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Wladimir I. Lenin 19170617 Rede über die Stellung zur Provisorischen Regierung

Wladimir I. Lenin: Rede über die Stellung zur Provisorischen Regierung

am 17. (4.) Juni 1917 (Erster allrussischer Rätekongress, 16. (3.) Juni6. Juli (23. Juni) 1917)1

[„Prawda" Nr. 82 und 83, 28. u. 29. (15. u. 16.) Juni 1917. Das Stenogramm dieser Rede wurde von Lenin selbst korrigiert. Nach Lenin, Sämtliche Werke, Band 20.2, Wien-Berlin 1928, S. 113-127]

Genossen, bei der kurzen Zeit, die mir zur Verfügung steht, werde ich nur – und ich glaube, das ist zweckmäßiger – auf die wesentlichen, grundsätzlichen Fragen eingehen können, die der Referent des Exekutivkomitees und die folgenden Redner aufgeworfen haben.

Die erste und grundlegende Frage, vor der wir standen, ist die Frage, wo wir uns befinden, was die Räte sind, die jetzt zu einem Allrussischen Kongress zusammengetreten sind, was die revolutionäre Demokratie ist, von der man hier so unendlich viel spricht, um ihre vollständige Verkennung und ihre vollständige Verleugnung zu vertuschen. Denn von der revolutionären Demokratie vor dem Allrussischen Rätekongress sprechen und den Charakter dieser Institution, ihre klassenmäßige Zusammensetzung, ihre Rolle in der Revolution vertuschen, kein Sterbenswörtchen darüber sagen, gleichzeitig aber auf den Titel Demokraten Anspruch erheben, ist eine merkwürdige Sache! Man entwirft uns das Programm einer bürgerlich-parlamentarischen Republik, wie sie in ganz Westeuropa anzutreffen ist; man entwirft uns ein Programm von Reformen, die jetzt von allen bürgerlichen Regierungen, auch von der unsrigen, zugestanden werden, und gleichzeitig spricht man uns von revolutionärer Demokratie!

Vor wem wird das gesprochen? Vor den Räten. Nun aber frage ich euch, gibt es ein Land in Europa, ein bürgerliches, demokratisches, republikanisches Land, in dem etwas den Räten ähnliches vorhanden ist? Ihr werdet antworten müssen, dass es so etwas nicht gibt. Nirgends existiert eine derartige Institution, und das kann es auch nicht, denn es kann nur eines geben: entweder eine bürgerliche Regierung mit jenen „Reform"plänen, die man uns entwirft und die dutzende Male in allen Ländern vorgeschlagen und auf dem Papier geblieben sind, oder jene Institution, die man jetzt anruft, jene neuartige „Regierung", die die Revolution geschaffen hat, von der es nur in der Geschichte des größten revolutionären Aufschwunges Beispiele gibt, so 1792 in Frankreich, 1871 ebenfalls in Frankreich und 1905 in Russland. Die Räte sind eine Institution, die in keinem der gewöhnlichen bürgerlich-parlamentarischen Staaten besteht, und die neben der bürgerlichen Regierung auch nicht bestehen kann. Das ist jener neue, demokratischere Staatstypus, den wir in unseren Parteiresolutionen als bäuerlich-proletarische demokratische Republik bezeichnet haben, in der die Macht ausschließlich den Arbeiter- und Soldatenräten gehört. Vergeblich glaubt man, das sei eine theoretische Frage, vergeblich versucht man, die Sache so darzustellen, als könne sie umgangen werden, vergeblich wird eingewendet, dass jetzt Institutionen dieser oder jener Art nebeneinander, nämlich neben den Arbeiter- und Soldatenräten bestehen. Jawohl, sie bestehen nebeneinander. Aber gerade das erzeugt eine Unmenge von Missverständnissen, Konflikten und Reibungen. Gerade das ist die Ursache des Überganges der russischen Revolution von ihrem ersten Aufschwung, von ihrer ersten Vorwärtsbewegung zu ihrer Stagnation und zu dem Rückschritt, den wir jetzt in unserer Koalitionsregierung, in der ganzen Innen- und Außenpolitik im Zusammenhang mit der in Vorbereitung befindlichen imperialistischen Offensive sehen.

