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Wladimir I. Lenin 19170927 Eine der Kernfragen der Revolution

Wladimir I. Lenin: Eine der Kernfragen der Revolution

[„Rabotschij Putj", Nr. 10, 27. (14.) September 1917 Gezeichnet: N. Lenin. Nach Sämtliche Werke, Band 21, Wien-Berlin 1931, S. 178-186]

Die Hauptfrage einer jeden Revolution ist zweifellos die Frage der Staatsgewalt. Alles wird dadurch entschieden, in der Hand welcher Klasse die Macht liegt. Und wenn das Blatt der wichtigsten Regierungspartei Russlands, „Djelo Naroda", es vor kurzem beklagt hat (Nr. 147), dass man über den Streit um die Macht sowohl die Konstituante wie die Brotfrage vergisst, so hätte man den Sozialrevolutionären antworten müssen: „Beschwert euch über euch selber!"1

Es sind doch gerade die Schwankungen, es ist die Unentschlossenheit eurer Partei, die am meisten schuld sind an dem Fortdauern des „Ministerbockspringens", an dem endlosen Hinausschieben der Konstituante, an der von den Kapitalisten betriebenen Sabotage der getroffenen und der geplanten Maßnahmen für das Getreidemonopol und für die Versorgung des Landes mit Brot.

Die Frage der Macht kann man weder umgehen noch beiseite schieben, denn sie ist eben die Grundfrage, die in der Entwicklung der Revolution, in ihrer Innen- und Außenpolitik alles bestimmt. Dass unsere Revolution ein halbes Jahr „zwecklos verschwendet" hat mit Schwankungen hinsichtlich der Einrichtung der Macht, ist eine unbestreitbare Tatsache, und diese Tatsache ist bestimmt durch die schwankende Politik der Sozialrevolutionäre und der Menschewiki. Die Politik dieser Parteien wurde aber letzten Endes bestimmt durch die Klassenlage des Kleinbürgertums, seine wirtschaftliche Labilität in dem Kampfe zwischen Kapital und Arbeit.

Die ganze Frage ist jetzt die, ob die kleinbürgerliche Demokratie in diesem großen, ungewöhnlich inhaltsreichen halben Jahr etwas zugelernt hat oder nicht. Wenn nicht, so ist die Revolution verloren, und nur der siegreiche Aufstand des Proletariats kann sie retten. Wenn ja, so muss man sofort mit der Schaffung einer stabilen, nicht schwankenden Macht beginnen. In einer Zeit der Volksrevolution, d. h. einer Revolution, die die Massen, die Mehrheit der Arbeiter und Bauern zum Leben erweckt, kann nur eine Macht stabil sein, die sich offenkundig und unbedingt auf die Mehrheit der Bevölkerung stützt. In Russland liegt die Staatsmacht faktisch noch immer in den Händen der Bourgeoisie, die nur gezwungen ist, Teilzugeständnisse zu machen (um diese schon am nächsten Tag wieder zurückzunehmen), Versprechungen zu machen (um sie nicht zu erfüllen), allerlei Deckmäntel für ihre Herrschaft zu suchen (um dem Volk mit dem äußeren Schein einer „ehrlichen Koalition" Sand in die Augen zu streuen) usw. usw. In Worten – eine demokratische, revolutionäre Volksregierung, in Wirklichkeit – eine volksfeindliche, antidemokratische, konterrevolutionäre, bürgerliche Regierung, das ist der Widerspruch, der bis jetzt bestanden hat und der die Quelle der vollständigen Labilität und der Schwankungen der Macht, jener „Ministerbocksprünge" war, deren sich die Herren Sozialrevolutionäre und Menschewiki mit einem (für das Volk) so beklagenswerten Eifer befleißigten.

Entweder Auseinanderjagung und ruhmloser Tod der Räte oder alle Macht den Räten, sagte ich auf dem Allrussischen Rätekongress Anfang Juli 1917, und die Geschichte der Monate Juli und August hat mit erschöpfender Eindringlichkeit die Richtigkeit dieser Worte bestätigt. Nur die Macht der Räte kann eine stabile Macht sein, kann sich wirklich auf die Mehrheit des Volkes stützen, wie sehr dies auch die Bourgeoislakaien Potressow, Plechanow usw. ableugnen mögen, die die faktische Übergabe der Macht an eine verschwindende Minderheit des Volkes, an die Bourgeoisie, an die Ausbeuter eine „Erweiterung der Basis" der Macht nennen.

