Franz Mehring 19041116 Ibsens Briefe

Franz Mehring: Ibsens Briefe

16. November 1904

[Die Neue Zeit, 23. Jg. 1904/05, Erster Band, S. 225-230. Nach Gesammelte Schriften, Band 12, S. 68-74]

Unter den literarischen Gaben dieses Herbstes stehen in erster Reihe die Briefe Henrik Ibsens, die von Julius Elias und Halvdan Koht im Verlag von S. Fischer in Berlin mit Einleitung und Anmerkungen herausgegeben worden sind. Äußerlich stellen sie sich als ein stattlicher und vortrefflich ausgestatteter Band von 536 Seiten dar, der im ganzen 238 Briefe von Ibsens Hand enthält; innerlich geben sie zwar keine erschöpfende Biographie, aber ein ungemein fesselndes Bild des großen Dichters, der heute nur noch körperlich unter den Lebenden weilt.

Der erste Brief ist vom 15. Oktober 1849, der letzte vom 9. Dezember 1900 datiert. Über mehr als ein halbes Jahrhundert erstreckt, sind 238 Briefe nicht viel. Ibsen war ein sehr saumseliger Briefschreiber, und fast jeder seiner Briefe beginnt mit einer Klage über seine Abneigung, Briefe zu schreiben. Dazu kommt, dass viele Briefe einen rein geschäftlichen oder gar aktenmäßigen Inhalt haben, viele andere sich bis in kleine Einzelheiten hinein mit skandinavischen Angelegenheiten beschäftigen, die für deutsche Leser doch nur ein beiläufiges Interesse haben und ihnen auch durch die sorgfältigen Anmerkungen der Herausgeber nicht eigentlich nahe gebracht werden können. Nimmt man hinzu, dass die Briefe über die einzelnen Lebensperioden Ibsens sehr ungleich verstreut sind und namentlich über seine Altersdichtungen so gut wie gar keine Aufschlüsse geben, so liegt auf der Hand, dass die biographische Ausbeute, die sie gewähren, nicht allzu groß sein kann.

Aber sie geben uns den Mann in seines Wesens Wesenheit. Die Herausgeber, die nicht nur für Einteilung und ihre Anmerkungen, sondern auch für die vortreffliche Übersetzung der Briefe alles Lob verdienen, haben ihrem Buche als Motto die Worte des sechzigjährigen Ibsen vorangesetzt: „Ich habe damit angefangen, mich als Norweger zu fühlen, habe mich dann zum Skandinavier entwickelt und bin jetzt beim Allgemein-Germanischen angelangt." Dieses Motto ist treffend, wenn auch nur für eine Seite von Ibsens Leben. Von den fünfzig Jahren seiner dichterischen Entwicklung ist die erste Hälfte rein skandinavisch gewesen, und er selbst hat große Zweifel daran geäußert, ob gerade seine bedeutendsten Werke aus dieser Zeit, wie „Peer Gynt", deutschen Lesern je verständlich gemacht werden könnten. Damals war Ibsen ein grimmiger Deutschenhasser. Im Januar 1865 schrieb er aus Rom an Björnstjerne Björnson: „Wäre ich noch länger in Berlin geblieben, wo ich den Einzug im April sah (nach dem dänischen Kriege), den Pöbel, der sich brüllend zwischen den Trophäen von Düppel wälzte, sah, wie er auf den Lafetten ritt und in die Kanonen spuckte – dieselben Kanonen, denen keine Hilfe ward und die doch Schüsse so lange abgegeben hatten, bis sie barsten –, ich weiß nicht, ob ich da nicht den Verstand verloren hätte." Und ähnlich ein paar Monate später an seine Schwiegermutter: „Ich war in Berlin, als der Einzug stattfand, ich sah, wie der Pöbel in die Schlünde der Düppeler Kanonen spuckte, und das nahm ich als ein Zeichen, wie einst die Geschichte um dieser Affäre willen Schweden und Norwegen ins Gesicht spucken wird."

