V

V. Weitere Beweise für Rosa Luxemburgs revidierte Auffassung

Auszüge aus charakteristischen Artikeln Rosa Luxemburgs in der “Roten Fahne” / Auszüge aus der “Rede zum Programm” auf dem Gründungskongress der Kommunistischen Partei / Leo Jogiches über Rosa Luxemburgs Wandlung und die seiner eigenen Einstellung zur bolschewistischen Politik / Rosa Luxemburgs gesamte politische Betätigung seit dem Novembersturz eine Bekundung veränderter Einstellung zur russischen Revolution

Auszüge aus einigen besonders charakteristischen Artikeln Rosa Luxemburgs* in der “Roten Fahne” mögen an ihrer Stellung zu den deutschen Dingen zeigen, welch enge und feste innere Fühlung sie seit dem September 1918 mit der russischen Revolution gewonnen hatte. Ihr erster Leiter vom 18. November ist ein Bekenntnis zur Räteordnung und zur proletarischen Diktatur, ist in knappster Fassung ein Programm revolutionären Handelns, in dem der Geist, die Erfahrung der russischen Revolution atmet. Unter dem bezeichnenden Titel “Der Anfang” schreibt Rosa Luxemburg:

Die Revolution hat begonnen. Nicht Jubel über das Vollbrachte, nicht Triumph über den niedergeworfenen Feind ist am Platze, sondern strengste Selbstkritik und eiserne Zusammenhaltung der Energie, um das begonnene Werk weiter zu führen. Denn das Vollbrachte ist gering und der Feind ist nicht niedergeworfen.

Was ist erreicht? Die Monarchie ist hinweggefegt, die oberste Regierungsgewalt ist in die Hände von Arbeiter- und Soldatenvertretern übergegangen. Aber die Monarchie war nie der eigentliche Feind, sie war nur Fassade, sie war das Aushängeschild des Imperialismus.

Die Abschaffung der Kapitalsherrschaft, die Verwirklichung der sozialistischen Gesellschaftsordnung: dies und nichts Geringeres ist das geschichtliche Thema der gegenwärtigen Revolution. Ein gewaltiges Werk, das nicht im Handumdrehen durch ein paar Dekrete von oben herab vollbracht, das nur durch die eigene bewusste Aktion der Masse der Arbeitenden in Stadt und Land ins Leben gerufen, das nur durch höchste geistige Reife und unerschöpflichen Idealismus der Volksmassen durch alle Stürme glücklich in den Hafen gebracht werden kann.

Aus dem Ziel der Revolution ergibt sich klar ihr Weg, aus der Aufgabe ergibt sich die Methode. Die ganze Macht in den Händen der Masse, in den Händen der Arbeiter- und Soldatenräte, Sicherung des Revolutionswerks vor ihren lauernden Feinden: dies die Richtlinie für alle Maßnahmen der revolutionären Regierung.

Jeder Schritt, jede Tat der Regierung müsste wie ein Kompass nach dieser Richtung weisen:

Ausbau und Wiederwahl der lokalen Arbeiter- und Soldatenräte, damit die erste chaotische und impulsive Geste ihrer Entstehung durch bewussten Prozess der Selbstverständigung über Ziele, Aufgaben und Wege der Revolution ersetzt wird.

Ständige Tagung dieser Vertretungen der Masse und Übertragung der eigentlichen politischen Macht aus dem kleinen Komitee des Vollzugsrates in die breitere Basis des Arbeiter- und Soldatenrates.

Schleunigste Einberufung des Reichsparlamentes der Arbeiter und Soldaten, um die Proletarier ganz Deutschlands als Klasse, als kompakte politische Macht zu konstituieren und hinter das Werk der Revolution als ihre Schutzwehr und ihre Stoßkraft zu stellen.

Unverzügliche Organisierung nicht der “Bauern”, sondern der ländlichen Proletarier und Kleinbauern, die als Schicht bisher noch außerhalb der Revolution stehen.

Bildung einer proletarischen Roten Garde zum ständigen Schute der Revolution und Heranbildung der Arbeitermiliz, um das gesamte Proletariat zur jeder Zeit bereiten Wacht zu gestalten.

Verdrängung der übernommenen Organe des absolutistischen militärischen Polizeistaates von der Verwaltung, Justiz und Armee.

Sofortige Konfiskation der dynastischen Vermögen und Besitzungen, sowie des Grundbesitzes als vorläufig erste Maßnahme zur Sicherung der Verpflegung des Volkes, da Hunger der gefährlichste Bundesgenosse der Gegenrevolution ist.

Sofortige Einberufung des Arbeiter-Weltkongresses nach Deutschland, um den sozialistischen und internationalen Charakter der Revolution scharf und klar hervorzuheben, denn in der Internationale, in der Weltrevolution des Proletariats allein ist die Zukunft der deutschen Revolution verankert.

Nur die ersten notwendigsten Schritte haben wir aufgezählt. Was tut die jetzige revolutionäre Regierung?

Sie belässt den Staat als Verwaltungsorganismus von oben bis unten ruhig weiter in den Händen der gestrigen Stützen des hohenzollernschen Absolutismus und der morgigen Werkzeuge der Gegenrevolution.

Sie beruft die konstituierende Versammlung ein, schafft damit ein bürgerliches Gegengewicht der Arbeiter- und Soldatenvertretung, verschiebt damit die Revolution auf das Geleise einer bürgerlichen Revolution, eskamotiert die sozialistischen Ziele der Revolution.

Sie tut nichts, um die weiter bestehende Macht der kapitalistischen Klassenherrschaft zu zertrümmern.

Sie tut alles, um die Bourgeoisie zu beruhigen, um die Heiligkeit des Eigentums zu verkünden, um die Unantastbarkeit des Kapitalverhältnisses zu sichern.

Sie läst die sich auf Schritt und Tritt regende Gegenrevolution ruhig gewähren, ohne an die Masse zu appellieren, ohne das Volk laut zu warnen.

Das Bild der deutschen Revolution entspricht der inneren Reife der deutschen Verhältnisse. Scheidemann-Ebert sind die berufene Regierung der deutschen Revolution in ihrem heutigen Stadium. Und die Unabhängigen, die mit Scheidemann-Ebert zusammen Sozialismus machen zu können glauben, die jenen in der “Freiheit” feierlich attestierten, dass man gemeinsam mit ihnen eine “rein sozialistische Regierung” bilde, qualifizieren sich damit selbst als die berufenen Mitträger der Firma in diesem ersten provisorischen Stadium.

Aber die Revolutionen stehen nicht still, Ihr Lebensgesetz ist rasches Vorwärtsschreiten über sich selbst Hinauswachsen. Das erste Stadium treibt schon durch seine inneren Widersprüche vorwärts. Die Lage ist als Anfang begreiflich, als Zustand auf die Dauer unhaltbar. Soll die Gegenrevolution nicht auf der ganzen Linie Oberhand gewinnen, müssen die Massen auf der Hut sein.

Der Anfang ist gemacht. Das Weitere ist nicht in der Hand der Zwerge, die den Lauf der Revolution aufhalten, dem Rad der Weltgeschichte in die Speichen fallen wollen. Die Tagesordnung der Weltgeschichte heißt heute: Verwirklichung des sozialistischen Endziels. Die deutsche Revolution ist in die Bahn dieses leuchtenden Gestirns geraten. Sie wird weiter Schritt um Schritt, durch Sturm und Drang, durch Kampf und Qual und Not und Sieg zum Ziel gelangen.

Sie muss!”1

Zwei Tage nach dem unmissverständlichen “Anfang” bestätigt Rosa Luxemburgs Stellung zur “Nationalversammlung”, der deutschen Konstituante, wie rasch und weit sie die Auffassung vom September hinter sich gelassen hat.

Von der “Deutschen Tageszeitung”, der “Vossischen” und dem “Vorwärts” bis zur unabhängigen “Freiheit”, von Reventlow, Erzberger, Scheidemann bis Haase und Kautsky ertönt ein einmütiger Ruf nach der Nationalversammlung und ein ebenso einmutiger Angstschrei vor der Idee: die Macht in die Hände der Arbeiterklasse.

Das ganze “Volk”, die ganze “Nation” soll dazu berufen werden, über die weiteren Schicksale der Revolution durch Mehrheitsbeschluss zu entscheiden.

Bei den offenen und verkappten Agenten der herrschenden Klassen ist die Parole selbstverständlich. Mit Wächtern der kapitalistischen Kassenschränke diskutieren wir weder in der Nationalversammlung, noch über die Nationalversammlung.

Aber auch unabhängige Führer stellen sich in dieser entscheidenden Frage mit den Wächtern des Kapitals in Reih’ und Glied.

Sie wollen der Revolution, wie Hilferding in der “Freiheit” darlegt, auf diese Weise die Gewaltanwendung, den Bürgerkrieg mit all seinen Schrecken ersparen. Kleinbürgerliche Illusionen!

Wahrhaftig, das Geschlecht der Lamartine, Garnier Pagès, Ledru-Rollin, der kleinbürgerlichen Illusionäre und Schwätzer von Anno 1848 ist nicht ausgestorben; es steht — ohne Glanz und Talent und Reiz der Neuheit — in langweilig-pedantisch-gelehrter deutscher Ausgabe in den Kautsky, Hilferding, Haase wieder auf.

Diese tiefgründigen Marxisten haben das ABC des Sozialismus vergessen!

Sie haben vergessen, dass die Bourgeoisie nicht eine parlamentarische Partei, sondern eine herrschende Klasse ist, die sich im Besitze sämtlicher ökonomischer und sozialer Machtmittel befindet.

