Lenin‎ > ‎1917‎ > ‎

Wladimir I. Lenin 19170526 Was unsere Partei vor der Revolution über den Krieg erklärt hat

Wladimir I. Lenin: Was unsere Partei vor der Revolution über den Krieg erklärt hat

[„Prawda" Nr. 56, 26. (13.) Mai 1917 Nach Sämtliche Werke, Band 20.1, Wien-Berlin 1928, S. 489 f.]

Besonderes Interesse dürften jene Erklärungen beanspruchen, die gerade einen Sieg der chauvinistischen Revolution (der „Oboronzy") ins Auge fassten. Im „Sozialdemokrat", der in Genf als Zentralorgan der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands unter der Redaktion von Sinowjew und Lenin erschien, war in Nr. 47 vom 13. Oktober 1915 im Namen der Redaktion folgendes veröffentlicht worden:

„ … 8. Als revolutionäre Chauvinisten bezeichnen wir diejenigen, die den Zarismus besiegen wollen, um über Deutschland siegen zu können – um des Länderraubs willen, um die Herrschaft der Großrussen über die übrigen Völker Russlands zu befestigen usw. Die Grundlage des revolutionären Chauvinismus ist die Klassenlage des Kleinbürgertums. Es schwankt stets zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Gegenwärtig schwankt es zwischen dem Chauvinismus (der es hindert, konsequent revolutionär selbst im Sinne der demokratischen Revolution zu sein) und dem proletarischen Internationalismus. Die politischen Wortführer des Kleinbürgertums sind gegenwärtig in Russland die Trudowiki, die Sozialrevolutionäre, die Gruppe der ,Nascha Sarja', die Fraktion Tschcheïdse, das Organisationskomitee, Herr Plechanow usw. 9. Wenn die revolutionären Chauvinisten in Russland siegten, so würden wir gegen eine Verteidigung ihres ,Vaterlandes' im gegenwärtigen Krieg sein. Unsere Losung ist: gegen die Chauvinisten, auch wenn sie Revolutionäre und Republikaner sind, gegen sie und für das Bündnis des internationalen Proletariats zur Durchführung der sozialistischen Revolution. 10. Auf die Frage, ob die führende Rolle des Proletariats in der bürgerlichen russischen Revolution möglich sei, antworten wir: ja, sie ist möglich, wenn das Kleinbürgertum in den entscheidenden Augenblicken nach links schwankt; und es wird nach links gedrängt nicht nur durch unsere Propaganda, sondern auch durch eine Reihe objektiver Faktoren ökonomischer, finanzieller (die Kriegslasten), militärischer, politischer usw. Natur. 11. Auf die Frage, was die Partei des Proletariats tun würde, wenn die Revolution sie im gegenwärtigen Kriege an die Macht brächte, antworten wir: wir würden allen Kriegführenden den Frieden anbieten unter der Bedingung der Befreiung der Kolonien und aller abhängigen, unterdrückten und entrechteten Völker. Weder Deutschland noch England oder Frankreich würden unter ihren heutigen Regierungen auf derartige Bedingungen eingehen. Dann müssten wir den revolutionären Krieg vorbereiten und führen, d. h. wir würden nicht nur mit den entschlossensten Mitteln unser ganzes Minimalprogramm durchführen, sondern wir würden auch alle jetzt von den Großrussen unterdrückten Völker, alle Kolonien und abhängigen Länder Asiens (Indien, China, Persien usw.) systematisch zum Aufstand aufrütteln, ebenso – und in erster Linie – würden wir das sozialistische Proletariat Europas über die Köpfe der Sozial-Chauvinisten hinweg zum Aufstand gegen seine Regierungen aufrufen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass der Sieg des Proletariats in Russland außerordentlich günstige Bedingungen für die Entfaltung der Revolution sowohl in Asien als auch in Europa schaffen würde. Das hat sogar das Jahr 1905 bewiesen. Die internationale Solidarität des revolutionären Proletariats aber ist trotz des schmutzigen Abschaums des Opportunismus und Sozial-Chauvinismus eine Tatsache.

Kommentare