Leo Trotzki: Brief an Henk Sneevliet

[Nach dem maschinenschriftlichen Text in Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 1046, International Institute of Social History, Amsterdam]

26. August 1933

Lieber Freund!

Ich sende Dir anbei die verbesserte Fassung des Erklärungsentwurfes. Wenn man ein Dokument in dieser Art von der Konferenz mitnimmt, so wird das wirklich einen Schritt nach vorn bedeuten. Ich hoffe, dass man bei der Umarbeitung des Textes keine Verschwommenheit zulässt.

Die letzten Beschlüsse der ILP scheinen von radikalerem Geiste getragen zu sein. Aber die letzten Konsequenzen sind nicht gezogen, und somit für die Stalinbürokratie Tür und Tor offen gelassen.

Ich werde mit größter Ungeduld auf ein paar Zeilen von Dir warten. In der sicheren Gewissheit, dass Deine Politik in Bezug auf diese Konferenz im Grunde heißt: zuerst Qualität, dann Quantität.

Mit dem Genossen de Kadt haben wir ausführlich alle Fragen, auch die holländischen, besprochen. Ein gewisser Unterton der Missachtung der „Theorie“ seitens des Genossen de Kadt schien mir umso überraschender, als de Kadt sehr belesen zu sein scheint auf verschiedenen Gebieten und ein wirklich erfreuliches geistiges Interesse äußert.

In Bezug auf die Hauptfrage in Holland war das wichtigste Argument: „Wenn Sneevliet die Notwendigkeit der Arbeit innerhalb der reformistischen Gewerkschaften anerkennt, so sindwir weit davon entfernt, die Auflösung der NAS zu fordern oder die Organisation unfreundlich zu bekämpfen! In diesen Falle sehe ich, de Kadt, keine Hindernisse, nicht nur für die Zusammenarbeit, sondern auch für eine ziemlich nahe Verschmelzung.Die aus den Gewerkschaften ausgeschlossenen Arbeiter wollen wir für eine Zeit lang dazu benützen, um auf die reformistischen Gewerkschaften noch einzuwirken. (Forderung der Wiederaufnahme usw.) Aber da diese Politik nicht lange dauern wird, sind wir im Prinzip bereit, diesen Genossen zu empfehlen, in das NAS einzutreten“. Das ist ungefähr das wichtigste Fazit der Besprechungen. (Auch einem gemeinsamen Diskussionsorgan stimmt de Kadt vollständig zu).