Als
Menschewiki
wurden die Anhänger des rechten, opportunistischen Flügels der
SDAPR seit dem 2.
Parteitag
im Jahre 1903 bezeichnet. Auf diesem Parteitag trat zwar der
Opportunismus nicht zum ersten Male auf, denn er hatte schon am Ende
der neunziger Jahre das sogenannte „Credo“
zutage gefördert, das ein Dokument des Anschlusses einer Gruppe
russischer Sozialdemokraten an die Anschauungen des westeuropäischen
Revisionismus
war (siehe den Artikel
„Ein Protest russischer Sozialdemokraten“). Die zweite
Erscheinungsform des Opportunismus in der russischen Sozialdemokratie
war der „Ökonomismus“,
gegen den Lenin
in den Jahren vor dem 2. Parteitage, in der sogenannten Periode der
„Iskra“
einen energischen Kampf führte (siehe die
Broschüre „Was tun?“ und andere Arbeiten im II. Band der
vorliegenden Ausgabe). Auf dem 2. Parteitag kam es zu einem offenen
Konflikt zwischen den beiden Richtungen, der opportunistischen und
der von Lenin geführten revolutionären Richtung. Die Leninsche
Richtung erwies sich in der Mehrheit, die opportunistische in der
Minderheit. Aus den russischen Bezeichnungen für Mehrheit und
Minderheit, „bolschinstwo“ und „menschinstwo“, entstanden
dann die Bezeichnungen Bolschewiki und Menschewiki, Bolschewismus und
Menschewismus usw. Im Jahre 1905 war der Konflikt soweit gediehen,
dass die Bolschewiki den 3. Parteitag in Abwesenheit der Menschewiki
abhielten, die eine Sonderkonferenz veranstalteten. Im Jahre 1906 kam
es zu einer Einigung und zu einem Vereinigungsparteitag (dem 4., der
in Stockholm stattfand), auf welchem die Menschewiki die Mehrheit
besaßen und den Beschlüssen sowie auch dem ZK ihren Stempel
aufdrückten. Auf dem 5. Parteitag, der 1907 in London stattfand,
hatten die Bolschewiki wiederum die Mehrheit. In den Jahren der
Reaktion nach der Revolution von 1905-1906 verschärften sich die
Gegensätze zwischen Bolschewiki und Menschewiki immer mehr und im
Jahre 1912 kam es zur endgültigen Spaltung. Die Menschewiki hatten
sich inzwischen zum „Liquidatorentum“
entwickelt. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 5, Anm. 24] Mit der im ersten Absatz dieses Briefes angeführten „anderen Partei“ sind die Menschewiki gemeint. So wurden die Anhänger des rechten, opportunistischen Flügels der Sozialdemokratie Russlands seit dem II. Parteitag im Jahre 1903 bezeichnet. Schon am Ende der neunziger Jahre war eine Gruppe russischer Sozialdemokraten mit Anschauungen ähnlich denen des westeuropäischen Revisionismus (Bernstein) aufgetreten. Die zweite Erscheinungsform des Opportunismus in der russischen Sozialdemokratie war der „Ökonomismus“ – so genannt, weil die „Ökonomisten“ das Proletariat auf den ökonomischen Kampf beschränkten, den politischen aber der Bourgeoisie Vorbehalten wissen wollten –, gegen den Lenin in den Jahren unmittelbar vor dem II. Parteitage einen energischen Kampf führte. Auf dem II. Parteitage kam es zum offenen Konflikt zwischen den beiden Richtungen, der opportunistischen und der von Lenin geführten revolutionären Richtung. Die Leninsche Richtung erwies sich in der Mehrheit, die opportunistische in der Minderheit. Aus den russischen Bezeichnungen für Mehrheit und Minderheit: „bolschinstwo“ und „menschinstwo“ entstanden dann die Bezeichnungen Bolschewiki und Menschewiki, Bolschewismus und Menschewismus usw. Im Jahre 1905 war der Konflikt so weit gediehen, dass die Bolschewiki den III. Parteitag in Abwesenheit der Menschewiki abhielten, die eine Sonderkonferenz veranstalteten. Im Jahre 1906 kam es zu einer Einigung und zu einem Vereinigungsparteitag (dem IV., der in Stockholm zusammentrat), auf welchem die Menschewiki die Mehrheit besaßen und den Beschlüssen sowie auch dem ZK ihren Stempel aufdrückten. Auf dem V. Parteitag, der 1907 in London stattfand, hatten die Bolschewiki wiederum die Mehrheit. In den Jahren der Reaktion nach der Revolution von 1905-1906 verschärften sich die Gegensätze zwischen Bolschewiki und Menschewiki immer mehr. Die Menschewiki entwickelten sich zum „Liquidatorentum“, sie traten für die Auflösung (Liquidierung) der revolutionären illegalen Partei und für die Gründung einer legalen Arbeiterpartei ein. Auf der Allrussischen Konferenz, die im Januar 1912 in Prag stattfand und der die Menschewiki fernblieben, wurde ein rein bolschewistisches ZK gewählt. Die menschewistischen Gruppen (einschließlich der Trotzkis) hielten im August 1912 eine Konferenz ab, die den sogenannten „Augustblock“ bildete und das „Organisationskomitee" (OK) einsetzte, das von da an bis 1917 das menschewistische ZK war. Damit war die Spaltung zwischen Bolschewiki und Menschewiki vollständig und endgültig. Die Periode dieser Spaltung ist in Band IV der vorl. Ausgabe behandelt. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 6, Anm. 5] Menschewiki („Minderheitler“) eine der beiden bei der Spaltung der SDAPR 1903 entstandenen Srömungen (s. Bolschewiki). Trotzki gehörte den Menschewiki nur ein paar Monate an. Nach der Oktoberrevolution blieben die Menschewiki eine legale Oppositionspartei, sofern sie sich im Bürgerkrieg klar von den „Weißen“, den konterrevolutionären Armeen abgrenzten. Ein Großteil ihrer Anhänger*innen schloss sich aber den Bolschewiki an. Aus den Menschewiki wurde eine bedeutungslose Exilorganisation. Während Stalins „Säuberungen“ in den 1930ern gab es im sowjetischen Staatsapparat zahlreiche ehemalige Menschewiki, während die alten Bolschewiki systematisch ermordet wurden |
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