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Karl Liebknecht 19151200 Änderungsvorschläge zu dem Entwurf der Leitsätze der Gruppe Internationale

Karl Liebknecht: Änderungsvorschläge zu dem Entwurf der Leitsätze der Gruppe Internationale

Anfang Dezember 1915

[Entwurf Rosa Luxemburgs: Unter dem Banner des Marxismus (Wien/Berlin), März 1925 bis Januar 1926, S. 417-421. 1. und 2. Fassung der Änderungen Karl Liebknechts: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, NL-1/23. Endfassung der Leitsätze: Spartakusbriefe. Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Dietz Verlag, Berlin 1958, S. 113-117. Nach Gesammelte Reden und Schriften, Band 8, S. 383-400]

Entwurf von Rosa Luxemburg

Bemerkungen und Änderungsvorschläge Karl Liebknechts


(Aus dem ersten Brief1)

Zu den Hauptgedanken der Kritik (1-7) und den Richtpunkten zur Orientierung der sozialistischen Politik (8, 9; bes. „Grundlagen" 1, 2) natürlich mit Haut und Haar einig.

1. Der Weltkrieg hat die Resultate der vierzigjährigen Arbeit des europäischen Sozialismus zunichte gemacht, indem er die Bedeutung der revolutionären Arbeiterklasse als eines politischen Machtfaktors und das moralische Prestige des Sozialismus vernichtet, die proletarische Internationale gesprengt, ihre Sektionen zum Brudermord gegeneinander geführt und die Wünsche und Hoffnungen der Volksmassen in den wichtigsten Ländern der kapitalistischen Entwicklung an das Schiff des Imperialismus gekettet hat.

2. Durch die Zustimmung zu den Kriegskrediten und die Proklamierung des Burgfriedens haben die offiziellen Führer der sozialistischen Parteien in Deutschland, Frankreich und England1 dem Imperialismus den Rücken gestärkt, die Volksmassen zum geduldigen Ertragen des Elends und der Schrecken des Krieges veranlasst und so zur zügellosen Entfesselung der imperialistischen Furien, zur Verlängerung des [Massenmordes]2 und zur Vermehrung seiner Opfer beigetragen, die Verantwortung für den Krieg und seine Folgen mit übernommen.


(1. und 2. Fassung)

1einfügen: (mit der einen rühmlichen Ausnahme der Unabhängigen Arbeiterpartei)2

(1. und 2. Fassung)

2 dafür: Gemetzels

3. Diese Taktik der offiziellen Parteiinstanzen der kriegführenden Länder, in allererster Linie in Deutschland, dem bisherigen führenden Lande innerhalb der Internationale, bedeutet einen Verrat an den elementarsten Grundsätzen des internationalen Sozialismus, an den Lebens[interessen der Volksmassen, an den freiheitlichen und demokratischen Interessen ihrer Länder.]1 Dadurch ist die sozialistische Politik auch in jenen Ländern zur Ohnmacht verurteilt worden, wo die Parteiführer ihren Pflichten treu geblieben sind: in Russland, Serbien und Italien.





(1. Fassung)

1 dafür: notwendigkeiten der Arbeiterklasse, an allen demokratischen Interessen im Staats- und Wirtschaftsleben.

(2. Fassung)

1 dafür: interessen der Arbeiterklasse, an allen demokratischen Interessen im Staats- und Wirtschaftsleben.

4. Indem die [internationale]1 Sozialdemokratie der führenden Länder den Klassenkampf im Krieg preisgegeben und ihn2 nach dem Kriege, [auf die Zeit des Friedens]3 verschoben, hat sie [dem Feind]4 den herrschenden Klassen, in allen Ländern Frist gewährt, [um]5 ihre Positionen auf Kosten des Proletariats wirtschaftlich, politisch und moralisch ungeheuer zu stärken.

(1. und 2. Fassung)

1 dafür: offizielle

2 einfügen: auf die Zeit

3 streichen

4 streichen

5 streichen

5. Der Weltkrieg dient weder der nationalen Verteidigung noch den wirtschaftlichen oder politischen Interessen irgendwelcher Volksmassen, er ist lediglich eine Ausgeburt imperialistischer Rivalitäten zwischen den kapitalistischen Klassen verschiedener Länder um die Weltherrschaft und das Monopol in der Aussaugung und Auspowerung der letzten Reste der noch nicht vom Kapital beherrschten Welt. In der Ära dieses entfesselten Imperialismus kann es keine nationalen Kriege mehr geben. Die nationalen Interessen dienen nur als Düpierungsmittel, um die arbeitenden Volksmassen ihrem Todfeind, dem Imperialismus, dienstbar zu machen.