Sobald die famose Nationalversammlung wirklich beschließt, den Sozialismus voll und ganz zu verwirklichen, die Kapitalherrschaft mit Stumpf und Stiel auszurotten, beginnt auch der Kampf. Wenn die Bourgeoisie ins Herz getroffen wird — und ihr Herz schlägt im Kassenschrank — wird sie auf Tod und Leben um ihre Herrschaft ringen, tausend offene und versteckte Widerstände gegen die sozialistischen Maßnahmen auftürmen.

All das ist unvermeidlich. All das muss durchgefochten, abgewehrt, niedergekämpft werden, — ob mit oder ohne Nationalversammlung. Der “Bürgerkrieg”, den man aus der Revolution mit ängstlicher Sorge zu verbannen sucht, lässt sich nicht verbannen. Denn Bürgerkrieg ist nur ein anderer Name für Klassenkampf, und der Gedanke, den Sozialismus ohne Klassenkampf, durch parlamentarischen Mehrheitsbeschluss einführen zu können, ist eine lächerliche kleinbürgerliche Illusion.

Was gewinnt man also durch diesen feigen Umweg der Nationalversammlung? Man stärkt die Position der Bourgeoisie und schwächt und verwirrt durch leere Illusionen das Proletariat, man verzettelt und verliert Zeit und Kraft auf “Diskussionen” zwischen Wolf und Lamm, man arbeitet mit einem Wort all denjenigen Elementen in die Hand, deren Zweck und Absicht es ist, die proletarische Revolution um ihre sozialistischen Ziele zu betrügen, sie zu einer bürgerlich demokratischen Revolution zu entmannen.

Aber die Frage der Nationalversammlung ist keine Opportunitätsfrage keine Frage der größeren “Bequemlichkeit”. Sie ist eine Prinzipienfrage, eine Frage der sozialistischen Selbsterkenntnis der Revolution.

Es ergibt sich als Symbol der neuen sozialistischen Gesellschaftsordnung, deren Trägerin die jetzige proletarische Revolution ist, des Klassencharakters ihrer eigentlichen Aufgabe auch der Klassencharakter des politischen Organs, das die Aufgabe durchführen soll: das Arbeiterparlament, die Vertretung des Stadt- und Landproletariats.

Die Nationalversammlung ist ein überlebtes Erbstück bürgerlicher Revolutionen, eine Hülse ohne Inhalt, ein Requisit aus den Zeiten kleinbürgerlicher Illusionen vom “einen Volk”, von der “Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit” des bürgerlichen Staates.

Wer heute zur Nationalversammlung greift, schraubt die Revolution bewusst oder unbewusst auf das historische Stadium bürgerlicher Revolutionen zurück; er ist ein verkappter Agent der Bourgeoisie oder ein unbewusster Ideologe des Kleinbürgertums.

Unter dem Feldgeschrei: Demokratie oder Diktatur! wird der Kampf um die Nationalversammlung geführt. Auch diese Parole der gegenrevolutionären Demagogie übernehmen gehorsam sozialistische Führer, ohne zu merken, dass die Alternative eine demagogische Fälschung ist.

Nicht darum handelt es sich heute, ob Demokratie oder Diktatur. Die von der Geschichte auf die Tagesordnung gestellte Frage lautet: bürgerliche Demokratie oder sozialistische Demokratie. Denn Diktatur des Proletariats, das ist Demokratie im sozialistischen Sinne. Diktatur des Proletariats, das sind nicht Bomben, Putsche, Krawalle, “Anarchie”, wie die Agenten des kapitalistischen Profils zielbewusst fälschen, sondern das ist der Gebrauch aller politischen Machtmittel zur Verwirklichung des Sozialismus, zur Expropriation der Kapitalistenklasse, — im Sinne und durch den Willen der revolutionären Mehrheit des Proletariats, also im Geiste sozialistischer Demokratie.

Ohne den bewussten Willen und die bewusste Tat der Mehrheit des Proletariats kein Sozialismus. Um dieses Bewusstsein zu schärfen, diesen Willen zu stählen, diese Tat zu organisieren, ist ein Klassenorgan nötig, das Reichsparlament der Proletarier in Stadt und Land.

Die Einberufung einer solchen Arbeitervertretung an Stelle der traditionellen Nationalversammlung der bürgerlichen Revolutionen ist an sich schon ein Akt des Klassenkampfes, ein Bruch mit der geschichtlichen Vergangenheit der bürgerlichen Gesellschaft, ein mächtiges Mittel zur Aufrüttelung der proletarischen Volksmassen, eine erste offene schroffe Kriegserklärung an den Kapitalismus.

Keine Ausflüchte, keine Zweideutigkeiten, — die Würfel müssen fallen. Der parlamentarische Kretinismus war gestern eine Schwäche, ist heute eine Zweideutigkeit, wird morgen ein Verrat am Sozialismus sein.”2

In dem Artikel “Der Acheron in Bewegung” wird dem kleinbürgerlichen Hoffen auf die Nationalversammlung die vorwärts treibende Kraft der Streikbewegung entgegengestellt:

"Man vertröstet die Massen auf die kommenden goldenen Früchte, die ihr von der Nationalversammlung in den Schon fallen sollen. Durch lange Debatten, durch Gerede und parlamentarische Mehrheitsbeschlüsse sollen wir sanft und “ruhig” in das gelobte Land des Sozialismus hineinschlüpfen.

Der gesunde Klasseninstinkt des Proletariats bäumt sich gegen das Schema des parlamentarischen Kretinismus auf. “Die Befreiung der Arbeiterklasse muss das Werk der Arbeiterklasse selbst sein”, heißt es im Kommunistischen Manifest. Und “Arbeiterklasse”, das sind nicht ein paar Hundert gewählte Vertreter, die durch Rede und Widerrede die Geschicke der Gesellschaft lenken, das sind noch weniger die zwei oder drei Dutzend Führer, die Regierungsämter besetzen. Arbeiterklasse, das ist die breiteste Masse selbst. Nur durch ihre tätige Mitwirkung an dem Umsturz des Kapitalverhältnisses kann die Sozialisierung der Wirtschaft vorbereitet werden…

Diese beginnende Streikbewegung ist zugleich die lapidarste Kritik der Masse auf die Chimäre ihrer so genannten “Führer” über die “Nationalversammlung”. Sie haben ja schon die Majorität, die streikenden Proletarier in den Fabriken und Gruben! Die Tölpel! Warum laden sie nicht ihren Unternehmer zu einer kleinen “Debatte” ein, um ihn dann durch “erdrückende Mehrheit” zu überstimmen und all ihre Forderungen glatt und “ordnungsgemäß” durchzusehen? Handelt es sich doch zunächst und formell um wahre Lappalien, um reine Äußerlichkeiten des Lohnverhältnisses!”3

Die Kritik des “Vorwärts” an einer Sitzung der Berliner Soldatenräte im Reichstagsgebäude erhält am 3. Dezember in dem Leiter: ”Die unreife Masse” diese Antwort:

Aber der “Vorwärts” hat nicht genug. Die eine Versammlung der Soldatenräte in Berlin, die seinem “politisch” und “parlamentarisch geschulten” Geschmack nicht zusagt, gibt ihm die Veranlassung, den Fall ins Allgemeine zu ziehen und weiter zu folgern: “Hat man Vorgänge wie die gestrigen erlebt, so begreift man aufrichtig, was für ein niederträchtiger Volksbetrug die von Narren gerühmte russische Sowjetregierung ist. Unsere Arbeiter und Soldaten sind — das darf wohl ohne nationalistische Überhebung ausgesprochen werden — den russischen an allgemeiner Bildung und politischer Schulung turmhoch überlegen. Wenn das System der “Räteverfassung” bei uns scheitert, so ist das der beste Beweis dafür, dass auch in dem gebildetsten und intelligentesten Volk dieses System undurchführbar ist, weil es eben eine innere Unmöglichkeit ist.” Womit also, “ohne nationalistische Überhebungen”, zwei Feststellungen getroffen sind: Einmal, dass die deutschen Arbeiter und Soldaten den russischen an allgemeiner Bildung und politischer Schulung turmhoch überlegen sind.

Dann, dass das ganze System nicht durchführbar ist, an einer inneren Unmöglichkeit leidet, weil auch des gebildetsten und intelligentesten Volkes Bildung und Intelligenz nicht hinreicht, und all dies führt ihn dann zu einer dritten Feststellung: “Rettung aus dem Tohuwabohu bringt nur die konstituierende Nationalversammlung.”

Das ist an alledem richtig. Das deutsche Volk hat im Durchschnitt länger die Schule besucht, besser schreiben und besser Kopfrechnen gelernt als das russische. Es hat daneben — eine der Grundlagen für die “politische und parlamentarische Schulung” — ebenfalls länger als das russische Religionsunterricht und patriotischen Unterricht genossen und ist dann in der Hochschule “politisch-parlamentarischer Schulung”, bei der deutschen Sozialdemokratie in die Lehre gegangen. Diese Lehrmeisterin hat sie geheißen: den schamlosesten Raubkrieg der Welt für eine Verteidigung gegen einen “schmählichen Überfall” zu halten, die bedrohten Kassenschränke der Kapitalisten für “Haus und Hof”, den Raub von Belgien und Nordfrankreich für “unsere gerechte Sache”, und die Ermordung ihrer proletarischen Brüder in Finnland, in der Ukraine, in Livland, Estland, in der Krim für einen Kampf um “Ordnung und Ruhe”.