Nur eine Rätemacht könnte stabil sein, nur sie könnte, auch in den stürmischen Momenten der stürmischen Revolution, nicht gestürzt werden, nur eine solche Macht könnte die ständige breite Entwicklung der Revolution, den friedlichen Kampf der Parteien innerhalb der Räte sichern. Solange eine solche Macht nicht besteht, sind Unentschlossenheit, Labilität, Schwankungen, endlose „Machtkrisen", die ausweglose Komödie der „Ministerbocksprünge", Ausbrüche von links und rechts unvermeidlich. Aber die Losung: „die Macht den Räten" wird sehr oft, wenn nicht in den meisten Fällen, ganz falsch in dem Sinne aufgefasst: „ein Kabinett aus den Parteien der Rätemehrheit", und auf diese von Grund unrichtige Auffassung wollen wir ausführlicher eingehen.

Ein Kabinett aus den Parteien der Rätemehrheit", das bedeutet: einen Personenwechsel im Kabinett unter vollständiger Beibehaltung des ganzen alten Apparats der Regierungsmacht, eines Apparats, der durch und durch bürokratisch, durch und durch undemokratisch und unfähig ist, die ernsten Reformen durchzuführen, die die Programme sogar der Sozialrevolutionäre und Menschewiki enthalten.

Die Macht den Räten", das bedeutet die radikale Umgestaltung des ganzen alten Staatsapparats, dieses bürokratischen Apparats, der alles Demokratische hemmt; die Beseitigung dieses Apparats und seine Ersetzung durch den aus dem Volke hervorgegangenen, d. h. wahrhaft demokratischen Apparat der Räte, d. h. der organisierten und bewaffneten Mehrheit des Volkes, der Arbeiter, Soldaten, Bauern; Initiative und Selbständigkeit der Mehrheit des Volkes nicht nur bei der Wahl von Deputierten, sondern auch in der Verwaltung des Staates, in der Durchführung der Reformen und Umgestaltungen.

Um diesen Unterschied klarer und anschaulicher zu machen, wollen wir an ein wertvolles Geständnis erinnern, das vor einiger Zeit das Blatt einer Regierungspartei, der Partei der Sozialrevolutionäre, das „Djelo Naroda", gemacht hat. Sogar in den Ministerien – schrieb dieses Blatt –, die in den Händen sozialistischer Minister sind (dies wurde während der berüchtigten Koalition mit den Kadetten geschrieben, als die Menschewiki und Sozialrevolutionäre in den Ministerien saßen), sogar in diesen Ministerien ist der ganze Verwaltungsapparat der alte geblieben und hemmt jede Arbeit.

Das ist auch begreiflich. Die ganze Geschichte der bürgerlich-parlamentarischen und im weitgehenden Maße auch der bürgerlich-konstitutionellen Länder zeigt, dass ein Ministerwechsel sehr wenig bedeutet, denn die reale Arbeit der Verwaltung liegt in den Händen einer Riesenarmee von Bürokraten. Diese Armee ist aber durch und durch von antidemokratischem Geist erfüllt, durch tausend und abertausend Fäden mit den Grundbesitzern und mit der Bourgeoisie verbunden und auf jede Weise von diesen abhängig. Diese Armee ist von einer Atmosphäre bürgerlicher Verhältnisse umgeben und atmet nur diese; sie ist erstarrt, verkrustet, versteinert, kann sich aus dieser Atmosphäre nicht herausreißen, kann nur in althergebrachter Weise denken, fühlen, handeln. Diese Armee ist gebunden durch die Beziehungen der Disziplin, durch gewisse Privilegien des „Staatsdienstes", die höchsten Spitzen dieser Armee sind durch Aktien und Banken vollkommen dem Finanzkapital Untertan, stellen gewissermaßen seine Agenten, die Vertreter seiner Interessen und seines Einflusses dar.

