Der Jungkommunist 19320400 Notizen

Der Jungkommunist: [Notizen]

[Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 2. Jahrgang Nr. 7 (Anfang April 1932), S. 12 = Der Jungkommunist. Jugendbeilage der „Permanenten Revolution", II. Jahrgang, Nr. 3, S. 2]

Stalins Bann gegen Rosa Luxemburg

«Anlässlich des 13. Jahrestages der Gründung der Autonomie der Wolgadeutschen Republik beschloss das Präsidium des Zentral-Vollzugskomitee der Sowjetunion die Umbenennung der Wolgadeutschen Hauptstadt Pokrowsk in Engels.» «Der Wolgadeutsche Vorschlag, die Umbenennung in Luxemburg­stadt vorzunehmen hat nicht die Bestätigung der Moskauer Zentralregierung gefunden.» (Aus «Das neue Russland», Berlin. Heft 1-2).

Wir hatten in der Pressekampagne sowie bei den L.-L.-L.- Feiern schon Gelegenheit, die Linienmethoden des Kampfes gegen den «Luxemburgismus» zu bewundern, doch das ist eine bisher noch nicht erreichte Höhe der «Ausmerzung des faulen Liberalismus». Ohne die Fehler in den Theorien Rosa Luxemburgs zu verkennen – diese «Ausmerzung» des An­denkens an den Adler der deutschen Revolution ist Stalins würdig!

B—m.

Das EKKI „kritisiert“

In der Resolution des Präsidiums des EKKJI zum Bericht des ZK des KJVD über «Lage und Aufgaben des KJV Deutsch­lands», wird die bisherige Tätigkeit des KJVD kritisiert, sowie der weitere Weg gezeigt. Sie wurde als Broschüre den Mit­gliedern zugestellt und soll zur Diskussionsgrundlage im KJVD werden. «Die Erfolge des KJVD entsprechen nicht den objektiven Möglichkeiten», erkennt nun auch das EKKI. Warum? «Im Unverständnis darüber, sich an die Spitze der steigenden Unzufriedenheit der Arbeiterjugend gegen … zu stellen». Mit anderen Worten: Der KJVD ist zurückgeblieben – weil er nicht vorwärts gegangen ist. (vorwärts zur Über­nahme der Führung). So sieht es mit den anderen «Begründungs»-Punkten für das Zurückbleiben auch aus. Das EKKI macht aus der Behauptung die Begründung. Das hat einen einfachen Grund: Die Politik des KJVD wurde vom EKKJI vorgezeichnet, die katastrophalen Auswirkungen muss es aner­kennen (es konnte auch auf keine wesentlichen Erfolge hinweisen), aber Schuld haben wie immer organisatorische zweitrangige Fragen. Wenn da von Schwächen bei Schaffung der Betriebszellen gesprochen wird, so liegt das nicht an orga­nisatorischer Nachlässigkeit, sondern an der RGO-Taktik Weitere angeführte Gründe sind derselben Art

Im Übrigen bewegt sich die Resolution mit viel Geschrei und heilloser Verwirrung in den üblichen, schon oft kritisier­ten Bahnen. Nur zwei Punkte sind hier von besonderem In­teresse: die Einheitsfrontpolitik und die Sturmarbeit. Nicht etwa, dass die Frage der Arbeitereinheitsfront gegen den Fa­schismus als der entscheidenden klar herausgestellt wird, es wird vielmehr unter vielem Nebensächlichen hier und da auch etwas zu dieser Frage gesagt. Und zwar (S. 13): «Einheitsfront von unten, für die Einbeziehung der gegnerischen Organisa­tionen (sozialdemokratische, nationalsozialistische und christ­liche Jugend) in den wirtschaftlichen Kampf.» Welche Verwir­rung! Ja, wenn man nur Abarten des Faschismus kennt, kann man nicht anders. Im nächsten Punkt (S. 14) heißt es aber «gegen das Eindringen der Faschisten in die Betriebe.» Also sollen nur Kommunisten und Parteilose im Betrieb bleiben?! Oder heißt das: mit den sozialdemokratischen Klassengenossen im Betrieb gegen den faschistischen Klassenfeind! Es sei hier­mit dem EKKI geraten, ein Standardwerk Lenins über Tak­tik zu lesen, nämlich den «Radikalismus», vorher möge aber der Verfasser der Resolution nicht im Namen der KJI spre­chen. Die Frage der Einheitsfronttaktik ist auch die der Aus­lösung von Jugendstreiks. Ohne die sozialdemokratische Ar­beiterjugend wird das nicht gelingen, und mit allgemeinen Aufrufen über rote Einheitsfront gegen Not und Reaktion ist da nichts getan. Man muss auch hier konkret an diese Organi­sationen herantreten. Das EKKI stellt auch hier einen Mangel fest, an dem seine eigene Politik schuld ist.

