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Karl Liebknecht 19151108 Brief an Robert Grimm

Karl Liebknecht: Brief an Robert Grimm

[Nach: Horst Lademacher (Hg.): Die Zimmerwalder Bewegung. II. Korrespondenz. Den Haag - Paris 1967, S. 283-285]

[Königsberg,] den 8. November 1915.

Liebster Freund Robert! Anliegende Anfrage ist eingereicht. Möglicherweise tritt diesmal derein oder andere Recke der Opposition mit an die Kanone; ich hab ihnen einen Sirenengesang gegirrt; aber wenn sie allesamt keine Ulyssesse sind, so stehen sie doch meist – als ausgebrannte politische Krater – auch nicht mehr in Brunst.

Ich bitte Sie nun, sofort alle Hebel einzusetzen, um – möglichst parlamentarische, aber auch andre – Parallelaktionen in den übrigen Ländern, vor allem den kriegführenden, aber auch den neutralen (Verlangen nach Intervention der neutralen Regierungen zu Gunsten eines Friedens ohne Annexionen), schleunigst ins Werk zu setzen. Verzögert sich das über Anfang Dezember, so können wir in Deutschland nochmals losknallen; irgendwie.

Ich hoffe Sie d'accord, in dieser Sache, wie in puncto „Winterfeldzug", wo nun allerdings „Manometer auf 99". Aber ich lebe ja noch halb außerhalb der Welt oder trotte doch einige Tagereisen hinter ihr.

Erbitte umgehende Nachricht nach B[erlin].

Hoffentlich sind Sie und alle Freunde wohlauf. Meine herzlichsten Grüße überall

Treu Ihr

Impl[acabilis]

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