Von zwei Dingen eins: entweder eine gewöhnliche bürgerliche Regierung – und dann braucht man die Räte der Arbeiter, Bauern und Soldaten nicht, dann werden sie entweder von den Generalen, den konterrevolutionären Generalen, die das Heer in Händen halten, ohne Rücksicht auf die Rednerkünste des Ministers Kerenski auseinandergejagt werden oder sie werden eines ruhmlosen Todes sterben. Einen anderen Weg gibt es für diese Institutionen nicht, die nur existieren können, wenn sie nicht rückwärtsgehen nicht stehenbleiben, sondern vorwärts marschieren. Das tat der Staatstypus, der nicht von den Russen erfunden, der vielmehr von der Revolution erzeugt wurde, denn anders kann die Revolution nicht siegen. Im Schoße des Allrussischen Sowjets sind Reibungen, ist der Kampf der Parteien um die Macht unvermeidlich. Aber das wird eine Überwindung der möglichen Fehler und Illusionen durch die eigene politische Erfahrung der Massen sein (Lärm) und nicht durch Reden der Minister, die sich darauf berufen, was sie gestern gesagt haben, morgen schreiben und übermorgen versprechen werden. Das ist lächerlich, Genossen, vom Standpunkt jener Körperschaft, die von der russischen Revolution geschaffen wurde und die jetzt vor der Frage steht: Sein oder Nichtsein. Die Sowjets können nicht so weiterleben wie bisher. Erwachsene Menschen, Arbeiter und Bauern, müssen zusammenkommen, Resolutionen annehmen und Berichte anhören, die dokumentarisch nicht nachgeprüft werden können! Eine Körperschaft solcher Art bedeutet vielmehr den Übergang zu jener Republik, die eine feste Macht schaffen wird, ohne Polizei, ohne stehendes Heer, und zwar nicht in Worten, sondern in der Tat, jene Macht, wie sie in Westeuropa noch nicht existieren kann, die Macht, ohne die es keinen Sieg der russischen Revolution im Sinne eines Sieges über die Gutsherren, im Sinne eines Sieges über den Imperialismus geben kann.

Ohne diese Macht kann auch keine Rede davon sein, dass wir einen solchen Sieg erringen, und je mehr wir über das Programm nachdenken, das man uns hier empfiehlt, und über die Tatsachen, vor denen wir stehen, um so krasser tritt der grundlegende Widerspruch hervor. Man sagt uns, wie der Referent und andere Redner es taten, die erste Provisorische Regierung sei eben schlecht gewesen! Damals aber, als die Bolschewiki, die unseligen Bolschewiki, erklärten: „Keinerlei Unterstützung, keinerlei Vertrauen dieser Regierung", wie wurden wir da mit Beschuldigungen des „Anarchismus" überhäuft! Jetzt sagen alle, die frühere Regierung sei schlecht gewesen, wodurch aber unterscheidet sich die Koalitionsregierung mit den quasi-sozialistischen Ministern von der früheren Regierung? Ist nicht schon genug geredet worden über Programme und Projekte, haben wir nicht übergenug davon, wäre es nicht Zeit, zu Taten überzugehen? Ein Monat ist bereits vergangen, seitdem sich am 6. Mai die Koalitionsregierung gebildet hat. Seht euch die Taten an, seht euch die Zerrüttung in Russland und in allen Ländern an, die in den imperialistischen Krieg hineingezogen worden sind!

Woraus erklärt sich die Zerrüttung? Aus der Raubpolitik der Kapitalisten. Da herrscht wirkliche Anarchie! Und das sagen wir auf Grund von Geständnissen, die nicht etwa von unserer Zeitung, von irgendeiner, Gott bewahre, bolschewistischen Zeitung veröffentlicht worden sind, sondern von der ministeriellen „Rabotschaja Gazeta": die Preise für Kohlenlieferungen sind von der „Revolutionsregierung" erhöht worden. Die Koalitionsregierung aber hat in dieser Hinsicht nichts geändert. Man fragt uns, ob denn in Russland der Sozialismus eingeführt oder überhaupt grundlegende Umgestaltungen sofort vorgenommen werden können – das alles sind leere Ausflüchte, Genossen. Die Lehre von Marx und Engels besteht, wie sie selber immer wieder erklärt haben, in folgendem: „Unsere Lehre ist kein Dogma, sondern eine Anleitung zum Handeln". Einen reinen Kapitalismus, der in den reinen Sozialismus übergeht, gibt es nirgends in der Welt und kann es während des Krieges nicht geben; es gibt ein Mittleres, etwas Neues, Unerhörtes, weil hunderte Millionen von Menschen, die in den verbrecherischen Krieg der Kapitalisten hineingerissen worden sind, zugrunde gehen. Es kommt nicht auf Reformversprechungen an – das sind leere Worte, es kommt darauf an, den Schritt zu tun, den wir jetzt brauchen.

Wenn ihr euch auf die „revolutionäre" Demokratie berufen wollt, verwechselt diesen Begriff nicht mit der reformistischen Demokratie unter einem kapitalistischen Ministerium, denn es ist endlich Zeit, von bloßen Redensarten über „revolutionäre Demokratie", von gegenseitigen Beglückwünschungen zur „revolutionären Demokratie" überzugehen zur Klassencharakteristik, wie es uns der Marxismus und der wissenschaftlichen Sozialismus überhaupt gelehrt hat. Was man uns vorschlägt, ist der Übergang zur reformistischen Demokratie unter einem kapitalistischen Ministerium. Das ist vielleicht ausgezeichnet vom Standpunkt der gewöhnlichen westeuropäischen Muster. Jetzt aber steht eine ganze Reihe von Ländern vor dem Untergang, und die praktischen Maßnahmen, die angeblich so kompliziert sein sollen, dass es schwer sei, sie einzuführen, dass sie besonders ausgearbeitet werden müssten, wie der Vorredner, der Bürger Minister für Post- und Telegrafenwesen2, gemeint hat, – diese Maßnahmen sind durchaus klar. Er sagte, dass es in Russland keine politische Partei gebe, die bereit wäre, die Macht ganz allein zu übernehmen. Ich antworte: „Doch! Keine Partei kann darauf verzichten, und auch unsere Partei verzichtet nicht darauf: sie ist jeden Augenblick bereit, die Macht ganz zu übernehmen." (Beifall und Lachen.)

