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Leo Trotzki 19171219 Zum Konflikt mit der Rada

Leo Trotzki: Zum Konflikt mit der Rada

Die Zentralrada und die Kaledin-Kadetten-Konterrevolution

[„Iswestija“ Nr. 245, 7. Dezember 1917. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 3, часть 2. Москва-Ленинград, 1925]

Die Leser kennen das Ultimatum des Rates der Volkskommissare an die Rada. Das Ultimatum wurde dadurch verursacht, dass die Rada die Kaledin-Konterrevolution unmissverständlich unterstützt, die Sowjettruppen in der Ukraine entwaffnet und den Vormarsch der revolutionären Truppen gegen Kaledin verhindert. Gestern erhielt wir eine lange Antwort der Rada, unwürdig im Ton und völlig unbefriedigend im Inhalt. Diese Antwort wird morgen veröffentlicht. Nach Erhalt der Antwort erhielten wir den Vorschlag der Zentralrada, der durch den revolutionären Stab der Petrograder Regionalen Militärrada übermittelt wurde, über die Erwünschtheit einer friedlichen Beilegung des Konflikts. Der Vorschlag ist insofern bemerkenswert, als er auf eine Änderung der Stimmung der Rada hin zu friedlichen Verhandlungen hinweist. Trotzdem befriedigte er den Rat der Volkskommissare nicht, weil er die grundlegende Frage der Haltung der Rada im Kampf gegen die Kaledin-Kadetten-Konterrevolution umgeht. Deshalb meint der Rat der Volkskommissare bezüglich möglicher Friedensverhandlungen mit der Rada, dass diese Verhandlungen nur dann sinnvoll wären, wenn die Rada bedingungslos und kategorisch jegliche Unterstützung für die Kaledin-Kadetten-Meuterei am Don ablehnte. Im Folgenden veröffentlichen wir den Vorschlag der Rada und die Antwort des Rates der Volkskommissare.

Antwort an den Rat der Volkskommissare

Der ukrainische Revolutionsstab unter der Aufsicht der Regierung der Ukrainischen Volksrepublik hat die Ehre, der Regierung der Großrussischen Republik mit dem Ergebnis der Verhandlungen des Stabs mit seiner Regierung über das Ultimatum des Rates der Volkskommissare an die Ukrainische Zentralrada und die Antwort der Regierung der Ukrainischen Republik auf dieses Ultimatum bekanntzumachen.

Aus den Gesprächen ist klar, dass der Konflikt zwischen der Ukrainischen und der Großrussischen Republik beigelegt werden kann, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind:

1) Anerkennung der Rechte der Ukrainischen Volksrepublik durch den Rat der Volkskommissare und völlige Nichteinmischung in die Angelegenheiten der Republik;

2) die Befriedigung der Voraussetzung für die Ukrainisierung der Militäreinheiten und den Rückzug dieser Einheiten von anderen Fronten an die Grenzen der Ukraine;

3) Zumutbare Regulierung der Frage der Geldbestände und Goldreserven;

4) Nichteinmischung des Rates der Volkskommissare und des Stabs in die Verwaltung der ukrainischen, also rumänischen und südwestlichen Fronten;

5) die Lösung der Friedensfrage unter Teilnahme der ukrainischen Republik.

Gleichzeitig glaubt die Regierung der Ukrainischen Republik, die Erklärung des Rates der Volkskommissare über die grundsätzliche Anerkennung der oben genannten Bedingungen sowie die Antwort auf den Hinweis der Regierung auf die Bildung einer föderalen sozialistischen Regierung in Russland, könnte als Grundlage für die Beilegung des Konflikts dienen, um einen Krieg zwischen der Ukraine und Großrussland zu vermeiden.

Bezüglich der anteilsmäßigen Beteiligung von Ukrainern an der Föderativregierung glaubt die Regierung der Ukrainischen Volksrepublik, dass angesichts der besonderen Bedeutung, die die ukrainische Republik derzeit durch ihre Organisation und den Wunsch nach einer wirklichen Straffung der Beziehungen in ganz Russland und die Errichtung eines normalen Kurses des revolutionären Lebens in einzelnen Republiken erlangt, der Ukraine mindestens ein Drittel der Vertretung gehören muss.

Hiermit wird der ukrainische Revolutionsstab von der Regierung ermächtigt, gegenüber der Regierung der Russischen Republik zu erklären, dass Nahrungsmittelerzeugnisse wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht aus der Ukraine versandt werden, bevor das Generalsekretariat Barzahlungen für Produkte mit Banknoten und zu einem Drittel in Gold erhalten hat.

Der ukrainische Revolutionsstab drückt, im Vertrauen darauf, dass der Konflikt der brüderlichen Völker zur beiderseitigen Befriedigung sicher gelöst werden wird, die volle Bereitschaft aus, alle seine Kräfte in dieser Angelegenheit einzusetzen.

Ataman des Hauptquartiers von Baindrenko.

Adjutant Usik.

An den ukrainischen Revolutionsstab der Petrograder Regionalen Militärrada

Als Reaktion auf Ihren Vorschlag zur friedlichen Beilegung des Konflikts zwischen der Zentralrada und dem Rat der Volkskommissare, der „unter der Aufsicht der Regierung der Ukrainischen Volksrepublik" gemacht wurde, beschließt der Rat der Volkskommissare:

1) Natürlich sind friedliche Wege zur Beilegung des Konflikts wünschenswert, und die Sowjetregierung hat alles getan, um eine friedliche Lösung des Problems zu erreichen;

    2) Was die von der Rada vorgebrachten Bedingungen anbelangt, so waren und sind solche, die von grundlegender Bedeutung sind (das Recht auf Selbstbestimmung), nicht Gegenstand eines Streit oder Konflikts, da der Rat der Volkskommissare diese Prinzipien vollständig anerkennt und umsetzt.

    3) der eigentliche Konfliktgegenstand, der in den ihnen übermittelten Bedingungen der Rada völlig verschwiegen wird, ist die Unterstützung der Rada für die bürgerliche Kadetten-Kaledin- Konterrevolution gegen die Macht der Sowjets der Bauern-, Arbeiter- und Soldatendeputierten;

4) Ein Abkommen mit der Rada ist nur möglich, wenn die Rada eine kategorische Aussage ihrer Bereitschaft macht, sofort die Unterstützung für die Kaledin-Rebellion und die konterrevolutionäre Verschwörung der Kadettenbourgeoisie aufzugeben.

Rat der Volkskommissare.

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