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Leo Trotzki ua 19331230 Protokoll der Vierer-Vorkonferenz

Leo Trotzki ua: Protokoll der Vierer-Vorkonferenz vom 30. Dezember 1933

[Nach dem maschinenschriftichen Text in Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 1259, International Institute of Social History, Amsterdam.]

Die Vierer-Vorkonferenz vom 30. Dezember 1933

Anwesend: für die Liga der Kommunisten-Internationalisten — Bauer, Crux [Trotzki], Feroci [Leonetti], Frank, Naville, Schwarz [Leo Sedow] und

für die RSP — Sneevliet

für die OSP — de Kadt

für die SAP — Schwab [Walcher], Goldenberg

Protokoll: Steen [Klement]

Tagesordnung: Vorarbeiten und Perspektiven in Bezug auf die Vierte Internationale

Die holländische Jugendkonferenz

Vorsitz: Bauer

1. Verlesung des Vorschlags der IKL-Delegation, auf Schaffung der ständigen Kommission, sowie eines Bulletin und auf Hilfe für die Jugendkonferenz.

2. Die Vorarbeiten

Die bisherige Arbeit für die 4. Internationale ist propagandistischer Natur und noch ohne wesentliche organisatorischen Folgen. Die gemeinsame Resolution von der Pariser Augustkonferenz ist von allen beteiligten Organisationen in ihren Zeitungen und zum Teil in Flugblättern, Zeitschriften und Broschüren verbreitet worden.

Nach der Par. Konf. konzentrierte sich alles auf Versuche zur Vereinigung innerhalb des Viererblocks. Die RSP schloss sich der IKL an. Die Verschmelzung der beiden niederländischen Organisationen erwies sich bis jetzt als unverwirklichbar auf Grund von Meinungsverschiedenheiten über ihr Tempo und ihre Vorbedingungen; die Parteien arbeiten vorläufig weiter zusammen mit den befreundeten Organisationen in einer Einheitsfront. Auch die Vereinigung der SAP mit der deutschen Sektion der IKL ist bisher ergebnislos geblieben auf Grund theoretischer und praktischer Differenzen in den Fragen der revolutionären Taktik. Die Orientierung auf neue komm. Parteien und eine neue Internationale, sowie die Haltung des IS auf der Par. Konf., wo es vorerst nur im eigenen Namen sprechen konnte, ist von der Mehrheit der IKL-Sektionen gutgeheißen worden (von den übrigen liegt wegen der großen Entfernung noch keine Stellungnahme vor).

In Holland ist in der und um die KP eine neue Opposition entstanden, die demnächst die „Neue Tribüne“ herausgeben wird und sich der Vereinigten Holl. Partei anzuschließen gedenkt. In der holl. Sozialdemokratie besteht nach der Kapitulation der „Liga“ kein organisierter linken Flügel mehr. In Schweden sprach ein SAP-Genosse auf dem Kongress der Unabh. Komm. Jugend. Nach dem Ausschluss der UKP Schwedens aus der IKVO herrscht starkes Schwanken über ihre fernere internationale Orientierung. Die Sympathien für die neue Internationale sind äußerst vage. Versuche, mit der NAP zusammenzuarbeiten, stoßen auf keine Gegenliebe, da diese Anschluss an die skandinavische Soz.--Dem. Sucht. In Norwegen befindet sich die Mot-Dag-Gruppe in voller Übereinstimmung mit der SAP, außer was die Möglichkeit der Eroberung der NAP betrifft, was sie bejaht. Die SAP billigt aber den Plan der MD, in die NAP einzutreten auf Grund gewisser Bedingungen (Erhaltung der MD-Gruppe und des Verlages mitsamt Zeitung). In Belgien führte die IKL-Sektion Vereinigungsverhandlungen mit der Hennaut-Gruppe, die an der Unvereinbarkeit der Beurteilung der Erfahrung des letzten Jahrzehnts scheiterten. In der Schweiz befindet sich die Schaffhausener KPO nach wie vor in Opposition zur Brandler-Führung und zeigt starke Sympathien für die Tendenz des Viererblocks. In England ist die ILP unverändert unschlüssig und im Verfall (augenblicklich angeblich nur noch 4.000 Mitglieder). Um sie zu einer revolutionäre Partei zu machen und für die 4. Int. zu gewinnen, schlägt das IS der IKL ihrer brit. Sektion Eintritt in die ILP vor. In Österreich gibt es nach der Kapitulation des linken Flügels der SD nur sehr schwache Oppositionsgruppen. Die Zersetzung der KP Tschechei ist ohne sichtbares Ergebnis in der neuen Richtung; dagegen ist dies bei der Unzufriedenheit der deutschen SD der ČSR der Fall. In Spanien hat sich die Soz. Jugend für die Vierte Internationale erklärt. Der linkeste Teil der SD Frankreich um Marceau Pivert hat Verbindung mit der SAP angeknüpft. Die Augustkonferenz hat unter der Jugend starkes Echo ausgelöst, insbesondere bei der PUP-Jugend. Die italienischen Maximalisten, letzten Rest der it. SD, die auf der Par. Konf. zur NAP zu neigten schienen, andererseits sich einer Zusammenarbeit mit den Stalinisten nicht verschlossen, haben nurmehr die 4erresolution teilweise abgedruckt und kommentiert. In Polen hat die Viererorientierung starke Sympathien bei eine Bund-Organisation. In den Vereinigten Staaten laufen Verhandlungen der SAP mit der Gitlow-Gruppe und der Mustegruppe (Lore).

