Leo Trotzki: Brief an Chen Duxiu

[Nach Schriften 2.2, Hamburg 1990, S. 737 f.]

Lieber Genosse Chen Duxiu!

Aus Gründen der Zeitökonomie schreibe ich Ihnen auf russisch; ich hoffe, Sie finden leicht einen Dolmetscher. Sehr gern würde ich die chinesische Sprache lernen, allein schon, um Ihre Arbeit über die chinesische Wirtschaft lesen zu können. Den ersten Band habe ich erhalten und danke Ihnen. Es hat mich sehr gefreut, dass der marxistische Gedanke, trotz der Niederschlagung der chinesischen Revolution, lebendig und fruchtbar ist. Dank Ihrer Überschriften kann ich einige statistische Tabellen verstehen, und darüber freue ich mich sehr.

Ich lege Ihnen den Entwurf zu einer Plattform der Internationalen Linken Opposition zum Problem der UdSSR bei, den ich in den letzten Wochen ausgearbeitet habe. Ich wäre sehr glücklich, wenn die chinesischen Genossen diese Arbeit übersetzen und mir so rasch wie möglich ihre kritischen Anmerkungen dazu schicken könnten.

Ich weiß nicht, ob mein Brief vom …¹ zur Frage der Vereinigung der chinesischen Oppositionsgruppen und zu anderen Fragen des inneren Lebens der Linken Opposition Sie und die anderen chinesischen Genossen erreicht hat. Ich habe schon seit langem keinerlei Nachrichten von den chinesischen Genossen und weiß überhaupt nicht, in welchem Zustand die chinesische Opposition sich befindet. Mit großer Ungeduld warte ich auf Ihren ausführlichen Brief.

Mit kommunistischem Gruß