Ihr könnt lachen, soviel ihr wollt, wenn aber der Bürger Minister uns in einer Reihe mit der Partei der Rechten vor diese Frage stellt, so wird er die gebührende Antwort bekommen. Keine einzige Partei kann darauf verzichten. Und in einem Augenblick, wo noch Freiheit herrscht, wo die Drohung mit Verhaftung und Verbannung nach Sibirien, wo die Drohungen der Konterrevolutionäre, mit denen unsere quasi-sozialistischen Minister zusammensitzen, nur Drohungen sind, in einem solchen Augenblick sagt jede Partei: schenkt uns Vertrauen, und wir geben euch unser Programm.

Unsere Konferenz vom 29. April hat dieses Programm gegeben. Leider nimmt man auf dieses Programm keine Rücksicht, sieht man es nicht als richtunggebend an. Offenbar muss es gemeinverständlich erläutert werden. Ich will versuchen, dem Bürger Minister für Post- und Telegrafenwesen eine gemeinverständliche Erläuterung unserer Resolution, unseres Programmes zu geben. Unser Programm in Bezug auf die Wirtschaftskrise besteht darin, dass man sofort – dazu ist kein Aufschub nötig – die Veröffentlichung all der unerhörten Profite verlangt, die 500 bis 800 Prozent erreichen, und die die Kapitalisten nicht auf dem freien Markt, im „reinen" Kapitalismus, sondern durch die Kriegslieferungen erzielen. Das ist ein Gebiet, auf dem die Arbeiterkontrolle wirklich notwendig und möglich ist! Das ist eine Maßnahme, die ihr, wenn ihr euch „revolutionäre" Demokratie nennt, im Namen des Sowjets verwirklichen müsst, und die von heute auf morgen verwirklicht werden kann. Das ist kein Sozialismus. Das bedeutet nur, dem Volke die Augen zu öffnen über die wirkliche Anarchie und das tatsächliche Spiel des Imperialismus mit dem Eigentum des Volkes, mit Hunderttausenden von Menschenleben, die morgen umkommen werden, weil wir fortfahren, Galizien zu würgen. Veröffentlicht die Profite der Herren Kapitalisten, verhaftet 50 oder 100 der reichsten Millionäre. Es genügt, sie einige Wochen in Haft zu halten – und sei es mit ebensolchen Vergünstigungen, wie sie Nikolai Romanow genießt –, um sie zu zwingen, die Fäden, die betrügerischen Machenschaften, den Schmutz, den Eigennutz aufzudecken, die auch unter der neuen Regierung unserm Land täglich Tausende und Millionen kosten. Das ist die Grundursache der Anarchie und der Zerrüttung, und darum sagen wir: bei uns ist alles beim Alten geblieben, die Koalitionsregierung hat nichts geändert, sie hat nur den Haufen von Deklarationen, von prunkvollen Erklärungen vergrößert. Wie aufrichtig die Leute auch sein, wie aufrichtig sie auch das Wohl der werktätigen Massen wünschen mögen, an der Sache hat sich nichts geändert – dieselbe Klasse ist an der Macht geblieben. Die Politik, die getrieben wird, ist keine demokratische Politik.

Man erzählt uns von der „Demokratisierung der zentralen und örtlichen Behörden". Wisst ihr denn nicht, dass diese Worte nur für Russland etwas Neues sind, dass in anderen Ländern Dutzende quasi-sozialistischer Minister sich mit ähnlichen Versprechungen an das Volk gewandt haben? Was bedeuten diese Versprechungen, wenn wir vor der lebendigen konkreten Tatsache stehen: die Bevölkerung wählt die Behörden, das Abc der Demokratie wird aber verletzt durch den Anspruch der Zentralbehörde, die örtlichen Behörden zu ernennen oder zu bestätigen. Der Raub des Volksvermögens durch die Kapitalisten geht weiter. Der imperialistische Krieg dauert fort, uns aber verspricht man Reformen, Reformen und Reformen, die überhaupt in diesem Rahmen nicht durchgeführt werden können, weil der Krieg alles erdrückt, alles bestimmt. Warum seid ihr nicht mit denen einverstanden, die sagen, dass der Krieg nicht um der Profite der Kapitalisten willen geführt wird? Worin besteht das Kriterium? Vor allen Dingen darin, welche Klasse an der Macht ist, welche Klasse die Herrschaft ausübt, welche Klasse fortfährt, Hunderte von Milliarden an Bank- und Finanzoperationen zu verdienen? Es ist dieselbe kapitalistische Klasse, und deshalb ist der Krieg nach wie vor ein imperialistischer Krieg. Sowohl die erste Provisorische Regierung als auch die Regierung mit den scheinsozialistischen Ministern hat nichts geändert. Die Geheimverträge bleiben geheim, Russland kämpft um die Meerengen, um die Fortsetzung der Politik Ljachows in Persien3 usw.