Der Deutschenhass Ibsens verschwand auch keineswegs, weil er 1870 den „idealen Reichsgedanken", dessen Erfüllung er für die drei skandinavischen Völker so heiß ersehnte, für Deutschland „zur Tat und zur Wahrheit" werden sah, wie die Herausgeber seiner Briefe andeuten möchten. Sie selbst müssen an einer anderen Stelle ihres Kommentars erzählen, dass Ibsen noch im Herbst 1872 seinen Freund und Wohltäter Björnson aufs grimmigste verhöhnte, als einen „Priester des Pangermanismus", als einen „Wetterhahn, der schwankt", weil Björnson damals die skandinavische Revanchepolitik verwarf und von den schleswigschen Wiedereroberungsgelüsten abriet. Damals lebte Ibsen schon mehrere Jahre in Deutschland, und alle Schönheiten des neudeutschen Reiches waren ihm längst offenbar. Was ihn wirklich vom Skandinavischen zum Allgemein-Germanischen übergehen ließ, das sprach er in einem Briefe aus München vom Frühjahr 1880 aus, worin er einem jüngeren norwegischen Dichter die Reise nach Deutschland mit den Worten empfahl: „Hier kann man die Kultur der Gegenwart studieren, hier kann man volkstümliches Leben beobachten, ein Leben, verwandt mit dem unserigen und doch so verschieden von ihm und darum vielleicht eben für Sie von besonderem Interesse. Ich weiß, was ich für meine Person der Kenntnis des allgemeinen Weltlebens schulde, und ich denke oft mit Teilnahme der vielen begabten Menschen in der Heimat, die durch enge Verhältnisse gehemmt sind." Damit berühren wir den tieferen Grund des Problems, das die Herausgeber der Ibsenschen Briefe allzu oberflächlich streifen.

Weshalb floh Ibsen aus seiner geliebten Heimat? In demselben Briefe an seine Schwiegermutter, aus dem wir schon die Äußerung über den Berliner Pöbel zitierten, sagt er darüber: „Das war für mich das Entscheidende und Bedeutungsvolle, dass ich hinreichend Distanz gewann zu unseren eigenen Verhältnissen, um die Hohlheit hinter diesen selbstgeschaffenen Lügen unseres sogenannten öffentlichen Lebens und die Jämmerlichkeit dieser ganzen persönlichen Phrasendrescherei zu sehen, der es an Worten nie fehlt, wenn es gilt, über eine ,große Sache' zu schwadronieren, die aber nie den Willen, die Kraft oder das Pflichtgefühl für eine große Tat hat. Wie oft hört man nicht in Norwegen die guten Leute mit tiefster Selbstgenügsamkeit von der norwegischen Besonnenheit reden, womit im Grunde nichts anderes bezeichnet wird als jene laue Mitteltemperatur des Blutes, die es einer honetten Seele unmöglich macht, eine Dummheit großen Stils zu begehen. Die Herde ist gut einexerziert, das lässt sich nicht leugnen; sie hat eine Uniformiertheit, die in ihrer Art mustergültig ist; ein Schritt und Takt für alle! Hier ist es anders, das glaube mir!" Hier, das will sagen im Rom des Kirchenstaats. Aber auch diese Herrlichkeit neigte sich ihrem Ende zu, und im Dezember 1870 schrieb Ibsen betrübt an Georg Brandes: „So hat man denn also jetzt Rom uns Menschen weggenommen und es den Politikern überantwortet. Wo sollen wir nun hin? Rom war die einzige friedsame Stätte in Europa, die einzige Stätte, die die wahre Freiheit genoss, die Freiheit von der politischen Freiheitstyrannei. Ich glaube, ich mag es nicht wieder sehen nach dem, was dort passiert ist. Alles Köstliche, die Unmittelbarkeit, der Schmutz wird jetzt verschwinden; für jeden Staatsmann, der dort entsteht, wird ein Künstler zugrunde gehen." Trotzdem ist Ibsen wieder nach Rom gekommen, aber als er so schrieb, hatte er für ein paar Jahrzehnte seinen Aufenthalt in Deutschland genommen, wo ihm sein Weltruhm erwachsen ist.

