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Von diesem Prozess, dessen Vorstadien sich anderthalb Jahre hinschleppten, handeln vielfach die Briefe, die nun in den Jahren 1851 und 1852 in London zwischen Freiligrath und Marx gewechselt wurden. Es handelt sich dabei um Einzelheiten, die seitdem aus anderen Veröffentlichungen, namentlich Marxens „Enthüllungen" über den Kölner Kommunistenprozess, längst bekannt sind. Was aber aus ihnen hervorgeht, ist die Tatsache, dass Freiligrath, wie schon in Köln und Düsseldorf, regen Anteil an dem Bunde genommen hat.

Für die rheinische Zeit Freiligraths erhellt dies schon aus einem undatierten Briefe, den er, wie aus dem sonstigen Inhalt ersichtlich ist, bald nach seiner Ankunft in London an Marx gerichtet haben muss. Er sagt darin, dass er durch die Verhaftung Dr. Kleins in Köln überrascht worden sei, und befürchtet eine Denunziation, indem er hinzufügt:

K. verhielt sich immer passiv im Bunde, besuchte sogar selten oder gar nicht die Sitzungen und stand deshalb bei den Fanatikern (Otto zum Beispiel) in schlechtem Geruch."

Sobald Freiligrath nach London kam, wurde der berühmte Dichter von den verschiedenen Fraktionen, in die sich die deutsche Emigration spaltete, eifrig umworben. Er selbst aber erklärte auf alle Werbeversuche, dass er nur mit „Marx und dessen intimsten Freunden verkehre", die sich seit dem Herbst 1850, seit ihrer Erkenntnis, dass die Revolution vorläufig an der industriellen Prosperität erloschen sei, von allem Flüchtlingstreiben fernhielten, das sich je länger je mehr in unerbauliche Zänkereien auflöste. Ein Versuch, die deutschen Flüchtlinge noch einmal zu einigen, trat auch an Freiligrath heran: durch einen Brief Ruges, den er aus der schweizerischen Flüchtlingszeit kannte. In diesem vom 4. Juli 1851 datierten Briefe wurde Freiligrath zu einem Meeting eingeladen, das „eine Art Klub oder Verein" begründen sollte, „der das Privatwesen aufhebt und niemand von der revolutionären sozialdemokratischen Partei ausschließt als den, der exklusiv sein will oder der sich durch Charakter oder Antezedenzien unmöglich gemacht hat". Freiligrath lehnte auch diese Einladung ab und war darin wohl beraten, denn das Meeting, an dem namentlich ehemalige badische Revolutionäre beteiligt waren, führte nur zu einer neuen und verstärkten Auflage des alten Flüchtlingshaders.

In demselben Briefe vom 17. Juli 1851, worin Freiligrath die ihm „wie aus dem Monde gefallene Einladung" Ruges an Marx mitteilte, sprach er den Wunsch aus, „endlich Eccarius, Bauer, Pfänder usw. zu sehen", das heißt die alten Londoner Mitglieder des Kommunistenbundes. Freiligrath beteiligte sich nun wieder regelmäßig an den Sitzungen der „Synagoge", wobei ihm die Londoner Entfernungen hinderlich gewesen zu sein scheinen; er bittet Marx einmal, ihn bei den Männern und Bürgern wegen seines Nichterscheinens zu entschuldigen und ihm Sixpence („dieses Strafgeld ist wirklich so enorm, dass es sich nur für ,höhere Flüchtlinge' schickt – ich trage auf Ermäßigung an!") in Rechnung zu stellen; am 22. Dezember teilt ihm Marx mit, dass die regelmäßigen Donnerstagssitzungen in die Farringdon Street verlegt seien; „die Gesellschaft behauptet nun mit Recht, dass das Lokal in Deinem Rayon liegt"1.

Einen gemeinsamen Kampf führten beide Freunde dann noch gegen Kinkel, der im Herbste 1850 durch Schurz aus dem Spandauer Zuchthaus befreit worden war und sich nun in London als interessantes Opfer der Reaktion mit allerlei Reklamestreichen aufspielte. Namentlich über seine Revolutionslustfechtreise nach Amerika, wo er Gelder sammelte, um auf sie eine neue Revolution zu gründen, waren Marx wie Freiligrath gleich empört. In Freiligraths Briefen an Marx finden sich die härtesten Urteile über das damalige Treiben Kinkels, der sich in den Nordstaaten als Gegner der Sklaverei gebärdete, aber, sobald er den Sklavenstaat Louisiana betreten hatte, jeden Zusammenhang mit den nordstaatlichen Abolitionisten verleugnete. Am 7. Januar 1852 schrieb Freiligrath an Marx – und es war noch seine verhältnismäßig mildeste Äußerung über Kinkel:

Die Kinkelsche Gemeinheit übersteigt wirklich alle Begriffe. Nichts hat mich aber mehr amüsiert, als dass es ihm gelungen ist, selbst den Negern etwas abzupressen. Das ist eine Sache, die Dich – den Mohren – und mich – den Mohrenfürsten – unmittelbar angeht. Es ist ein Eingriff in unser Gebiet, den wir strenge rügen und zurückweisen müssen."

Es traf sich nun zur selben Zeit, dass Joseph Weydemeyer, der eben nach New York übergesiedelt war und dort ein Organ für kommunistische Propaganda zu begründen beabsichtigte, sich an die Londoner Freunde um Beiträge wandte, namentlich um ein Gedicht von Freiligrath, das am meisten ziehe. Am 22. Dezember 1851 schrieb Marx an Freiligrath:

Nimm Dir das zu Herzen, und schmiede ein Neujahrslied an die neue Welt. Ich halte es unter jetzigen Umständen wirklich möglicher, in Versen als in Prosa zu schreiben, sei es pathetisch oder humoristisch. Wenn Du übrigens einmal den Versuch machtest, den Humor, der Deiner afrikanischen Majestät im Privatleben eigen ist, künstlich zu bearbeiten, ich bin sicher, dass Du auch in diesem Genre eine Rolle spielen würdest, denn, wie Deine Frau richtig bemerkt hat, steckt der Schalk Dir hinter den Ohren."2

In jenem Briefe vom 7. Januar, worin Freiligrath über die „Kinkelsche Gemeinheit" klagt, berichtet er von allerlei Einfällen, die ihm in einer schlaflosen Nacht gekommen seien und sich vielleicht in ein Poem zusammenfügen würden, muss dann aber in einem undatierten Briefe bekennen:

Die Einfälle, von denen ich Dir neulich schrieb, sind dennoch zu keinem abgeschlossenen Ganzen gediehen. Ich warf vielleicht ein Dutzend Stanzen aufs Papier, entdeckte aber beim Nachlesen, dass sie fast nichts als persönliche Malicen enthielten, was doch immer keine Poesie ist. So schmiss ich den Dreck ins Feuer, ohne den Faden weiterzuspinnen. Das Ganze würde vielleicht nicht ohne einiges Verdienst gewesen sein; Burleskes und Pathetisches lief durcheinander, und wenn ich die Sache festgehalten hätte, so wäre ich vielleicht auf einen neuen Gang in den Minen meines Schädels gestoßen. Nun ist es auch so gut."

Am 16. Januar sandte jedoch Marx ein Gedicht Freiligraths an Weydemeyer, jene prächtige Epistel, die die narzissenhafte Eitelkeit Kinkels und dessen Betteleien in den Vereinigten Staaten mit scharfer Geißel traf. Marx fügte der Sendung folgende, für seine Stellung zu Freiligrath bezeichnende Worte an Weydemeyer hinzu:

Schreib dem Freiligrath einen freundlichen Brief. Du brauchst selbst mit den Komplimenten nicht zu ängstlich zu sein, denn die Poeten sind alle plus an moins, selbst die Besten, des courtisanes und il faut les cajoler, pour les faire chanter. Unser F[reiligrath] ist der liebenswürdigste, anspruchsloseste Mann im Privatleben, der unter seiner wirklichen bonhomie un esprit tres fin et tres railleur verbirgt und bei dem der Pathos ,wahr' ist, ohne ihn deshalb ,unkritisch' und ,abergläubig' zu machen. Er ist ein wirklicher Revolutionär und ein durch und durch ehrlicher Mann, ein Lob, was ich wenigen zuteilen möchte. Nichtsdestoweniger bedarf ein Poet, er mag als homme sein, was er will, des Beifalls, der Admiration. Ich glaube, dass dies im genre selbst liegt. Ich sage Dir das alles bloß, um Dich darauf aufmerksam zu machen, dass Du in Deinem Briefwechsel mit Freiligrath nicht vergessen sollst den Unterschied zwischen ,Dichter' und ,Kritiker'."3

Ein berechtigter Rat, den Marx selbst freilich nicht immer befolgt hat, gerade auch gegenüber Freiligrath nicht.