Ich weiß, dass ihr das nicht wollt, dass die Mehrheit von euch das nicht will, dass die Minister das nicht wollen, weil man das nicht wollen kann, weil das die Abschlachtung Hunderter Millionen von Menschen bedeutet. Nehmt aber die Offensive, von der die Miljukow und Maklakow jetzt so viel reden. Sie verstehen sehr gut, worauf es ankommt. Sie wissen, dass das mit der Frage der Macht, mit der Frage der Revolution zusammenhängt. Man sagt uns, zwischen politischen und strategischen Fragen müsse man unterscheiden. Es ist lächerlich, eine solche Frage auch nur aufzuwerfen. Die Kadetten verstehen ausgezeichnet, dass es sich um eine politische Frage handelt.

Dass der begonnene revolutionäre Kampf um den Frieden von unten auf zu einem Sonderfrieden führen könnte – das ist eine Verleumdung. Der erste Schritt, den wir verwirklichen würden, wenn wir an der Macht wären, – wäre die Verhaftung der größten Kapitalisten und die Zerreißung aller Fäden ihrer Intrigen.

Ohne diese Maßnahmen sind alle Redensarten über Frieden ohne Annexionen und Kontributionen leeres Gerede. Der zweite Schritt von uns wäre, den Völkern, getrennt von den Regierungen, zu erklären, dass wir alle Kapitalisten für Räuber halten, auch Tereschtschenko, der um kein Haar besser ist als Miljukow, nur etwas dümmer – auch die französischen, die englischen und alle Kapitalisten.

Eure eigenen „Iswestija" haben sich ja verrannt und schlagen statt eines Friedens ohne Annexionen und Kontributionen den Status quo vor. Nein, nicht so fassen wir den Frieden „ohne Annexionen" auf, und hier kommt sogar der Bauernkongress der Wahrheit näher, der von einer „föderativen" Republik spricht und damit den Gedanken zum Ausdruck bringt, dass die russische Republik kein einziges Volk unterdrücken will, weder mit neuen noch mit alten Methoden, dass sie mit keinem Volke, nicht mit Finnland und nicht mit der Ukraine, die der Kriegsminister so schikaniert, mit denen ganz unerlaubte und unzulässige Konflikte geschaffen werden, auf der Grundlage der Gewalt zusammenleben will. Wir wollen die einheitliche und unteilbare Republik Russland, mit einer starken Regierung, aber eine starke Regierung wird nur durch die freiwillige Zustimmung des Volkes geschaffen. „Revolutionäre Demokratie" – das sind große Worte, sie werden aber auf eine Regierung angewendet, die durch kleinliche Schikanen die Frage der Ukraine und Finnlands kompliziert, die sich gar nicht lostrennen wollen, sondern nur sagen: „Schiebt doch die Anwendung der elementarsten Grundsätze der Demokratie nicht auf bis zur Konstituierenden Versammlung!"

Man kann keinen Frieden ohne Annexionen und Kontributionen schließen, solange ihr nicht auf eure eigenen Annexionen verzichtet. Das ist doch lächerlich, das ist doch eine Spielerei! Darüber lacht in Europa jeder Arbeiter, er sagt: „Sie reden sehr schön, sie fordern die Völker auf, die Bankiers zu stürzen, aber selber schicken sie ihre einheimischen Bankiers in die Regierung". Verhaftet sie, deckt ihre Machinationen auf, entwirrt die Fäden ihrer Intrigen – das aber tut ihr nicht, obwohl ihr machtvolle Organisationen habt, gegen die ein Widerstand unmöglich ist. Ihr habt die Jahre 1905 und 1917 durchgemacht, ihr wisst, dass man nicht auf Bestellung Revolution machen kann, dass die Revolutionen in den anderen Ländern den schweren blutigen Weg von Aufständen gegangen sind, in Russland aber gibt es keine Gruppe, keine Klasse, die sich der Macht der Sowjets widersetzen könnte. In Russland ist diese Revolution, ausnahmsweise, als friedliche Revolution möglich. Wenn diese Revolution heute oder morgen allen Völkern den Frieden vorschlägt, und zwar durch den Bruch mit allen Klassen der Kapitalisten, so werden innerhalb kürzester Zeit die Völker Frankreichs sowohl wie Deutschlands ihre Zustimmung geben, denn diese Länder gehen zugrunde, denn die Lage Deutschlands ist hoffnungslos, weil Deutschland sich nicht retten kann und weil Frankreich

(Vorsitzender: Ihre Zeit ist abgelaufen.)