Der ganze Sinn dieser Revolution ist das wilde Aufbäumen der Massen gegen diese Ergebnisse der “parlamentarischen und politischen Schulung”, der Schule wie der Schulmeister, und schon ist der “Vorwärts” bei der Hand, sie von neuem in die Schule zu nehmen mit der “Konstituierenden Versammlung”.

Gewiss, da kämen sie alle wieder, die “politisch und parlamentarisch geschulten” Herren, die Westarp und die Erzberger, die Stresemann und die Gröber, die Payer und Haußmann, alle die Erben einer durch Jahrhunderte in der Bourgeoisie erworbenen Kunst, das Volk zu betrügen. Und mit ihnen kämen die Scheidemann und die Ebert, David und Lensch, die es jenen abgeguckt haben, wie sie sich räuspern und wie sie spucken. Sie kämen alle miteinander wieder und würden ihr Gewerbe des Volksbetrugs fortsetzen, das sie zuletzt in vier Kriegsjahren mit grauenhafter Virtuosität ausübten und das ein Ende fand auf den blutigen Schlachtfeldern in Frankreich und in der ersten Massentat der deutschen Arbeiter und Soldaten.

Mit dem Streich, den der “Vorwärts” hier geliefert hat, stellt er sich würdig an die Seite seines Herrn Friedrich Ebert: Hat jener versucht, die Revolution mit Herrn Wilson Hand in Hand durch Hunger körperlich zu töten, so sucht der “Vorwärts” sie geistig zu meucheln, indem er vor den Massen jene eherne Tafel wieder aufrichtet, die die Bourgeoisie und jede herrschende Klasse seit Jahrtausenden den Unterdrückten entgegenhielt und auf der geschrieben stand: “Ihr seid nicht reif; Ihr könnt es nie werden; eine “innere Unmöglichkeit”; Ihr braucht Führer; die Führer sind wir.”4

Die Tagesordnung des Rätekongresses veranlagt Rosa Luxemburg zu den folgenden Darlegungen: “Nationalversammlung oder Räteregierung?”

So lautet der zweite Punkt der Tagesordnung der Reichsversammlung der Arbeiter- und Soldatenräte und so ist in Wirklichkeit die Kardinalfrage der Revolution in diesem Augenblick gestellt. Entweder Nationalversammlung oder die ganze Macht den Arbeiter- und Soldatenräten, entweder Verzicht auf den Sozialismus oder schärfster Klassenkampf im vollen Rüstzeug des Proletariats gegen die Bourgeoisie. Das ist das Dilemma.

Ein idyllischer Plan dies: auf parlamentarischem Wege, durch einfachen Mehrheitsbeschluss den Sozialismus zu verwirklichen! Schade, dass diese himmelblaue Phantasie aus dem Wolkenkuckucksheim nicht einmal mit der geschichtlichen Erfahrung der bürgerlichen Revolution, geschweige mit der Eigenart der proletarischen Revolution rechnet.” 5

Der Artikel verweist darauf, dass trotz der bedeutsamen geschichtlichen Leistung des Parlamentarismus in England und Frankreich, durch die ruhmreichen Kämpfe der Marstonmora und Naseby das Schicksal der Revolution dort durch die Schlachten von französischen Sansculotten entschieden wurde. Er fährt dann fort:

So wenig taugte die parlamentarische Majorität, um die bürgerlichen Revolutionen auszufechten. Und doch, was ist der Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Feudalismus, gemessen an dem gähnenden Abgrund, der heute zwischen Arbeit und Kapital sich aufgetan! Was ist das Klassenbewusstsein auf beiden Seiten der Kämpfer, die 1649 und 1789 gegeneinander in die Schranken traten, verglichen mit dem tödlichen, unaustilgbaren Hass, der heute zwischen dem Proletariat und der Kapitalistenklasse lodert! Nicht umsonst hat Karl Marx seine wissenschaftliche Blendlaterne an die verborgensten Triebfedern des ökonomischen und politischen Räderwerks der bürgerlichen Gesellschaft gehalten. Nicht umsonst hat er ihr ihr eigenes Tun und Gehaben bis in die feinste Veränderung ihres Fühlens und Denkens als Ausfluss der großen Grundtatsache beleuchtet, dass sie ihr Leben, wie der Vampir, vom Blute des Proletariats fristet…

Es ist der letzte große Kampf, in dem es sich um Sein oder Nichtsein der Ausbeutung, um eine Wende der Menschheitsgeschichte handelt, ein Kampf, in dem es keine Ausflucht, kein Kompromiss, keine Gnade geben kann.

Und dieser letzte Kampf, der an Gewaltigkeit der Aufgabe alles Dagewesene übertrifft, soll fertig bringen, was kein Klassenkampf, keine Revolution je fertig gebracht: das Todesringen zweier Welten in ein lindes Säuseln parlamentarischer Redeschlachten und Majoritätsbeschlüsse auflösen!

Auch der Parlamentarismus war eine Arena des Klassenkampfes für das Proletariat, solange der ruhige Alltag der bürgerlichen Gesellschaft dauerte; er war die Tribüne, von der aus die Massen um die Fahne des Sozialismus gesammelt, für den Kampf geschult werden konnten. Heute stehen wir mitten in der proletarischen Revolution, und es gilt heute, an den Baum der kapitalistischen Ausbeutung selbst die Axt zu legen. Der bürgerliche Parlamentarismus hat, wie die bürgerliche Klassenherrschaft, deren vornehmstes politisches Ziel er ist, sein Daseinsrecht verwirkt. Jetzt tritt der Klassenkampf in seiner unverhüllten, nackten Gestalt in die Schranken. Kapital und Arbeit haben sich nichts mehr zu sagen, sie haben einander nur mit eiserner Umarmung zu packen und den Endkampf zu entscheiden: wer zu Boden geworfen wird.

Das Lassallesche Wort gilt heute mehr denn je: die revolutionäre Tat ist stets, auszusprechen das, was ist. Und das, was ist, heißt: hie Arbeit — hie Kapital! Keine Heuchelei der gütlichen Verhandlung, wo es auf Tod und Leben geht, keine Siege der Gemeinsamkeit, wo ein Hüben und Drüben nur gilt. Klar, offen, ehrlich, und durch Klarheit und Ehrlichkeit stark muss das Proletariat, als Klasse konstituiert, die ganze politische Macht in seiner Hand sammeln.

Politische Gleichberechtigung, Demokratie!” sangen uns jahrzehntelang die großen und kleinen Propheten der bürgerlichen Klassenherrschaft vor.

Und "politische Gleichberechtigung, Demokratie!” singen ihnen heute, wie ein Echo, die Handlanger der Bourgeoisie, die Scheidemänner, nach.

Jawohl, sie soll eben erst verwirklicht werden. Denn das Wort “politische Gleichberechtigung” wird in dem Augenblick erst Fleisch, wo die wirtschaftliche Ausbeutung mit Stumpf und Stiel ausgerottet ist. Und “Demokratie” — Volksherrschaft beginnt erst dann, wenn das arbeitende Volk die politische Macht ergreift.

Es gilt, an den durch die bürgerlichen Klassen anderthalb Jahrhunderte lang missbrauchten Worten die praktische Kritik historischer Handlungen zu üben. Es gilt, die “Liberté, Egalité, Fraternité”, die 1789 in Frankreich vom Bürgertum proklamiert worden ist, zum ersten Mal zur Wahrheit zu machen, — durch die Abschaffung der Klassenherrschaft des Bürgertums. Und als ersten Akt zu dieser rettenden Tat, gilt es vor aller Welt und vor den Jahrhunderten der Weltgeschichte laut zu Protokoll zu geben: Was bisher als Gleichberechtigung und Demokratie galt: Parlament, Nationalversammlung, gleicher Stimmzettel, war Lug und Trug! Die ganze Macht in der Hand der arbeitenden Masse, als revolutionäre Waffe zur Zerschmetterung des Kapitalismus — das allein ist wahre Gleichberechtigung, das allein wahre Demokratie!”6

Der Artikel vom 23. Dezember: “Die Wahlen zur Nationalversammlung” sollte offenbar die Stellungnahme des bevorstehenden Gründungsparteitags der Kommunistischen Partei vorbereiten. Es seien aus ihm diese Stellen wiedergegeben:

"Wie wir das infame preußische Dreiklassenwahlrecht ausnutzten, um im Dreiklassenparlament gegen das Dreiklassenparlament zu kämpfen, so werden wir die Wahlen zur Nationalversammlung zum Kampfe gegen die Nationalversammlung verwerten.

Hier freilich ist die Analogie zu Ende. Die Teilnahme an der Nationalversammlung kann heute für wirkliche Verfechter der Revolution und des Sozialismus nichts gemein haben mit dem herkömmlichen Schema, mit der althergebrachten “Ausnützung des Parlaments” zu so genannten “positiven Errungenschaften”, Nicht im alten Trott des Parlamentarismus, nicht um an den Gesetzesvorlagen kleine Besserungsflicken und Schönheitspflästerchen anzubringen, auch nicht um “Kräfte zu messen”, Heerschau der Anhänger zu halten, oder wie all die bekannten Redensarten aus der Zeit der bürgerlich-parlamentarischen Tretmühle und aus dem Wortschatz der Haase und Genossen heißen.

Jetzt stehen wir mitten in der Revolution und die Nationalversammlung ist eine gegenrevolutionäre Festung, die gegen das revolutionäre Proletariat aufgerichtet wird. Es gilt also, diese Festung zu berennen und zu schleifen. Um die Massen gegen die Nationalversammlung mobil zu machen und zum schärfsten Kampf aufzurufen, dazu müssen die Wahlen, dazu muss die Tribüne der Nationalversammlung ausgenutzt werden.