6. Aus der Politik der imperialistischen Staaten und aus dem imperialistischen Kriege kann für keine unterdrückte Nation Freiheit und Unabhängigkeit hervorsprießen. Die kleinen Nationen [sind]1 nur Schachfiguren in dem imperialistischen Spiel der Großmächte und werden, ebenso wie die arbeitenden [Volks]2massen [aller beteiligten Länder],3 während des Krieges als Werkzeug missbraucht, um nach dem Kriege auf dem Altar der kapitalistischen Interessen geopfert zu werden.

(1. Fassung)

1 einfügen: deren herrschende Klassen Anhängsel und Mitschuldige der herrschenden Klassen in den Großstaaten sind, bilden

(2. Fassung)

1 einfügen: deren herrschende Klassen Anhängsel und Mitschuldige der herrschenden Klassen in den Großstaaten und ihrer Koalitionen sind, bilden

2 streichen

3 dafür: dieser Mächte

7. Der heutige Weltkrieg bedeutet unter diesen Umständen bei jeder Niederlage und bei jedem Siege eine Niederlage des Sozialismus und der Demokratie. Er [führt]1 bei jedem Ausgang – ausgenommen die revolutionäre Intervention des internationalen Proletariats – [nur]2 zur Stärkung des Militarismus und Marinismus, der imperialistischen Appetite, der internationalen Gegensätze, der weltwirtschaftlichen Rivalitäten3 und der Reaktion im Innern (der Agrarier, der Scharfmacher, der Kartellindustrie, des Klerikalismus, des Chauvinismus, des Monarchismus) und umgekehrt zur Schwächung der öffentlichen Kontrolle [der Opposition sowie]4 zur Herabdrückung der Parlamente zu gehorsamen Werkzeugen des Militarismus in allen Ländern. Der heutige Weltkrieg arbeitet so letzten Endes nur auf einen erneuten Ausbruch des Krieges nach kürzerer oder längerer Friedenspause hin.5



1 dafür: treibt

2 streichen

(1. Fassung)

3 einfügen: und zur Bildung einander gegenüberstehender Staatentrusts;3 zur Verschärfung der kapitalistischen Ausbeutung

4dafür: und


(1. Fassung)

5 anfügen: Er führt aber auch zur intensiven Verschärfung der Klassengegensätze und gibt durch Aufpeitschung der Massen dem revolutionären Klassenkampf gegen den Imperialismus in allen Sphären der inneren und äußeren Politik neuen gewaltigen Antrieb, dessen unermüdliche und rücksichtslose Ausnützung während des Krieges und nach dem Kriege Aufgabe der sozialistischen Parteien ist.

(2. Fassung)

5 anfügen: Er führt zur intensiven Verschärfung der Klassengegensätze4 und gibt dem Klassenkampf in allen Sphären der inneren und äußeren Politik gewaltigen Antrieb.

8. Der Weltfriede kann weder durch internationale Schiedsgerichte kapitalistischer Diplomaten noch durch diplomatische Abmachungen über „Abrüstung", über die sogenannte „Freiheit der Meere", noch durch „europäische Staatenbünde", „mitteleuropäische Zollvereine", „nationale Pufferstaaten" und dergleichen utopische oder in ihrem Grunde reaktionäre Projekte gesichert werden. Imperialismus, Militarismus und Kriege sind nicht zu beseitigen und nicht einzudämmen, solange die kapitalistischen Klassen unbestritten ihre Klassenherrschaft ausüben. [Die einzige Sicherung und die einzige Stütze des Weltfriedens ist der revolutionäre Wille und die politische Aktionsfähigkeit des internationalen Proletariats.]1









(1. Fassung)

1 dafür: Das einzige Mittel zu ihrer Hemmung und schließlichen Beseitigung und die einzige Sicherung des Weltfriedens ist die von revolutionärem Willen und politischer Aktionsfähigkeit erfüllte Macht des internationalen Proletariats.