Ich bin in einer halben Minute fertig … (Lärm, Zurufe: „Weiterreden", Widerspruch, Beifall.)

(Vorsitzender: Ich kann dem Kongress mitteilen, dass das Präsidium vorschlägt, die Redezeit des Redners zu verlängern. Werden Einwände dagegen erhoben? Die Mehrheit ist für die Verlängerung der Redezeit.)

Ich war dabei stehen geblieben, dass die revolutionäre Demokratie in Russland, wenn sie eine Demokratie nicht in Worten, sondern in der Tat wäre, die Revolution vorwärtstreiben würde, anstatt sich mit den Kapitalisten zu verständigen, dass sie sich nicht auf das Gerede über Frieden ohne Annexionen und Kontributionen beschränken, sondern zur Aufhebung der Annexionen in Russland schreiten und offen erklären würde, dass sie jede Annexion für ein Verbrechen und einen Raub hält. Dann wäre es möglich, die imperialistische Offensive zu vermeiden, die Tausende und Millionen von Menschen um der Aufteilung Persiens und des Balkans willen mit dem Untergang bedroht. Dann wäre der Weg zum Frieden offen, kein einfacher Weg – das sagen wir nicht – ein Weg, der einen wirklich revolutionären Krieg nicht ausschließt.

Wir stellen die Frage nicht so, wie sie Basarow heute in der „Nowaja Schisn" stellt, wir sagen nur, dass für Russland am Ende des imperialistischen Krieges die Lage eine solche ist, dass seine Aufgaben leichter sind, als es den Anschein haben könnte. Die geographischen Verhältnisse Russlands sind so, dass die Mächte, die es wagen sollten, sich auf das Kapital und seine räuberischen Interessen zu stützen und gegen die russische Arbeiterklasse und das mit ihr marschierende Halbproletariat, d. h. die ärmste Bauernschaft, vorzugehen, – wenn sie sich darauf einlassen wollten, sage ich, wäre das für sie eine im höchsten Grade schwierige Aufgabe. Deutschland steht am Rande des Abgrundes und nach dem Eingreifen Amerikas, das Mexiko verschlingen will und das wahrscheinlich morgen mit Japan in die Haare geraten wird, – nach diesem Eingreifen ist die Lage Deutschlands hoffnungslos: Deutschland wird vernichtet werden. Frankreichs geographische Lage ist so, dass es am meisten leidet und dass seine Erschöpfung am größten ist. Dieses Land hungert zwar weniger als Deutschland, hat aber unermesslich viel mehr Menschen verloren. Wenn man nun vom ersten Schritt an damit begonnen hätte, die Profitgier der russischen Kapitalisten zu bändigen, und ihnen jede Möglichkeit genommen hätte, Millionengewinne einzuheimsen; wenn man allen Völkern einen Frieden gegen die Kapitalisten aller Länder angeboten und dabei offen erklärt hätte, dass ihr weder mit den deutschen Kapitalisten noch mit denen, die sie direkt oder indirekt unterstützen oder irgend etwas mit ihnen zu tun haben, Verhandlungen anknüpfen und in Beziehungen zu ihnen treten werdet, dass ihr es ablehnt, mit den französischen und den englischen Kapitalisten zu verhandeln, – dann wäre das ein Auftreten, das sie vor den Arbeitern anklagt. Dann würdet ihr es nicht als Sieg betrachten, dass Macdonald einen Pass erhalten4 hat, Macdonald, der nie einen revolutionären Kampf gegen das Kapital geführt hat und den man deswegen reisen lässt, weil er niemals die Gedanken und die Grundsätze, die Praxis und die Erfahrung des revolutionären Kampfes gegen die englischen Kapitalisten vertreten hat, um dessentwillen unser Genosse Maclean und hunderte anderer englischer Sozialisten in den Gefängnissen sitzen und um dessentwillen unser Genosse Liebknecht im Zuchthaus sitzt, der gesagt hat: „Deutsche Soldaten, kehrt die Waffe gegen euren Kaiser."