Nicht um mit der Bourgeoisie und ihren Schildträgern zusammen Gesetze zu machen: um die Bourgeoisie und ihre Schildträger zum Tempel hinaus zu jagen, um die Festung der Gegenrevolution zu erstürmen und die Fahne der proletarischen Revolution auf ihr siegreich zu hissen — dazu ist die Beteiligung an den Wahlen nötig…

Sie, die Masse, hat über die Schicksale und den Verlauf der Nationalversammlung zu bestimmen. Von ihrer eigenen revolutionären Aktivität hängt ab, was in, was aus der Nationalversammlung wird. Das Hauptgewicht liegt in der Aktion draußen, die an die Tore des gegenrevolutionären Parlaments ungestüm pochen muss. Aber schon die Wahlen selbst, und die Aktion der revolutionären Vertreter der Masse drinnen muss der Sache der Revolution dienen. Alle Kniffe und Schliche der werten Versammlung rücksichtslos und laut denunzieren, ihr gegenrevolutionäres Werk auf Schritt und Tritt vor der Masse entlarven, die Massen zur Entscheidung, zur Einmischung anrufen, — dies ist die Aufgabe der Beteiligung an der Nationalversammlung,

Die Herren Bourgeois, mit der Ebert-Regierung an der Spitze, wollen den Klassenkampf durch die Nationalversammlung bannen, lähmen, der revolutionären Entscheidung ausweichen, Diesem Plan zum Trotz soll der Klassenkampf in die Nationalversammlung selbst hineinstürmen, er soll die Wahlen, wie die Verhandlungen der Nationalversammlung gerade zur Beschleunigung der revolutionären Entscheidung ausnutzen.”7

Zum Abschluss des Rückblicks auf Rosa Luxemburgs Werk in der “Roten Fahne” Teile aus dem Artikel “Die Ordnung herrscht in Berlin”, den sie schrieb, als schon der Mord sie von allen Seiten umlauerte. “… Ordnung herrscht in Warschau!” “Ordnung herrscht in Paris!” “Ordnung herrscht in Berlin!” So laufen die Meldungen der Hüter der “‚Ordnung” jedes halbe Jahrhundert von einem Zentrum des weltgeschichtlichen Kampfes zum anderen. Und die frohlockenden “Sieger” merken nicht, dass eine “Ordnung”, die periodisch durch blutige Metzeleien aufrechterhalten werden muss, unaufhaltsam ihrem historischem Geschick, ihrem Untergang entgegengeht. Was war diese letzte “Spartakus-Woche” in Berlin, was hat sie gebracht, was lehrt sie uns? Noch mitten im Kampf, mitten im Siegesgeheul der Gegenrevolution müssen sich die revolutionären Proletarier über das Geschehene Rechenschaft ablegen, die Vorgänge und ihre Ergebnisse am großen historischen Maßstab messen. Die Revolution hat keine Zeit zu verlieren, sie stürmt weiter — über noch offene Gräber, über “Siege” und “Niederlagen” hinweg — ihren großen Zielen entgegen. Ihren Richtlinien, ihren Wegen mit Bewusstsein zu folgen, ist die erste Aufgabe der Kämpfer für den internationalen Sozialismus.

War ein endgültiger Sieg des revolutionären Proletariats in dieser Auseinandersetzung, war der Sturz der Ebert-Scheidemann und eine Aufrichtung der sozialistischen Diktatur zu erwarten? Gewiss nicht, wenn man alle Momente reiflich in Betracht zieht, die über die Frage entscheiden. Die wunde Stelle der revolutionären Sache in diesem Augenblick: die politische Unreife der Soldatenmasse die sich immer noch von ihren Offizieren zu volksfeindlichen gegenrevolutionären Zwecken missbrauchen lässt, ist allein schon ein Beweis dafür, dass ein dauernder Sieg der Revolution in diesem Zusammenstoß nicht möglich war. Andererseits ist diese Unreife des Militärs selbst nur ein Symptom der allgemeinen Unreife der deutschen Revolution.

Das platte Land, aus dem ein großer Prozentsatz der Soldatenmasse stammt, ist nach wie vor noch von der Revolution kaum berührt. Berlin ist bislang noch vom Reich so gut wie isoliert. Zwar stehen in der Provinz die revolutionären Zentren — im Rheinland, an der Wasserkante, in Braunschweig, in Sachsen, in Württemberg — mit Leib und Seele auf Seiten des Berliner Proletariats. Doch fehlt vorerst noch der unmittelbare Gleichschritt des Vormarsches, die direkte Gemeinsamkeit der Aktion, die den Vorstoß und die Schlagfertigkeit der Berliner Arbeiterschaft unvergleichlich wirksamer gestalten würde. Sodann sind — was nur der tiefere Zusammenhang jener politischen Unfertigkeiten der Revolution — die wirtschaftlichen Kämpfe, die eigentliche vulkanische Quelle, die den revolutionären Klassenkampf fortlaufend speist, — erst im Anfangsstadium begriffen.

Aus alledem ergibt sich, dass auf einen endgültigen dauernden Sieg in diesem Augenblick noch nicht gerechnet werden konnte. War deshalb der Kampf der letzten Woche ein “Fehler”? ja, wenn es sich überhaupt um einen absichtlichen “Vorstoß”, um einen so genannten “Putsch” handeln würde! Was war aber der Ausgangspunkt der letzten Kampfwoche? Wie in allen bisherigen Fällen, wie am 6. Dezember, wie am 24. Dezember: eine brutale Provokation der Regierung! Wie früher das Blutbad gegen wehrlose Demonstranten in der Chausseestraße, wie die Metzelei gegen die Matrosen, so war diesmal der Anschlag gegen das Berliner Polizeipräsidium die Ursache aller weiteren Ereignisse. Die Revolution operiert eben nicht aus freien Stücken, in einem offenen Blachfeld, nach einem schlau von “Strategen” zurecht gelegten Plan. Ihre Gegner haben auch die Initiative, ja, sie üben sie in der Regel viel mehr, als die Revolution selbst aus.

Vor die Tatsache der frechen Provokation seitens der Ebert-Scheidemann gestellt, war die revolutionäre Arbeiterschaft gezwungen, zu den Waffen zu greifen. Ja, es war Ehrensache der Revolution, sofort den Angriff mit aller Energie abzuschlagen, sollte nicht die Gegenrevolution zu weiterem Vordringen ermuntert, die revolutionären Reihen des Proletariats, der moralische Kredit der deutschen Revolution in der Internationale erschüttert werden.

Der sofortige Widerstand kam auch spontan mit einer so selbstverständlichen Energie aus den Berliner Massen heraus, dass gleich im ersten Anlauf der moralische Sieg auf Seiten der “Straße” blieb.

Nun ist es inneres Gesetz der Revolution, nie beim erreichten Schritt in Untätigkeit, in Passivität stehen zu bleiben. Die beste Parade ist ein kräftiger Hieb. Diese elementare Regel jedes Kampfes beherrscht erst recht alle Schritte der Revolution. Es versieht sich von selbst und zeugt von dem gesunden Instinkt, von der inneren frischen Kraft des Berliner Proletariats, dass es sich nicht bei der Wiedereinsetzung Eichhorns in sein Amt beruhigte, dass es spontan zur Besetzung anderer Machtposten der Gegenrevolution: der bürgerlichen Presse, des offiziösen Nachrichtenbüros, des “Vorwärts” schritt. Alle diese Maßnahmen ergaben sich bei der Masse aus der instinktiven Erkenntnis, dass sich die Gegenrevolution ihrerseits bei der davongetragenen Niederlage nicht beruhigen, sondern auf eine allgemeine Kraftprobe ausgehen wird.

Auch hier stehen wir vor einem der großen historischen Gesetze der Revolution, gegen die alle Klügeleien und Besserwissereien jener kleinen “Revolutionäre” vom Schlage der USP zerschellen, die in jedem Kampfe nur nach Vorwänden zum Rückzug haschen. Sobald das Grundproblem der Revolution klar aufgestellt worden ist — und das ist in dieser Revolution der Sturz der Regierung Ebert-Scheidemann, als des ersten Hindernisses für den Sieg des Sozialismus —‚ dann taucht dieses Grundproblem immer wieder in seiner ganzen Aktualität auf, und jede einzelne Episode des Kampfes rollt mit der Fatalität eines Naturgesetzes in seinem vollen Umfang auf, mag die Revolution zu seiner Lösung noch so unvorbereitet, mag die Situation noch so unreif sein. …

Aus diesem Widerspruch zwischen der Zuspitzung der Aufgabe und den mangelnden Vorbedingungen zu ihrer Lösung in einer anfänglichen Phase der revolutionären Entwicklung ergibt sich, dass die Einzelkämpfe der Revolution formell mit einer Niederlage enden. Aber die Revolution ist die einzige Form des “Krieges” — auch dies ihr besonderes Lebensgesetz —‚ wo der Endsieg nur durch eine “Reihe von Niederlagen” vorbereitet werden kann.

Was zeigt uns die Geschichte der modernen Revolutionen und des Sozialismus? … Der ganze Weg des Sozialismus ist — soweit revolutionäre Kämpfe in Betracht kommen — mit lauter Niederlagen besät.

Und doch führt diese selbe Geschichte Schritt um Schritt unaufhaltsam zum endgültigen Siege! Wo wären wir heute ohne jene “Niederlagen”, aus denen wir historische Erfahrung, Erkenntnis, Macht, Idealismus geschöpft haben! Wir fußen heute, wo wir unmittelbar bis vor die Endschlacht des proletarischen Klassenkampfes herangetreten sind, geradezu auf jenen Niederlagen, deren keine wir missen dürften, deren jede ein Teil unserer Kraft und Zielklarheit ist …

Die Revolutionen haben uns bis jetzt lauter Niederlagen gebracht, aber diese unvermeidlichen Niederlagen häufen gerade Bürgschaft auf Bürgschaft des künftigen Endsieges.