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass diese Ergebnisse sehr bescheiden sind, zum Teil auch wegen ungenügender Bemühungen, verursacht durch die Verschmelzungsbemühungen. Die internationalen Verbindungen waren für alle Organisationen mehr oder weniger die gleichen. Über das Londoner Büro konnte von dem ihm angehörigen beiden Parteien nicht berichtet werden, da es sich auf Informationsvermittlung beschränkt hat und die erste Sitzung nach der Par. Konf. Erst im Jan. 34 stattfinden wird.

3. Perspektiven der weiteren Arbeit

Goldenberg erklärt sich gegen eine vorzeitige Gründung der 4. Int., doch für ihre weitere Propagierung, die in Form und Art der Entwicklung der Arbeiter angepasst sein muss.

Bauer: In den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit müssen wir die sozialistischen Linken stellen, insbesondere die Jugendlichen. In der Sozialdemokratie, wie übrigens auch in der Komintern versuchen versöhnlerische Richtungen, die Opposition einzufangen. Im Kampf mit ihnen müssen wir die Frage der Möglichkeit der Reform der betr. Parteien in den Vordergrund stellen. Daneben ist natürlich scharfer Kampf gegen die erstarkenden Rechten erforderlich. Ferner ist nötig eine klare Einstellung zu den nationalen und internationalen Organisationen außerhalb der beiden Internationalen (Londoner Büro, NAP). Darüber ist zunächst unter uns eine Klärung zu schaffen. Zwei Standpunkte stehen sich gegenüber: Bruch mit ihnen oder Anschluss an sie.

Crux: Die Milesbroschüre „Neu Beginnen!“ hat die gesamte Kritik der Marxisten an der Zweiten Internationale gestohlen und fordert zugleich vom linken Flügel Disziplin, d.h. freie Hand für Wels. Zu diesen Leuten können wir nur mit der Hundepeitsche sprechen; die kleinste Konzession an sie wäre ein Verbrechen.

