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August Bebel 19050625 Brief an das Internationale Sozialistische Büro

August Bebel: Brief an das Internationale Sozialistische Büro

Zürich, den 25. Juni 1905

Werter Genosse!

Wir können uns für die Konferenz in Sachen Marokko nicht erklären. Wir können nicht anerkennen, dass die Marokkoangelegenheit einen Charakter angenommen habe, der eine Zusammenkunft und ein Votum unsererseits rechtfertige.

Wir haben den Eindruck, dass man in England etwas sehr nervös ist und die Dinge ernster ansieht, als sie sind. Sollen wir wegen jeder etwas ernsten diplomatischen Verwicklung zusammenkommen und sofort resolvieren, so fürchten wir, bringen wir uns sehr rasch um unseren Kredit.

Hinzu kommt, dass weder Singer noch ich kommen können, da wir zwischen dem 9.-16. mit Wahlagitationen beschäftigt sind (Nachwahlen).

Viel ernster sind die Streitigkeiten zwischen unseren russischen Genossen, die so nicht weitergehen können. Wir sind aber der Meinung, dass diese Angelegenheit von einem kleineren Kreis leichter entschieden werden kann als vom Gesamtbüro.

Wie wir die Streitigkeiten unserer russischen Genossen kennen, dürfte die Schlichtung derselben viele Tage in Anspruch nehmen, diese Zeit kann das Gesamtbüro nicht opfern. Wir schlagen vor, dass das Exekutivkomitee die Sache in die Hand nimmt und entscheidet. Das Gesamtbüro könnte eventuell als letzte Instanz angerufen werden.

Mit parteigenössischem Gruß

A. Bebel

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