Mit Hilfe dieses Staatsapparates Änderungen durchführen zu wollen, wie etwa die Aufhebung des gutsherrlichen Grundbesitzes ohne Ablösung oder die Einführung eines Getreidemonopols usw., ist eine große Illusion, ein großer Selbstbetrug und Betrug am Volke. Dieser Apparat kann der republikanischen Bourgeoisie dienen und eine Republik in Gestalt einer „Monarchie ohne Monarchen" schaffen, etwa wie die dritte Republik in Frankreich, aber Reformen durchzuführen, die die Rechte des Kapitals, die Rechte des „geheiligten Privateigentums" auch nur ernstlich beschneiden oder beschränken, geschweige denn abschaffen, dazu ist ein solcher Staatsapparat absolut unfähig. Darum muss es auch immer so sein, in allen „Koalitions"ministerien, an denen „Sozialisten" teilnehmen, dass diese Sozialisten, selbst wenn Einzelne unter ihnen vollkommen gewissenhaft sind, sich in Wirklichkeit als bloße Verzierung oder als Deckmantel der bürgerlichen Regierung, als Blitzableiter für die gegen diese Regierung gerichtete Volksempörung, als Werkzeug zur Beschwindelung der Massen durch die Regierung erweisen. So war es auch mit Louis Blanc im Jahre 1848, so war es seither dutzende Mal in England und Frankreich mit der Beteiligung der Sozialisten am Ministerium, so war es auch mit Tschernow und Zeretelli im Jahre 1917, so war es und wird es sein, solange die bürgerliche Gesellschaftsordnung besteht und der alte bürgerliche bürokratische Staatsapparat unangetastet bleibt.

Der besondere Wert der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputiertenräte liegt gerade darin, dass sie einen neuen, unermesslich höheren, unvergleichlich demokratischeren Typus des Staatsapparates darstellen. Die Sozialrevolutionäre und Menschewiki haben alles, alles Mögliche und alles Unmögliche getan, um die Räte (besonders den Petrograder Rat und den allrussischen Rat, d. h. das Zentralexekutivkomitee) in bloße Schwatzbuden zu verwandeln, die sich unter dem Vorwand einer „Kontrolle" mit der Abfassung ohnmächtiger Resolutionen und frommer Wünsche beschäftigten, die dann von der Regierung mit dem höflichsten und liebenswürdigsten Lächeln der Welt ad acta gelegt wurden. Aber das „frische Lüftchen" der Kornilowiade, das einen ordentlichen Sturm versprach, genügte, um alles Faule im Rat für eine Zeit verschwinden und die Initiative der revolutionären Massen sich majestätisch, machtvoll, unüberwindlich Bahn brechen zu lassen.

Mögen die Kleinmütigen aus diesem historischen Beispiel lernen. Möge sich der schämen, der sagt: wir haben keinen Apparat, der den alten, unvermeidlich zur Verteidigung der Bourgeoisie neigenden Apparat ersetzen könnte. Denn dieser Apparat ist da. Es sind dies eben die Räte. Fürchtet nicht die Initiative und Selbständigkeit der Massen, vertraut euch den revolutionären Organisationen der Massen an, und ihr werdet auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens dieselbe Kraft, Majestät und Unbesiegbarkeit der Arbeiter und Bauern sehen, die sie in ihrer Einigkeit, in ihrem Elan gegen die Kornilowiade gezeigt haben.

Der mangelnde Glaube an die Massen, die Angst vor ihrer Initiative, die Angst vor ihrer Selbständigkeit, das Zittern vor ihrer revolutionären Energie, anstatt ihrer allseitigen rückhaltlosen Unterstützung, das sind die Sünden, die vor allem die sozialrevolutionären und menschewistischen Führer belasten. Hier liegt eine der tiefsten Wurzeln ihrer Unentschlossenheit, ihrer Schwankungen, ihrer endlosen und endlos unfruchtbaren Versuche, neuen Wein in die alten Schläuche des alten bürokratischen Staatsapparates zu gießen.

