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Grigori Sinowjew u.a. 19171117 Erklärung an das ZK der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (Bolschewiki)

Grigori Sinowjew u.a.: Erklärung an das ZK der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (Bolschewiki)

17. (4.) November 1917

[„Iswestija", Nr. 217, 18. (15.) November 1917. Nach Lenin, Sämtliche Werke, Band 22, Zürich 1934, S. 616 f.]

Das ZK der SDAPR (Bolschewiki) hat am 14. (1.) November eine Resolution angenommen, die tatsächlich ein Abkommen mit den dem Arbeiter- und Soldatenrat angehörenden Parteien über die Bildung einer sozialistischen Sowjetregierung ablehnt.

Wir sind der Auffassung, dass nur ein sofortiges Abkommen zu den von uns erwähnten Bedingungen dem Proletariat und der revolutionären Armee die Möglichkeit geben würde, die Errungenschaften der Oktoberrevolution zu sichern, sich auf den neuen Positionen zu befestigen und Kräfte zum weiteren Kampf für den Sozialismus zu sammeln.

Wir sind der Auffassung, dass die Bildung einer solchen Regierung notwendig ist, um weiteres Blutvergießen, um das Herannahen des Hungers, um die Niederschlagung der Revolution durch die Kaledinleute zu verhindern, um die Einberufung der Konstituante zur festgesetzten Frist zu sichern und tatsächlich das Friedensprogramm zu verwirklichen, das auf dem II. Allrussischen Rätekongress angenommen worden ist.

Unter ungeheuren Anstrengungen ist es uns gelungen, das ZK zur Revision seines Beschlusses und zur Abfassung einer neuen Resolution zu bewegen, die die Grundlage für die Bildung einer Sowjetregierung hätte werden können.

Dieser neue Beschluss aber hat eine Reihe von Handlungen der führenden Gruppe des ZK zur Folge gehabt, die klar und deutlich zeigen dass sie den festen Entschluss gefasst hat, die Bildung einer Regierung der Sowjetparteien nicht zuzulassen und um jeden Preis, welche Opfer es den Arbeitern und Soldaten auch kosten möge, die rein bolschewistische Regierung zu verteidigen.

Wir können nicht die Verantwortung für diese verhängnisvolle Politik des ZK übernehmen, die gegen den Willen eines gewaltigen Teils des Proletariats und der Soldaten durchgeführt wird, welche die schleunigste Einstellung des Blutvergießens zwischen den einzelnen Teilen der Demokratie herbeisehnen.

Wir legen deshalb unsere Funktionen als Mitglieder des Zentralkomitees, nieder, um das Recht zu haben, der Masse der Arbeiter und Soldaten offen unsere Meinung zu sagen und sie zur Unterstützung unserer Losung aufzufordern: Es lebe die Regierung der Sowjetparteien! Sofortiges Abkommen auf dieser Grundlage!

Wir treten aus dem Zentralkomitee aus im Moment des Sieges, im Moment der Herrschaft unserer Partei; wir treten aus, weil wir nicht ruhig mit ansehen können, wie die Politik der führenden Gruppe des ZK dazu führt, dass die Arbeiterpartei die Früchte dieses Sieges verliert und das. Proletariat niedergeschlagen wird.

Indem wir in den Reihen der proletarischen Partei verbleiben, hoffen wir, dass das Proletariat alle Hindernisse überwinden und anerkennen wird,, dass unser Schritt durch das Bewusstsein der Pflicht und Verantwortung vor dem sozialistischen Proletariat diktiert worden ist.

J. Kamenew, A. Rykow, W. Miljutin, G. Sinowjew, W. Nogin

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