Zur Neuorientierung der Weltarbeiterbewegung sind zwei Zentren, ein spekulatives und nicht existierendes (das unsrige) und ein existierendes, aber völlig illusorisches (das Londoner Büro). Aus dem Dilemma kommen wir nur heraus durch unsere permanente Verbindung und den offenen Bruch.1 Die schwed. Partei will sich an die NAP anlehnen, die NAP an die Sozialdemokratie, die SD hat sich aber längst an die bürgerliche Gesellschaft „angelehnt“ und wir sollen uns an die schw. Partei anlehnen? Diese Kette ist von gewaltiger sozialer und politischer Bedeutung. Der SAP-Genosse Brandt nennt Tranmæl treffend den Louis Blanc von 1933 und schätzt die NAP vortrefflich ein, zieht aber ganz konfuse Konsequenzen: international sei mit ihnen zu brechen, national aber nicht. Bei der ILP schadete das Bündnis, weil es sie nicht vor die Wahl stellt; national aber fördere es die Schaffung des linken NAP-Flügels. Kurz, für Schweden und Engländer ist Klarheit gut, für die Norweger aber nur Verschwommenheit. Tranmæl sucht Zeit und Umstände, um sich von den unbequem gewordenen Bundesgenossen frei zu machen. Dass praktisch kein linker Flügel in der NAP besteht, ist zu verdanken erstens Tranmæls geschicktem Lavieren, 2. den Schutzengel SAP und OSP. Wenn der norwegischen Arbeiter seinen Tranmæl international in der Gesellschaft anständiger Leute sieht, denkt er nicht daran, Opposition zu machen. Einer Rede Schwabs hören 100 Arbeiter, aber entscheidend ist das Bündnis Schwabs mit Tranmæl ist. Wenn der norw. Arbeiter die wirklichen Gründe des Bruches erfahren soll, die darf man nicht Tranmæl die Initiative überlassen werden. Wie die englischen Reformisten beim Anglorussischen Komitee wird er sich einen ihm vorteilhafteren Anlass und Zeitpunkt wählen. Der Bruch ist notwendig gerade um der Schaffung eines linken Flügels willen. Die Arbeitsgemeinschaft aber verhindert das und ist deshalb ein reaktionärer Faktor geworden.

An der Niederlage in Deutschland ist entscheidend der Bankrott der Kompartei, denn der Ausweg hätte nur ein revolutionärer sein können. Gegen siegreichen Faschismus heben sich um so schärfer die Vorteile der Demokratie ab. Aus diesen Gründen strömen die im Fluss befindlichen Arbeitermassen vorwiegend zur Sozialdemokratie und nur zu einem ganz kleinen Teil zu uns. Doch der Katastrophencharakter dieser Bewegung stellt die SD bald vor neue Spaltungen. Den Miles’ und Louis Blancs helfen Versteck zu spielen heißt diesen Prozess aufzuhalten.

In Krisenzeiten ist die Arbeiterklasse stets von Stimmungen gegen Spaltung und für Einheit erfüllt. Lenin erhielt 1917 auf der bolsch. Konf. für die Dritte Internationale nur eine Stimme, die eigene. Man muss beharrlich den Arbeiter von der Notwendigkeit der neuen Internationale überzeugen und zwar zuerst die fortgeschrittensten. Zu sagen, für die Vierte Internationale sei es noch zu früh, heißt den Klassenkampf für verfrüht erklären. Zwischen diesem Geist und den Tatsachen klafft eine Schere. Wir fordern von unseren Bundesgenossen einer Rasierschnitt, machen aber daraus natürlich kein Ultimatum.

Die gemeinsame theoretische Zeitschrift ist von der SAP leider sabotiert worden.

Schwab: Vergebens hoffte die SAP nach der politischen Wendung der LO auf eine Wendung in ihrer Taktik. Darin sah sie sich getäuscht. Auf der Pariser Konferenz verhinderten die LO-Genossen mit derselben bekannten, unfruchtbaren, sektiererischen Methode ein einheitliches geschlossenes Auftreten der vier Organisationen, das nur auf Grund einer Stimmenthaltung betreffs der Brüsseler Resolution der Mehrheit möglich gewesen wäre. Wäre die SAP dem Rat der LO gefolgt, hätten wir heute nicht die Unterschrift der OSP.

Die Überparteilichkeit der geplanten Zeitschrift war längst von allen anerkannt. Doch für die LO war der Gedanke einer überpart. Zeitsch. ebenso wie die Brüss. Res. im August plötzlich reaktionär geworden. Man muss auch die KPO zur Mitarbeit auffordern, denn hinter ihren Führern stehen Tausende ausgezeichnete Genossen. Gewiss werden jene ablehnen, aber diese ebenso gewiss in Widerspruch zu ihren Führern geraten. Als aber Genosse T. allein bei seinem ablehnenden Standpunkt blieb, zog sich der Herausgeber selbst zurück.

