Kapital zu schlagen, ihr werdet noch eher zum Teufel gehen, noch gründlicher und tiefer. Schwierig ist offensichtlich der Übergang von dem Zustand der völligen Armut, in dem wir uns 1918/19 befanden, als niemand an Vorräte oder an die Verteilung auf ein Jahr denken konnte, sondern als man nur für drei oder zwei Wochen im voraus denken konnte und sich für die dritte sagte: „Wir werden schon sehen.“ Schwierig ist offenbar der Übergang von diesem Zustand zum Zustand des Jahres 1920, als wir sahen, dass wir eine größere Armee hatten als die Polen, doppelt soviel Getreide als im vergangenen Jahr, Brennmaterial, anderthalb mal soviel Kohle aus dem Donezbecken und aus Sibirien. Wir haben es nicht verstanden, dies auf das ganze Land zu verteilen. Man darf nicht vergessen, dass Berechnungen auf ein Jahr eine besondere Methode, besondere Bedingungen erfordern. Dass das Frühjahr schlimmer sein wird als der Herbst, wussten wir, aber um wie viel schlimmer, das konnten wir nicht wissen. Es kommt nicht auf die Zahlen, nicht auf die Verteilung an, sondern darauf, wie ausgehungert die Arbeiter und Bauern sind, wie viel Opfer für die gemeinsame Sache aller Arbeiter und Bauern zu ertragen sie die Kraft haben. Wer kann das berechnen? Möge derjenige, der uns deswegen einen Vorwurf macht, mit Recht macht – denn hier haben wir einen Fehler begangen, und es wird niemand einfallen, das zu verheimlichen, ebenso wenig wie den Fehler im Krieg mit Polen –, möge derjenige, der auf diesen Fehler hinweist, uns die Berechnung vorlegen, auf Grund deren man für den ganzen Staat im Voraus bestimmen kann, wie viel man von den vorhandenen Vorräten des ersten Halbjahrs aufheben muss, um im zweiten Halbjahr etwas für den Notfall zu haben. Solche Berechnungen hat es nicht gegeben. Wir haben sie zum ersten Mal im Jahre 1920 angestellt und haben uns verrechnet. Die Revolution bedeutet in gewissen Fällen ein Wunder. Wenn man uns im Jahre 1917 gesagt hätte, dass wir einen dreijährigen Krieg gegen die ganze Welt aushalten und dass als Ergebnis des Krieges zwei Millionen russische Gutsbesitzer, Kapitalisten und ihre Kinder im Ausland landen und wir die Sieger sind, so hätte das niemand von uns geglaubt. Das Wunder kam, weil aus den Reihen der Arbeiter und Bauern sich eine solche Kraft gegen die Invasion der Gutsbesitzer und Kapitalisten erhob, dass sogar der mächtige Kapitalismus von Gefahr bedroht war. Gerade deshalb, weil hier ein Wunder war, haben wir es verlernt, auf lange Zeit im Voraus zu rechnen. Deshalb klappt es bei uns allen noch lange nicht. Die Einberufung des bevorstehenden Parteitags ist beschleunigt worden, weil wir die überaus ernsten Schlüsse aus dieser neuen Erfahrung ziehen müssen. In der Verteidigung der Arbeiter- und Bauernmacht ist ein Wunder eingetreten, aber nicht ein Wunder im überirdischen Sinne, als sei irgend etwas vom Himmel gefallen, sondern ein Wunder in dem Sinne, dass die Revolution bei den Arbeitern und Bauern, wie niedergehalten, geduckt, ruiniert, gepeinigt sie auch waren – gerade weil die Revolution mit den Arbeitern ging –, hundert mal mehr Kräfte fand als in irgendeinem reichen, aufgeklärten und fortgeschrittenen Staate. Aber mit solchen Gewohnheiten kann man nicht an die Wirtschaftsarbeit herangehen. Für die wirtschaftliche Arbeit bedarf es – mag das auch kein ganz zutreffendes Wort sein – einer gewissen „Knauserei“. Und „knausern“ haben wir noch nicht gelernt. Man muss daran denken, dass wir die Bourgeoisie besiegt haben, dass aber die Bourgeoisie bei uns geblieben ist und dass der Kampf geblieben ist. Und eines ihrer Kampfmittel gegen uns ist die