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Karl Radek 19200807 Rede des Vertreters des polnischen Proletariats

Karl Radek: Rede des Vertreters des polnischen Proletariats

auf der vereinigten Sitzung des II. Kongresses der Kommunistischen Internationale, des allrussischen zentralen Exekutivkomitees, des Moskauer Sowjets, des Plenums der Gewerkschaften und der Betriebsräte

    Neunzehnte Sitzung des zweiten Weltkongresses der Komintern, 7. August

[Der zweite Kongress der Kommunistischen Internationale. Hamburg 1921, S. 674-676]

Genossen, ich bin überzeugt, dass unsere Rote Armee auch fernerhin imstande sein wird, den polnischen Gutsbesitzern, die Sowjetrussland überfallen, Schläge zu versetzen, und ich bin überzeugt, dass keinerlei Versuche des polnischen Kapitals und keinerlei Versuche der polnischen Gutsbesitzer das polnische Proletariat erwürgen können. In den letzten Tagen haben wir die Nachricht erhalten, dass die Regierung Piłsudskis, die Regierung der Bankrotteure, den Gang der Ereignisse dadurch aufzuhalten versucht, dass sie von neuem Hunderte von Kommunisten in die Gefängnisse wirft. Die Mehrzahl der uns bekannten Führer der polnischen kommunistischen Bewegung befindet sich hinter Schloss und Riegel, und die polnische Regierung droht ihnen und ihren Familien damit, dass sie, wenn die polnischen weißen Heere Warschau verlassen müssen, die Leichen der polnischen Kommunisten in der Stadt zurücklassen werde, wie sie ja bereits unsere alten Genossen Wesselowski und Fabrikewitsch getötet hat. Gerade dieser verzweifelte Schrei der polnischen Bourgeoisie beweist, dass nicht nur die Rote Armee ihre Herrschaft bedroht, sondern, dass auch die polnische Arbeiterklasse sehr gut weiß, dass Russland nicht die Unabhängigkeit des polnischen Volkes bedroht, sondern, dass es den polnischen Arbeitern helfen will, die Ketten zu zerreißen, in die es die Kapitalisten Polens und der Entente geschmiedet haben. Polen ist jetzt ein durchaus abhängiges Land. Gegenwärtig sagt ja selbst die polnische Bourgeoisie, dass ihre Armee die Ausrüstung von der Entente bekomme, dass ihre Armee sich von dem Brote nähre, das die Entente gibt, damit Polen kämpfen kann. Der Feldzug aber, den Sowjetrussland gegen das weiße Polen führt, das ist die Unterstützung und nicht die Eroberung Polens, das ist die Hilfe der Arbeiterklasse Russlands, die im Laufe von 20 Jahren im Bunde mit der Arbeiterklasse Polens gegen ihre Gegner gekämpft hat und die sich jetzt von neuem mit dem polnischen Proletariat vereinen will. Einst stellten die polnischen Aufständischen, als sie sich mit den russischen Revolutionären zu vereinigen suchten, die Losung auf: „Für unsere und eure Freiheit“. Diese Losung haben wir nicht begraben. Jetzt schreiten wir zum Siege, um gemeinsam an die Arbeit zu gehen und in den verwüsteten Ländern mit eigenen Händen, mit eigener Kraft den Tempel des Sozialismus zu erbauen. Genossen, ich drücke meine feste Überzeugung aus, dass das polnische Proletariat, das die ganze Zeit hindurch neben dem Petrograder und dem Moskauer Proletariat in den ersten Reihen der russischen Revolution gekämpft hat, durch die Tat beweisen wird, dass es mit dem furchtbaren, dem wilden Drucke der Weltbourgeoisie fertig zu werden versteht. Ich drücke die Gewissheit aus, dass unsere Rote Armee, die dem polnischen Proletariat mit kraftvollen Schlägen zu Hilfe kommt und die ganze Last des Kampfes aushält, dort eiserne Divisionen alter, im Kampfe gestählter polnischer Arbeiter vorfinden wird, die im Bunde mit Euch, – davon bin ich fest überzeugt – bis zum letzten Siege gehen werden. (Beifall.)

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