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Polnische Sozialistische Partei, Revolutionäre Fraktion

Fraki" war die abgekürzte Bezeichnung für die „Polnische Sozialistische Partei, Revolutionäre Fraktion". Es war dies der rechte Flügel der 1893 gegründeten PPS. Während der Revolution 1905/06 bekamen die linken Elemente (die sogenannten „Jungen") in der PPS das Übergewichte und verdrängten die „Alten" (d. h. die Rechten) aus der Führung.

Obwohl die neue, „linke" Führung keine neue, konsequent revolutionäre Linie herauszuarbeiten imstande war, brach sie doch mit der alten Konzeption der Vorbereitung eines neuen nationalen Aufstandes im Namen der Unabhängigkeit Polens und begab sich auf den Weg des mit dem Proletariat ganz Russlands gemeinsam geführten Klassenkampfes.

Die „alten" nationalistischen Politiker, mit Piłsudski an der Spitze, gruppierten sich hauptsächlich um die „Kampfabteilung des Zentralkomitees der PPS", verlegten das Schwergewicht ihrer Tätigkeit auf die terroristische und die Partisanentätigkeit und waren bestrebt, die Kampforganisation der PPS zum Keim der künftigen polnischen Aufständischen-Armee zu machen. Die Rechten fanden aktive Unterstürzung bei der Leitung der polnischen Sozialdemokratie Galiziens und Österreichisch-Schlesiens (siehe den berüchtigten „Offenen Brief" Daszyńskis an das ZK der PPS von Ende 1905).

Im Herbst 1906 verschärfte sich der Kampf zwischen den Rechten und den Linken derart, dass die Rechten sich zur Spaltung entschlossen.

Im November 1906 verließen die Rechten den IX. Parteitag der PPS und veröffentlichten eine Deklaration, die den Parteitag als nicht die Gesamtpartei vertretend, sondern vielmehr als fraktionell bezeichnete.

Im März 1907 beriefen die Rechten (die sich anfangs hinter der Losung der Wiederherstellung der Einheit der Partei auf föderativer Grundlage verschanzten) ihren eigenen Parteitag ein und bildeten eine neue Partei, die die Bezeichnung „Polnische Sozialistische Partei, Revolutionäre Fraktion" annahm (daher der Name „Fraki").

Da die „Fraki" den Einfluss auf die Arbeitermassen In Russisch-Polen verloren, verlegten sie das Zentrum ihrer Tätigkeit von 1908 an auf die Organisierung von Militärschulen und Zirkeln im Ausland. Aus diesen Zirkeln ging mit Unterstürzung des österreichischen und deutschen Imperialismus die Organisation der „Schützen" hervor, die der Kader der späteren, während des Weltkrieges im Dienste der Zentralmächte stehenden „polnischen Legionen" waren.

Die Hauptführer dieser Partei waren: Piłsudski, M. Manjkowski, Mirrecki, Slawek, Arciszewski, Jodko-Narkiewicz (Wronski), L. Wagilewski (Plochocki), P. Perl (Res), Filippowicz, Jendrzejewski. Auf dem Wege der Vereinigung der ehemaligen „Revolutionären Fraktion" mit der Polnischen Sozialdemokratischen Partei Galiziens und Österreichisch-Schlesiens sowie der PPS in den polnischen Gebieten Preußens wurde im Jahre 1919 die heutige PPS gebildet. [Band 17]

Fraki“ – Spottname für die Mitglieder der sogenannten „revolutionären“, d. h. nationalistischen, rechten Fraktion der PPS, der in polnischen und russischen revolutionären Kreisen gebräuchlich war. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 19, Anm. 121]

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