Leo Trotzki 19370929 Brief an das Internationale Sekretariat

Leo Trotzki: Brief an das Internationale Sekretariat

[Nach Schriften 2.2, Hamburg 1990, S. 872, dort mit erläuternden Fußnoten.]

Liebe Genossen!

Wie ich sehe, hat die belgische La Lutte ouvriere in der Nr. 37 vom 11. September 1937 mein erstes Interview zur Frage des chinesisch-japanischen Kriegs abgedruckt, das ich am 30. Juli 1937 für die bürgerliche Presse gab. Die Redaktion hat das Interview mit folgender Bemerkung versehen: »Mit diesen Ausführungen spricht Genosse Trotzki nur für sich selbst.«

Eine solche Formulierung ist für jeden informierten Leser Ausdruck grundlegender Meinungsverschiedenheiten. Dabei bringt mein Interview nur zwei Gedanken zum Ausdruck: Erstens müssen die revolutionären Arbeiter Chinas mit größter Energie am Krieg gegen Japan teilnehmen; zweitens müssen die Arbeiterorganisationen in diesem militärischen Kampf ihrem Programm treu bleiben und ihre organisatorische Unabhängigkeit uneingeschränkt wahren.

Welchem dieser beiden Gedanken gilt dieser nachdrückliche Vorbehalt der Redaktion? Ist sie der Meinung, die chinesischen Arbeiter sollten die nationale Verteidigung eines kolonialen Landes gegen die imperialistische Invasion ablehnen? Oder meint sie im Gegenteil, sie sollten im Namen der nationalen Verteidigung auf ihre revolutionäre politische Tätigkeit nach Art der Stalinisten verzichten? Mir scheint, wir sollten unsere führenden belgischen Genossen auffordern, sich zu diesem Thema völlig unmissverständlich zu äußern.

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