Die „Freiheit von der politischen Freiheitstyrannei", das ist ein und in gewissem Sinne selbst der Grundton, der durch die Briefe Ibsens klingt. Hat die urwüchsige Kraft des norwegischen Bauernlandes je einen klassischen Typus erzeugt, so ist es Ibsen in all seiner Knorrigkeit. „Sturmwetter habe ich immer gern mögen", schreibt noch der Greis, und der Mann fühlte eine Kraft in sich, die „Bären fällen" könnte. Jedoch über die norwegische Bauerndemokratie hat niemand so unermüdlich gespottet wie Ibsen. Selbst noch zu einer Zeit, wo er durch den Lärm, den seine „Gespenster" in Norwegen erregten, gewissermaßen wider Willen auf ihre Seite gedrängt wurde und sich mit Björnson wieder ausgesöhnt hatte, schrieb er an diesen: „Ich begreife nicht, weshalb man unsere Linke liberal nennt. Wenn ich die Storthingsverhandlungen lese, so ist es mir nicht möglich, im Gedankengang der Bauern eine Spur mehr wirklichen Freisinns zu entdecken, als ihn die ultramontane Bauernbevölkerung in Tirol hat." In Ibsens „Volksfeind" steckt ein gutes Stück seines Selbst. Vom „Doktor Stockmann" schrieb er nach Abschluss dieses Dramas an seinen Verleger: „Wir harmonieren in so mancher Beziehung: aber der Doktor ist ein größerer Wirrkopf als ich und hat außerdem verschiedene andere Eigentümlichkeiten, denen man verschiedene Äußerungen aus seinem Munde zugute halten wird, die man am Ende nicht so ganz ruhig hingenommen hätte, wenn ich sie vorgebracht hätte." Und etwa zur selben Zeit an Georg Brandes: „Björnson sagt: Die Majorität hat immer recht. Und als praktischer Politiker muss man das wohl sagen. Ich dagegen muss notwendig sagen: Die Minorität hat immer recht. Selbstverständlich denke ich nicht an Stagnationsmänner, welche von der großen Mittelpartei, die man bei uns die Liberalen nennt, achteraus gesegelt sind, sondern ich meine die Minorität, die da vorangeht, wo die Mehrheit noch nicht hingelangt ist." Andere Briefstellen zeigen zur Genüge, dass diese Minorität nach Ibsens Ansicht nur aus ihm selbst bestand und etwa denen noch, die an ihn glaubten. „Alle Parteien kalt zurückzuweisen und einen eigenen Standpunkt für sich einzunehmen", das war ihm eine Lebensfrage für den Dichter.

Alle Politik war ihm in tiefster Seele zuwider. Ibsen nannte sich gern einen „Staatssatirikus" und hasste den Staat, der ihm gerade noch gut genug war, durch literarische Konventionen die poetische Produktion zu schützen und Ehrensolde für Poeten auszuwerfen. In diesem Punkte, wenn auch in keinem anderen, war Ibsen in hohem Grade Staatssozialist; seine Petitionen an den König, die Minister und das Storthing um Pensionen für sich und andere nehmen einen unbillig großen Raum unter seinen Briefen ein; ein Glück für den Leser, dass in ihnen doch manchmal ein ungeschlachter Humor spukt. Im März 1881, als Ibsen schon ein Mann von sehr rangierten Verhältnissen war, wandte er sich an einen Staatsrevisor um Erhöhung der für ihn und Björnson bewilligten Dichterpensionen, beiläufig ohne Björnsons Vorwissen, und schloss mit den originellen Sätzen: „Einen Vorschlag über die Größe der gewünschten Gagenerhöhung unterfange ich mich nicht zu machen. Ich gestatte mir nur, ergebenst in Erinnerung zu bringen, dass der schwedische Reichstag Nordenskiöld und Palander, als sie die Nordostpassage gefunden hatten, je 4000 Kronen jährlich bewilligt hat. Ich gestatte mir, die Möglichkeit ins Auge zu fassen, dass Björnson und ich auf unseren Dichterfahrten verschiedene Nordost- und Nordwestpassagen gefunden haben könnten, die in Zukunft ebenso vom norwegischen Volke befahren werden dürften wie der Weg, den Palander und Nordenskiöld erschlossen haben." Für dieses Mal hatte Ibsen aber keinen Erfolg.

