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Karl Liebknecht 19110125 „Wir sind hier in keiner Klippschule!"

Karl Liebknecht: „Wir sind hier in keiner Klippschule!"

Persönliche Bemerkung im preußischen Abgeordnetenhaus

[Nach Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Preußischen Hauses der Abgeordneten, 21. Legislaturperiode, IV. Session 1911, l. Bd, Berlin 1911, Sp. 800 und nach Karl Liebknecht, Gesammelte Reden und Schriften, Band 4, S. 12]

Meine Herren, als ich vorhin von diesem Platze aus dem Herrn Abgeordneten Dr. Hahn einen Zwischenruf machte und der Herr Präsident darauf bemerkte, dass wir uns, wenn wir Zwischenrufe machen wollten, nicht an diesem Platze befinden sollten, erlaubte ich mir daraufhin die kurze Remonstration, dass Herr Dr. Hahn von seinem Platze aus spreche. Ich wollte damit in keiner Weise in die Kompetenzen des Herrn Präsidenten eingreifen, sondern nur in ruhiger Weise – und diese meine Worte waren ruhig – darauf hindeuten, dass ich gemeint hätte. Die Anweisung des Herrn Präsidenten bezöge sich nur auf den Fall, wenn von der Rednerbühne aus gesprochen würde, weil dann der Redner durch die allzu nahen Zwischenrufe gestört würde. Auf diese in ruhigem Ton gesprochenen Worte hat der Herr Präsident in einem solchen Ton auf mich eingeredet, dass ich mich gegen diesen Ton in der schroffsten und energischsten Weise verwahren muss. Wir sind hier in keiner Klippschule!

(Große Unruhe rechts.)

Präsident von Kröcher: Ich rufe Sie dafür zur Ordnung, Herr Abgeordneter Liebknecht.

(„Bravo!“ rechts.)

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