Allerdings unter einer Bedingung! Es fragt sich, unter welchen Umständen die jeweilige Niederlage davongetragen wurde: ob sie sich dadurch ergab, dass die vorwärts stürmende Kampfenergie der Massen an die Schranke der mangelnden Reife der historischen Voraussetzungen geprellt. oder aber dadurch, dass die revolutionäre Aktion selbst durch Halbheit, Unentschlossenheit, innere Schwäche gelähmt war …

Wie erscheint die Niederlage dieser so genannten “Spartakuswoche” im Lichte der obigen historischen Frage? War sie eine Niederlage aus stürmender Revolutionsenergie und unzulänglicher Reife der Situation oder aber aus Schwächlichkeit und Halbheit der Aktion?

Beides! Der zwiespältige Charakter dieser Krise, der Widerspruch zwischen dem kraftvollen, entschlossenen, offensiven Auftreten der Berliner Massen und der Unentschlossenheit, Zaghaftigkeit, Halbheit der Berliner Führung ist das besondere Kennzeichen dieser jüngsten Episode.

Die Führung hat versagt. Aber die Führung kann und muss von den Massen und aus den Massen heraus neu geschaffen werden. Die Massen sind das Entscheidende, sie sind das Feld, auf dem der Endsieg der Revolution erreicht wird. Die Massen waren auf der Höhe, sie haben diese “Niederlage” zu einem Glied jener historischen Niederlagen gestaltet, die der Stolz und die Kraft des internationalen Sozialismus sind. Und darum wird aus dieser Niederlage der künftige Sieg erblühen.

Ordnung herrscht in Berlin!” Ihr stumpfen Schergen! Eure “Ordnung” ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon “rasselnd wieder in die Höhe richten” und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden:

ich war, ich bin, ich werde sein!8

Dem internationalen Proletariat gibt außer der “Roten Fahne” noch ein klassisches Dokument die Antwort darauf, ob seine Führerin ihre Septembereinstellung zu den Grundproblemen der russischen Revolution und damit zu der proletarischen Revolution überhaupt festgehalten hat oder nicht. Und nur um diese Grundprobleme handelt es sich, nicht um einzelne Fehler bei der Auswirkung. Dieses Dokument ist Rosa Luxemburgs “Rede zum Programm”, gehalten auf dem Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) am 29. bis 31. Dezember 1918 zu Berlin.

Nach einer großzügigen Betrachtung der Arbeiterbewegung, seit Marx und Engels in dem “Kommunistischen Manifest” die Geburtsurkunde des wissenschaftlichen Sozialismus geschrieben, erklärt Rosa Luxemburg:

Was hat dieser Krieg anderes von der bürgerlichen Gesellschaft zurückgelassen als einen gewaltigen Trümmerhaufen? Formell liegen noch sämtliche Produktionsmittel und auch sehr viele Machtmittel, fast alle ausschlaggebenden Machtmittel, in den Händen der herrschenden Klassen: darüber täuschen wir uns nicht. Aber was sie damit ausrichten können, außer den krampfhaften Versuchen, die Ausbeutung durch Blutbäder wieder aufzurichten, ist nichts als Anarchie. Sie sind so weit, dass heutzutage das Dilemma, vor dem die Menschheit steht, heißt: entweder Untergang in der Anarchie oder die Rettung durch den Sozialismus. Aus den Ergebnissen des Weltkrieges können die bürgerlichen Klassen unmöglich auf dem Boden ihrer Klassenherrschaft und des Kapitalismus irgendeinen Ausweg finden. Und so ist es gekommen, dass wir die Wahrheit, die gerade Marx und Engels zum ersten Mal als wissenschaftliche Basis des Sozialismus in der großen Urkunde, in dem Kommunistischen Manifest, ausgesprochen haben: Der Sozialismus wird eine geschichtliche Notwendigkeit werden, in des Wortes genauester Bedeutung heute erleben. Der Sozialismus ist Notwendigkeit geworden, nicht bloß deshalb, weil das Proletariat unter den Lebensbedingungen nicht mehr zu leben gewillt ist, die ihm die kapitalistischen Klassen bereiten, sondern deshalb, weil, wenn das Proletariat nicht seine Klassenpflichten erfüllt und den Sozialismus verwirklicht, uns allen zusammen der Untergang bevorsteht.” (S. 10.)9

Rosa Luxemburg hält es für besonders wichtig und dringend, “dass wir uns darüber verständigen, wie die konkreten Umstände zu bewerten sind, wie die taktischen Aufgaben, die praktischen Losungen sich gestalten müssen, die sich aus der politischen Lage, aus dem bisherigen Verlauf der Revolution und aus den vorauszusehenden weiteren Richtlinien ihrer Entwicklung ergeben.” (S. 11)10

Das Ergebnis der ersten Phase der deutschen Revolution von November bis Dezember 1918 sieht nach Rosa Luxemburg so aus: “Also eine gegenseitige Desillusion nach allen Seiten! Das Proletariat hat jede Illusion verloren über die Verkoppelung von Ebert-Scheidemann-Haase als so genannte sozialistische Regierung. Ebert-Scheidemann haben die Illusion verloren, mit Hilfe des Proletariats im Soldatenrock die Proletarier in der Arbeiterbluse auf die Dauer niederhalten zu können, und die Bourgeoisie hat die Illusion verloren, vermittelst Ebert-Scheidemann-Haase die ganze sozialistische Revolution in Deutschland um ihre Ziele zu betrügen. Es ist nichts als negatives Konto, lauter Fetzen von vernichteten Illusionen. Aber gerade dass nur solche zerrissenen Fetzen nach der ersten Phase der Revolution zurückbleiben, ist für das Proletariat der größte Gewinn; denn es gibt nichts, was der Revolution so schädlich ist als Illusionen, es gibt nichts, was ihr so nützlich ist wie die klare, offene Wahrheit.

Was ergibt sich nun als weitere Perspektive der Entwicklung, nachdem wir ihre erste Phase hinter uns haben. Selbstverständlich kann es sich nicht darum handeln, zu prophezeien, sondern nur darum, die logischen Konsequenzen aus dem bisher Erlebten zu ziehen und auf die voraussichtlichen Wege der bevorstehenden Entwicklung zu schließen, um danach unsere Taktik, unsere eigene Kampfesweise zu richten. Parteigenossen, wohin führt der Weg weiter? (S. 15.)11

Dass wir gerade durch die bisherige Entwicklung, durch die Logik der Ereignisse selbst und durch das Gewaltsame, das über den Ebert-Scheidemann lastet, dazu kommen werden, in der zweiten Phase der Revolution eine viel verschärftere Auseinandersetzung, viel heftigere Klassenkämpfe zu erleben (sehr richtig!), als das vorhin der Fall war; eine viel schärfere Auseinandersetzung nicht: bloß deshalb, weil die politischen Momente, die ich bisher aufgezählt habe, dahin führen, ohne Illusionen, Brust an Brust, Auge in Auge den Kampf zwischen der Revolution und der Konterrevolution aufzunehmen, sondern deshalb, weil ein neues Feuer, eine neue Flamme immer mehr aus der Tiefe in das Ganze hineingreift, und das sind die wirtschaftlichen Kämpfe.

Parteigenossen, es ist charakteristisch für die erste Periode der Revolution, man kann sagen, bis zum 24. Dezember, die ich geschildert habe, dass sie — wir müssen uns das mit vollem Bewusstsein klar machen, — eine noch ausschließlich politische Revolution war; und darin liegt das Anfängliche, das Unzulängliche, das Halbe und Bewusstlose dieser Revolution. (S. 17.)12

Erst in den letzten Wochen haben ganz spontan die Streiks angefangen sich bemerkbar zu machen. Wir wollen es nunmehr aussprechen: Es liegt gerade in dem ganzen Wesen dieser Revolution, dass die Streiks sich mehr und mehr auswachsen, dass sie immer mehr zum Mittelpunkt, zur Hauptsache der Revolution werden müssen. (Sehr richtig!) Das ist dann eine ökonomische Revolution und damit wird sie eine sozialistische Revolution. (S. 17.)13

Der Sozialismus wird nicht gemacht und kann nicht gemacht werden durch Dekrete, auch nicht von einer noch so ausgezeichneten sozialistischen Regierung. Der Sozialismus muss durch die Massen, durch jeden Proletarier gemacht werden. Dort, wo sie an die Kette des Kapitals geschmiedet sind, dort muss die Kette zerbrochen werden. Nur das ist Sozialismus, nur so kann Sozialismus gemacht werden. (S. 17 und 18.)14

Daraus ergibt sich: in der kommenden Phase der Revolution werden sich die Streiks nicht nur immer mehr ausdehnen, sondern sie werden im Mittelpunkt, im entscheidenden Punkt der Revolution stehen, zurückdrängend die rein politischen Fragen. (S. 18.)15

