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Leo Trotzki 19171022 Schlussbemerkungen in der Sitzung des Petrograder Sowjets über das Vorparlament

Leo Trotzki: Schlussbemerkungen in der Sitzung

des Petrograder Sowjets über das Vorparlament

(9. Oktober)

[„Rabotschij Putj“ Nr. 33, 24. (11.) Oktober, 1917. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 3, часть 1. Москва-Ленинград, 1924]

Der Haupteinwand unserer Gegner ist: „Täuscht euch nicht“, sagen sie, „darüber, was in den Sowjets geschieht. Keine revolutionäre Regierung wird Brot geben und die Ration erhöhen.“ Man sollte meines Erachtens die Bedeutung der Staatsmacht nicht herabsetzen, denn die Macht kann zwar kein Brot schaffen, wenn es nicht da ist, aber sie kann in 24 Stunden der Preis dafür um 100 Prozent erhöhen.1 Es wäre möglich, Brot von den Bauern zu bekommen, aber dafür ist es notwendig, die Leitung der gesamten Wirtschaftspolitik zu zentralisieren.

Unsere Gegner sagen, dass das Gewissen sie daran hindert, die Macht in die eigenen Hände zu nehmen. Aber schließlich sucht jede Partei Macht. Daher haben sie entweder ein schlechtes Programm, oder ihr Gewissen ist schlecht. Wenn eine Partei kein Vertrauen in sich hat, dann soll sie keines vom Volk verlangen. Wenn sie noch die Möglichkeit haben, in den Sowjets zu sprechen, liegt es nur an uns.

Wenn die Idee, die Macht an die Sowjets zu übertragen, in der Armee absolute Ausbreitung findet, und die Sowjetmacht bedeutet: unmittelbarer Frieden, die Beseitigung der Nahrungsmittelkrise und die Sicherstellung der Konstituierenden Versammlung, dann wird es kein Kampf sein, sondern ein Ansturm, bei dem alle Hindernisse sofort fallen werden. In dessen Namen kämpfen wir. Das Vorparlament führt keinen Kampf, und im Allgemeinen ist seine Existenz nutzlos, da es nicht ausreicht, Miljukow aus der Rampenlicht zu entfernen. Es ist notwendig, ihm die Macht zu entreißen. Wir sind bestrebt, einen Machtapparat in Form des Sowjets zu schaffen, der vor Ort das Rückgrat der Zentralregierung sein wird – des Sowjets der Sowjets.

1 Gemeint ist sicherlich die Verdoppelung der Erzeugerpreise durch die Ausschaltung von schmarotzerischem Zwischenhandel, nicht die Verdoppelung der Verbraucherpreise [der Übersetzer].

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