Alles das würde nun gänzlich missverstanden werden, wenn man es anders auffassen wollte denn als untrennbare Bestandteile dessen, was dieses Dichters eigentliche Größe ausmacht. Ein besseres Motto seines Lebens, als die Herausgeber seiner Briefe gewählt haben, sind die Worte, die er im September 1871 an Georg Brandes richtete:

Eine energische Produktion ist eine vortreffliche Kur. Was ich Ihnen vor allen Dingen wünschen möchte, ist ein richtiger Vollblutegoismus, der für Sie die Triebfeder werden kann, auf eine Weile nur sich und Ihrer Sache Wert und Bedeutung beizumessen und alles andere als nicht existierend zu betrachten. Halten Sie dies nicht für das Zeichen einer gewissen Brutalität in meiner Natur! Sie können ja doch Ihren Zeitgenossen auf keine bessere Weise nützen als durch Ausmünzung des Metalls, das Sie in sich tragen. Für das Solidarische habe ich eigentlich nie ein starkes Gefühl gehabt: ich habe es eigentlich nur so als traditionellen Glaubenssatz aufgenommen – und hätte man den Mut, es ganz und gar außer Betracht zu lassen, so würde man vielleicht den Ballast los, der am schlimmsten auf der Persönlichkeit lastet. Überhaupt gibt es Zeiten, wo die ganze Weltgeschichte mir wie ein einziger großer Schiffbruch erscheint – es gilt sich selbst zu retten."

Ibsen besaß im höchsten Grade den „Vollblutegoismus" des Künstlers, der nur seiner Kunst lebt und alles andere als nicht existierend betrachtet. Gewiss nicht im Sinne der ästhetischen Kraftgenies, von denen heute Markt und Gassen wimmeln; vor dieser Horde trieb ihn sein Genius vielmehr zu Björnson. An ihn schrieb Ibsen schon im September 1865: „Ist es nicht ein unermessliches Glücksgeschenk, schreiben zu können? Aber eine große Verantwortung ist dabei, und ich habe jetzt Ernst genug, das zu fühlen und gegen mich selbst hart zu sein. Ein Kopenhagener Ästhetiker sagte einmal, als ich dort war: Christus ist doch wirklich das interessanteste Problem der Weltgeschichte – der Ästhetiker genoss ihn, wie der Schlemmer den Anblick einer Auster genießt. Um solch ein Molluske zu werden, dazu war ich freilich immer zu stark; was aber allerhand geistreiche Esel aus mir hätten machen können, das weiß ich nicht, und das, was sie gestört hat, das, lieber Björnson, bist eben Du!" Ibsen entzog sich dem Kampfe seiner Zeit nicht, aber allein aus seiner schöpferischen Kraft heraus wollte er ihn schlichten. Im Juni 1880 schrieb er an einen seiner deutschen Übersetzer: „Alles, was ich gedichtet habe, hängt aufs engste zusammen mit dem, was ich durchlebt – wenn auch nicht erlebt habe. Jede neue Dichtung hat für mich selbst den Zweck gehabt, als geistiger Befreiungs- und Reinigungsprozess zu dienen. Denn man steht niemals ganz über aller Mitverantwortlichkeit und Mitschuld in der Gesellschaft, der man angehört. Deshalb habe ich einmal als Widmungsgedicht dem Exemplar eines meiner Bücher folgende Zeilen vorangesetzt:


Leben heißt – dunkler Gewalten Spuk bekämpfen in sich.

Dichten – Gerichtstag halten über sein eigenes ,Ich'."


Das ist goethisch gesagt, und so trifft auch auf Ibsen das Scheltwort Uhlands über Goethe zu:


Nicht hatt' er Zeit zu achten

Auf eines Volkes Schmerz

Er konnte nur betrachten

Sein groß zerrissen Herz.