Wäre es nicht richtiger, die Imperialisten und Kapitalisten in dasselbe Zuchthaus zu befördern, das die Mehrheit der Mitglieder der Provisorischen Regierung in der eigens zu diesem Zweck wieder geschaffenen dritten Duma – ich weiß übrigens nicht, die wievielte sie ist, die dritte oder die vierte – uns täglich bereitet und verspricht, und das in den neuen Gesetzentwürfen des Justizministeriums bereits vorgesehen ist? Maclean und Liebknecht – das sind die Namen jener Sozialisten, die den Gedanken des revolutionären Kampfes gegen den Imperialismus in die Wirklichkeit umsetzen. Das ist es, was man allen Regierungen sagen muss, um für den Frieden zu kämpfen! Man muss sie vor den Völkern anklagen. Dann werdet ihr alle imperialistischen Regierungen in eine verfängliche Lage bringen. Jetzt aber seid ihr in eine verfängliche Lage geraten; ihr habt euch an die Völker mit dem Friedensaufruf vom 14. März gewandt, in dem es heißt: „Stürzt eure Zaren, eure Könige und eure Bankiers", während wir, die wir eine an Zahl, an Erfahrung und an materieller Kraft so unerhört starke Organisation haben, wie den Arbeiter- und Soldatenrat, mit unseren Bankiers einen Block schließen, eine quasi-sozialistische Koalitionsregierung bilden und Reformentwürfe schreiben, wie sie in Europa Jahrzehnte hindurch geschrieben worden sind. Dort, in Europa, lacht man über eine solche Art von Kampf für den Frieden! Dort wird man ihn erst dann verstehen, wenn die Räte die Macht ergreifen und zu revolutionären Aktionen übergehen werden.

Nur ein Land in der ganzen Welt kann jetzt im Klassenmaßstab, gegen die Kapitalisten, ohne blutige Revolution Schritte zur Einstellung des imperialistischen Krieges unternehmen, nur ein Land, und dieses Land ist Russland. Und Russland wird es solange bleiben, wie der Rat der Arbeiter- und Soldatendeputierten besteht. Lange wird er neben der Provisorischen Regierung vom gewöhnlichen Typus nicht bestehen können. Und er wird nur solange bestehen bleiben, wie dieser Übergang zur Offensive nicht erfolgt ist. Der Übergang zur Offensive ist ein Wendepunkt in der gesamten Politik der russischen Revolution, d. h. ein Übergang von der Erwartung, von der Vorbereitung des Friedens durch einen revolutionären Aufstand von unten zur Wiederaufnahme des Krieges (…5) der Übergang von der Verbrüderung an einer Front, zur Verbrüderung an allen Fronten, von der elementaren Verbrüderung, wo die Leute den hungernden deutschen Proletariern ein Stück Brotrinde gaben und dafür ein Federmesser eintauschten, weswegen sie mit Zuchthaus bedroht werden, zur bewussten Verbrüderung – das war der Weg, der sich eröffnete.

