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Leo Trotzki 19171031 Erklärung zum „Aufruhr“ auf der Sitzung des Petrograder Sowjets

Leo Trotzki: Erklärung zum „Aufruhr“ auf der Sitzung des

Petrograder Sowjets

(18. Oktober)

[„Rabotschij Putj" Nr. 41, 20. Oktober/2. November 1917. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 3, часть 2. Москва-Ленинград, 1925. Verglichen mit Leon Trotsky speaks. New York 1972, S. 62 f.]

Die ganze Presse ist in den letzten Tagen voller Berichte, Gerüchte, Artikel über den bevorstehende Aufruhr, und dieser Aufruhr wird manchmal mit den Bolschewiki, dann mit dem Petrograder Sowjet in Verbindung gebracht.

Die Beschlüsse des Petrograder Sowjets werden zur allgemeinen Information veröffentlicht. Der Sowjet ist eine gewählte Institution, jedes Mitglied ist den Arbeitern oder Soldaten, die es gewählt haben, verantwortlich. Dieses revolutionäre Parlament des Proletariats und der revolutionären Garnison kann keine Beschlüsse fällen, die den Arbeitern und Soldaten nicht bekannt wären.

Wir verstecken nichts. Ich erkläre im Namen des Rates: Von uns wurde kein bewaffneter Aufruhr beschlossen. Aber wenn der Sowjet im Laufe der Ereignisse zu einer Festsetzung gezwungen würde, würden die Arbeiter und Soldaten wie ein Mann seinem Aufruf folgen.

Die bürgerlichen Zeitungen nennen den 22. Oktober als Tag des Aufruhrs. Alle Zeitungen befassen sich mit dieser „dünnen" Prophezeiung. Aber der Tag des 22. Oktober wurde vom Exekutivkomitee einstimmig als ein Tag der Agitation, der Propaganda, der Sammlung der Massen unter dem Banner des Sowjet und zugunsten des Sowjets festgesetzt.

Es wird ferner angedeutet, dass ich einen Auftrag zum Empfang von 5.000 Gewehren aus dem Werk Sestroretsk unterschrieben habe. Ja, ich habe ihn unterzeichnet – wegen der Entscheidung zur Bewaffnung der Arbeitermiliz, die in den Kornilow-Tagen getroffen wurde. Und der Petrograder Sowjet wird weiterhin die Arbeitergarde organisieren und bewaffnen.

Aber all diese Informationen, all diese „Fakten" werden von der Zeitung „Djen" übertroffen.

Trotzki verliest den „Plan" des Aufruhrs der Bolschewiki, der letzte Nacht stattfinden sollte, in der gestrigen Ausgabe des „Djen“1. Der „Plan" zeigt die Routen an, denen die bolschewistischen Armeen folgen sollten. Die Punkte, die eingenommen werden sollten, sind angegeben. Selbst die Andeutung, dass die Aufständischen aus dem Gebiet Nowaja Derewnja „dunkle Elemente" mitnehmen müssten, wird nicht vergessen. (Beim Verlesen gibt es in der Halle Lachen.)

- Ich bitte Sie, genau zuzuhören, auf welcher Route jede Armee gehen soll. (Gelächter.)

Genossen, diese Meldung braucht keine Kommentare, da die Zeitung, die sie schreibt, keine Beschreibung benötigt.

Das Ziel der Kampagne ist klar.

Wir haben einen Konflikt mit der Regierung, der extrem akut werden kann. Dies ist die Frage des Truppenabzugs. Und jetzt will die bürgerliche Presse um die Petrograder Soldaten und Arbeiter eine Atmosphäre der Feindschaft und des Misstrauens schaffen und den Hass gegen die Petrograder Soldaten an der Front hervorrufen.

Ein weiteres drängendes Problem ist der Sowjetkongress. Regierungskreise kennen unsere Ansichten über die Rolle des Sowjetkongresses. Die Bourgeoisie weiß, dass der Petrograder Sowjet dem Kongress vorschlagen wird, die Macht in seine Hände zu nehmen, den kriegführenden Völkern einen demokratischen Frieden zu bieten, um den Bauern Land zu geben. Und sie versuchen, Petrograd zu entwaffnen, die revolutionäre Garnison aus ihm zu entfernen und für die Zeit des Kongresses zu rüsten, alles einzuteilen, was ihnen gehorcht und mit all ihren Kräften die Sprengung der Vertretung der Arbeitern, Soldaten und Bauern zu erzwingen. Wie Artilleriefeuer einen Angriff gegen die Armee vorbereitet, so bereitet der gegenwärtige Feldzug der Lügen und Verleumdungen einen bewaffneten Angriff gegen den Sowjetkongress vor.

Ihr müsst bereit sein. Wir sind in eine Zeit des akuten Kampfes eingetreten. Wir müssen ständig einen Angriff der Konterrevolution erwarten.

Aber bei ihrem ersten Versuch, den Sowjetkongress zu sprengen, bei ihrem ersten Versuch einer Offensive werden wir mit einer Gegenoffensive antworten, die unerbittlich sein wird und die wir ausfechten werden.

1 Leider war es nicht möglich, die „Djen"-Nummer zu finden, in der dieser „Plan" gebracht wurde.

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