Panikmacherei. In dieser Beziehung sind sie Meister, und das darf man nicht vergessen. Sie haben Zeitungen, wenn auch keine gedruckten, und verbreiten sie ausgezeichnet, und zwar machen sie aus einer Mücke nicht nur einen Elefanten … Aber wir dürfen auf keinen Fall in Panik verfallen. Unsere Lage hat sich verschärft, weil wir auf allen Arbeitsgebieten Fehler gemacht haben. Wir sollen keine Angst vor diesen Fehlern haben, wir sollen keine Angst haben, sie zuzugeben, wir sollen uns nicht gegenseitig mit Vorwürfen überhäufen. Um auf allen Arbeitsgebieten alle Kräfte auszunutzen und die höchste Anspannung der Tatkraft zu erreichen, muss man es verstehen, Berechnungen anzustellen, so anzustellen, dass man zum Herrn unserer ganzen Republik wird, denn nur bei einer solchen Berechnung kann man große Mengen von Getreide und Brennstoff erfassen. Vom Standpunkt des gesunden Menschen wird unser Getreide nicht reichen, aber wir können es nicht mit einem Schlage vermehren. Es wird uns nur dann nicht reichen, wenn wir keinen Vorrat anlegen. Aber wenn wir richtig voraus berechnen, dann werden wir denen, die es am meisten brauchen, geben und denen nehmen, die große Überschüsse besitzen, anstatt denen, die in den letzten drei Jahren vielleicht ihren letzten Bissen hergegeben haben. Haben die Bauern Sibiriens und der Ukraine diese Berechnung begriffen? Noch nicht. Sie hatten Überschüsse und haben Überschüsse, wie sie Zentralrussland niemals gekannt hat. Sie waren noch nie in einer solchen Lage. Eine solche Not, wie sie bei uns im Moskauer und im Petrograder Gouvernement die Bauern drei Jahre lang gelitten haben (sie bekamen viel weniger als die ukrainischen Bauern), eine solche Not und einen solchen Hunger haben weder der ukrainische noch der sibirische noch der nordkaukasische Bauer jemals durchgemacht. Sie hatten gewöhnlich hunderte Pud Überschüsse, und sie haben sich daran gewöhnt zu glauben, dass man ihnen für solche Überschüsse sofort Waren liefert. Woher sollen wir sie nehmen, wenn die Fabriken stehen! Um die Fabriken in Betrieb zu setzen, braucht man Zeit, eine Vorarbeit, braucht man Arbeiter. Nicht aus Verzweiflung bringen wir die unerhörten Opfer, sondern im Kampf, der uns den Sieg bringen wird. Dieser Unterschied bestimmt alles.

Das ist das Wesentliche, was ich vor euch hervorheben wollte, nicht vom Standpunkt der genauen Daten, die der Genosse vom Kommissariat für Lebensmittelversorgung und der Genosse von der Brennstoffzentrale euch dargelegt haben, sondern vom wirtschaftlichen und politischen Standpunkt, um zu begreifen, wodurch die Fehler der letzten Jahre sich von den früheren Fehlern unterscheiden; sie sind zwar Fehler verschiedener Art, aber gemeinsam ist ihnen doch, dass wir die Möglichkeit hatten, eine Stufe höher zu steigen, jedoch zwei Stufen auf einmal zu nehmen versuchten. Aber wir stehen immerhin höher. Das ist gut. Immerhin werden wir in diesem Jahr eine viel bessere Brennstoffbilanz zustande bringen als die des vergangenen Jahres. In Bezug auf die Versorgung will ich zum Schluss nur noch als letztes ein Telegramm anführen, das ich vom Vertreter des Oberkommandierenden aller sibirischen Streitkräfte der Republik erhalten habe. Er telegrafiert, dass der Verkehr wieder aufgenommen ist und dass sieben Züge Getreide nach Moskau unterwegs sind. Eine Zeitlang hat es Unruhen und Kulakenaufstände gegeben. Hier kann man natürlich über die Miesmacher scherzen, aber man muss verstehen, dass wir immerhin im Klassenkampf etwas gelernt haben. Wir wissen, dass die zaristische Regierung uns als Miesmacher bezeichnete, wenn wir aber von den Sozialrevolutionären und Menschewiki als Miesmacher sprechen, so reden wir von einer anderen Klasse, so reden wir von denen, die der Bourgeoisie Gefolgschaft leisten, von denen, die sich jede schwierige Lage zunutze machen, Flugblätter herausbringen und sagen: „Seht, man nimmt euch dreihundert Pud Überschüsse weg, ihr könnt alles hergeben, bekommt aber nur bunte Papierchen.