Man betrachte die Geschichte der Demokratisierung der Armee in der russischen Revolution des Jahres 1917, die Geschichte des Ministeriums Tschernow, die Geschichte der „Herrschaft" Paltschinskis, die Geschichte des Rücktritts Pjeschechonows, und man wird auf Schritt und Tritt die anschaulichste Bestätigung dessen finden, was oben gesagt ist. Da das volle Vertrauen zu den gewählten Soldatenorganisationen fehlte, da das Prinzip der Wählbarkeit der Vorgesetzten durch die Soldaten nicht restlos durchgeführt wurde, kam es so, dass die Kornilow, die Kaledin und die konterrevolutionären Offiziere an die Spitze der Armee gerieten. Das ist eine Tatsache. Und wer nicht absichtlich die Augen verschließen will, muss sehen, dass nach der Kornilowiade die Regierung Kerenski alles beim Alten lässt, dass sie in Wirklichkeit die Kornilowiade wieder auf die Beine stellt. Die Ernennung Alexejews, der „Frieden" mit den Klembowski, Gagarin, Bagration und anderen Kornilowleuten, die milde Behandlung der Kornilow und Kaledin selber beweist sonnenklar, dass Kerenski in Wirklichkeit die Kornilowiade wieder auf die Beine stellt.

Einen Mittelweg gibt es nicht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es keinen Mittelweg gibt. Entweder alle Macht den Räten und vollkommene Demokratisierung der Armee oder – die Kornilowiade.

Und die Geschichte des Ministeriums Tschernow? Hat sie nicht bewiesen, dass jeder einigermaßen ernste Schritt zur wirklichen Befriedigung der Bedürfnisse der Bauern, jeder Schritt, der von Vertrauen zu den Bauern, zu ihren eigenen Massenorganisationen und Aktionen zeugt, in der ganzen Bauernschaft die größte Begeisterung hervorruft. Tschernow aber musste beinahe vier Monate lang mit den Kadetten und Bürokraten kuhhandeln und wieder kuhhandeln, um sich von ihnen nach endloser Verschleppung und endlosen Intrigen zuguterletzt zum Rücktritt zwingen zu lassen, ohne irgendetwas getan zu haben. Die Gutsbesitzer und Kapitalisten haben für diese vier Monate und in diesen vier Monaten das Spiel gewonnen, sie haben den grundherrlichen Grundbesitz verteidigt, die Konstituante hinausgeschoben und sogar Repressalien gegen die Bodenkomitees einleiten können.

Einen Mittelweg gibt es nicht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es keinen Mittelweg gibt. Entweder alle Macht den Räten im Zentrum und in den Provinzen, alles Land den Bauern sofort bis zur Beschlussfassung durch die Konstituante, oder die Kapitalisten und Gutsbesitzer verhindern alles, stellen die Macht der Gutsbesitzer wieder her, erbittern die Bauern und bringen es schließlich zu einem unendlich grausamen Bauernaufstand.

Genau ebenso steht es mit der Sabotage jeder einigermaßen ernsten Produktionskontrolle durch die Kapitalisten (mit Hilfe Paltschinskis), mit der von den Händlern betriebenen Sabotage des Getreidemonopols und der von Pjeschechonow eingeleiteten geregelten demokratischen Verteilung des Brotes und anderer Produkte.

Es handelt sich jetzt in Russland keineswegs darum, „neue Reformen" zu erfinden, sich mit irgendwelchen „Plänen" irgendwelcher „allumfassenden" Umgestaltungen abzugeben nichts dergleichen. So stellen die Sache offenkundig verlogen nur die Kapitalisten, die Potressow und Plechanow dar, die gegen die „Einführung des Sozialismus", gegen die „Diktatur des Proletariats" eifern. In Wirklichkeit ist die Lage in Russland so, dass die unerhörten Leiden und Nöte des Krieges, die unerhört drohende Gefahr der Zerrüttung und Hungersnot selbst den Ausweg diktieren, selbst die Reformen und Umgestaltungen vorzeichnen, ja nicht nur vorzeichnen, sondern als unbedingt unaufschiebbar bereits auf die Tagesordnung gesetzt haben: Getreidemonopol, Kontrolle der Produktion und Distribution, Einschränkung der Banknotenemission, richtigen Austausch zwischen Getreide und Industriewaren usw.