Was aus der Nationalversammlung in der zweiten Phase der Entwicklung wird, ist gleichfalls schwer vorauszusagen. Es ist möglich, dass, wenn sie zustande kommt, sie eine neue Schule der Erziehung für die Arbeiterklasse sein wird, oder aber, das ist ebenso nicht ausgeschlossen, es kommt überhaupt gar nicht zu der Nationalversammlung. Voraussagen lässt sich nichts. Ich will nur in Klammern hinzufügen, damit Sie verstehen, von welchem Standpunkte wir gestern unsere Position verteidigten: wir waren nur dagegen, unsere Taktik auf die eine Alternative zu stellen. Ich will hier nicht von neuem Diskussionen anschneiden, sondern dies nur sagen, damit nicht etwa jemand von Ihnen beim flüchtigen Zuhören auf die Idee kommt: aha, jetzt kommen andere Töne. Wir stehen geschlossen vollkommen auf demselben Boden wie gestern. Wir wollen unsere Taktik gegenüber der Nationalversammlung nicht auf die Möglichkeit einstellen, die wohl eintreten kann, aber nicht muss, dass nämlich die Nationalversammlung in die Luft fliegt, sondern wir wollen sie einstellen auf alle Eventualitäten, auch auf die revolutionäre Ausnutzung der Nationalversammlung, wenn sie zustande kommt. Ob sie zustande kommt oder nicht, ist gleichgültig, die Revolution kann auf alle Fälle nur gewinnen. (S. 20 und 21.)16

Ich habe Ihnen darzulegen versucht, dass die Revolution des 9. November vor allem eine politische Revolution war, während sie doch in der Hauptsache noch eine ökonomische werden muss. Sie war aber auch nur eine städtische Revolution, das flache Land ist bis jetzt so gut wie unberührt geblieben. Es wäre ein Wahn, den Sozialismus ohne Landwirtschaft zu verwirklichen. Vom Standpunkt der sozialistischen Wirtschaft lässt sich überhaupt die Industrie gar nicht umgestalten, ohne die unmittelbare Verquickung mit einer sozialistisch umorganisierten Landwirtschaft. Der wichtigste Gedanke der sozialistischen Wirtschaftsordnung ist Aufhebung des Gegensatzes und der Trennung zwischen Stadt und Land. Diese Trennung, dieser Widerspruch, dieser Gegensatz ist eine rein kapitalistische Erscheinung, die sofort aufgehoben werden muss, wenn wir uns auf den sozialistischen Standpunkt stellen. Wenn wir Ernst machen wollen mit einer sozialistischen Umgestaltung, müssen Sie Ihr Augenmerk ebenso auf das flache Land richten, wie auf die Industriezentren, und hier sind wir leider noch nicht einmal beim Anfang des Anfangs. (S. 23.)17

Ich möchte unsere nächsten Aufgaben dahin zusammenfassen: Wir müssen vor allen Dingen das System der Arbeiter- und Soldatenräte, in der Hauptsache das System der Arbeiterräte in der Zukunft ausbauen, nach allen Richtungen hin. Was wir am 9. November übernommen haben, sind nur schwache Anfänge und nicht bloß das. Wir haben in der ersten Phase der Revolution sogar große Machtmittel wieder verloren. Sie wissen, dass ein fortgesetzter Abbau des Arbeiter- und Soldatenräte-Systems durch die Gegenrevolution vorgenommen worden ist. In Hessen sind die Arbeiter- und Soldatenräte durch die konterrevolutionäre Regierung überhaupt aufgehoben worden, an anderen Stellen werden ihnen die Machtmittel aus der Hand gerissen. Wir müssen deshalb nicht bloß das Arbeiter- und Soldatenräte-System ausbauen, sondern auch die Landarbeiter und Kleinbauern in dieses System der Räte einführen. Wir müssen die Macht ergreifen, wir müssen uns die Frage der Machtergreifung vorlegen als die Frage: was tut, was kann, was soll jeder Arbeiter- und Soldatenrat in ganz Deutschland? (Bravo!) Dort liegt die Macht, wir müssen von unten auf den bürgerlichen Staat aushöhlen, indem wir überall die öffentliche Macht. Gesetzgebung und Verwaltung nicht mehr trennen, sondern vereinigen, in die Hände der Arbeiter- und Soldatenräte bringen.

Parteigenossen. das ist ein gewaltiges Feld, das zu beackern ist. Wir müssen vorbereiten von unten auf, den Arbeiter- und Soldatenräten eine solche Macht geben, dass, wenn die Regierung Ebert-Scheidemann oder irgendeine ihr ähnliche gestürzt wird, dies dann nur der Schlussakt ist. So soll die Machteroberung nicht eine einmalige, sondern eine fortschreitende sein, indem wir uns hineinpressen in den bürgerlichen Staat, bis wir alle Positionen besitzen und sie mit Zähnen und Nägeln verteidigen. Und der ökonomische Kampf, auch er soll nach meiner Auffassung und der Auffassung meiner nächsten Parteifreunde durch die Arbeiterräte geführt werden. Auch die Leitung der ökonomischen Auseinandersetzung und die Hinüberleitung dieser Auseinandersetzung in immer größere Bahnen soll in den Händen der Arbeiterräte liegen. Die Arbeiterräte sollen alle Macht im Staate haben. Nach dieser Richtung hin haben wir in der nächsten Zeit zu arbeiten, und daraus ergibt sich auch, wenn wir uns diese Aufgabe stellen, dass wir mit einer kolossalen Verschärfung des Kampfes in der nächsten Zeit zu rechnen haben. Denn hier gilt es, Schritt um Schritt, Brust an Brust zu kämpfen in jedem Staat, in jeder Stadt, in jedem Dorf, in jeder Gemeinde um alle Machtmittel des Staates, die der Bourgeoisie Stück um Stück entrissen werden müssen, den Arbeiter- und Soldatenräten zu übertragen. Dazu müssen aber auch unsere Parteigenossen, dazu müssen die Proletarier erst geschult werden. Auch dort, wo Arbeiter- und Soldatenräte bestehen, fehlt noch das Bewusstsein dafür, wozu die Arbeiter- und Soldatenräte berufen sind. (Sehr richtig!) Wir müssen die Massen erst darin schulen, dass der Arbeiter- und Soldatenrat der Hebel der Staatsmaschinerie nach allen Richtungen hin sein soll, dass er jede Gewalt übernehmen muss und sie alle in dasselbe Fahrwasser der sozialistischen Umwälzung leiten muss. Davon sind auch noch diejenigen Arbeitermassen, die schon in den Arbeiter- und Soldatenräten organisiert sind, meilenweit entfernt, ausgenommen natürlich einzelne kleinere Minderheiten von Proletariern, die sich ihrer Aufgaben klar bewusst sind. Aber das ist nicht ein Mangel, sondern das ist gerade das Normale. Die Masse muss, indem sie Macht ausübt, lernen, Macht auszuüben. Es gibt kein anderes Mittel, ihr das beizubringen. Die Proletarier werden geschult, indem sie zur Tat greifen. hier heißt es: Im Anfang war die Tat, und die Tat muss sein, dass die Arbeiter- und Soldatenräte sich berufen fühlen und es lernen, die einzige öffentliche Gewalt im ganzen Reiche zu werden. Nur auf diese Weise können wir den Boden so unterminieren, dass er reif wird zu dem Umsturz, der dann unser Werk zu krönen hat. (S. 24 und 25.)18

Die Geschichte macht es uns nicht so bequem, wie es in den bürgerlichen Revolutionen war, dass es genügte, im Zentrum die offizielle Gewalt zu stürzen und durch ein paar oder ein paar Dutzend neue Männer zu ersetzen. Wir müssen von unten auf arbeiten, und das entspricht gerade dem Massencharakter unserer Revolution bei den Zielen, die auf den Grund und Boden der gesellschaftlichen Verfassung gehen, das entspricht dem Charakter der heutigen proletarischen Revolution, dass wir die Eroberung der politischen Macht nicht von oben, sondern von unten machen müssen. Je größer die Aufgabe, umso mehr werden wir alle Kräfte zusammenfassen; und wir vergessen nicht: die Revolution versteht ihre Werke mit ungeheurer Geschwindigkeit zu vollziehen. Ich übernehme es nicht, zu prophezeien, wie viel Zeit dieser Prozess braucht. Wer rechnet von uns, wen kümmert das, wenn nur unser Leben dazu ausreicht, es dahin zu bringen.” (S. 26.)19

Mir scheint, dass Rosa Luxemburgs Verhältnis zur russischen Revolution und zu den “bolschewistischen” Losungen einer hellen Flamme gleich in der Programmrede glüht. Ihrem Rückblick auf die ersten Revolutionswochen und ihrem Ausblick auf die nächsten Aufgaben des revolutionären Proletariats in Deutschland stellte Rosa diese Ausführungen voran:

Was wir am 9. November erlebt haben, war zu drei Vierteln mehr Zusammenbruch des bestehenden Imperialismus als Sieg eines neuen Prinzips. (Zustimmung.) Es war einfach der Moment gekommen, wo der Imperialismus wie ein Koloss auf tönernen Füssen, innerlich morsch zusammenbrechen musste; und was darauf folgte, war eine mehr oder weniger chaotische, planlose, sehr wenig bewusste Bewegung, in der das einigende Band und das bleibende, das rettende Prinzip nur in der Losung zusammengefasst war: die Bildung der Arbeiter- und Soldatenräte. Das ist das Stichwort dieser Revolution, das ihr sofort das besondere Gepräge der proletarischen sozialistischen Revolution gegeben hat — bei allen Unzulänglichkeiten und Schwächen des ersten Moments, und wir sollen es nie vergessen, wenn man uns mit den Verleumdungen gegen die russischen Bolschewisten kommt, darauf zu antworten: wo habt ihr das ABC eurer heutigen Revolution gelernt? Von den Russen habt ihrs geholt: die Arbeiter- und Soldatenräte (Zustimmung), und jene Leutchen. die heute als ihr Amt betrachten, an der Spitze der deutschen so genannten sozialistischen Regierung die russischen Bolschewisten zu meucheln, Hand in Hand mit den englischen Imperialisten, sie fußen ja formell gleichfalls auf Arbeiter- und Soldatenräten, und sie müssen damit bekennen: die russische Revolution war es die die ersten Losungen für die Weltrevolution ausgegeben hat. Wir können sicher sagen — und das ergibt sich aus der ganzen Lage von selbst —: in welchem Lande auch nach Deutschland die proletarische Revolution zum Durchbruch kommt, ihre erste Geste wird die Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten sein. (Sehr richtig!) Gerade darin haben wir das einigende internationale Band unseres Vorgehens, das ist das Stichwort das unsere Revolution vollständig von allen früheren bürgerlichen Revolutionen scheidet, und es ist sehr charakteristisch für die dialektischen Widersprüche, in denen sich diese Revolution, wie alle Revolutionen übrigens, bewegt, dass sie schon am 9. November, als sie ihren ersten Schrei, gewissermaßen ihren Geburtsschrei ausstieß, das Wort gefunden hat, das uns fortleitet bis in den Sozialismus: Arbeiter- und Soldatenräte.”20