(2. Fassung)

1 dafür: Das einzige Mittel zu ihrer Hemmung und schließlichen Beseitigung und die einzige Sicherung des Weltfriedens ist die Macht, der revolutionäre Wille und die politische Aktionsfähigkeit des internationalen Proletariats.5

9. Der Imperialismus als letzte Lebensphase und höchste Entfaltung der politischen Weltherrschaft des Kapitals ist der gemeinsame Todfeind des Proletariats aller Länder, und gegen ihn muss der proletarische Klassenkampf im Frieden wie im Kriege in erster Linie konzentriert werden. Der Kampf gegen den Imperialismus ist für das internationale Proletariat zugleich der Kampf um die politische Macht im Staate, die entscheidende Auseinandersetzung zwischen Sozialismus und Kapitalismus. [Die Schicksale des sozialistischen Endziels hängen davon ab, ob das]1 internationale Proletariat [sich dazu aufraffen wird,]2 gegen den Imperialismus auf der ganzen Linie Front [zu machen]3 und die Losung „Krieg dem Kriege" unter Aufbietung der vollen Kraft und des äußersten Opfermutes zur Richtschnur seiner praktischen Politik [zu machen.]4

(Aus dem ersten Brief) Zu 9 Schluss kann nach der Stilisierung („hängen davon ab, ob . . . sich . . . aufraffen wird") das Schicksal des Sozialismus zu unbedingt von dem freien Entschluss des internationalen Proletariats abhängig gemacht erscheinen, einem Entschluss, von dem es nach den gebrauchten Wendungen den Eindruck erwecken könnte, dass er als nur durch Agitation, Belehrung, Erziehung bestimmt, bestimmbar betrachtet werde, während diese Tätigkeiten im gesellschaftlichen Massenprozess doch hauptsächlich entbindende, nicht erzeugende Kraft haben und selbst wiederum objektiv bedingt, bestimmt sind. – Etwas andere Formulierung wäre erwünscht.

(1. und 2. Fassung)

1 dafür: Das sozialistische Endziel wird von dem

2 dafür: nur verwirklicht, indem es

3 dafür: macht

4 dafür: erhebt.

10. Zu diesem Zwecke richtet sich die Hauptaufgabe des Sozialismus heute darauf, das Proletariat aller Länder zu einer lebendigen revolutionären Macht zusammenzufassen, es durch eine starke internationale Organisation mit einheitlicher Auffassung seiner Interessen und Aufgaben, mit einheitlicher Taktik und politischer Aktionsfähigkeit im Frieden wie im Kriege, zu dem entscheidenden Faktor des politischen Lebens zu machen, [zu dessen Rolle]1 es durch die Geschichte berufen ist.





(1. und 2. Fassung)

1 dafür: den zu bilden

11. Die II. Internationale ist durch den Krieg gesprengt worden. Die Unzulänglichkeit ihrer Organisation hat sich erwiesen durch ihre Unfähigkeit, einen wirksamen [moralischen]1 Damm gegen die nationale Zersplitterung im Kriege aufzurichten und eine gemeinsame Taktik und Aktion des Proletariats in allen Ländern [aufrechtzuerhalten.]2


1 streichen

(1. und 2. Fassung)

2 dafür: durchzuführen.

12. Angesichts des Verrats der offiziellen Vertretungen der sozialistischen Parteien der führenden Länder an den Zielen und Interessen der Arbeiterklasse, angesichts ihrer Abschwenkung vom Boden der proletarischen Internationale auf den Boden der bürgerlich-imperialistischen Politik, ist es eine Lebensfrage des Sozialismus, eine neue Arbeiter-Internationale [zu gründen,]2 welche die Leitung und Zusammenfassung des revolutionären Klassenkampfes gegen den Imperialismus in allen Ländern [übernehmen muss.]3




[Sie wird auf folgenden Grundlagen aufgebaut:]4

(Aus dem ersten Brief)

Zu 12 soll – ich weiß wohl – bedeuten: Die neue Internationale, die nach dem Zusammenbruch („Sprengung" besagt zu wenig) der bisherigen entstehen, aufgebaut werden wird, muss auf folgenden Grundlagen beruhen usw. Es handelt sich nicht um den Plan einer Gründung neben irgendwelchen anderen möglichen Gründungen, sondern um die Richtlinien für die Gestaltung der trotz alledem „einen und unteilbaren" Internationale.- Ließe sich das nicht deutlicher ausdrücken?