Alle wissen, dass Maßnahmen solcher Art unerlässlich sind, man hat auch schon an vielen Orten und von den verschiedensten Seiten mit ihrer Einführung begonnen. Sie sind bereits begonnen, werden aber allerorts durch den Widerstand der Gutsbesitzer und Kapitalisten gehemmt und aufgehalten, einen Widerstand, der sowohl durch die Regierung Kerenskis (in Wirklichkeit eine ganz bürgerliche bonapartistische Regierung) als auch durch den bürokratischen Apparat des alten Staates und durch den direkten und indirekten Druck des russischen und des „verbündeten" Finanzkapitals verwirklicht wird.

Vor nicht so langer Zeit beklagte Prileschajew im „Djelo Naroda" (Nr. 147) den Rücktritt Pjeschechonows und den Bankrott der Höchstpreise, den Bankrott des Getreidemonopols. Er schreibt:

Kühnheit und Entschlossenheit ist es, was unseren Regierungen aller Zusammensetzungen fehlte Die revolutionäre Demokratie darf nicht warten, sie muss selbst Initiative zeigen und in das wirtschaftliche Chaos planmäßig eingreifen… wenn irgendwo, so ist gerade hier ein fester Kurs und eine entschlossene Macht vonnöten."2

Was wahr ist, ist wahr. Goldene Worte. Nur hat ihr Verfasser nicht bedacht, dass die Frage des festen Kurses, der Kühnheit und Entschlossenheit keine persönliche Frage ist, sondern eine Frage der Klasse, die Kühnheit und Entschlossenheit an den Tag zu legen fähig ist. Die einzige solche Klasse ist das Proletariat. Kühnheit und Entschlossenheit der Macht, ein fester Kurs ist nichts anderes als die Diktatur des Proletariats und der armen Bauern. Prileschajew seufzt, ohne es selbst zu wissen, nach dieser Diktatur.

Denn was würde in Wirklichkeit diese Diktatur bedeuten? Nichts anderes, als dass der Widerstand der Kornilowleute gebrochen und die völlige Demokratisierung der Armee hergestellt und vollendet werden würde. Neunundneunzig Hundertstel der Armee würden zwei Tage nach Errichtung einer solchen Diktatur ihre begeisterten Anhänger sein. Diese Diktatur würde den Bauern Land und den Bauernkomitees auf dem flachen Lande Allmacht geben; wie kann man, ohne verrückt zu sein, daran zweifeln, dass die Bauern diese Diktatur unterstützen würden? Das, was Pjeschechonow nur versprochen hat („der Widerstand der Kapitalisten ist gebrochen" – sagte Pjeschechonow wörtlich in seiner berühmten Rede auf dem Rätekongress), würde diese Diktatur durchführen, zur Tatsache machen, ohne die bereits im Entstehen begriffenen demokratischen Organisationen der Lebensmittelversorgung und Kontrolle zu beseitigen, sie würde im Gegenteil diese unterstützen, entwickeln und ihrer Arbeit jedes Hindernis aus dem Wege räumen.

Nur die Diktatur der Proletarier und ärmsten Bauern kann den Widerstand der Kapitalisten brechen, eine wirklich großartige Kühnheit und Entschlossenheit der Macht an den Tag legen und sich die begeisterte, rückhaltlose, wahrhaft heroische Unterstützung der Massen in der Armee und in der Bauernschaft sichern.

Die Macht den Räten das allein kann die weitere Entwicklung zu einer allmählichen, friedlichen und ruhigen gestalten, das allein würde vollkommen dem Niveau des Bewusstseins und der Erkenntnis der Mehrheit der Volksmassen, dem Niveau ihrer eigenen Erfahrung entsprechen. Die Macht den Räten, das bedeutet den vollkommenen Übergang der Verwaltung des Landes und der Kontrolle seiner Wirtschaft in die Hände der Arbeiter und Bauern, denen niemand sich zu widersetzen wagen würde und die durch die Erfahrung, durch die eigene Praxis sehr rasch lernen würden, das Land, die Produkte und das Brot richtig zu verteilen.

1 Lenin meint den Leitartikel aus dem „Djelo Naroda", Nr. 147 vom 19. (6.) September 1917 unter dem Titel „Das Problem der Macht und die Konstituierende Versammlung".

2 Der Artikel Prileschajews „Die Krise der Verpflegungspolitik des Verpflegungsministeriums" war veröffentlicht im „Djelo Naroda", Nr. 147 vom 19. (6.) September 1917.

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