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Rostower Streiks

Die Demonstrationen in Rostow am Don begannen im Anschluss an einen wirtschaftlichen Streik der Arbeiter der dortigen Eisenbahn-Werkstätten, der am 4./17. November 1902 ausbrach. Die Bewegung griff rasch um sich und zog auch die Arbeiter von Noworossijsk und der Eisenbahnstation Tichoretzkaja hinein. Am 7./20. November griffen die Arbeiterversammlungen auf die Vorstadt von Rostow, Temernik, über, wo ununterbrochen Massenmeetings unter freiem Himmel abgehalten wurden. Die Verbindung von Streik und Demonstration war so neuartig, dass die Behörden überrascht waren und ihre Sicherheit verloren. Erst am 11./24. November wurde die Vorstadt Temernik von Kosaken umzingelt und von der Stadt abgeriegelt. Die Ereignisse von Rostow, die den Übergang zu neuen, höheren Kampfformen und -methoden bedeuteten, wurden seinerzeit von Lenin in einem Artikel: „Neue Ereignisse und alte Fragen" in Nr. 29 der „Iskra" vom 1./14. Dezember 1902 beleuchtet. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 7, Anm. 10]

Am 4./17. November 1902 begann in Rostow am Don ein Streik in den wichtigsten Eisenbahnwerkstätten In einem besonderen Artikel „Neue Ereignisse und alte Phrasen“ gab Lenin unter anderem die folgende Bewertung dieses Streiks, der den Übergang zu neuen Formen und Methoden des proletarischen Kampfes ankündigte: „Der Streik, der viele Tausende von Arbeitern erfasst und mit rein wirtschaftlichen Forderungen begonnen hat, entwickelt sich rasch zu einem politischen Ereignis … Volksmengen, die nach den Bekundungen verschiedener Teilnehmer die Zahl von 20–30.000 erreichen, veranstalten politische Versammlungen, die durch ihren Ernst und ihre Ordnung Erstaunen erregen und in denen sozialdemokratische Flugblätter verlesen und leidenschaftlich erörtert, in denen politische Reden gehalten und … die ABC-Wahrheiten des Sozialismus und des politischen Kampfes auseinandergesetzt werden … Verwaltungsbehörden und Polizei verlieren den Kopf … und sind nicht imstande, zu verhindern, dass im Verlauf mehrerer Tage politische Massenversammlungen unter freiem Himmel veranstaltet werden, wie sie das Russenreich noch nie gesehen hat. Schließlich setzt die Menge der aufgebotenen militärischen Macht einen verzweifelten Widerstand entgegen, und die Ermordung eines Genossen wird am nächsten Tage zum Anlass einer politischen Demonstration an seinem Sarge … und tausendmal hatte das Parteikomitee für das Dongebiet recht, wenn es in seinem Flugblatt … vom Rostower Streik als von einem Schritte zur allgemeinen Erhebung der russischen Arbeiter für die Forderung der politischen Freiheit schrieb. Bei solchen Ereignissen beobachten wir tatsächlich mit eigenen Augen, wie der allgemeine bewaffnete Volksaufstand gegen die absolutistische Regierung nicht nur als Gedanke in den Köpfen und Programmen der Revolutionäre heranreift, sondern auch als unvermeidlicher, praktisch natürlicher, nächster Schritt der Bewegung selber, als Ergebnis der wachsenden Empörung, der wachsenden Erfahrung, der wachsenden Kühnheit der Massen, die von der russischen Wirklichkeit so wertvolle Lehren, eine so ausgezeichnete Erziehung erhalten.“ [Ausgewählte Werke, Band 2]

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