Die Fragestellung, Londoner Büro oder Viererbund kann man nicht anerkennen. Der Rasierschnitt hülfe nur denen, die an der Verhinderung der Revolutionierung der NAP interessiert sind. Die Internationale Arbeitsgemeinschaft mit Tra. spielt in Norwegen gar keine Rolle. Aber ein Bruch fände das stärkste Echo. Nach den Regeln hätte auch die KPO-Mi[nderheit] nie in die SAP eintreten dürfen. Darin spiegeln sich nur anormalen Verhältnisse. Im Lond. Büro müssen wir den maximalen Einfluss geltend machen. Dabei muss man den Mut haben, über scheinbar gerechte Einwände hinwegzugehen wie wir beim Eintritt in die SAP. Die Erfahrung hat uns Recht gegeben. An sich sind reformistischen Parteien nicht uneinnehmbar, siehe USPD. Das wird bei der NAP gewiss nicht der Fall sein, wenn man sich aber die Eroberung nicht zum Ziel setzt, wird man keine Resonanz finden.

De Kadt: Wichtiger als das bisher diskutiere sind die Grundanschauungen der künftigen Internationale. Die LO will ihre Prinzipien nur international akzeptieren lassen und betrachtet die 4. Internationale nur als eine erweiterte IKL. OSP und SAP stehen nicht zwischen dem Gedanken der neuen Internationale und dem Londoner Büro, sondern eindeutig hinter ersterem. Wir wollen gar nicht unter allen Umständen im Londoner Büro bleiben. Die konkreten Tatsachen werde zum Bruch führen. Das Wahlsiegtelegramm an die NAP war mehr eine Bedrohung als eine Gratulation. Man darf die linken Reformisten nicht so angreifen, dass selbst geschulte Arbeiter es nicht verstehen. Die Vierererklärung muss erweitert werden um taktische Prinzipien.

Der ausgezeichnete Artikel von T. „Unsere heutigen Aufgaben“ steht in Widerspruch zur Haltung der LO zu NAP usw. Mit der Hundepeitsche kann man nicht alles machen. Hinter den Hunden stehen die Leute, von denen wir uns alles zu erwarten haben. Für die Peitsche werden günstigere Augenblicke kommen. Die Kritik braucht darum nicht weniger unnachgiebig sein. – Auch das Programm ist nicht alles. Viele unterschreiben, um sich in der Praxis nicht daran zu halten. – Wir haben in der neuen Internationale eine besondere Internationale (IKL + RSP). Dieser Zustand wäre unmöglich, wollte man ernsthaft die neue Internationale. Wir stehen uns nicht so nahe wie wir in Paris meinten. deK befürwortet das techn. Zentrum und das Bulletin. Man soll an die werdende Internationale nicht den Maßstab der fertigen legen. – Auf der Jugendkonferenz im Februar kann man wohl einige gute Beschlüsse herausholen, aber man vergesse nicht, dass diese Jugend sehr schwach ist und für die Arbeiterschaft nicht symptomatisch.

Sneevliet: auf der Paris. Konf. waren 7 Organisationen für den Gedanken der neuen Int., drei davon aber gegen die 4erresol. (UAPS, Maurín, Leninbund). Innerhalb des 4erbundes selbst gibt es zwei Gruppen, deren eine mit einem Bein auf einer Resolution steht, die so sehr der 4erres. widerspricht, dass sie Tra. als gegen die neue Int. gerichtet interpretieren konnte und ihr zustimmte. Aber auch diese Gruppe ist sich nicht einig. Die SAP verlangt den Eintritt aller vier, die OSP ist bereit auszutreten und sagt den Tod des Lond. Büros voraus. Im Grunde wollen OSP und SAP sich die Türe offen halten für eine andere Entwicklung.

Die Komintern hat sich endgültig für 1934 zu einem Weltkongress entschlossen. Wir müssen über die platonischen Anerkennungen der neuen Int. Hinausgehen, der Februarkonferenz einen positiven Inhalt geben, denn werden wir den Kominternkongress beherrschen.

Die Debatten über Sektierertum, Taktik gegenüber NAP etc. sind ganz nebensächlich (Schwab: Auch ohne NAP und das Lond. Büro gäbe es die selben Differenzen). Das Programm der neuen Internationale liegt nicht fertig vor, sondern wird in der Praxis der geistigen Vorarbeit geschaffen werden. Sn. schließt sich dem „Vorschlag“ an. Mit „Sektierertum“ ist Weltgeschichte gemacht worden! Für März schon muss man eine größtmögliche Konferenz vorbereiten, – Die zur Jugendkonf. einladende Jug.org. ist völlig unabhängig von der OSP. Ohne unsere Hilfe wird die Konferenz zu einer Karikatur.

