Permanente Revolution 19320215 Rote Arbeiterfront – Eiserne Front

Permanente Revolution: Rote Arbeiterfront – Eiserne Front

[Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 2. Jahrgang Nr. 4 (Mitte Februar 1932), S. 2]

Trotz der faschistischen Gefahr, trotz der steigenden Reaktion ist es bis heute noch zu keiner geschlossenen Klassenfront des Proletariats gekommen. Zwar ist in den letzten Wochen der Wille der Arbeiterklasse zur Abwehr des Faschismus gestiegen, er findet aber nicht seinen Ausdruck in der organisatorischen Zusammenfassung des Proletariats als Klasse. Hier und da sind einige erfreuliche Erscheinungen in dieser Richtung vorhanden, sie sind aber ein Bruchteil dessen, was geschehen sollte.

Inzwischen haben sich zwei Fronten in der Arbeiterklasse herausgebildet, die «Rote Arbeiterfront» und die «Eiserne Front». Die großen Kundgebungen der «Eisernen Front» im Sportpalast waren nicht durch Spießer, Kleinbürger und «Sozialfaschisten» gefüllt. Neben einem geringen Teil verbrauchter Elemente waren es Proletarier und zu einem großen Teil Jungproletarier. Diese sind von einer Kampfstimmung gegen den Faschismus erfüllt. Nur Bürokraten, die der Stimmung der Massen nicht mehr Rechnung tragen wollen, können sich über solche Erscheinungen lustig machen. In der «Eisernen Front» nur ihre Führer sehen, heißt den Massencharakter dieser Front verkennen.

Wer sind die Führer dieser Front? Verräter, die in den letzten 17-18 Jahren bewiesen haben, dass sie die Arbeiterklasse der Bourgeoisie ausliefern, die Arbeiterbewegung zu Grunde richten. Darüber sich aufzuregen ist von wenig Nutzen. Wenn diese Verräter ohne Einfluss auf die Massen ständen, würde keiner über sie noch ein Wort verlieren. Diese Führer aber, die Breitscheids, Wels usw. haben sich wieder einmal als geschickte Demagogen erwiesen. Sie schlugen der KPD-Führung die Einheitsfront vor und waren von vornherein der Überzeugung. dass diese sie ablehnen wird. So geschah es auch. Das Thälmann-ZK erwiderte mit einer plumpen Ablehnung. Jetzt konnten die Breitscheids den Massen, die die Einheitsfront mit der KPD verlangten, sagen: «Die KPD hat wieder bewiesen, dass sie es nicht mit der Arbeiterklasse ernst meint, wir müssen uns selbst helfen.» Die KPD-Führung hat die Bedingungen für die reibungslose Bildung der «Eisernen Front» geschaffen.

Aus wem besteht die «Eiserne Front»? Aus dem größten Teil des deutschen Proletariats unter Führung der Sozialverräter. Die Gewerkschaften, Reichsbanner, Arbeitersportler, SPD sind die Bestandteile dieser Front. Proletarier der auschlaggebendsten proletarischen Organisation, der Gewerkschaften, sind die Hauptstütze dieser Front. Das ist eine Tatsache, die keine Witze, auch nicht der «Roten Fahne», aus der Welt schaffen können. Die ausschlaggebenden Teile des deutschen Proletariats sind den berufsmäßigen Verrätern ausgeliefert, sie sind von dem revolutionären Teil der Arbeiterklasse isoliert.

Die KPD-Führung ist gezwungen, teils auf Grund der Erfahrungen, teils auf Grund des Druckes der Massen. der die Parteigenossen in den Betrieben in die Enge treibt, ihre frühere starre Einstellung in der Ablehnung der Einheitsfront zu ändern. Die «Rote Einheitsfront nur unter Führung der KPD» wird in der «Roten Fahne» vom 28. Januar in einem Aufruf, der eigenartigerweise vom ZK(!) nicht unterzeichnet war, aufgegeben. Dort heißt es nicht mehr «Rote Einheitsfront», sondern «Rote Arbeiterfront». Die Forderung «unter Führung der KPD» ist aufgegeben. Diese neue Offenbarung hat aber nichts mit einer Wendung zu tun. Die Bürokraten glauben, durch eine neue Formulierung die Einheitsfront der Klasse herzustellen. Die Bürokraten aus dem ZK hoffen noch immer mit Formulierungen Bauern zu fangen. Eine solche gewaltige Macht sprechen sie ihren Formulierungen zu. Man muss doch endlich begreifen, dass man die Arbeiterklasse nicht betrügen kann. Die Arbeiter urteilen nach Taten, das verlangt von ihnen ihr richtiger Klasseninstinkt. Es genügt nicht eine Formulierung durch eine andere zu ersetzen. Der Inhalt der Politik ist entscheidend. Man muss den Arbeitern sagen, was man unter der neuen Parole Neues versteht. Davon ist im Aufruf nichts vorhanden. Alles bleibt beim Alten. Die Arbeiter - Nichtkommunisten müssen erfahren, dass die KPD jetzt bereit ist, an ihre Organisationen heranzugehen zwecks Herstellung der geschlossenen Klassenfront. Die rote Arbeiterfront ist von entscheidenden Teilen des deutschen Proletariats isoliert.

Die KPD glaubt, durch Worte und Witze die «Eiserne Front» abzutun. «Keinen Pfennig der Eisernen Front!» schreibt die «Rote Fahne». Ach, wie revolutionär! «Eiserne Front» ist die Hindenburg-Filiale und faschistische Stütze, – schreiben die «revolutionären» Redakteure der Parteipresse. Sie hoffen wahrscheinlich dadurch die «Eiserne Front» zu vernichten. Wie leicht sich die Bürokraten diese Aufgabe vorstellen. Dass die Politik der Reichsbannergeneräle, der Gewerkschafts- und SPD-Führer in der «Eisernen Front» nur der Reaktion und dem Faschismus Hilfe leisten kann, ist klar für jeden revolutionären Arbeiter. Aber die Millionen gewerkschaftlich organisierter und SPD-Arbeiter werden wieder von den «linken» Phrasen der Lobe und Künstler gefangen und das ist die entscheidende Tatsache.

Worum geht es? Das Bestehen der «Eisernen Front» und der «Roten Arbeiterfront» ist ein Hindernis für die Arbeiterklasse, um zum Siege zu gelangen. Beide Fronten müssen zu einer Front werden, wenn das Proletariat siegen soll. Die KPD muss die Initiative ergreifen, den Zusammenschluss mit den proletarischen Organisationen der «Eisernen Front» auf der bestimmten Kampfbasis gegen den Faschismus – zu erzwingen. Durch die Auflösung dieser beiden Fronten in die Klassenfront des Proletariats wird die wirksame rote Einheitsfront entstehen. Wird die KPD in dieser Einheitsfront eine richtige, auf den Sieg zielbewusst gerichtete Politik führt, so muss sie und wird sie in den außerparlamentarischen Aktionen die Sozialverräter an die Wand drücken, sie wird zur Führerin der Klasse werden.

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