1 einfügen: dass

2 dafür: geschaffen wird

3 dafür: übernimmt.

4 dafür: Sie muss, um ihre historische Aufgabe zu lösen, auf folgenden Grundlagen beruhen :

1. Der Klassenkampf im Innern der bürgerlichen Staaten gegen die herrschenden Klassen und die internationale Solidarität der Proletarier aller Länder sind zwei unzertrennliche Lebensregeln der Arbeiterklasse in ihrem welthistorischen Befreiungskampfe. Es gibt keinen Sozialismus außerhalb der internationalen Solidarität des Proletariats, und es gibt keinen Sozialismus außerhalb des Klassenkampfes. Das sozialistische Proletariat kann weder im Frieden noch im Kriege auf Klassenkampf und internationale Solidarität verzichten, ohne Selbstmord zu begehen.


2. Die Klassenaktion des Proletariats aller Länder muss im Frieden wie im Kriege auf die Bekämpfung des Imperialismus und Verhinderung [des Krieges]1 als auf ihr Hauptziel gerichtet werden. Die parlamentarische Aktion, die gewerkschaftliche Aktion wie die gesamte Tätigkeit der Arbeiterbewegung muss dem Zwecke untergeordnet werden, das Proletariat in jedem Lande aufs schärfste der nationalen Bourgeoisie entgegenzustellen, den politischen und geistigen Gegensatz zwischen beiden auf Schritt und Tritt hervorzukehren sowie gleichzeitig die internationale Zusammengehörigkeit der Proletarier aller Länder in den Vordergrund zu schieben und zu betätigen.


1 dafür: der Kriege


(Aus dem ersten Brief)

Zu 3 und 4 der „Grundlagen": Zu mechanisch-zentralistisch. Zuviel „Disziplin", zu wenig Spontaneität, deren Vorbereitung und Entfaltung die Hauptaufgabe ist. Spontaner Parallelismus von Empfindungen, Gedanken, Zielen, Forderungen, Taten; spontan erwachsende Koalition, Kooperation bilden die wichtigste Grundlage, die einzige Dauergewähr des künftigen Sieges. – „Von unten auf", „Massen, nicht Führer", gilt natürlich auch hier. „Diktatur" der Internationale nur möglich, falls nicht Diktatur, nicht Willensaufzwingung, sondern zweckmäßigste Methode der Aktion, der Willensausübung; falls nicht Aufnötigung eines Wohlfahrtsausschusses oder sonstigen Zentralwillens auf die Massen, sondern energischste Form der Vollziehung des organisatorisch ermittelten oder frei erkannten Massenwillens.

3. In der Internationale liegt der Schwerpunkt der Klassenorganisation des Proletariats.1 Die Internationale entscheidet über die Taktik der nationalen Sektionen im Frieden in Bezug auf Fragen des Militarismus, der Kolonialpolitik, Handelspolitik, [Maifeier,]2 ferner über die gesamte im Kriege einzuhaltende Taktik.

(1. Fassung)

1 einfügen: Prinzipielle und taktische Einheitlichkeit und Geschlossenheit ist die Voraussetzung ihrer Macht. Ihre Sektionen müssen von solcher Homogenität des Geistes und der Tatbereitschaft sein, dass es im kritischen Augenblick nur des auszulösenden6 Signals bedarf, um die internationale Kooperation zu erzielen. Bedingung für die Zugehörigkeit ist das lebendige Bekenntnis zu diesen Grundsätzen und die unzweideutige Bereitschaft zu ihrer Befolgung durch die Tat. Bietet die Haltung einer Sektion nicht mehr Gewähr für das Bestehen dieser Voraussetzung, so scheidet sie damit aus der Internationale aus.

(2. Fassung)

1 einfügen: Bedingung für die Zugehörigkeit ist das lebendige Bekenntnis zu diesen Grundsätzen und die unzweideutige Bereitschaft zu ihrer Befolgung durch die Tat.