Nun zur Sturmarbeit. Es heißt da (S. 14) über die «Ver­wandlung der kommunistischen Jugendverbände in numerisch stärkere Massenorganisationen als die kommunistische Parteien», «Gegen das schematische Herangehen an die Losung dieser Aufgabe» (die Jagd nach der Erreichung rein ziffern­mäßiger Ziele, zahlenmäßige und terminmäßige Aufgabenstellung, gegen die Versuche, die Lösung dieser Aufgabe von den allgemeinen politischen Aufgaben des Verbandes und der Partei zu trennen) Wie kann das bei Wettbewerben anders sein? Es werden doch dabei immer Zahlen und Termine fest­gesetzt. So sieht die ganze Kritik des EKKI aus, sie muss das völlige Versagen des KJVD zugeben, doch welchen Weg zeigt sie? Den, der bisher zur Niederlage geführt hat!

Baum.

Urbahns' neue Lügen in Neukölln

Referenten Beck und Zweiling. Der ehemalige Leninbündler Schoodt hatte die Stirn, die Hindenburgpolitik mit Berufung auf die Vorkriegs-SPD zu verteidigen. Für die Partei sprach ein proletarischer Genosse, in seiner Einfachheit wirkungsvoll. Zum Schluss allerdings ein Genosse, der behauptete, dass in den russischen Räten keine Menschewiki saßen. KPD-Genossen, fordert, dass in Versammlungen, wo sich hunderte ehrliche und kampfgewillte Arbeiter versammeln, nicht solche Analphabe­ten die Partei vertreten, die schon durch ihre falsche Linie genügend kompromittiert ist. Unser Gen. Bauer fand mit seinen Ausführungen über eine notwendige Wendung der KPD in der Einheitsfrontfrage, über die Unzweckmäßigkeit solcher Kartelle ohne die KPD, Beifall bei der Versammlung. Dem war es wohl vor allem zu danken, dass Urbahns in seinem Schlusswort statt einer sachlichen Diskussion einige Lügen gegen «unseren Herrn und Meister», wie er so geschmackvoll Gen. Trotzki nennt, losließ. So behauptete er, Trotzki sei für eine neue Partei in Russland und schreibe, es gäbe keine Diktatur des Proletariats in Russland mehr. Jeder kann sich an Hand des Plattformentwurfs von der absoluten Unwahr­heit dieser Behauptung überzeugen. Urbahns hat dadurch zum übrigen Male bewiesen, wie ernst es ihm mit einer sachlichen Diskussion unter den linken Gruppen ist. Dass seine An­hänger mitmachen, bedauern wir – um ihretwillen. Dem Kommunismus und dem Kampf gegen, den Faschismus nützt das alles gar nichts.

Antifaschistisches Kartell – Charlottenburg

Eine am Donnerstag den 3. März von der SAP in Ahlerts-Festsälen einberufene und vom antifaschistischen Kartell eröffnete Versammlung bewies, dass ohne die Kommunistische Partei an die Organisierung der Arbeiterklasse in Kartellen nicht gedacht werden kann. Nach dem Referat des Gen. Siewert entwickelte sich eine aufschlussreiche Diskussion. Der Gen Ziege von der SAP erklärte, dass nach wochenlangen Ver­handlungen mit dem UB der KPD man jetzt endlich soweit sei, dass man sich auf eine gemeinsame Resolution geeinigt hätte. Als nächster Diskussionsredner vertrat ein Genosse der KPD, Mitglied der UBL Nordwest diese Resolution, wel­che auf folgender Grundlage aufgebaut ist: Einheit aller Ar­beiterorganisationen im Kampfe gegen den Faschismus. Bewusst war herausgelassen «unter Führung der KPD». Es ist begrüßenswert, dass in den Köpfen der Arbeiter der KPD der Wille zur wirklichen Einheitsfront sich breit macht. In der weiteren Diskussion vertraten unsere Gen. Bauer und Hippe den Standpunkt der Linken Opposition.

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