Paul Levi hat mit Missachtung von Leo Jogiches ausdrücklichem Willen Rosa Luxemburgs Kritik der bolschewistischen Taktik vom September 1918 veröffentlicht. Wenn er sich dazu berechtigt wähnte, so wäre es seine elementarste Pflicht gewesen, diese Kritik in ihrem geschichtlichen Zusammenhang zu geben. Es musste ausgesprochen werden, dass sie der Anfang und nicht der Abschluss von Rosa Luxemburgs ernstem Ringen mit den Problemen der russischen Revolution war. Die Feststellung durfte nicht fehlen, dass die scharfsinnige Theoretikerin der proletarischen Revolution ihre Septemberauffassung geändert hatte. Es war unstreitig Paul Levis gutes Recht, mit den Kautskys und Hilferdings der ganzen Welt im Chor diese Entwicklung als einen schweren, unverzeihlichen Fall zu rügen. Allein er durfte nicht wortlos an ihr vorübergehen. Paul Levi hat statt des Selbstverständlichen das wirklich Unbegreifliche getan. Im “Mitteilungsblatt” der KAG vom 6. Januar d. J. erklärt er. “Nein: Rosa Luxemburg hat ihre Ansicht über die Taktik der Bolschewiki bei Lebzeiten nicht geändert, wie auch Leo Jogiches nicht. Ja, ich glaube, auch die polnischen Freunde von Rosa Luxemburg haben ihre mit Rosa konforme Auffassung erst lange nach dem Tode von Rosa Luxemburg geändert.”

Die Freunde von Rosa Luxemburg” werden diese — sagen wir höflich — kühne Behauptung selbst zu beantworten wissen. Was den ermordeten Leo Jogiches anbelangt, so bestreite ich ihre Richtigkeit auf das Entschiedenste. Nicht bloß auf Grund gelegentlicher brieflicher Äußerungen von ihm, sondern ganz besonders auf Grund sehr eingehender Aussprachen mit ihm in der Woche vor seiner Meuchelung. Schon viele Jahre vor Ausbruch des Weltkrieges wendete ich mich auf Rosas Rat hin an Leo, wenn mir das Studium allein nicht befriedigende Auskunft über die revolutionäre Bewegung Russlands gab. Nun, da die russische Revolution selbst riesig und reisig unter uns stand, war es natürlich, dass ich ihn bei unserem Beisammensein um seine Meinung darüber befragte. Die großen, weittragenden Probleme der russischen Revolution, die Stellung der Sozialrevolutionäre. der Menschewiki und Bolschewiki dazu, die führenden Persönlichkeiten etc. waren wiederholt Gegenstand unserer Gespräche. Und ich bin bis heute felsenfest überzeugt, dass der seltene, Rosa kongeniale Mann mir so offen und rückhaltlos seine Meinung geäußert hat, wie er das stets zu tun pflegte.

Leo Jogiches hatte der bolschewistischen Politik in der russischen Revolution anfangs beobachtend, kritisch prüfend, ja bis zu einem gewissen Grad “misstrauisch” gegenüber gestanden. Er befürchtete damals, dass der “Lenin-Partei” nach dem ersten glänzenden Anlauf — der Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat und die Befestigung der Macht in den Sowjets — “der Atem für eine revolutionäre Realpolitik großen Stils” ausgehen könne. Jedoch der weitere Verlauf der russischen Revolution hatte je länger je mehr seine Zweifel entkräftet. “Die Revolution hat Lenin erzogen”‚ sagte mir Leo, “der Mann hat gelernt, hat ungeheuer viel gelernt. Was ist aus ihm geworden! Wer von uns hätte das gedacht! Die Revolution hat sich in den Bolschewiki die führende Partei geschaffen, die sie haben musste. Wir dürfen glauben, dass sich die Partei wirklich gewaltig “gemausert” hat. Die Formelgläubigkeil ist bei den Menschewiki und den Sozialrevolutionären. Sie haben darüber den Zusammenhang mit dem Leben der Revolution verloren. Was ist dadurch aus einem so geistreichen und theoretisch gebildeten Menschen wie Martow geworden! Ein steriler Kritikaster und Nörgler. Jetzt, nach der Kerenskiperiode mit ihren unzweideutigen Erfahrungen, nach der Machteroberung durch das Proletariat, jetzt im furchtbarsten Kampfe mit der Gegenrevolution über den “wahren Sinn” von Marx- und Engelszitaten und über die Demokratie in abstracto streiten, statt die proletarische Diktatur unerbittlich durchzuführen! Jetzt über Geschichte zu reden, statt Geschichte zu machen! Es ist unglaublich! Die Bolschewiki haben gelernt, was not tut. Sie handeln, handeln täglich, stündlich in dem klaren Bewusstsein, die Massen aktiv, handelnd machen zu müssen. Sie stehen nun auf der breiten, festen Basis des Verbundenseins mit den Massen, ohne die eine revolutionäre Partei ein Schemen bleibt.

Dies im Wesentlichen die Begründung, die Leo Jogiches dafür gab, dass er seine frühere abwartende Haltung gegen die Bolschewiki aufgegeben habe und in Reih und Glied mit ihnen stehe, ihre Politik als Ganzes billige. Leo Jogiches wertete sicherlich nicht jede Einzelmaßnahme dieser Politik als Gipfel der Weisheit. Seine Besorgnisse über die revolutionäre Zweckmäßigkeit, die Auswirkungen der Agrarpolitik z. B. waren noch nicht völlig geschwunden. Er war von der Überzeugung durchdrungen, dass die proletarische Revolution in Russland “noch nicht über den Berg sei, sondern erst dicht vor ihm stehe.” Jedoch seiner Meinung nach werde ihr die Politik der Bolschewiki — wenn konsequent weitergeführt und entwickelt — über den Berg helfen. Es versteht sich, dass Leo Jogiches dafür auch die Bedeutung der proletarischen Revolution in Westeuropa und namentlich in Deutschland in Rechnung stellte. Er hob es besonders anerkennend hervor, dass Lenin die russische Revolution von Anfang an nicht als “nationale Angelegenheit” betrachtet, sondern international orientiert habe. Was die umstrittenen Probleme anbelangt — Konstituante, proletarische Diktatur, “Demokratie”, fasste er die Politik der Bolschewiki — ihre Härten inbegriffen — als geschichtliche Notwendigkeit auf, begründet in den gegebenen konkreten Umständen. Es ist kein Zweifel, dass gerade Leo Jogiches’ Beurteilung der bolschewistischen Taktik von erheblichem Einfluss darauf gewesen ist, dass auch Rosa Luxemburg ihre frühere Meinung darüber geändert hat.

Für Rosas gewandelte spätere Einstellung zu den grundsätzlichen und taktischen Streitfragen der bolschewistischen Politik zeugt sie selbst am wirksamsten, zeugt ihre gesamte politische Betätigung von Anfang November 1918 bis zu ihrem Todestage. Diese Betätigung war nicht Privatsache in einem engen politischen “Familienkreis”. Sie erfolgte in breitester Öffentlichkeit als revolutionärer Kampf, als Sache des deutschen, des internationalen Proletariats. Und diese Betätigung ist ein monumentales Ganzes, dauerhafter als Erz. An seinem Sinn, an seinem Charakter kann nicht gedreht und gedeutelt werden. Jedennoch, für Paul Levi scheint Rosa Luxemburgs Werk in den inhaltsreichen Revolutionswochen versunken und vergessen. Wie der Josua des Alten Testaments Sonne und Mond still stehen lässt bis zum Gewinn der Schlacht durch sein Volk, also dekretiert Paul Levi, dass Rosa Luxemburgs Selbstverständigungsprozess über das gewaltigste Ereignis unserer Zeit abgeschlossen sei mit ihrer Septemberabhandlung für ihn, bis er seine Schlacht gegen die heidnischen Männer der Exekutive in Moskau siegreich geschlagen habe. Mit einem Satz streicht er die weitere Auffassungsentwicklung der rastlosen Denkerin aus, obgleich das Ergebnis zu Fleisch und Blut verkörpert in Rosas Handeln, in der Aktion der von ihr geführten proletarischen Vorhut Geschichte geworden ist. Wie sonst wäre die Erklärung im “Mitteilungsblatt” zu verstehen? Denn niemand wird die Verdächtigung wagen, Rosa Luxemburg habe eine öffentliche und eine geheime Ansicht über die Grundprobleme der bolschewistischen Revolutionspolitik gehabt; sie habe in Artikeln und Reden den Massen den Feuerwein des “russischen Beispiels” gereicht, allein im stillen Kämmerlein eine sanfte demokratische Reformlimonade zurecht gebraut für den posthumen Hausgebrauch Paul Levis. Die ausgewachsene Lächerlichkeit solcher Mutmaßung schlägt ihre Infamie tot.