Crux: Wenn von taktischen Fehlern auf der Pariser Konferenz die Rede ist, vergesse man nicht, dass die Abstimmung unserer Resolution dort verhindert wurde durch die Engländern mit Beihilfe der OSP und unter Duldung der SAP, wodurch denen, die ein Interesse daran haben, nicht Farben bekennen zu wollten, das Spiel erleichtert worden ist. Die Brüss. Re. war von Anfang an so nichtssagend, wie eine Res., auf die sich Organisationen einigen, deren Tendenzen auseinandergehen, nur sein kann, und war auch schon im Juni kompromittierend. Mit der NAP kann man praktische Abkommen schließen, aber dem Schieber und Schurken Tra. eine Res. über das Schicksal der internat. Arbeiterbewegung zu unterschreiben, das streift an die Grenze des Verbrechens. (Schwab: die SAP würde auch nie die 4erres. Unterzeichnet haben, hätte sie im Voraus gewusst, was die LO im Schilde führt.) Jetzt haben Sie die rechte Orientierung eingeschlagen. Nach links haben Sie nur Drohungen, die Faust, nach rechts sind Sie gut Freund. Wir haben keine Gedanken für uns und solche für die Öffentlichkeit.

Betreffs der Zeitschrift kann nur der Beschluss unseres IS gelten. Gu[mperz] machte vollauf den Eindruck, einverstanden zu sein, die Diskussionszeitschrift auf Grund der Viererres. herauszugeben mit einer Redaktionsmehrheit aus Anhängern der 4. Int. und einer nicht feindlichen Minderheit. Dann verlangte Schwab die Einladung der Brandlerianer. Warum nicht gleich Manuilski, den Herrn, statt den Lakaien Br., hinter ihm stehen zweifellos auch viele brave Leute. Eine Zeitschrift ohne Plattform ist eine Illusion. Wir sind bereit jede andere Plattform als Ihre und unsere 4erres. In Erwägung zu ziehen. (Schwab erklärt sich bereit, dass er auf dieser Grundlage nochmals mit Gu. Verhandeln wird.) Gu. war übrigens bereit, im Falle des Scheiterns der Zeitschrift Broschüren herauszugeben.

Was hätten unsere Bundesgenossen wohl sagen, wenn wir mit dem Amsterdamer2 Büro liiert wären? Das ist ebenso ein Agent der Dritten Internationale wie Tra. einer der 2. Internationale ist. Es geht jetzt nicht darum, wann die 4. Intern. Zu gründen, sondern mit doppelter Pferdekraft an ihrer Schaffung zu arbeiten. Unsinnig wäre es, etwas zu proklamieren, was nicht reif ist. Jeder hat das Recht und die Pflicht, den anderen überzeugen zu wollen. Niemand würde uns ernst nehmen, wenn wir nicht kämpften, dass unsere Prinzipien die der neuen Int. werden. Wir wollen und können niemandem etwas aufzwingen, nichts einschmuggeln. Wenn wir alle prinzipiell und aktuell zu allem Stellung nehmen, werden wir tausend Mal mehr gewinnen als wenn wir Tra. nachlaufen. Niemand außer uns kann das ehrlich tun, nicht weil die anderen dumm, sondern weil sie samt und sonders und kompromittiert sind und die Arbeiter betrügen müssen. Der Zeitpunkt der Gründung der neuen Intern. hängt auch von den Ereignissen ab. Seien wir ungeduldig auf die Arbeit, nicht auf die Resultate!

Goldenberg: Nach links, wo wir uns verschmelzen wollen, können wir unter uns reden reden, aber nach rechts müssen wir , ohne unseren Standpunkt aufzugeben, höflich sein, um das Ohr der dort stehenden Massen zu gewinnen. Mag die Brüsseler Resolution auch für die Avantgarde nichtssagend sein, den Massen sagt sie etwas. Dadurch dass die Avantgarde ihnen voraus ist, kann de Res. nicht reaktionär werden. Indem Seydewitz die Prinzipienerklärung unterschrieb, kompromittierte er sich und nicht wir uns, wie er sich damit in Widerspruch zu seinen Taten stellte. Die Hundepeitsche kann die Milesleser nur abstoßen, bei aller Schärfe in der Sache muss man geschmeidig in der Form sein. In Wirklichkeit wurde die 3. Int. Aufgebaut auf der Oktoberrevolution. (Crux: Ohne Lenins beharrliche Arbeit für die Dritte Internationale wäre die Oktoberrev. unmöglich gewesen. Die Gründung selbst war doch nur ein formal abschließende Akt.) Die Diskussion in der NAP wird entstehen beim Bruch Tra.s mit uns, nicht bei unseren Bruch mit ihm.