Acht Tage später sandte Freiligrath eine zweite Epistel direkt an Weydemeyer. Sie stellte das brausende Leben der Weltstadt in beschämenden Gegensatz zu der kleinen Dichtereitelkeit und streifte wieder Kinkel mit ein paar Strophen. In der Hauptsache muss jedoch der dänische Dichter Andersen, der einst Freiligraths Gast am Rhein gewesen war, aber den flüchtigen Dichter bei einer zufälligen Begegnung in London in höfischer Servilität verleugnet hatte, als abschreckendes Exempel dienen. Zum Schlusse preist Freiligrath sein eigenes Schicksal, sich mutig in dem Leben Londons zu stählen:


Das, achtlos meiner „Lorbeern", an mir rüttelt,

Und mich – entwurzelt? – nein, nur fester schüttelt.


Über diese Epistel schrieb Freiligrath am 25. Januar 1852 an Marx: „Nummer 2 ist gestern (das heißt mit dem. gestern in Liverpool abgegangenen Steamer) an Weydemeyer befördert worden. Seitdem ist mir noch eine Stanze auf Kinkel eingefallen, von dem Dir bekannt sein wird, dass es ihm erst nach unsäglichen Bücklingen und Laufereien gelang, sein Gesicht in die ,Illustrated News' zu bringen. Des Zusammenhanges wegen schreibe ich die vorhergehende, Dir bereits bekannte Stanze mit ab."


O deutscher Dichter, wer fragt hier nach dir?

Und prangtest du im Lexikon von Brockhaus,

Und druckte Cotta dich in Miniatur,

Und ziertest du sogar einmal das Stockhaus

(Wie sonst ein Damenalbum!) – gilt das hier?

Geh nach Wisconsin doch, geh in ein Blockhaus!

Du bist dort minder aus der Welt, fürwahr!

Als zwischen Charing Cross und Temple Bar.

Das heißt: dafern du Babel nicht beglücktest

Endlos mit Briefen, Karten, Inseraten (Plakaten gar) –

dafern du dich nicht bücktest

Und um ein Wörtlein nur von deinen Taten

Feig vor der Presse krochst und so dich drücktest

(Gleich Virtuosen oder Akrobaten),

Dass dich zuletzt, nach manchem sauren Schritt,

Wirklich in Holz die Illustrierte schnitt!


Darauf antwortete Marx am 26. Januar:

Die Strophe, die Du mir zur Ansicht zuschickst, ist sehr schön und drückt das Corpus delicti künstlerisch aus, aber ich glaube, dass sie dem Eindruck des Ganzen schadet. D'abord, ist Kinkel ein ,deutscher Dichter' ? Ich und eine Masse andrer bons gens erlauben sich einen bescheidnen Zweifel über diesen Punkt. Dann: der bedeutende Gegensatz zwischen dem ,deutschen Dichter' und dem ,kommerziellen' Babylon, wird er nicht verkleinert, wenn nun wieder auf den Gegensatz zwischen dem ,freien' und dem ,servilen' Dichter eingegangen wird? Um so mehr als in ,Andersen' selbst schon das Verhältnis des aufgeblasnen Literaten zu der Welt, die dem ,Dichter' gegenübersteht, erschöpfend gezeichnet ist. Da nun nach meiner Ansicht keine innre Notwendigkeit für das Hereinziehn Kinkels an dieser Stelle vorhanden ist, so gäbe sie den Gegnern nur Gelegenheit, sie als Ausdruck persönlicher Gereiztheit oder Rivalität aufzugreifen. Da die Strophe aber sehr gelungen ist und nicht verloren gehn darf, fändest Du sicher – wenn Du anders meine Ansicht richtig finden solltest – Gelegenheit, sie in einem andern Zusammenhang, in einen der folgenden poetischen Briefe einzulegen. Denn die Zeichnung ist allerliebst. – Da Engels-Weerth die Abschrift Deines ersten Gedichtes, das ich ihnen zugesandt, nicht zurückgeschickt haben, konnte ich gestern dem roten Wolff nur mit einigen im Gedächtnis behaltenen Reminiszenzen aufwarten, die indes hinreichten, um ihn in einen seiner enthusiastischen Schlaganfälle zu versetzen."4

Am 28. Januar antwortete Freiligrath:

Du hast in bezug auf die additionelle Strophe vollkommen recht. Ich habe sie also vorläufig ad acta gelegt und will sehen, ob und wo sie sich in einem der künftigen Briefe wird anbringen lassen."