Die betriebsame Buchhändlerreklame hat verfügt, dass Paul Levi Rosa Luxemburgs "politischer Erbe” sei, und die “Kleinen von den Seinen” echoen dieses Diktum in alle Winde nach. Allein die Herrschaften vergessen, dass politische Erbhalterschaft nicht aus dem Besitz von Nachlasspapieren verordnet werden kann, dass sie arbeitend, kämpfend erworben werden muss. Paul Levis politisches Handeln seit dem Dritten Weltkongress der Kommunistischen Internationale aber häuft Beweis auf Beweis, wie wesensfremd dieser “Sturmgeselle” der ersten Revolutionszeit, der kühnen, konsequenten Vorkämpferin der proletarischen Internationale der Tat geworden ist. Dieses Handeln ist der Ausdruck einer inneren Entwicklung, die zwangsläufig sich immer weiter von dem entfernt, was der geschichtliche Inhalt von Rosa Luxemburgs Denken und Willensziel war. Die Veröffentlichung der “Nachlassbroschüre” ist die Besiegelung des Prozesses. Das aber nicht etwa bloß, weil sie äußerlich in Widerspruch zu Rosas späteren Absichten und Leo Jogiches ausdrücklichem Willen steht, sondern weil sie innerlich, nach ihrer Tendenz, ihrem Zweck eine Verneinung des Wesens, des Handelns der beiden großen Toten ist. Die Unterschiede der Begabung etc. etc. vorausgesetzt. erweist sich Paul Levi als “politischer Erbe” Rosa Luxemburgs‘ wie die Bernhard Becker, Mende und tutti quanti Sekretäre Lassalles “politische Erben” gewesen sind. Er missbraucht das Erbe, das sie dem internationalen Proletariat gelassen, indem er es in den Käfig seiner persönlichen Auffassung zu sperren und in den Dienst seiner persönlichen Politik zu spannen sucht.

So wenig die nun überwundene, romantisch verstiegene ,‚revolutionäre Märzphilosophie” sich am hellen, tiefen Born von Rosa Luxemburgs Gedanken genährt hatte, so wenig hat die sich superklug-vernünftig gebärdende Theorie der einen “großen sozialrevolutionären Arbeiterpartei”, deren Prophet Paul Levi sein möchte von Rosa Luxemburgs heißem Herzblut getrunken. Das geistreichste Spielen mit den Begriffen der “Sekte” und “Masse” schafft nicht die geschichtlichen Vorbedingungen einer Massenpartei, und die Kritik an der “verfaulenden” Kommunistischen Partei Deutschlands und der sündigen Exekutive in Moskau allein auch noch nicht. Diese Kritik mag ein angenehmer literarischer Zeitvertreib sein, der im Bewusstsein der eigenen politischen Gottähnlichkeit selbstzufrieden macht, allein sie ist nicht schöpferische, politische Tat. Denn sie eröffnet nicht neue geschichtliche Perspektiven auf den Weg, der das Proletariat aus dem Ägypten der kapitalistischen Knechtschaft in das Kanaan des Sozialismus, des Kommunismus führt. Umgekehrt: sie deutet unmissverständlich auf die alten, ausgetretenen Reformstraßen in einem Reich des wieder erstarkenden und sich verjüngenden Kapitalismus, in dem das Proletariat sich häuslich einzurichten habe.

Darin besteht der Bruch mit Rosa Luxemburgs Gedankenwelt und die Abkehr von ihr. Die unvergängliche geschichtliche Leistung unserer führenden Theoretikerin bei Kriegsausbruch war, den Willen des internationalen Proletariats in klarer Erkenntnis darauf einzustellen, dass es nach dem imperialistischen Riesenmorden keine “Renaissance” des Kapitalismus geben dürfe, dass die proletarische Weltrevolution das Weltgericht über ihn sein müsse. Ob eine “Massenpartei”‘ ob eine “sozialrevolutionäre Arbeiterpartei” Geist vom Geist und Herz vom Herz Rosa Luxemburgs ist, das hängt also wahrhaftig nicht ab von dem Umfang und dem Einheimsen billiger Augenblickserfolge. Darüber entscheidet einzig und allein die Willens- und Zielsetzung der Partei, ihr geschichtlicher Lebensinhalt. Rosa Luxemburg hat über das Verhältnis zwischen Partei und Masse stets die Auffassung festgehalten, dass Blanquis Theorie von den “revolutionären Kadern” geschichtlich modifiziert und weiterentwickelt ihre Richtigkeit habe. Nämlich in dem Sinne, dass eine ideologisch und organisatorisch einheitliche, geschlossene Partei das feste Rückgrat und das denkende, leitende Hirn revolutionärer Massenbewegungen und Massenkämpfe sein müsse, ihre vorantreibende Stoßkraft, aber auch ihre ausdauernde Tragkraft. Als eine solche Partei sollte in Deutschland “Spartakus” den Sklaven unserer Tage das Banner der Revolution vorantragen.

Rosa Luxemburgs “politische Erben” werden nicht Einzelpersönlichkeiten sein, die mit mehr oder weniger Talent und Geschick ihre Theorie mit den Lippen anrufen. Sie werden erstehen in Gestalt proletarischer Massen, die im Geist der unsterblichen Führerin handeln, kämpfen. Sie müssen ihr Erbe antreten. Darum dem internationalen Proletariat, was des internationalen Proletariats ist. Ihm muss das reiche politische Erbe ganz zu Eigen werden, das Rosa Luxemburg ihm hinterlassen hat. Leo Jogiches’ letzter Wille war klar und ist verpflichtend, wie das Recht des internationalen Proletariats selbst. Die Freunde, die danach mit ihm zusammen Rosas gesamte Schriften herausgeben sollten, wurden zunächst durch die Tagesaufgaben der Situation daran gehindert, diese ihre Pflicht zu erfüllen. Vergangenen Sommer taten sie die vorbereitenden Schritte dazu. Die Exekutive der Kommunistischen Internationale stellte die Mittel für die Herausgabe von Rosa Luxemburgs gesamten Werken bereit. Paul Levis Einfluss hat bis jetzt verhindert, dass die notwendige Bestandaufnahme und Katalogisierung von Rosa Luxemburgs literarischem Nachlass vorgenommen werden konnte. Der Grund? Weil es seiner persönlichen Meinung über die Exekutive der Dritten Internationale widerspricht, dass sie es ist, die zunächst die Kosten für die Herausgabe trägt. Sein Verhalten in dieser Angelegenheit ist zusammen mit der Art, der Aufmachung, dem Zweck der Nachlassbroschüre ein Teil des politisch-theatralischen Harakiris als Kommunist, das er an sich in der Öffentlichkeit vollzieht und dem peinlichster Verwesungsgeruch entströmt. Das irreführende Bild von Rosa Luxemburgs Einstellung zu der russischen, zu der proletarischen Revolution, das Paul Levi geben möchte, verschwindet gleich einem Spuk vor der klaren, eindringlichen Stimme der Erschlagenen und doch so Lebendigen. Ihr letztes Werk muss zuerst erscheinen. Ihre Artikel in der “Roten Fahne” sind Rosa Luxemburgs politisches Testament. Sie gehören gesammelt als Broschüre in die Hand der Massen. Diese werden dann wählen. Nicht etwa zwischen der Rosa Luxemburg vom September 1918 und der Rosa Luxemburg der Revolutionswochen, denn sie ist ein- und dieselbe. Zu entscheiden ist vielmehr zwischen allen Denen, die ihre Rückwärtsentwicklung mit Berufung auf die große Tote rechtfertigen möchten, und Rosa Luxemburg, der Vorwärtsstürmenden zur proletarischen Revolution.

* Von diesen Artikeln sind mit Rosa Luxemburgs Namen gezeichnet nur die beiden ersten und der letzte. Eine gut unterrichtete und zuverlässige Freundin Rosas bestätigte, dass die Leiter “Der Acheron in Bewegung” und “Ein gewagtes Spiel”, “Nationalversammlung oder Räteregierung” ebenfalls aus Rosas Feder stammen. Für die Autorenschaft der anderen angeführten Beiträge sprechen starke Gründe des Inhalts und der Form.

1 a.a.O., S. 397-400. Hervorhebungen von Rosa Luxemburg

2 a.a.O., S. 407-410. Hervorhebungen von Rosa Luxemburg

3 a.a.O., S. 419-422. Hervorhebungen von Rosa Luxemburg

4 a.a.O., S. 429-432, hier S. 430-432. Hervorhebungen von Rosa Luxemburg

5 a.a.O., S. 462-465, hier S. 462

6 a.a.O., hier S. 463-465. Hervorhebungen von Rosa Luxemburg

7 a.a.O., S. 474-476. Hervorhebungen von Rosa Luxemburg

8 a.a.O., S. 533-538, hier S. 534-538. Hervorhebungen von Rosa Luxemburg

9 a.a.O., S. 488-513, hier S. 495 f.

10 a.a.O., S. 496 f.

11 a.a.O., S. 500 f.

12 a.a.O., S. 503

14 a.a.O., S. 504

16 a.a.O., S. 505 f.

17 a.a.O., S. 509 f.

18 a.a.O., S. 510 f.

19 a.a.O., S. 512 f.

20 a.a.O., S. 497 f.

Kommentare