Bauer: betont, dass sich die unterzeichneten Organisationen in der 4ererklärung schon auf gewisse Prinzipien festgelegt haben, daran festzuhalten ist nicht der IKL zum Vorwurf zu machen. Die Furcht, herunterzufallen bei der Zusammenarbeit und Vereinigung spielt unberechtigterweise bei manchen Führern eine hemmende Rolle.

Auch die SAP erkennt an, dass ein dauerndes Nebeneinander der beiden Zentren unmöglich ist Das Londoner Büro ist aber nicht weiter als ein prinzipienloser, paralysierter Haufen auseinanderstrebender Richtungen. Auf dem Boden der 4ererklärung jedenfalls wäre ein Eintritt unmöglich. – Die ILP kann nicht zur Zweiten Intern. (De Kadt: Aber zur 3. Crux: Auch das wäre ein Fortschritt, nach einigen Monaten käme es zum Bruch, und ein Teil unweigerlich zu uns). Unsere sektiererischen Vorschläge führen zu viel mehr als die Politik der „alten Praktiker“. – Verliest einen Resolutionsentwurf der IKL

Schwab: Das Lond. Büro wird nur eine Informationsquelle bleiben und kaputt gehen, wenn die IKL ihm fernbleibt. Drei von den ihm angehörenden Organisationen haben aber einen Revolutionierungsprozess durchgemacht, mit ihnen zusammen wäre das Londoner Büro zu einem funktionierenden Organ zu machen. Stirbt es, hat niemand einen Nutzen davon.

Wenn Gu. der Herausgeber der Zeitschrift ist, tragen wir keine Verantwortung. Sollen in die Redaktionsminderheit die Brandlerianer eingeladen werden können? (Crux: Nein. Lieber brechen sie mit uns als mit den Br. Crux fragt de Kadt nach nach seiner Meinung. Keine Antwort. Crux: Man kann sich doch nicht hinter Gu.s Rücken verstecken, politisch macht uns doch jeder verantwortlich.) Die KP und die LO haben mit ihren Entlarvungen immer nur sich selbst isoliert. Man muss dem Rechnung tragen, was die Leser und Zuhörer aufnehmen können Die LO hat in der SAP trotz gleicher Chancen nichts erreicht. Auch Trotzki steht trotz seiner großen Persönlichkeit ganz allein in der Welt. Es hat sich gezeigt, dass die Unfruchtbarkeit der LO nicht allein aus ihrem Charakter als KP-Fraktion entsprang. Zu beanstanden ist nicht die Absicht der LO und ihr Recht, diese zu verwirklichen, sondern das Missverhältnis zwischen diesen guten Absichten und den geringen organisatorischen Ergebnissen.

Crux: Die Revolution ist isoliert und alle von uns mit ihr. In der SAP waren Sie eine notwendige Etappe. Sie wissen alle, dass von einer Diktatur in unserer Organisation nicht die Rede ist. Unsere großen Lehrmeister waren auch zunächst von kleinen Kreisen junger Genossen umgeben.