“ Kennen wir etwa solche Miesmacher nicht? Aus welcher Klasse kommen sie? Das sind dieselben Gutsbesitzer, wie sie sich auch bezeichnen mögen, ob als Sozialrevolutionäre oder Anhänger der Freiheit, der Volksregierung, der Konstituante usw. Wir haben uns alle ihre Worte angehört und sie verstehen gelernt. Diese Aufstände bedeuten, dass in der Bauernschaft Schichten vorhanden sind, die sich weder mit der Ablieferungspflicht noch mit der Steuer abfinden wollen. Hier hat einer von der Steuer gesprochen. Darin liegt viel gesunder Sinn, aber schade, dass er vergessen hat hinzuzufügen, dass in der „Prawda“, die das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Russlands ist, früher als wir das von dieser Rednertribüne erklärten, dass in den Spalten der „Prawda“ nicht nur von gelegentlichen, sondern auch von verantwortlichen Mitarbeitern Vorschläge zur Einführung von Steuern gemacht worden sind. Wenn der parteilose Bauer zu uns sagt: „Lasst uns die Berechnung dem anpassen, was der Kleinbauer braucht, er braucht Gewissheit: soundso viel werde ich abliefern und mit dem übrigen wirtschaften“, dann erklären wir: jawohl, recht so, das ist etwas Vernünftiges, das durchaus den lokalen Verhältnissen entspricht, und solange wir keine Maschinen haben, solange der Bauer nicht selbst vom Kleinbetrieb zum Großbetrieb übergehen will, sind wir geneigt, mit diesem Gedanken zu rechnen, und werden in einer Woche auf dem Parteitag diese Frage aufrollen, untersuchen und einen Beschluss fassen, der den parteilosen Bauern zufriedenstellen, der auch die breiten Massen zufriedenstellen wird. Gewiss, unser Apparat hat viele Unzulänglichkeiten, Widerwärtigkeiten, weil viel Bürokratismus, viel, sehr viel Bürokratismus in den Apparat eingedrungen ist. Hat es etwa solche Fehler und Mängel in unserer Roten Armee nicht gegeben? Man konnte die Fehler nicht auf einmal loswerden, aber dank der Hilfe der Arbeiter und Bauern hat die Rote Armee doch gesiegt. Was in der Roten Armee der Fall war, wird in anderer Weise auch auf allen Gebieten der Fall sein. Und von diesen bürokratischen Schweinereien, über die alle schreien und ständig schimpfen, weil sie unsere Fehler, unser Unglück sind, werden wir uns durch hartnäckige Arbeit kurieren, ohne in Panik zu verfallen, ohne diejenigen aus den Augen zu lassen, die diese Fehler ausnutzen wollen, um die Koltschak- und Denikinaffäre zu wiederholen. In der Ukraine haben wir Missstände genug in Gestalt von Verschleuderungen der Kohlenvorräte, deren Mangel uns hier so viel Leiden verursacht. Dort hat es 120 Regierungen gegeben, und die wohlhabende Bauernschaft ist dort korrumpiert. Sie kann nicht begreifen, dass eine Arbeiter- und Bauernregierung besteht, und dass, wenn die Regierung Getreide nimmt, sie das tut, um die Lage der Arbeiter und Bauern zu verbessern. Solange wir dort nicht eine vollständige Klärung all dieser Fragen herbeiführen, werden die Meldungen über Unruhen, Banden, Aufstände nicht aufhören. Das ist unvermeidlich, weil Unwissenheit, Zersplitterung und Erbitterung unter den einzelnen Bauern unvermeidlich sind, die uns der Kapitalismus hinterlassen hat und die wir erst in vielen Jahren werden umerziehen können. Das sehen wir in jedem Frühjahr und werden wir noch in jedem Frühjahr sehen.

