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Subatowtum

Die Subatowiade war ein politisches System (Polizei-Sozialismus), das der Chef der Moskauer politischen Geheimpolizei, Subatow, unterstützt vom Innenminister Plehwe, der Arbeiterklasse gegenüber anwandte und das darin bestand, auf Initiative der Geheimpolizei legale Arbeiterorganisationen zu schaffen, um die Arbeiter vom politischen und revolutionären Kampfe abzulenken. Die erste Subatoworganisation wurde im Mai 1901 in Moskau gegründet, der „Unterstützungsverein der Arbeiter der mechanischen Industrie“, ihr folgten Organisationen in anderen Zweigen. Subatow führte einen systematischen Vernichtungsfeldzug gegen die revolutionären Organisationen, deren Einfluss auf die Arbeiterbewegung er zu paralysieren suchte. Die revolutionäre Sozialdemokratie führte ihrerseits einen erbitterten Kampf gegen die korrumpierende, provokatorische Tätigkeit der Subatowagenten. Die Streikbewegung im Jahre 1903, besonders der Generalstreik in Südrussland, fegten die Subatoworganisationen hinweg. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 3, Anm. 137]

Als „Subatowiade“ wird das in den Jahren 1901–1903 von Subatow, dem Leiter der Moskauer Geheimpolizei, angewandte System bezeichnet, das darin bestand, die Arbeiterklasse durch Gründung von legalen gewerkschaftlich-wirtschaftlichen Vereinen, die unter Führung der Polizei standen, vom revolutionären politischen Kampf abzulenken. Die Agenten Subatows versicherten den Arbeitern, dass die politische Freiheit und eine Verfassung für sie absolut nicht notwendig, ja sogar schädlich seien. Sie suchten nachzuweisen, dass die materielle Lebenshaltung der Arbeiter nur mit Hilfe der zaristischen Regierung gehoben werden könne. Auf diesen Grundlagen organisierte Subatow 1902 in Moskau den „Verein zur gegenseitigen Hilfe der Arbeiter in den mechanischen Betrieben“. Später wurden ähnliche Vereine auch in anderen Städten organisiert. „Das Leben der Arbeiterklasse“ – schrieb Subatow über diese Periode seiner Tätigkeit – „wurde in ein bestimmtes Fahrwasser gelenkt, wo sich gewöhnlich alle Leidenschaften legten und die Missverständnisse in der Mehrzahl der Fälle auf friedlichem Wege geschlichtet wurden, ohne auf die Straße getragen zu werden und ohne die Form von Betriebsunruhen anzunehmen.“ Gleichzeitig mit der Organisierung legaler „Arbeitervereine ging Subatow systematisch aufs Rigoroseste gegen die revolutionären Organisationen vor, im Bestreben, ihren Einfluss auf die Arbeiterbewegung auszuschalten. Die revolutionäre Sozialdemokratie führte ihrerseits einen erbitterten Kampf gegen die zersetzende, provokatorische Tätigkeit der Subatow-Leute.

Die Regierung wagte nicht, das gefährliche Experiment fortzusetzen, und die Subatowschen Organisationen wurden daher liquidiert; später erlebten sie eine Wiedergeburt in der „Gaponiade“. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 9, Anm. 68]

Die Taktik Subatows – das „Subatowtum" – war ein politisches System („Polizei-Sozialismus"), das der Chef der Moskauer politischen Geheimpolizei, Subatow, unterstützt vom Innenminister Plehwe, der Arbeiterklasse gegenüber anwandte, und das darin bestand, auf Initiative der Geheimpolizei legale Arbeiterorganisationen zu schaffen, um die Arbeiter vom politischen und revolutionären Kampfe abzulenken. Die Zarenregierung, die beunruhigt war durch das Anwachsen der Arbeiterbewegung am Ausgang des XIX. und zu Beginn des XX. Jahrhunderts und die voraussah, dass das Proletariat vom ökonomischen Kampf gegen die Kapitalisten unvermeidlich übergehen würde zum politischen Kampfe gegen den Absolutismus, unternahm den Versuch, die Arbeiterbewegung in ihre Hände zu nehmen und sie in die Bahnen des rein wirtschaftlichen Kampfes gegen die Kapitalisten zu lenken, wobei sie in der Rolle eines Schiedsrichters auftrat, der die Arbeiter gegen die „ungesetzlichen" Anmaßungen der Unternehmer verteidigt. Auf diese Weise wollte sie den drohenden unmittelbaren Zusammenstoß zwischen Arbeiterklasse und Absolutismus abwenden. Subatow, der die Arbeiterbewegung und die sozialistische Literatur aufmerksam verfolgte, fasste später den neuen Kurs der „Arbeiterpolitik" der Zarenregierung in folgende vier Punkte zusammen: „1. Evolution an Stelle der Revolution, infolgedessen also – im Gegensatz zu den Revolutionären – Verneinung aller Formen und Arten von Gewalt; 2. Propaganda der Vorzüge der absolutistischen Regierungsform auf dem Gebiet der sozialen Beziehungen als einer Form, die, da sie über den Klassen steht, das Schiedsgerichtsprinzip verkörpert, und folglich allen Methoden der Gewalt feindlich gegenübersteht und zur Gerechtigkeit neigt; 3. Klarstellung des Unterschiedes zwischen der revolutionären Arbeiterbewegung, die von sozialistischen Prinzipien ausgeht, und der Gewerkschaftsbewegung, die auf den Prinzipien der kapitalistischen Ordnung beruht: die erste befasst sich mit der Reform aller Klassen der Gesellschaft, die zweite mit ihren unmittelbaren Interessen; 4. Festlegung des Grundsatzes, dass die Grenzen der Selbsttätigkeit dort aufhören, wo die Rechte der Regierung beginnen, ein Überschreiten dieser Linie wird als unzulässige Willkür betrachtet – alles muss zur Regierung und durch die Regierung geleitet werden."