De Kadt: Die RSP spielt sich mit Trotzki nur auf, steht in Wirklichkeit aber weit unter dem Trotzkismus. Es wird sich noch herausstellen dass sie in Wirklichkeit aus ganz rechten Gewerkschaftern besteht. Das sind ernstere Fragen als die der NAP etc. Da wir es noch fürs erste mit einer werdenden Internationale zu tun haben, wird man auch noch eine gewisse Zeit im Lond. Büro bleiben müssen bis zu seinem natürlichen Abschluss. Die Austrittsresolution würde wenig Anklang finden bei den Arbeitern. Es wird hier Resolutionen usw. viel zu viel Wichtigkeit beigelegt, man möge vor lauter Programmradikalismus nicht die praktische Arbeit vernachlässigen. Die IKL ist voll im Recht, für ihre Ansichten zu kämpfen, aber die Ereignisse der letzten Jahre haben durchaus nicht die Richtigkeit all ihrer Ansichten bewiesen. – Auf dem 7. Weltkongress werde wir kaum eine große Rolle spielen. Programmarbeiten sind gewiss von großer Bedeutung, wenn man aber nicht auch auf die praktische Arbeit sieht wird man nicht die Arbeiterelite, sondern nur Diskussionsfanatiker gewinnen. – Der Nieuwe Weg in Holland ist ungefähr schon die Verwirklichung des Gedankens der Diskussionszeitschrift; Grundlage ist der revolutionäre Sozialismus, die 4erres. Wird darin verteidigt, die Redaktion besteht aus einer Mehrheit von OSP und RSP.

Sneevliet: Die Erfahrungen in Holland waren unumgänglich. Im Augenblick heißt es, die Einheitsfrontarbeit zu aktivieren. Dann wird sich schon herausstellen, wer rechts, wer links ist.

Crux: richtet einen Appell an die beiden holländischen Parteien appellieren, in ihren Massenorganen nicht die Enttäuschung der Arbeiter zu legitimieren, sondern vielmehr die doch hoffentlich gemeinsame Perspektive auf Vereinigung nach reiflicher Diskussion zu betonen.

4. Beschlüsse

1. „Die Vertreter nachstehender Organisationen, nach einer gründlichen Prüfung und Diskussion der Auswirkungen, die der auf der Pariser Augustkonferenz geschlossene Viererpakt in der internationalen Arbeiterbewegung ausgelöst hat, beschlossen zum Zweck der Intensivierung, Verbreitung, Koordinierung der unerhört großen Aufgaben auf dem Gebiet der Klärung wie der notwendigen Organisierung zur Vorbereitung der neuen Internationale:

a) die unmittelbare Bildung einer technischen permanenten Kommission, deren nächste Aufgabe besteht in der Vorbereitung der Viererkonferenz bis Ende Februar. Die Viererkommission beauftragt zwei in Paris ansässige Mitglieder mit der Ausführung der laufenden Arbeit.“

(Es wurde abgemacht, dass nur einstimmige Beschlüsse der Kommission gültig seien und dass bei wichtigen Angelegenheiten die die laufende Arbeit besorgenden Genossen, 1 SAP, 1 IKL, die Zustimmung der übrigen Teilnehmer einzuholen haben.)

b) die Herausgabe eines gemeinsamen Bulletins, das alle im Zusammenhang mit der Arbeit der Konferenz stehenden Dokumente (darunter auch Diskussionsartikel der angeschlossenen Organisationen) zur Veröffentlichung bringt.“

(Als Name für das Bulletin wurde beschlossen: „Das Bulletin der Kommission für die Vorbereitung der Vierten Internationale“.)

2. „Die technische Kommission ist beauftragt, nachzuprüfen, ob mit Beteiligung des Genossen Gumperz die Möglichkeit der Schaffung eines Diskussionsorgans möglich ist.

3. Es wäre wünschenswert, in Amsterdam eine Unterkommission aus Vertretern der vier Jugendorganisationen zu bilden, um den Initiatoren der Jugendkonferenz alle notwendige Unterstützung zu leisten.

4. Die Konferenz wird am 25. Februar stattfinden. Die betreffenden Thesen der IKL sind bis zum 15. Januar an die übrigen Organisationen zu verschicken. Die Antworten, Ergänzungen etc. sind bis zum 1. Februar einzureichen.

5. Die technische Kommission hat die Aufgabe, bis zum 28. Januar die Tagesordnung der Februarkonferenz festzulegen. Sie soll aber mindestens folgende Punkte umfassen:

  1. Arbeit zur Vierten Internationale

  2. Programmatische Thesen

  3. Manifest

6. Die technische Kommission hat eine Anfrage zu erlassen über die Arbeiten betreffs des in der Viererresolution vorgesehenen Überblicks über die Arbeiterbewegung in den einzelnen Ländern.

1 Handschriftlich am Rand ergänzt: „mit dem Londoner Zentrum“

2 Handschriftlich am Rand ergänzt: „Friedenskongress-“

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