Wenn wir die Macht in unsere Hände nehmen, dann werden wir den Kapitalisten Zügel anlegen und dann wird es nicht mehr der Krieg sein, der jetzt geführt wird, denn der Krieg wird dadurch bestimmt, welche Klasse ihn führt, und nicht dadurch, was auf dem Papier geschrieben steht. Auf das Papier kann man schreiben, was man will. Aber solange die Kapitalistenklasse die Mehrheit in der Regierung hat, wird der Krieg, was ihr auch schreiben, welche schönen Reden ihr auch halten, welche quasi-sozialistischen Minister ihr in der Regierung auch haben möget, ein imperialistischer bleiben. Das wissen und sehen alle. Das Beispiel Albaniens, das Beispiel Griechenlands, Persiens6 hat das so klar und anschaulich gezeigt, dass ich mich wundere, warum alle unsere schriftliche Erklärung zur Offensive7 angreifen, und wieso niemand ein Wort über die konkreten Beispiele sagt! Es ist leicht, Pläne zu versprechen, die konkreten Maßnahmen aber werden immer wieder aufgeschoben. Eine Deklaration über den Frieden ohne Annexionen schreiben ist leicht, aber die Beispiele Albaniens, Griechenlands, Persiens fallen doch in die Zeit nach der Bildung des Koalitionsministeriums. Hat doch das „Djelo Naroda", kein Organ unserer Partei, sondern ein Regierungsorgan, das Organ der Minister, geschrieben, dass man die russische Demokratie verhöhne, dass Griechenland gedrosselt werde. Und derselbe Miljukow, den ihr als Gott weiß was hinstellt – er ist ein einfaches Mitglied seiner Partei, Tereschtschenko unterscheidet sich in nichts von ihm – schrieb, dass die Ententeediplomatie auf Griechenland einen Druck ausgeübt habe. Der Krieg bleibt ein imperialistischer, und ihr mögt den Frieden noch so sehr wünschen, ihr mögt noch so aufrichtig mit den werktätigen Massen fühlen, ihr mögt noch so ehrlich den Frieden wollen – ich bin vollkommen davon überzeugt, dass der Wunsch nach Frieden in der Masse nicht unaufrichtig sein kann, – ihr seid machtlos, weil der Krieg nicht anders beendet werden kann, als durch die Weiterentwicklung der Revolution. Als in Russland die Revolution begann, da begann auch der revolutionäre Kampf von unten für den Frieden. Hättet ihr die Macht in eure Hände genommen, um den Kampf gegen die russischen Kapitalisten aufzunehmen, dann würden die Werktätigen der anderen Länder euch Glauben schenken, dann könntet ihr den Frieden anbieten. Dann wäre uns der Friede gesichert, zumindest von von Seiten zweier Völker, die im Verbluten sind und deren Lage hoffnungslos ist, von Seiten Deutschlands und Frankreichs. Und wenn uns dann die Umstände in die Lage eines revolutionären Krieges versetzt hätten – das kann niemand wissen, wir leugnen diese Möglichkeit nicht – dann würden wir sagen: „Wir sind keine Pazifisten, wir verzichten nicht auf einen Krieg, wenn die revolutionäre Klasse an der Macht ist, wenn sie wirklich den Kapitalisten jeglichen Einfluss auf die Führung der Geschäfte genommen hat, die Möglichkeit, die Zerrüttung zu vergrößern, die ihnen erlaubt, Hunderte von Millionen einzuheimsen." Die revolutionäre Regierung würde allen Völkern ohne Ausnahme erklären, dass alle Völker frei sein müssen, dass, ebenso wie das deutsche Volk es nicht wagen darf, für die Festhaltung Elsass-Lothringens zu kämpfen, auch das französische Volk es nicht wagen darf, um seiner Kolonien willen Krieg zu führen. Denn wenn Frankreich um seiner Kolonien willen kämpft, so hat Russland Chiwa und Buchara, das sind auch eine Art von Kolonien, und dann fängt wieder die Aufteilung der Kolonien an. Wie aber soll man sie aufteilen, nach welcher Regel? Nach der Stärke. Das Stärkeverhältnis hat sich aber geändert, die Lage der Kapitalisten ist eine solche, dass es keinen anderen Ausweg gibt, als den Krieg. Wenn ihr die revolutionäre Macht ergreift, werdet ihr den revolutionären Weg zum Frieden haben: ihr werdet euch mit einem revolutionären Aufruf an die Völker wenden und ihnen an eurem Beispiel die Taktik erklären. Dann wird sich euch der Weg öffnen zu einem auf revolutionärem Wege eroberten Frieden, dann wird die größte Wahrscheinlichkeit gegeben sein, dass der Untergang von Hunderttausenden von Menschen vermieden wird. Dann könnt ihr überzeugt sein, dass sich das deutsche und das französische Volk für euch erklären werden. Die englischen, die japanischen und die amerikanischen Kapitalisten aber werden, selbst wenn sie den Krieg gegen die revolutionäre Arbeiterklasse wollten, deren Kräfte sich verzehnfachen werden, sobald den Kapitalisten Zügel angelegt werden, sobald sie von der Macht entfernt sind und die Kontrolle in die Hände der Arbeiterklasse übergeht, – selbst wenn die amerikanischen, die englischen und die japanischen Kapitalisten den Krieg wollten, so ist mit 99 gegen 100 anzunehmen, dass sie nicht imstande sein werden, ihn zu führen. Es wird genügen, wenn ihr erklärt, dass ihr keine Pazifisten seid, dass ihr eure Republik, die proletarische Demokratie, gegen die deutschen und französischen und die anderen Kapitalisten verteidigen werdet – das würde genügen, damit der Frieden gesichert wäre.

Aus diesem Grunde haben wir unserer Erklärung über die Offensive eine so große Bedeutung beigelegt. Es ist ein Wendepunkt in der ganzen Geschichte der russischen Revolution eingetreten. Die russische Revolution hat damit begonnen, dass sie von der imperialistischen Bourgeoisie Englands unterstützt wurde, die glaubte, Russland sei eine Art China oder Indien. Statt dessen entstanden neben der Regierung, in der jetzt die Grundherren und die Kapitalisten die Mehrheit haben, die Räte, eine machtvolle repräsentative Körperschaft, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat, die ihr aber durch eure Teilnahme an der Koalitionsregierung der Bourgeoisie tötet. Statt dessen hat die russische Revolution bewirkt, dass sich die Sympathie für den revolutionären Kampf gegen die kapitalistische Regierung von unten überall, in allen Ländern, verdreifacht hat. Die Frage steht so: vorwärts- oder rückwärtsgehen. Man kann in einer revolutionären Zeit nicht auf derselben Stelle stehenbleiben. Darum ist die Offensive ein Wendepunkt in der ganzen russischen Revolution, nicht in der strategischen Bedeutung der Offensive, sondern in ihrer politischen und ökonomischen Bedeutung. Die Offensive ist jetzt, objektiv, unabhängig von dem Willen oder dem Bewusstsein dieses oder jenes Ministers, die Fortsetzung des imperialistischen Krieges und der Vernichtung von Hunderttausenden, von Millionen Menschenleben, um der Erdrosselung Persiens und der anderen schwachen Völker willen. Der Übergang der Macht auf das revolutionäre Proletariat, das von der Dorfarmut unterstützt wird, ist der Übergang zum revolutionären Kampf für den Frieden in den sichersten, schmerzlosesten Formen, die die Menschheit je gekannt hat, der Übergang dazu, dass die Macht und der Sieg der revolutionären Arbeiter in Russland und in der ganzen Welt gesichert wird. (Beifall bei einem Teil der Versammlung.)