2 streichen

4. Die Pflicht der [Disziplin gegenüber den Beschlüssen]1 der Internationale geht allen anderen Organisationspflichten voran. Nationale Sektionen, die den Beschlüssen der Internationale im Kriege zuwiderhandeln, stellen sich dadurch außerhalb des internationalen Proletariats und entbinden ihre Mitglieder von allen Verpflichtungen [sich]2 gegenüber.

(1. und 2. Fassung)

1 dafür: zur Ausführung der Beschlüsse

(1. und 2. Fassung)

2 dafür: ihnen

5. In den Kämpfen gegen den Imperialismus und den Krieg kann die entscheidende Wirkung nur von den kompakten Massen des Proletariats aller Länder in die Waagschale geworfen werden. Das Hauptaugenmerk der Taktik der nationalen Sektionen ist somit darauf zu richten, die breiten Massen zur politischen Aktionsfähigkeit zu erziehen, den internationalen Zusammenhang dieser Massenaktionen zu sichern, die politischen und gewerkschaftlichen Organisationen dahin auszubauen, um durch ihre Vermittlung jederzeit aufs rascheste und wirksamste den Willen und die Beschlüsse der Internationale zur Tat der breitesten Arbeitermassen aller Länder zu machen.

(Aus dem ersten Brief) Zu 5: Die Massen zu sehr als Werkzeuge der Tat, nicht als Träger des Willens gedacht; als Werkzeuge der von der Internationale gewollten und beschlossenen Tat, nicht als Selbst-Woller, Selbst-Beschließer. Was bedeutet die scharfe Kontrastierung der Massen und der Internationale? Die internationalen Massen sind die Internationale. Die Alternative „Führer oder Massen" kann nicht in die Alternative „Die Führer der Internationale oder die Führer ihrer internationalen Sektionen" gekehrt werden; wenn die ersteren natürlich auch – wenigstens heute noch für Deutschland – ein günstiger Austausch wären.

Zu 5 und 6: 6 gehört vor 5. Tritt in der Umstellung nicht die eben bedeutete Abweichung wiederum zutage?

6. Die zweite dringende Aufgabe des Sozialismus ist die geistige Befreiung des Proletariats von der Vormundschaft der Bourgeoisie, die sich in dem Einfluss der nationalistischen Ideologie äußert. Die nationalen Sektionen haben ihre Agitation in den Parlamenten wie in der Presse dahin zu richten, um die überlieferte Phraseologie des Nationalismus als bürgerliches Herrschaftsinstrument zu denunzieren. Die einzige Verteidigung aller wahren nationalen Freiheit ist heute der revolutionäre Klassenkampf gegen den Imperialismus; das Vaterland der Proletarier, dessen Verteidigung alles andere untergeordnet werden muss, ist die sozialistische Internationale.

(1. Fassung)

5. In den Kämpfen gegen den Imperialismus und den Krieg kann die entscheidende Macht nur von den kompakten Massen des Proletariats aller Länder in die Waagschale geworfen werden.

6. Die erste Aufgabe des Sozialismus ist die geistige Befreiung des Proletariats von der Vormundschaft der Bourgeoisie, die sich in dem Einfluss der nationalistischen Ideologie äußert. Die nationalen Sektionen haben ihre Agitation in den Parlamenten wie in der Presse dahin zu richten, um die überlieferte Phraseologie des Nationalismus als bürgerliches Herrschaftsinstrument zu denunzieren. Die einzige Verteidigung aller wirklichen nationalen Freiheit ist heute der revolutionäre Klassenkampf gegen den Imperialismus; das Vaterland der Proletarier, dessen Verteidigung alles andere untergeordnet werden muss, ist die sozialistische Internationale.

7. Das Hauptaugenmerk der Taktik der nationalen Sektionen ist darauf zu richten, die breiten Massen zur politischen Aktionsfähigkeit und zur entschlossenen Initiative zu erziehen, den internationalen Zusammenhang der Massenaktionen zu sichern, die politischen und gewerkschaftlichen Organisationen so auszubauen, dass durch ihre Vermittlung jederzeit die rascheste und wirksamste Kooperation aller Sektionen gewährleistet und so der Wille der Internationale zur Tat der breitesten Arbeitermassen aller Länder wird.