Zu diesen Briefen kam es aber nicht mehr, da Weydemeyers publizistische Unternehmungen scheiterten. Er brachte nur in zwei Heften den 18. Brumaire von Marx und die beiden Gedichte Freiligraths heraus.

Einen nicht unbeträchtlichen Teil der Briefe Freiligraths aus den Jahren 1851 und 1852 nehmen die Bemühungen ein, einen Verleger für das nationalökonomische Werk zu finden, das Marx damals schon plante. Freiligrath, der immerhin noch unter den deutschen Flüchtlingen die verhältnismäßig meisten Beziehungen zu dem bürgerlichen Buchhandel in Deutschland hatte, hat es an sich nicht fehlen lassen, und es war nicht seine Schuld, wenn diese Bemühungen erfolglos blieben. Auch Lassalles Hilfe rief er an, der Ende November 1851 antwortete:

Wie gefällt Dir folgende Idee? Wir gründen eine Aktiengesellschaft, welche auf ihre Kosten das Werk bei einem beliebigen Buchhändler, der somit nur als Kommissionär dient, erscheinen lässt. Die Druckkosten dürften sich höchstens, höchstens auf 1000 Taler belaufen (schwerlich so viel). Ferner muss Marx eine Kapitalzahlung von 1000 Talern sofort erhalten. Es müssen also 2000 Taler vermöge Aktien zusammengebracht werden. Die Aktie à 25 Taler macht 80 Aktien. Die ersten 2000 Taler, die aus dem Verkauf des Buches erlöst werden sollten, sind bestimmt, das Gesellschaftskapital zu amortisieren, das heißt die Aktionäre zurückzuzahlen (ohne Zinsen). Jeder weitere Erlös der ersten Auflage sowie alle folgenden Auflagen bleiben Marx' alleiniges Eigentum, da die Aktiengesellschaft natürlich keinen Gewinn, sondern nur die Aussicht beanspruchen darf, vielleicht keinen Verlust zu machen. – Schlage diesen Plan Marx vor. Ich lasse ihm sagen, dass, wenn er darauf eingeht und mich mit dem Absatz der Aktien in Köln, Düsseldorf und Breslau beauftragt, ich in diesen drei Städten wohl an 36 bis 40 selbst und durch meine Bekannten abzusetzen gedenke. Es blieben somit noch 40 übrig, die ihr wohl in Elberfeld, Barmen, Aachen, Koblenz, Hamburg, Berlin, London absetzen können werdet.

Ist Marx damit einverstanden, so ist keine Zeit zu verlieren. Er muss dann einen kurzen Prospekt über den Inhalt des Werkes drucken oder stechen lassen und darin auch angeben, weshalb zur Bildung eines Aktienvereins unter den vorliegenden Umständen gegriffen werden musste (Schwierigkeit der Verleger, Furcht derselben vor Regierungsmaßregeln usw.). Der Prospekt kann so geschrieben sein, als wenn er bereits von der formierten Gesellschaft ausginge, und daher auch ,Aktienverein usw.' unterzeichnet sein. In der Tat ist diese Gesellschaft ja formiert, wenn zwei Beliebige dort oder hier erklären, sie zu, bilden. Die Formulare der Aktien müssen gleichfalls gedruckt oder gestochen sein. Sowie Marx mir gedruckte Prospekte und Aktien übersendet, werde ich mich en avant setzen."

Eine Abschrift dieses Briefes sandte Freiligrath an Marx und riet, den Vorschlag anzunehmen, falls sich nicht etwa noch ein bürgerlicher Verleger fände. Marx jedoch lehnte ab, teils weil er die Sache für aussichtslos hielt, teils aus Furcht, sich zu kompromittieren. Siehe darüber den Brief Lassalles an Marx in meiner Nachlassausgabe, IV, 49.5

Auch sonst war Freiligrath stets der hilfsbereite Freund. Er selbst fand erst im Juni 1852 eine Kommisstelle mit einem Jahresgehalt von 200 Pfund – Sperling, wie er zu sagen pflegte, aber schon ein halbes Jahr früher, im Januar 1852, schrieb er an Marx:

Ich komme auch noch auf den Mammon zurück, jedoch bloß, damit ich Dich aus einer doppelten Illusion reiße, in welcher Du mir gestern Abend befangen schienst. Erstens nämlich sind die Moneten, die ich Dir bisher zustellen konnte, keineswegs von mir, dazu bin ich leider im letzten Vierteljahr selber zu kurz gehalten gewesen. Zweitens sind sie nicht gepumpt. The fact is, dass ich mich zur Zeit, als G … so gemein gegen Dich war und ich Dir selbst nicht helfen konnte, in delikater Weise an einige Freunde wandte, die für unsere Sache gerne etwas tun, und sie ,für dringende Parteizwecke' um Geld anging. Auf diese Weise erhielt ich gleich anfangs 20 Pfund Sterling und jetzt wieder, nachzüglerisch, 10 Pfund Sterling. Es braucht Dich also durchaus ,kein Grauen anzuwandeln'. Die Sache ist abgemacht und in Ordnung und geht niemanden an als Dich und mich. An Rückzahlung wird von keiner Seite gedacht. Ich bedarf vielleicht nur Deiner Vergebung, dass ich mich des Geldes in der angedeuteten Art bemächtigte, aber es stand mir keine andere zu Gebote, und der Schuft G … musste doch beseitigt werden. Zudem wiederhole ich, dass ich vorsichtig und delikat zu Werke ging. Zwischen Dir und mir wird eine schnöde Geldtransaktion hoffentlich keines bourgeoishaften Zimperlichkeitsmäntelchens bedürfen. Also lass den Dreck ruhen, wenn Du mich lieb hast, und damit holla!"

Vieles in den Briefen aus diesen Jahren bezieht sich natürlich auch auf kleine Vorkommnisse des täglichen Lebens. Bald kündigt Freiligrath an, er werde Marx zu einem Besuch bei Frau Schmidt-Stirner-Dähnhardt abholen, „die ein höfliches Billett des galanten Fritz Engels sehr erfreut hat", bald besorgt Frau Freiligrath im christlich-germanischen Hospiz ein Päckchen Eichelkaffee für ein erkranktes Töchterchen von Marx und anderes mehr.

Im Herbst 1852 fiel dann im Kölner Kommunistenprozess die Entscheidung über den Bund der Kommunisten. Die infamen Mittel, mit denen die preußische Regierung die Verurteilung der meisten Angeklagten erreichte, sind bekannt. Nicht zum wenigsten empörte sich Freiligrath darüber, dass ein großer Teil der englischen Bourgeoispresse sich der preußischen Lügen zugänglich erwies. Er meinte: „Als ob die Esel ihre ,bürgerliche Freiheit' nicht auch den sturdy beggars (den starken Bettlern) des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts zu verdanken hätten. Vivent les gueux! Der Ehrentitel ist immer und überall beliebt geworden." Am 30. Oktober erließ Freiligrath gemeinsam mit Marx, Engels und Wilhelm Wolff in einer Reihe englischer Blätter eine Erklärung, worin sie das englische Publikum auf die Enthüllungen verwiesen, die die Verteidigung über die forgery, perjury, falsification of documents (Fälschungen und Meineide), kurz über die preußischen Polizeiinfamien bringen werde.

Nach dem Kölner Prozess löste der Bund der Kommunisten sich auf. Es blieb von ihm nur noch ein Unterstützungskomitee für die Kölner Verurteilten und deren Familien übrig, und in diesem Komitee übernahm Freiligrath das Amt des Kassierers.

1 Marx an Ferdinand Freiligrath, 27. Dezember 1851. In: Ebenda, Bd. 27, S. 597.

2 Ebenda, S. 596.

3 Marx an Joseph Weydemeyer, 16. Januar 1852. In: Ebenda, Bd. 28, S. 475.

4 Marx an Ferdinand Freiligrath, 26. Januar 1852. In: Ebenda, S. 484.

5 Es heißt dort: „Hast Du aber recht getan, jenen Vorschlag abzulehnen? Ich komme darauf zurück und bitte Dich, Dir die Sache nochmals wohl zu überlegen. Du meinst, die Bourgeois würden sich in diesem Augenblick nicht dazu hergeben, und ils sont dans leur droit. Mag sein! Ich verkenne nicht, dass die Realisation meines Projekts infolge des französischen Niederschlags bei weitem schwieriger geworden ist. Aber doch nicht unmöglich. Und am wenigsten, glaube ich, hast Du ein Interesse, diese Möglichkeit zu antizipieren und vorauszusetzen! Denn den anderen von Dir geltend gemachten Grund – die Furcht, Dich zu kompromittieren – lasse ich auch entfernt nicht gelten."

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