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Straßendemonstrationen 1910

Eines der unzweifelhaftesten Anzeichen dieses revolutionären Aufschwungs waren zugleich mit dem Sommerstreik des Jahres 1910 die Straßendemonstrationen im Zusammenhang mit dem Ableben des gewesenen Präsidenten der ersten Reichsduma S. A. Muromzew und mit dem Ableben Leo Tolstois. Vom Beginn eines neuen revolutionären Aufschwungs zeugte auch die Welle studentischer Versammlungen, Kundgebungen gegen die Regierung und Proteste gegen die reaktionäre Politik des Absolutismus gegenüber den Hochschulen, gegen die Grausamkeiten in den Gefängnissen und gegen die Folterung der Revolutionäre im Zuchthaus von Wologda und am Serentuj, die sich über eine Reihe von Städten ergoss In einer Würdigung der Bedeutung dieser Straßendemonstrationen und Kundgebungen in dem Artikel: „Der Beginn der Demonstrationen“ schrieb Lenin: „Das Proletariat hat den Anfang gemacht. Andere, bürgerliche, demokratische Klassen und Schichten der Bevölkerung führen die Sache weiter. Der Tod des gemäßigt liberalen, der Demokratie fremden Vorsitzenden der ersten Duma ruft den ersten schüchternen Anfang der Kundgebungen hervor. Der Tod Leo Tolstois gibt zum ersten Male nach langer Unterbrechung den Anlass zu Straßendemonstrationen unter Beteiligung vorwiegend der Studentenschaft, aber auch der Arbeiter. Die Einstellung der Arbeit in einer ganzen Reihe von Fabriken und Betrieben am Tage des Begräbnisses Tolstois zeigt den Beginn, wenn auch einen sehr schüchternen Beginn, von Demonstrationsstreiks an. In der allerletzten Zeit haben die Bestialitäten der zaristischen Kerkermeister, die in Wologda und am Serentuj unsere, wegen ihres heroischen Kampfes in der Revolution verfolgten und im Zuchthaus schmachtenden Genossen folterten, die Gärung unter den Studenten noch mehr gesteigert. Überall in Russland gibt es Demonstrationen und Meetings, die Polizei dringt mit Gewalt in die Universitäten ein, prügelt die Studenten, verhaftet sie, verfolgt die Zeitungen wegen des geringsten der Wahrheit entsprechenden Wortes über die Unruhen und verstärkt damit nur noch diese Unruhen. Das Proletariat hat den Anfang gemacht. Die demokratische Jugend setzt die Sache fort. Das russische Volk erwacht zu neuem Kampfe, es geht einer neuen Revolution entgegen“ (Sämtliche Werke, Bd. XIV). [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 79]

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