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Karl Liebknecht 19131207 „Wühlen Sie, hetzen Sie gegen den Militarismus!“

Karl Liebknecht: „Wühlen Sie, hetzen Sie

gegen den Militarismus!“

Zeitungsbericht über eine Rede Liebknechts zur Zabernaffäre

[Nach Vorwärts, 8. Dezember 1913, S. 2, Spalte 2. Im November 1913 war es in dem elsässischen Städtchen Zabern zu schweren Ausschreitungen des preußischen Militärs gegenüber den Einwohnern gekommen, die gegen die Beschimpfung der Elsässer durch einen Leutnant der Garnison protestiert hatten. Der Regimentskommandeur Oberst von Reuter ließ seine Soldaten Polizei spielen und die Demonstrationen der Bevölkerung mit Waffengewalt auseinanderjagen und 27 Personen verhaften. Es gab in Deutschland einen Entrüstungssturm, selbst der Reichstag missbilligte die Vorgänge mit 293 gegen 54 Stimmen bei 4 Stimmenthaltungen. Am 7. Dezember fanden in Berlin parallel 17 Protestveranstaltungen statt.]

Auch im

Moabiter Gesellschaftshaus

tagte eine Riesenversammlung. Fast 2000 Personen folgten in größter Spannung den famosen Ausführungen Dr. Liebknechts. Knallenden Peitschenhieben gleich sauste Liebknechts wohlerwogene Kritik auf die schmachvolle Militärdiktatur nieder. Zum Orkan steigerten sich die Entrüstungsstürme und Pfuis, als der Redner die Worte des Kriegsministers Falkenhayn zitierte, die einen privilegierten Mord gutheißen. Glücklich persiflierte Liebknecht die Bethmannsche Politik und ihre Erfolge. Für das arbeitende Volk, das nach dem Entrüstungsrausch der Bürgerlichen wieder ganz allein den Kampf gegen die schmachvollen Zustände führen wird, heißt es erneut zu rüsten und mit aller Energie für freiheitliche Garantien gegen Militärdiktatur und -Anarchie zu kämpfen. „Wühlen Sie, hetzen Sie gegen den Militarismus!“ Diese letzten Worte des Referats lösten brausendes Echo unter den Versammelten aus und siegesbewusst hallte das Hoch auf die Sozialdemokratie, unter dem sich die Anwesenden zerstreuten.“

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