Anders steht es mit den Eisenbahnen im Südosten. Wir haben doch in diesem Jahr hauptsächlich von den Vorräten gelebt, die Sibirien und der Nordkaukasus uns geliefert haben. Ich habe hier die Angaben für je fünf Tage. Vom 1. Februar an wurden acht Waggons täglich befördert, in den zweiten fünf Tagen – 32, in den dritten – 60, in den vierten – 109. Wir müssen aber 200 Waggons täglich bekommen, und erst in den letzten fünf Tagen vom 20. bis zum 24. Februar sind wir auf 120 Waggons gekommen. Das sind drei Züge. Heute erst hat Genosse Fomin mitgeteilt, dass wir in den letzten zwei Tagen bereits vier Züge bekommen haben. Im Donezbecken steht es so, wie ein Genosse gesagt hat: es ist kein Brot da, weil es an Kohle fehlt, es ist keine Kohle da, weil es an Brot fehlt. Hier muss man an irgendeiner Stelle diese verfluchte Kette durch die eigene Energie, durch einen Druck, durch den Heroismus der Werktätigen zerreißen, damit alle Maschinen zu laufen anfangen. Hier haben wir die größten Schwierigkeiten durchgemacht, aus denen wir anfangen herauszukommen. Ein Lichtblick ist schon da. Genossen, ich will euch keineswegs mit Versprechungen beruhigen und denke nicht daran zu erklären, dass die schwere Zeit vorbei sei. Nichts dergleichen! Es bestehen Anzeichen für eine Besserung, aber die Zeit ist unerhört schwer geblieben, und im Vergleich mit dem vergangenen Herbst hätte sie nicht so schwer zu sein brauchen wie jetzt, trotzdem wir von Westeuropa abgeschnitten sind. Um nicht von Westeuropa abgeschnitten zu sein, mussten wir uns bereit erklären, Konzessionen zu erteilen: da habt ihr 500 Prozent Profit, gebt uns aber noch Getreide, Petroleum usw. Und wir sind dazu bereit, wir werden darauf eingehen. Und das wird ein neuer Kampf sein, weil wir 500 Prozent und vielleicht mehr ihnen nicht ohne Feilschen zugestehen werden. Zu diesem Kampfe überzugehen, bedeutet aber ganz dasselbe, wie alle Züge auf neue Gleise umzuleiten.

Dazu müssen sich die Kapitalisten davon überzeugen, dass sie mit einem Krieg gegen uns nichts ausrichten können. Diese Politik der Konzessionen haben wir endgültig angenommen. Ihr wisst, dass es nicht wenig Diskussionen mit den Bauern und Arbeitern darüber gegeben hat. Ihr wisst, die Arbeiter sagten: „Die eigene Bourgeoisie haben wir davongejagt, die andern aber sollen wir hereinlassen.“ Und wir haben ihnen erklärt, dass wir nicht mit einem Schlag von einem Zustand, wo es nichts gab, zu einem Zustand übergehen können, wo alles da sein wird. Und um sich diesen Übergang zu erleichtern, um die notwendige Menge Getreide, Manufakturwaren zu bekommen, dazu muss man es verstehen, gewisse Opfer auf sich zu nehmen. Mögen die Kapitalisten ihrer Habgier frönen, wenn es uns nur gelingt, die Lage der Arbeiter und Bauern zu verbessern. Aber die Sache der Konzessionen zu realisieren, ist eine schwere Sache. Wir haben darüber schon im Dezember ein Dekret erlassen, aber bisher ist noch kein einziger Konzessionsvertrag abgeschlossen worden. Gewiss macht sich hier der Einfluss der weißgardistischen und menschewistischen Presse geltend. Es gibt doch kein einziges Land in der Welt, in dem heute nicht eine russische Zeitung erschiene, und in all diesen Zeitungen erheben die Menschewiki ein Geschrei gegen die Konzessionen, reden davon, dass es in Moskau rumore, dass die Sowjetmacht deshalb bald stürzen werde und dass die Herren Kapitalisten ihr keinen Glauben schenken und keine Geschäfte mit ihr machen sollen. Aber wir geben diesen Kampf nicht auf. Wir haben die Kapitalisten besiegt, aber nicht vernichtet. Sie haben sich auf einen anderen Stuhl gesetzt, sie sitzen in Warschau, das einst ein Zentrum des Kampfes gegen den russischen Absolutismus war, jetzt aber die Weißgardisten gegen Sowjetrussland zusammenfasst. Und wir werden überall gegen sie kämpfen, sowohl an der äußeren als auch an der inneren Front.