In der Tat erinnert Ibsen in seinen Briefen immer wieder an die größten Künstler unter den deutschen Dichtern, an Goethe und Hebbel. Wir erfahren aus seinen Briefen nichts von seinen Herzensangelegenheiten, denn, die Zeit, um dieses Tor zu entriegeln, ist nach der Ansicht der Herausgeber noch nicht gekommen, aber unheimlicher noch als die Rücksichtslosigkeit, womit Goethe und Hebbel über ihre Friederiken und Elisen hinwegschritten, berührt die Herzenshärtigkeit, womit sich Ibsen, kaum dass er flügge geworden war, von seinen armen Eltern abkehrte, ihnen jahrzehntelang „äußerst selten" schrieb, sie in aller Bedrängnis ließ und nach dem Tode des Vaters den entfernten Verwandten, die für den alten Mann gesorgt hatten, nicht eigentlich deshalb dankte, sondern hauptsächlich dafür, dass sie ihm so ermöglicht hätten, ungestört seinem Genius zu leben. Ibsen wandte sich von der norwegischen Bauerndemokratie ab, wie Goethe von der Französischen und Hebbel von der deutschen Revolution. Mit beiden teilt er auch die kindische Freude an der Ordensspielerei, die den guten Björnson so arg verschnupfte. Solche „Vollblutegoisten" leben nur sich und ihrer Kunst und mitunter selbst auch nur ihrer Eitelkeit, wie denn Ibsen einmal einen norwegischen Landsmann anstiftete, ihn biographisch in einem deutschen Unterhaltungsblatt zu verewigen: „Liebster, schreib' was zusammen, was für die Deutschen passt – schreib' es so wohlwollend, wie Deine Gewissenhaftigkeit es erlaubt. Eine Dichtermisere zieht heute nicht mehr; erzähle lieber, dass Regierung und Storthing mir eine Gage ausgesetzt haben, dass ich reise, mich ,in dem großen Vaterland' aufhalte usw." Es ist, als ob man einen jungen Mann von Mosse & Co. hörte, nicht zu vergessen, dass Ibsen zur Zeit dieses Briefes das „große Vaterland" noch wie die Pest hasste.

Solchen Gestalten, in denen sich das unendlich Kleine mit dem unendlich Großen untrennbar mischt, wird die bürgerliche Historie niemals gerecht. Entweder sucht sie das „Brutale" des künstlerischen „Vollblutegoismus" zu vertuschen und den Löwen als Lamm zu frisieren, wie man es in gar mancher Biographie Goethes und Hebbels studieren kann und wozu auch die Herausgeber von Ibsens Briefen schüchterne Anläufe nehmen. Oder sie stimmt das Lirum Larum von dem „Übermenschen" an, die von den Pflichten menschlicher Solidarität entbunden seien. Das eine ist so abgeschmackt wie das andere. Jedoch auch Goethe umging die Frage mehr, als dass er sie beantwortete, wenn er meinte, die Deutschen sollten sich nicht den Kopf zerbrechen, ob er oder Schiller der größere Dichter sei, sondern froh sein, zwei solcher Kerle zu haben. Wer mag denn im Ernste daran zweifeln, dass als Künstler Ibsen über Björnson, Goethe über Schiller, Hebbel über Uhland steht! Allein deshalb ist es kein ästhetisches Banausentum, sondern ein feiner und tiefer Instinkt der Menschen, wenn ihnen die Björnson, Schiller und Uhland – die Dichter, denen an künstlerischer Vollendung gebricht, was ihnen an menschlicher Solidarität, am Mitkämpfen und Mitleiden gegeben ist – ungleich mehr ans Herz gewachsen sind als die Ibsen, Goethe und Hebbel.

Erst in der sozialistischen Gesellschaft, die jedem Menschen das harmonische Ausleben aller seiner Fähigkeiten gestattet, wird die Dissonanz verstummen, die durch alles künstlerische Schaffen der bürgerlichen Zivilisation schrillt.

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