Die erste Subatoworganisation wurde im Mai 1901 in Moskau gegründet, der „Unterstützungsverein der Arbeiter der mechanischen Industrie", ihr folgten Organisationen in anderen Zweigen. Im Sommer des gleichen Jahres gründete Subatow in Nordwest-Russland zum Kampfe gegen den Bund die „jüdische unabhängige Arbeiterpartei" (M. Wilbuschewdtsch, Tschemeriski); Subatowsche Vereine entstanden unter verschiedenen Bezeichnungen in Odessa (Schajewitsch), Kiew, Nikolajew und Charkow. In Petersburg hatte die Subatowsche Propaganda keinen großen Erfolg (hier, in Petersburg, tauchte im Jahre 1903, als das „Subatowtum" bereits seinem Ende entgegenging, der Priester Gapon auf, der mit der politischen Polizei in Verbindung stand), in Moskau aber war der Einfluss der Subatowleute ziemlich stark, und am 19. Februar 1902 gelang es Subatow, eine patriotische Demonstration von 50.000 Arbeitern am Denkmal Alexanders II. zu organisieren. Der nächste Mitarbeiter Subatows, der seine Ideen unter den Arbeitern propagierte, war der Arbeiter A. Slepow, der den Arbeitern zu beweisen suchte, dass die Verfassung nicht notwendig sei und nur der Intelligenz Vorteile bringe, und der ihnen für die Zukunft die Einführung des Achtstundentages auf Initiative der Regierung versprach. Ende 1902 organisierte Subatow in Moskau aus Vertretern der Bezirke den „Rat der Arbeiter der mechanischen Industrie", der Klagen über die Unternehmer entgegennahm, Untersuchungen veranstaltete, Konflikte schlichtete usw. „Das Leben der Arbeitermasse – schrieb Subatow über diese Periode seiner Tätigkeit – wurde in bestimmte Bahnen gelenkt, wo sich gewöhnlich alle Leidenschaften beruhigten, Missverständnisse aber meist auf friedlichem Wege erledigt wurden, ohne dass die Arbeiter auf die Straße gingen oder in Fabriken und Betrieben Unruhen ausbrachen." Neben der Organisation von wirtschaftlichen (gewerkschaftlichen) Vereinigungen wurden auch kulturelle und Bildungsvereine gegründet, wo zuerst Professoren und später Pfaffen den Arbeitern Vorlesungen hielten. Subatow beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Schaffung von legalen Arbeiterorganisationen, sondern führte auch einen systematischen Vernichtungsfeldzug gegen die revolutionären Organisationen, deren Einfluss auf die Arbeiterbewegung er zu paralysieren suchte. Die revolutionäre Sozialdemokratie führte ihrerseits einen erbitterten Kampf gegen die korrumpierende, provokatorische Tätigkeit der Subatowagenten. Die Streikbewegung im Jahre 1903, besonders der Generalstreik in Südrussland, fegten die Subatoworganisationen hinweg; diese hatten nicht die Kraft, die Arbeiterbewegung, die einen offensichtlich politischen und revolutionären Charakter annahm, in ihrem Rahmen festzuhalten. Die Subatowschen Organisationen, die zur Stärkung des Absolutismus geschaffen worden waren, begannen sich in legale Stützpunkte zum Kampf gegen den Absolutismus zu verwandeln. Die Regierung wagte es nicht, das gefährliche Experiment fortzusetzen, und so wurden die Subatowschen Organisationen aufgelöst, um später in der „Gaponiade" für kurze Zeit wieder aufzuleben.

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