1 Der erste Allrussische Rätekongress trat am 16. (3.) Juni 1917 in Petrograd zusammen. Insgesamt waren 790 Delegierte anwesend, größtenteils Menschewiki, ein kleinerer Teil gehörte den Sozialrevolutionären an. Nur 103 Delegierte, das sind 13 Prozent der Gesamtzahl aller Delegierten, waren Bolschewiki. Die Tagung des Kongresses verlief ganz unter Führung der Menschewiki (Zeretelli, Dan) und der Sozialrevolutionäre. Der Kongress sprach sich für die Teilnahme der Sozialisten an der bürgerlichen Provisorischen Regierung, für die „Vaterlandsverteidigung", für die „Freiheitsanleihe" und für die Unterstützung der von der Entente geforderten Offensive an der Front aus. Der Kongress verbot die bolschewistische Demonstration am 23. (10.) Juni in Petrograd, aber die Demonstration, die der Kongress selbst für den 1. Juli (18. Juni) festgesetzt hatte, gedacht als Vertrauenskundgebung für die Provisorische Regierung, verlief vollständig unter bolschewistischen Losungen. Der Kongress hat ein Zentral-Exekutivkomitee, bestehend aus Menschewiki und Sozialrevolutionären gewählt, das bis zum zweiten Rätekongress bestand. Das zweimalige Auftreten Lenins auf dem Kongress fand bei der kompromisslerischen Mehrheit der Delegierten natürlich keinen Anklang. Die erste Rede hielt Lenin am 17. (4.) Juni in der Diskussion über das Referat von Dan: „Die Provisorische Regierung und die revolutionäre Demokratie". Die Redezeit war durch die Geschäftsordnung beschränkt: Lenins Rede wurde wiederholt von unfreundlichen Zurufen der Mehrheit und dem Beifall der Minderheit unterbrochen. Diese Rede über die Stellung zur Provisorischen Regierung wird hier nach dem Stenogramm gedruckt, das Lenin persönlich korrigiert hatte. Die zweite Rede (über den Krieg) wurde am 22. (9.) Juni gehalten und ist hier nach dem Text der „Prawda" wiedergegeben. Es ist möglich , dass der Text der „Prawda" seinerzeit von Lenin ebenfalls durchgesehen wurde.

2 Minister für Post- und Telegrafenwesen — das war Zeretelli.

3 Die Politik Ljachows in Persien — d. h. die Politik des Zarismus, die auf die Unterdrückung jeder Volksbewegung im benachbarten Persien gerichtet war. Die erste russische Revolution von 1905 löste in Persien eine revolutionäre Massenbewegung aus, die dem Schah eine konstitutionelle Verfassung mit einem Parlament (Medschlis) abgezwungen hat. Der russische Oberst Ljachow , der die persische Kosakenbrigade, die von russischen Instrukteuren geleitet wurde, befehligte, jagte 1908 den Medschlis auseinander und half die revolutionäre Bewegung unterdrücken. Während des imperialistischen Krieges besetzte eine russische Division, unter dem Vorwand der Abwehr eines drohenden türkischen Überfalls, Nordpersien und verwüstete und plünderte das Land. Ljachow , der ein Kommando an der türkischen Front hatte, verübte gegen die Bevölkerung in dem von den zaristischen Truppen besetzten Teil Türkisch-Armeniens viele Gräueltaten.

4 Die Frage der Bewilligung von Pässen für die Sozialisten der Ententemächte zur geplanten internationalen sozialistischen Konferenz in Stockholm hielt den ganzen Sommer 1917 hindurch die menschewistischen und sozialrevolutionären Sowjetführer, die Initiatoren der Konferenz, in Atem. Die Ententeregierungen änderten wiederholt ihre Beschlüsse, bald erklärten sie sich bereit, die Pässe zu gewähren, bald wieder lehnten sie es entschieden ab.

5 Lücke im Text. Die Red.

6 Albanien, das sich während des Balkankrieges 1912 für unabhängig erklärte, bildete von da ab das ständige Streitobjekt der Nachbarstaaten. In dem von der Entente mit Italien geschlossenen Geheimvertrag, durch den Italien sich verpflichtete, an der Seite der Entente in den Krieg zu treten, wurde u. a. auch Mittelalbanien mit Valona den Italienern als Beute zugesprochen. Siehe auch den Artikel „Einer der Geheimverträge".

Griechenland wurde 1917 von England und den anderen Ententemächten gegen den Willen der Bevölkerung durch einen regelrechten Staatsstreich (König Konstantin wurde zur Abdankung gezwungen) unter Mitwirkung des früheren griechischen Ministerpräsidenten Venizelos, eines Werkzeugs Englands, in den Krieg gepresst. Siehe auch den Artikel „Über wen lacht ihr? Über euch selbst!

Persien wurde während des Krieges, unter dem Vorwand des Kampfes gegen türkische Banden von England und Russland besetzt: russische Truppen okkupierten den nördlichen Teil Persiens, und englische, die vom Persischen Golf her einmarschierten, den südlichen Teil.

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