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Wladimir I. Lenin 19170428 Eine ehrliche Stimme im Chor der Verleumder

Wladimir I. Lenin: Eine ehrliche Stimme im Chor der Verleumder

[„Prawda" Nr. 33, 28. (15.) April 1917 gez. N. Lenin. Nach Sämtliche Werke, Band 20.1, Wien-Berlin 1928, S. 225 f.]

Die „Malenkaja Gazeta"1 veröffentlicht heute den Aufruf einer Gruppe von Soldaten der Vierten Front-Sanitäts-Autokolonne an alle Kameraden der Armee, in dem die Untersuchung der Umstände verlangt wird, unter denen die Durchreise Lenins u. a. durch Deutschland erfolgt ist.

Das ist eine ehrliche Stimme inmitten der Flut schmutziger Lügen, trüber Verleumdungen und der Pogromagitation. In der Tat, jeder Bürger hat das Recht und die Pflicht, die Untersuchung jeder beliebigen Tatsache, die von öffentlicher Bedeutung ist, zu verlangen.

Das ist der ehrliche Weg ehrlicher Menschen und nicht der Ton von Pogromhetzern.

Und diesen Weg haben sofort, gleich am ersten Tage ihrer Ankunft, Lenin und alle mit ihm Angekommenen, Anhänger verschiedener Parteien, beschritten. Sie haben über ihre Reise dem Exekutivkomitee des Arbeiter- und Soldatendeputiertenrats Berichterstattet, sie haben im Bericht die Namen der Sozialisten zweier neutraler Länder, der Schweiz und Schwedens, genannt, die das Protokoll über die Reise unterzeichnet und sämtliche Dokumente geprüft haben. Im Exekutivkomitee waren Tschcheïdse, Zeretelli, Skobelew, Steklow u. a. anwesend. Sie haben beschlossen, den Bericht und den Beschluss des Exekutivkomitees in den „Iswestija" zu veröffentlichen.

Nach dem Bericht wurde beschlossen:

Das Exekutivkomitee hat nach Entgegennahme der Berichte der Genossen Surabow und Sinowjew beschlossen, sich sofort an die Provisorische Regierung zu wenden und Maßnahmen zu treffen, die allen Emigranten die sofortige Rückreise nach Russland ermöglichen, unabhängig von ihren politischen Ansichten und ihrer Stellung zum Krieg."

Sowohl das eine wie das andere ist in den „Iswestija des Rates" Nr. 32 vom 5. April 1917 veröffentlicht worden.

Ist es ehrlich, ist es vernünftig, diesen Bericht und den Beschluss nicht nachzudrucken und eine Pogromagitation zu entfalten?

Haben die Kameraden von der Vierten Front-Sanitäts-Autokolonne richtig gehandelt, die sich beeilen, die Angekommenen zu „brandmarken", sie „Verräter" zu schimpfen, ihnen zu „fluchen" und sie mit anderen Schimpfworten zu überschütten, ohne über das, was in den „Iswestija" veröffentlicht ist, diskutiert zuhaben?

Ist das nicht eben Anarchismus, eine Aufforderung zur Missachtung der von den Arbeitern und Soldaten gewählten Mitglieder des Exekutivkomitees?

1 Malenkaja Gazeta" („Kleine Zeitung") – Boulevardblättchen in Petrograd, erschien 1915-1917. Herausgeber war A. Suworin jr., der Sohn des Herausgebers des „Nowoje Wremja". Im Jahre 1917 legte sich das Blättchen den Untertitel zu: „Zeitung der parteilosen Sozialisten".

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