(2. Fassung)

5. In den Kämpfen gegen den Imperialismus und den Krieg kann die entscheidende Macht nur von den kompakten Massen des Proletariats aller Länder in die Waagschale geworfen werden. Die erste Aufgabe des Sozialismus ist die geistige Befreiung des Proletariats von der Vormundschaft der Bourgeoisie, die sich in dem Einfluss der nationalistischen Ideologie äußert. Die nationalen Sektionen haben ihre Agitation in den Parlamenten wie in der Presse dahin zu richten, um die überlieferte Phraseologie des Nationalismus als bürgerliches Herrschaftsinstrument zu denunzieren. Die einzige Verteidigung aller wirklichen nationalen Freiheit ist heute der revolutionäre Klassenkampf gegen den Imperialismus. Das Vaterland der Proletarier, dessen Verteidigung alles andere untergeordnet werden muss, ist die sozialistische Internationale.

6. Das Hauptaugenmerk der Taktik der nationalen Sektionen ist darauf zu richten, die breiten Massen zur politischen Aktionsfähigkeit und zur entschlossenen Initiative zu erziehen, den internationalen Zusammenhang der Massenaktionen zu sichern, die politischen und gewerkschaftlichen Organisationen so auszubauen, dass durch ihre Vermittlung jederzeit die rascheste und wirksamste Kooperation aller Sektionen gewährleistet und so der Wille der Internationale zur Tat der breitesten Arbeitermassen aller Länder wird.


(Aus dem ersten Brief)

Im allgemeinen: Das Wichtigste zur Vorbereitung der neuen Internationale ist, dass jetzt noch etwas getan wird, was sich sehen lassen kann; was den Gedanken, der die neue Internationale erfüllen muss, heute nicht nur theoretisch gedacht, sondern bereits lebendig, in Opferwillen und Aktionskraft, in Tatbereitschaft und Tat inkarniert zeigt. Der Kurs der Theoremen, taktischen Vorsätze, Resolutionen, Thesen, Statuten, Programme und selbst von Organisationen mit den schönsten Programmen der Welt ist bei den vielen patriotischen Runs spekulativer Sozialisten verhängnisvoll gestürzt. Am Anfang der neuen Internationale soll die Tat stehen, dann ist sie geboren, getauft und fertig da; in der Gegenwart fest, für die Zukunft sicher.

Gelingt die Tat nicht, so bleibt allein der andere, langsamere Weg zu ihrer Schöpfung, der auf den ersten Tagesreisen der Weg erbarmungslosester Kritik sein muss.

Ich weiß, auch darüber sind wir einig.

1 Zum besseren Verständnis der Vorschläge Karl Liebknechts wird der größte Teil seiner Bemerkungen aus seinem ersten Brief an Rosa Luxemburg hier nochmals an den betreffenden Stellen des Entwurfs Rosa Luxemburgs wiedergegeben. Die unmittelbaren Änderungsvorschläge hat Karl Liebknecht etwa in der ersten Dezemberhälfte 1915 in zwei etwas voneinander abweichenden Fassungen Rosa Luxemburg übermittelt, die sich in Berlin in Haft befand. Die beiden letzten Thesen (5 und 6) wollte er umgestellt haben. Die erste Fassung dieses Schlussteils unterscheidet sich von der zweiten lediglich dadurch, dass in ihr der erste Satz der These 5 als selbständiger Leitsatz erscheint.

2 Die kursiv gesetzten Teile sind in den endgültigen Text der Leitsätze eingegangen.

3Bis hierher wurde dieser Vorschlag aus einem Antwortbrief Rosa Luxemburgs rekonstruiert.

4 Dieser Grundgedanke Karl Liebknechts wurde in Punkt 9 der Endfassung der Leitsätze berücksichtigt.

5 In der Endfassung der Leitsätze erhielt dieser Satz folgenden Wortlaut: „Das einzige Mittel, ihnen erfolgreich Widerstand zu leisten, und die einzige Sicherung des Weltfriedens ist die politische Aktionsfähigkeit und der revolutionäre Wille des internationalen Proletariats, seine Macht in die Waagschale zu werfen."

6 Bei Rosa Luxemburg: „auslösenden" (siehe Ernst Meyers Artikel in: Unter dem Banner des Marxismus [Wien/Berlin], März 1925 bis Januar 1926, S. 422).

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