Da habe ich von Genossen Sinowjew aus Petrograd ein Telegramm, in dem es heißt, dass bei den dort vorgenommenen Verhaftungen bei einem der Verhafteten ein Flugblatt gefunden worden ist, aus dem klar hervorgeht, dass er ein Spion der ausländischen Kapitalisten ist. Ferner gibt es ein Flugblatt konterrevolutionären Inhalts mit der Überschrift „An die Getreuen!“. Ferner teilt Genosse Sinowjew mit, dass in Petrograd Flugblätter der Menschewiki geklebt worden sind, in denen sie zu Streiks auffordern. Hier in Moskau hat man das Gerücht von einer Demonstration weit verbreitet. In Wirklichkeit ist ein provokatorischer Schuss abgegeben worden, durch den ein Kommunist getötet worden ist. Das ist das einzige Opfer dieser unglückseligen Tage. Als Denikin vor Orel stand, schrieben die weißgardistischen Zeitungen, dass er stündlich Sprünge von schier 100 Werst mache. Uns werden diese Zeitungen nicht verblüffen. Wir betrachten die Dinge nüchtern. Genossen, wir müssen uns eng zusammenschließen, was wäre sonst zu tun? Soll man etwa von neuem die „Koalitions“regierung eines Kerenski, eines Koltschak ausprobieren? Gewiss, Koltschak ist nicht mehr da, ist aber der eine Koltschak nicht mehr da, so wird sich ein anderer einfinden. Russische Generale gibt es übergenug, sie reichen für eine riesige Armee. Wir müssen eine offene Sprache führen, ohne Furcht vor den Zeitungen, die in allen Städten der Welt erscheinen. Unsinn, deswegen werden wir nicht unsere schwere Lage verschweigen. Aber, Genossen, wir werden sagen, dass wir diesen ganzen schweren blutigen Kampf führen, und wenn man gegen uns jetzt keinen Kampf mit der Waffe in der Hand führen kann, so kämpft man dafür mit der Waffe der Lüge und Verleumdung und. macht sich dabei jeden Fall der Not und Armut zunutze, um unseren Feinden eben dadurch zu helfen. Alles das haben wir, wie gesagt, durchgemacht, haben wir hinter uns. Wir haben viel größere Schwierigkeiten durchgemacht, wir kennen diesen Feind sehr gut, und wir werden diesen Feind noch in diesem Frühjahr besiegen, ihn dadurch besiegen, dass wir mit mehr Erfolg, mehr Berechnung arbeiten und siegreicher durchhalten werden.

1 Die Plenarsitzung des Moskauer Sowjets der Arbeiter-, Bauern- und Rotarmistendeputierten unter Teilnahme der Rayonsowjets, der Gewerkschaftsleitungen und der Vertreter der Betriebskomitees war auf Initiative des Moskauer Komitees der KPR(B) einberufen worden, um die Arbeiter eingehend über den Stand der Lebensmittelversorgung und über die wirtschaftliche und politische Lage der Sowjetrepublik zu informieren.

Lenin berührte in seiner Rede über die internationale und innere Lage der Sowjetrepublik auch das Auftreten der Menschewiki und entlarvte deren konterrevolutionäre Absichten. Nach Lenins Referat beschloss die gemeinsame Sitzung einstimmig, sich mit einem Aufruf „An alle Arbeiter Moskaus und des Gouvernements Moskau, an alle Bauern, Rotarmisten und alle ehrlichen Bürger“ zu wenden, in dem die Ursachen der Schwierigkeiten in der Lebensmittelversorgung ausführlich dargelegt wurden. Der Aufruf schloss mit der Aufforderung zum Kampfe gegen die Feinde der Sowjetmacht, die die vorübergehenden Schwierigkeiten der Sowjetmacht für ihre konterrevolutionären Zwecke auszunutzen suchten.

2 Im gedruckten Text waren die zwei letzten Absätze weggelassen. Die Red.

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