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Leo Trotzki 19171005 Resolution des Petrograder Sowjets über die Demokratische Beratung

Leo Trotzki: Resolution des Petrograder Sowjets

über die Demokratische Beratung

(22. September)

[„Rabotschij Put" Nr. 19, 7. Oktober (24. September), 1917. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 3, часть 1. Москва-Ленинград, 1924]

Der Petrograder Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten, der die kritische Lage, die in der Sondersitzung entstanden ist, erörtert hat, befindet:

1) Das Land steht vor der Bedrohung durch einen neuen Angriff der Konterrevolution. Der internationale Imperialismus bereitet im engen Bündnis mit der russischen Bourgeoisie gemeinsame Schritte vor, um die revolutionären Arbeiter, Soldaten und Bauern zu erwürgen. Konterrevolutionäre Organisationen des Kapitals existieren noch, und auch heute noch sitzt das sogenannte Treffen der gesellschaftlichen Persönlichkeiten, das Organisationszentrum der Kornilow-Aktion, in Moskau. Eine künstlich zusammengeschobene Demokratische Beratung, die zum Zweck der Vereinbarung mit den Zensuselementen einberufen wurde, erwies sich als völlig kraftlos; Und ihre rechten Parteien stellen Ultimaten und steuern auf einen Bruch mit der revolutionären Demokratie zu, um die Regierung in ihren konterrevolutionären Schritten zu unterstützen. Die provisorische Regierung sucht durch eine Reihe ihrer Befehle eindeutig die Kräfte der Revolution zu desorganisieren. Sie löst die demokratisch-revolutionären Organisationen der Flotte auf, beabsichtigt, in die Regierung die Kornilow-Kadetten-Verschwörer aufzunehmen, ernennt den entlarvten Kornilowisten Klembowski in den Militärrat usw. All dies schafft eine extrem angespannte Lage und stellt das Proletariat, die Bauernschaft und die Soldaten vor die Frage, was für konterrevolutionäre Handlungen in naher Zukunft passieren können.

2) Die verwickelte Stellung der künstlich zusammengeschobenen Demokratischen Konferenz verbessert sich nicht. Im Gegenteil ist sie dank dieser künstlichen Auswahl unfähig, die Frage der revolutionären Macht zu lösen und schafft den Anschein der Ohnmacht der revolutionären Demokratie. Gleichzeitig vereint sie in sich einen im wesentlichen antidemokratischen rechten Flügel, der der revolutionären Demokratie Ultimativen stellt und jedenfalls bereit ist, in das Lager der offenen Konterrevolution überzugehen und die Positionen der Zensusleute zu festigen und so irgendwelchen konterrevolutionären Abenteuern den Weg zu bereiten. So beeinträchtigt die Politik der Versöhnung und der Unentschlossenheit die Kräfte der Demokratie statt ihren Einfluss zu stärken und muss endgültig aufgegeben werden. Das so genannte Vorparlament wird tatsächlich in eine Organisation verwandelt, in der die konservativsten Teile der Demokratie auf Kosten der revolutionären Organisationen der Arbeiter, Soldaten und Bauern einen entscheidenden Platz einnehmen. Ein solches Vorparlament droht, zu einem Deckmantel für neue Abkommen mit der Bourgeoisie, für neue Verzögerungen der Konstituierenden Versammlung, für eine weitere Verschärfung der imperialistischen Politik und damit für eine weitere Vertiefung der Verwüstung im Lande zu werden.

3) Darum kann die Konterrevolution nur von organisierten Zentren der revolutionären Demokratie zurückgeschlagen werden – den Sowjets der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten und ihren Hilfsorganisationen, die in den Kornilow-Tagen bereits ihre Macht im Kampf gegen den Angriff der Feinde der Revolution bewiesen haben – der Großgrundbesitzer Kapitalisten und Generäle. Nur die Sowjets, die die Kraft der revolutionären Massen darstellten, die zum Handeln bereit waren, konnten den bewaffneten Aufstand des Generals Kornilow und der Kadettenbourgeoisie zermalmen, und nur sie können die Revolution retten.

4) Die Sowjets müssen nun alle ihre Kräfte mobilisieren, um auf eine neue Welle der Konterrevolution vorbereitet zu sein und sich nicht von ihr überraschen zu lassen. Überall, wo in ihren Händen die Machtfülle ist, sollten sie sie auf keinen Fall verlieren. Die von ihnen in den Kornilow-Tagen geschaffenen revolutionären Komitees sollten ihren ganzen Apparat zur Hand haben. Wo die Sowjets diese Macht nicht besitzen, müssen sie ihre Positionen in jeder möglichen Weise stärken, ihre Organisationen voll vorbereiten, besondere Organe für den Kampf gegen die Konterrevolution nach Bedarf schaffen und die Organisation der feindlichen Kräfte genau beobachten.

5) Um die Handlungen aller Sowjets in ihrem Kampf gegen die drohende Gefahr zu vereinigen und zu koordinieren und die Frage der Organisation der revolutionären Macht zu lösen, ist eine sofortige Einberufung des Sowjetkongresses der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten notwendig.

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